Anker auf!

03. August 2015, Montag, Baro 1014, sonnig, warm, Wind S 13 Knoten, am Ankerplatz zwischen den Isles des Lérins

Am Morgen unternehmen wir mit Liz und Kevin und Barbie und Wayne einen ausgedehnten Inselrundgang um St. Honorat, besichtigen die renovierte Festung, die sehr schön ist, aus drei verschiedenen Bauzeiten stammt, dem 13., 15. und 16. Jahrhundert, zum Teil aus noch viel älteren Steinen und Säulen aus der Römerzeit errichtet, dort sind freiwillige Führer unterwegs und erklären den Besuchern alles. Da England und Australien kein französisch sprechen, versuche ich ein paar Brocken aufzufangen und ihnen zu übersetzen. Bilder folgen, sobald wir Wlan haben.

Um 13:00 Uhr haben wir abgelegt, bei schönstem Wind, strahlendem Sonnenschein nehmen wirKurs auf die Insel Korsika. Irgendwann morgen ganz früh werden wir hoffentlich in Calvi sein, und dann gibt es einen weiteren Bericht.
14:00 Uhr: Der Wind frischt auf gute 14 Knoten auf, und raumt ein kleines bisschen, wir machen 6,8 Knoten.
15:00 Uhr: Der Skipper geht schlafen, wir segeln mit Halbwind und ca. 11 Knoten über 7 Knoten schnell. Vorhin ist uns ein Segler entgegengekommen, der offensichtlich nur auf einem Tagestripp war, denn er war vorher Richtung Korsika gesegelt. Ein schnelles Motorboot kommt entgegen, und verschwindet Richtung Cannes.
16:00 Uhr: Der Wind kommt immer noch aus 90 Grad, hat aber ein bisschen nachgelassen auf 9 Knoten. Noch 75 sm, wir machen 6,4 Knoten über Grund.
18:00 Uhr: Der Wind kommt mit 9-10 Knoten aus 110 Grad steuerbord, wir segeln mit 6,5 Knoten in der schönsten Sonne auf flachem Wasser. Leider lassen sich auch keine Wale oder Delfine blicken, keine Schiffe oder Fähren, nur zwei kleine Messbojen können wir erkennen.
18:30 Uhr: Beim Versuch, den Spi zu setzen, müssen wir leider feststellen, dass er nicht ordentlich gepackt ist. Letztes Mal haben wir ihn einfach nur so in denSack getan, ohne ihn so zusammenzupacken, dass er beim nächsten Mal ohne Probleme zu setzen ist.
19:00 Uhr: Der Spi steht, die Geschwindigkeit steigt sofort auf über 8 Knoten. Der Wind raumt immer weiter, und nimmt weiter ab. Ich will Frikadellen braten und schütte aus Versehen mindestens zwei Esslöffel Pfeffer dran, kann es aber gerade noch retten, indem ich mit einem Kaffeelöffel möglichst viel davon wieder abkratze. Dann halte ich mich mit dem weiteren Würzen zu sehr zurück, sodass Volker nachsalzt! Das mache normalerweise nur ich.
20:00 Uhr: Bullenstander gesetzt (damit der Baum nicht aus Versehen auf die andere Seite schwingen kann, das wäre eine “Patenthalse” und sehr schlecht u.U. für Mensch und Material, wenn so ein Baum mit dem großen Segel dran voller Wucht umschlägt).
Ein kleiner fliegender Fisch schwimmt vorbei, neben einer verirrten Libelle, die uns lange Zeit begleitet, das einzigeTier, das wir bisher gesehen haben.
20:47 Uhr: Die Sonne ist am Horizont untergegangen, ein Motorboot kommt von hinten auf, der Wind hat sich wieder stabilisiert. Der korsische Mohr flattert als neue Gastlandflagge fröhlich unter der Steuerbordsaling. Noch 43 Meilen. Volker macht sich bereit für die erste Nachtwache, es wird so feucht, dass wir die Segelkleider anlegen, Gummihose und -jacke, die Taschenlampe kommt in die Jackentasche, Schwimmweste und Life-Leine liegen bereit. Jetzt noch ‘ne Flasche Wasser dazu, und fertig ist er für die Nacht.
22:30 Uhr: Der Mond geht auf. Wie ein großer roter, oben rechts stark angenagter Ball steigt er am östlichen Horizont aus dem Wasser. Der Wind hat sich nach einer kurzen Schwächeperiode wieder stabilisiert. Speed 5-5,5 Knoten. Noch 33 Meilen.
Es haben sich lauter Wolken gebildet, über der Küste von St. Tropez sind dicke Wolken, auch über Korsika sind Wolken an den Himmel gezogen, hoffentlich verdecken sie nicht den Mond.
04.08.2015, 01:00 Uhr: Der Spi muss runter, der Wind hat auf unter 6 Knoten abgenommen. Der Spi ist so pitschnass, dass wir ihn direkt in den Sack stopfen und im Beiboot vertäuen, auch ich muss zu Wache die Gummihose drüberziehen. Volker geht schlafen.
01:15 Uhr: Der Motor ist an und wir müssen gleich dem Passagierschiff Europa2 ausweichen, das nach St. Tropez fährt. Noch 20 sm.
Die Wolken haben sich komplett verzogen, es ist sternenklar und ein heller Mond steht am Himmel. Die Cassiopeia kann ich erkennen, bei den anderen hilft mir meine Sternen-App. Am südlichen Himmel wieder dieser komische Schlangenträger, üner den habe ich mich schon mal in einer Nachtwache gefreut.
02:16 Uhr: Die Athara, ein italienisches Passagierschiff mit Ziel Genua gleitet majestätisch und überreichlich beleuchtet in einer Seemeile Entfernung vorbei. Voraus sieht man schon die Lichter von Calvi und von einer Stadt, die oben auf einem Berg liegen muss. Geschwindigkeit unter Motor um die 5,5 Knoten. Noch 15 sm.
Zwei große italienische Passagierschiffe mit Ziel Porto Torres ziehen hinter der Hexe durch, von rechts kommt ein Boot ohne Namen, das nur 5,4 Knoten fährt, und das wir erst in anderthalb Stunden treffen werden. Bestimmt auch ein Segler.
03:30 Uhr: Der Wind hat gedreht, er kommt jetzt von backbord vorne, ich muss zum Bug und den Bullenstander losmachen, damit das Großsegel auf die andere Seite kann. Das weckt natürlich Volker, wenn irgendetwas am Boot passiert, aber er legt sich nochmal hin, es sind ja noch über 8 sm. Der Felsen der Rebellata ist schon gut zu sehen, den Leuchtturm darauf habe ich schon seit mehreren Stunden erblickt.
05:15 Uhr passieren wir die Citadella und machen erst einmal in der Marina fest, um dem Nico die Gelegenheit zu einem Spaziergang zu geben. Leider hat der Boulanger noch geschlossen, sonst hätten wir uns ein schönes Baguette gekauft. So muss nachher die “Levure du Boulanger” mal zeigen, was sie drauf hat, dann backe ich eben Brot. In den Straßen sind noch ein paar Nachtschwärmer, und die ersten Müllmänner sammeln den Dreck des vergangenen Tages ein. Langsam wird es hell, die Wolken lila, und wir verziehen uns auf einen Ankerplatz. Neben dem Anker liegt ein Seestern, dass kann man gut erkennen in diesem unglaublich klaren Wasser, trotz 5 Meter Wassertiefe.

jetzt gute Nacht!

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert