Sailing home Teil 3: Wenig Wind

Mittwoch, 30. Mai 2018, Baro 1012, sonnig, Wind SSW um 4, Cartagena 09:30

Der Gang zum Lieblingsbäcker „Davo“ darf nicht fehlen am Morgen vor dem Ablegen, natürlich bekomme ich zu meinen zwei Baguettes und dem Schokocroissant mit weißer (!) Schokolade und dem Engelshaar noch zwei runde Brötchen geschenkt, dann schnell die Leinen los und raus aus dem Hafen, Segel hoch und schon läuft die Hexe wieder los. 280 Seemeilen bis Barcelona liegen vor uns, der Liegeplatz ist reserviert, bis Freitag früh sollten wir dort sein.

Unser Weg führt uns um das Cabo de Palos an der Isla Hormiga, ein paar ins Meer geworfenen Steinhaufen mit einem Leuchtturm vorbei. Plötzlich kommt uns ein Fischerboot mit sehr großer Geschwindigkeit entgegen, und hält voll auf uns zu, ohne auch nur ein bisschen von seinem Kurs abzuweichen. Er muss doch sehen, dass wir auf Vorwindkurs sind und nicht so leicht ausweichen können! Egal, ein bisschen luven geht immer, irgendwann ist er neben uns und Volker klatscht ihm Beifall, allerdings glaube ich nicht, dass das den Schumi-Fahrer interessiert.

Anfänglich sind wir noch mit Code D unterwegs, dann frischt der Wind auf 20 Knoten auf und wir müssen das bunte Vorsegel einrollen. Die Genua kommt raus zum Schmetterling. Glücklicherweise bleibt der Wind mit 13 – 15 Knoten, nachmittags frischt er wieder auf auf bis zu 20 Knoten, die Genua wird ein bisschen eingedreht, damit sie nicht schlägt, wenn die Hexe sich in den Wellen nach der einen oder anderen Seite dreht. Wir genießen das Segeln bei Sonnenschein.

Nach unserem üblichen Sundowner verabschiedet sich leider auch der Wind, wir machen den Motor an, dann versucht Volker es noch einmal mit dem Code D, dann motoren wir wieder, dann wieder Code D nach dem Film um 00:30, seit 01:00 zieht die „bleierne Genua“ den Kahn.

Zum Abendessen gibt es Krautfleckerln, wir schlagen uns die Bäuche voll, bis nichts mehr reingeht. Volker wünscht sich Abendkino, wir haben auf dem PC einen Film von Peter, den wir noch nicht angeschaut haben, „Rossini“, oder „wer mit wem schlief“. Köstlich, eine Persiflage auf die deutsche Filmemacher-Szene in dem italienischen Restaurant Rossini. mit allen, die in der deutschen Filmwelt Rang und Namen haben, Gütz George, Gudrun Landgrebe, Jan-Josef Loefers, Veronika Ferres, Heiner Lauterbach und und und… Es hat uns viel Spaß gemacht, auch wenn wir von einem blöden Fischer unterbrochen wurden, der, während er ganz bei uns in der Nähe war, in voller Fahrt von über acht Knoten fortwährend seinen Kurs geändert hat.

Donnerstag, 31. Mai 2018, Baro unverändert 1012, Wind S 6 Knoten, auf See

um 00:30 gehe ich ins Bett, Volker bewacht den Code D, den er aber kurze Zeit später wieder birgt. Um 02:30 werde ich wach, gehe nach oben, und löse den Skipper ab, der es sich sofort auf unserer breiten Salon-Liegewiese bequem macht. Für die Überfahrt haben wir den Tisch abgesenkt, und können dort gemütlich liegen. Das Cabo de la Nao haben wir längst passiert, um 03:45 werden wir außerhalb der 12-Meilen-Zone sein.

Der Skipper ist um 04:30 ins die Koje gegangen, ich stelle mir einen Timer, um regelmäßig auf  dem kleinen Bildschirm Kurs, Wind und die anderen Schiffe zu überprüfen, bin aber immer vorher aktiv, weil irgendwer im Funk ruft. Um 05:50 werde ich von einem Funkanruf mit „Hexe, Hexe, this is Vehintisiete,, do you read me?“ Schnell springe ich auf und antworte, wir gehen auf den Arbeitskanal 06, und mir wird erklärt, dass die Vehintisiete Kabel repariert, und ich zwei Meilen davon wegbleiben muss. Ich hatte die beiden Schiff schon im AIS gesehen, da waren sie aber noch über 15 Meilen weg, und ich wollte erst einmal abwarten. Na, klar, nun ändere ich meinen Kurs wie versprochen auf 20°, das bringt die Hexe in dem gebotenen Abstand an den Arbeiten vorbei. Um 06:40 sind die beiden Arbeitsboote querab, und ich kann wieder auf den ursprünglichen Kurs gehen. Gerade da geht auch die Sonne strahlend über dem Wasser auf, ein wunderschöner Anblick.Das Meer ist still, der Windmesser zeigt 2,5 Knoten an, keine Chance zu segeln.

Leider bleibt das so den ganzen Tag, am Morgen kommen einmal vier kleine Delfine und spielen kurz an unserem Bug, doch schon bald sind sie wieder verschwunden. Der eine stößt sich noch an der Rumpfspitze, als er plötzlich nach links wegschwimmt.15:30 Uhr: Samy ist gelangweilt, der Skipper auch, noch 100 Meilen bis Barcelona.

Um 16:30 Uhr starten wir einen Segelversuch mit dem Code D, der Wind hat auf acht Knoten aufgefrischt, juchhe! Wir segeln über das spiegelglatte Meer mit über sechs Knoten. Winzig kleine Portugiesische Galeeren schwimmen vorbei, ich weiß schon, warum ich vorhin das Angebot des Skippers, schwimmen zu gehen, nicht angenommen habe, brrr!

Zum abendlichen Sundowner kommen Delfine aus mindestens drei verschiedenen Delfinrudeln zu Besuch, immer nur für kurze Zeit, aber wegen des klaren Wassers kann man sie wunderbar sehen und filmen. Dieser Moment des Tages ist für uns etwas ganz Besonderes geworden. Ich freue mich sehr auf die kleine Stunde, in der wir einfach nur so dasitzen mit unserem alkoholfreien Bier und miteinander sprechen. Das klingt blöd, denn a) haben wir ja den ganzen Tag Zeit, und b) sind wir sowieso immer zusammen. Klar, aber normalerweise ist jeder mit irgendetwas beschäftigt, allem voran dem Schlafen, da wir es ja versetzt tun müssen, ist damit schon ein großer Teil des Tages ausgelastet. Ansonsten ist es das Lesen, Filme schneiden, Logbuch schreiben, Boot putzen, und was einem noch so an Aktivitäten einfallen mag. Nur das Angeln haben wir diesmal ausgelassen, weil es mir Leid tut, nur für mich allein so einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Das holen wir mit den nächsten Gästen nach.

Zum Abendessen hat Volker die Reste der Lasagne aufgetaut sowie, auf meinen Wunsch hin, einen Rote-Beete-Salat gemacht, wir essen bei Sonnenschein im Cockpitzelt, anschließend erfreuen  wir uns an dem Film „Fack you Göthe“ aus unser Mediathek. Um 23 Uhr verziehe ich mich ins Bett, und Volker macht freundlicherweise den Motor von dem anderen Rumpf an, damit es in der Kabine nicht so laut ist.

Freitag, 1. Mai 2018, 02:30, Baro 1015, sternenklar, kein Wind
auf See, Position 40°45.83 N / 001°44.29 E, unter Motor Kurs 31°

Ich wache auf von dem Gebimmel des Raymarine-Gerätes, weil der überholende Frachter näher als zwei Meilen an uns herankommen wird. Jetzt kann der Skipper schlafen, ich übernehme die Wache. Das Meer ist womöglich noch glatter als gestern,  der nicht mehr ganz volle Mond erhellt das spiegelnde Wasser. Barcelona ist noch über siebzig Kilometer entfernt, trotzdem sieht man schon einen leichten Lichtschein am Horizont.

08:00 Uhr, noch zehn Meilen bis Barcelona. Jetzt wird es voll auf dem Meer. Gleich zwei Fischerboote liegen auf Kollisionskurs zu uns, jetzt heißt es wirklich aufpassen, nicht nur auf die Fischer, auch große Fähren verkehren hier, Frachter, Tanker, sie alle wollen in den großen Hafen von Barcelona. Wie wir auch.

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