Costa Brava – einmal anders

Zuerst sieht es komplett nach Motorfahrt aus, aber dann kommt doch ein bisschen Wind, der Gennaker darf aus dem Sack, und flott geht es bei zehn Knoten Wind mit acht Knoten Fahrt voran. Am Cap de Begur fällt unser Kurs weiter nach Westen ab, nach einer kurzen Motorfahrteinlage steht der schöne neue Spi und zieht uns bei achterlichem Wind an Palamos vorbei. Nana findet das alles großartig, am liebsten würde sie ununterbrochen ums Boot laufen, aber das darf sie nur in Begleitung, nicht auszudenken, was alles passiert, wenn jetzt der Hund ins Wasser fallen würde, gleichzeitig Spi und Großsegel geborgen werden müssten, um sie überhaupt so schnell wiederzufinden. Nein, da sind wir  doch lieber vorsichtig.

In der Bucht von S’Agaró, nordöstlich von Sant Feliu de Guixols, fällt der Anker, die Kinder springen mit Nana ins Beiboot, um sie nach dem langen Segeltag Gassi zu führen. Es ist aber gar nicht so einfach, hier an Land zu kommen. Ein geldgieriger Wassertaxi-Besitzer schickt sie wieder weg, nein, hier darf man nicht einfach mit dem Beiboot an Land, man muss für 20 Euro ein Wassertaxi bestellen, das einen an Land bringt. So ein Humbug! Larissa kommt ganz genervt zurück mit dem Beiboot, daraufhin bringt Volker die beiden samt Hund, sozusagen als privates Wassertaxi an Land, und holt sie eine halbe Stunde später wieder ab. Am Abend, als die Badegäste beim Apéritif sitzen, kann Larissa auch einfach mit dem Beiboot hinfahren und es auf den Strand ziehen.

Volker und ich übernehmen die Spätabendrunde und laufen einmal die komplette Strandpromenade entlang. Es gibt einen hübschen kleinen Park mit bewässerten Rasenflächen und gepflegten Wegen. Am Strand neben dem eher teuren Restaurant „S’Agarò“stehen putzige Holz-Umkleidehäuschen, und die exklusive Wohnanlage am äußersten Ende kann man zwar zu Fuß und mit Hund an der Leine betreten, aber den Autos sind Schranken mit darüber wachenden Wächtern vorgeschaltet.

Auch die Hotels, Restaurants und Bars strömen einen eher gediegenen, etwas hochpreisigeren Charme aus. Dennoch sind sie alle mehr als gut besucht, kein Wunder, es ist ja auch Hochsaison und Spanien hat noch zwei Wochen Ferien, wie und zwei junge Mädchen versichern, die am Nachmittag mit ihrem Stand-Up-Paddleboard an unserem Boot vorbei gekommen waren.

Tante Wikipedia (englisch) weiß dann mehr, nämlich dass in den 1920er Jahren ein reicher Industriellen-Sohn aus Girona seinen Vater überzeugen konnte, hier Land zu kaufen, und es, anders als große Teile der Costa Brava, wie z.B. Lloret del mar, in einer dem Zauber der Gegend angemessenen Art und Weise zu bebauen und zu vermarkten. Auch bei dem flüchtigen Abend-Blick hatten Volker und ich, selbst ohne Tante Wikis Wissen, das Gefühl, dass es sich hier um eine ganz besondere kleine Enklave handelt.

Jetzt sind wir wieder an Bord, und leise Pianomusik dringt an unsere Ohren, auf jeden Fall angenehmer als die wummernden Bässe der Diskotheken von Cap d’Agde, auch wenn das spießig klingt…

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