Der zweite Tag auf See

Donnerstag 24. Mai 2018, 12:00 Uhr, Baro 1015, Sonne-Wolken, Wind SW 10-14 Knoten
Auf See, Position 31°02.97 N / 011°24.90 W, 431 Meilen bis Gibraltar.
Der schöne Code D steht und zieht uns noch mehr als die Genua Richtung Nordost. Leider raumt der Wind immer weiter, wir sind jetzt schon auf Vorwindkurs und ich bin ein bisschen angeluvt. Zum späten Frühstück gab es Münchener Weißwürste mit original süßem Senf, anschließend versuchen wir mal wieder den Gassigang mit Samy, aber der wartet tatsächlich, bis er meint, dass wir nicht zuschauen, dann geht er aufs Vorschiff und pinkelt, bestimmt drei Minuten lang, bis die kleine Blase leer ist. Neben uns fährt ein Frachter mit riesigen Kränen, angeblich mit Ziel Piräus, ob er die dahin bringt?
14:00 Uhr, Baro 1014, Wind SW um 13 Knoten, Besegelung immer noch Code D und volles Groß.
17:00 Uhr: Ein Drittel der Strecke ist geschafft! 200 nautische Meilen liegen bereits in unserem Kielwasser, also noch zweimal so viel vor uns. Um das zu feiern, setzen wir uns mit einem Bier in die Sonne, und unterhalten uns über Langfahrten, und wie wir wohl die vor uns liegenden Meilen ohne zu viel Langeweile überstehen, denn die Bootspflege ist erledigt, klar kann man jeden Tag an den Edelstahl-Wasserhähnen putzen und Staub wischen, außerdem funken und lesen und rätseln – und natürlich schlafen, aber ein bisschen langweilig ist so eine Überfahrt schon. Plötzlich ein unbekanntes Geräusch. Ist die Code-D-Schot gerutscht?, die Großschot?, Nein, das Großsegel ist plötzlich in Falten. Was da passiert ist, und was wir dagegen tun konnten, davon hat der Skipper in einem separaten Blogbeitrag berichtet. Wir waren jedenfalls geschockt!
Nach 35 Stunden segeln hat Samy mitten ins Cockpit ein Häufchen gemacht, direkt nach seinem Abendessen hat er sich gedreht, und schwupp, war es geschehen! Wir sind sehr froh (ein bisschen wie junge Eltern über den ersten Zahn!), denn das bedeutet, dass wir längere Strecken mit dem Hund segeln können, wenn er einen Ort an Bord für seine Notdurft finden kann. Und bei der Abendrunde geht er selbstverständlich vorne ins Netz zum Pinkeln. Jetzt aber genug davon!
Für uns gibt es zum Abendessen Gulasch mit Nudeln, denn leider war die eingelegte Rinderlende von Lidl, die wir gestern als Spieße gegrillt haben, so zäh, dass wir beschlossen haben, sie ein bisschen länger zu kochen, lecker mit Zwiebeln, Champignons, Paprika und frischen Tomaten.
22:00 Uhr Baro unverändert, Wind SW um 11 – 16 Knoten

Freitag 25. Mai 2018, 01:00 Uhr, Baro 1014, Wind W 9 Knoten, Position 32°11.39 N / 010°14.61 W
Als ich Volker um 00:30 Uhr ablöse, hat leider der Wind nach vorne gedreht und ist schwächer geworden. Ich versuche zuerst, den Code D und das Großsegel anzuholen aber schon nach einer halben Stunde ist der Windeinfallswinkel viel zu ungünstig, ich muss Volker wecken, damit wir das Leichtwindsegel wegpacken. Danach geht es mit der Genua aber auch noch flott voran, hoffentlich wird der Wind nicht noch spitzer. Volker will weiter wachen, ich gehe um 02:00 Uhr nochmal ins Bett.
04:30 Uhr, Baro 1014, Wind NW, 9 – 10 Knoten aus 90°
Position 32°27.36N / 009°57.43 W, 320 Meilen von Gibraltar
Es ist ein fast wolkenloser Himmel, voraus sehe ich die Kassiopeia, nicht ganz so liegend wie bei uns, ich sehe den leuchtenden Mars und die Milchstraße, beeindruckend. An Steuerbord liegt der schwache Schein der marokkanischen Stadt Safi, 35 Meilen entfernt, ab jetzt müssen wir fpr die nächsten einhundert Meilen vermehrt nach Fischern Ausschau halten. Ich habe das „Verzögerte Senden“ beim Radar eingeschaltet, alle 15 Minuten dreht sich die Schüssel 15 Mal, und würde, wie auch das AIS, einen Warnlaut geben, wenn ein „gefährliches Ziel“ in 12 Minuten näher als zwei Meilen an uns ist. Supertechnik!
Um 05:20 Uhr zeit sich die erste zarte Helligkeit am östlichen Himmel, um 06:00 färbt sich der Horizont rötlich, um 06:30 geht die Sonne auf.
07:25 Uhr: Halbzeit! Noch 300 Meilen bis Buffalo! Nein, Gibraltar, natürlich. Nach 46,5 Stunden, davon 14 Stunden unter Motor.
Der Morgen beginnt geschäftig, da der Wind nur schwach ist mit fünf Knoten, starten wir einen Motor, der Wassermacher darf Wasser machen, ich koche Kaffee und backe die am Vorabend vorbereiteten Hefebrötchen, Volker holt den Staubsauger, und befreit das ganze Boot vom Staub. Die See ist glatt, inzwischen hat sich meine ganze Segelaufregung gelegt, die ich immer vor längeren Strecken habe, und, natürlich auch bedingt durch die perfekten Wetterverhältnisse, könnte ich mir gerade vorstellen, immer weiter zu segeln.
09:00 Uhr: Etmal der letzten 24 Stunden: 167 sm, noch 290 Meilen nach Gibraltar.

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