Arbeitsreiche Tage liegen hinter uns und ein hoffentlich erholsames Wochenende vor uns. Was geht ab an Bord der Hexe? Viel kann man sagen, ich nehme ja nicht so gerne das Wort Refit in den Mund, weil das ausdrücken würde, dass unser Kat nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist, beziehungsweise war. Doch vieles wird jetzt angepackt, und einiges ist noch in der Bestell- oder eben der Planungsphase.
Im ersten Abschnitt schreibe ich mal alles runter, was wir in den letzten acht Tagen angepackt haben. Unsere Rettungsinsel war schon ein Jahr über dem Servicedatum und ist zusammen mit anderen Rettungsinseln nach Teneriffa gereist, wird dort inspiziert und gegebenenfalls revisiert, damit sie wieder ein drei Jahre gültiges Prüfzertifikat erhält.



Das Großsegel hat schon viele Seemeilen auf dem Buckel und wird gerade beim lokalen Segelmacher auf Beschädigungen kontrolliert uns gegebenenfalls repariert. Auf jeden Fall wird das Achterliek ausgebessert und muss erneuert werden, weil dort die Liekleine, das Dacrontuch der Tasche im Laufe der letzten Jahre durchgescheuert hat (der Rest des Segels ist aus nahezu unverwüstlichem Hydranet). Wir haben das Glück, dass es seit kurzer Zeit wieder einen Segelmacher hier in Puerto Calero gibt. Das Großsegel mit seinen über 100 Kilo Gewicht vorzubereiten, damit es von Bord aus ins Dinghy gelassen werden kann, ist bzw. war wie immer eine Plackerei. Da ich das schon von früheren Aktionen im Kopf abgespeichert habe, hatte ich in der Nacht vorher super schlecht geschlafen. Die letzten Meter mit dem Beiboot zum wartenden Gabelstapler waren dann ein Kinderspiel.

Doch weiter im Text…
Cornelia hat alle Salonpolster abgezogen und nach und nach gewaschen. Die sehen jetzt wieder aus wie neu. Auch die großen Bezüge der Matratzen von den Betten werden nach und nach gewaschen. Das Pflegevirus macht auch vor der Capitania nicht halt.
Die Bugnase wurde am Übergang mit neuem Silikon versiegelt. Dabei ist sozusagen als Nebenprodukt aufgefallen, dass die Zahnräder der Vordeckswinsch nicht mehr rhythmisch klackern. Das ließ sofort darauf schließen, dass entweder die Sperrklinken kaputt oder verdreckt sind.



Wir haben die Winsch in ihre Einzelteile zerlegt, die Zahnräder gereinigt und wieder gefettet. Die federgetriebenen Sperrklinken waren, wie vermutet, die Wurzel des Übels, ich habe sie gereinigt und mit einem speziellen Marineöl eingesprüht. Danach haben wir die Einzelteile wieder zu einem Ganzen zusammengefügt. Jetzt klackert die Winsch mit ihren zahlreichen Zahnrädern und den einrastenden Sperrklinken wieder wie sie soll. Funfakt, wir haben noch sieben weitere Winschen an Bord, die jetzt gründlich geserviced werden müssen. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, eine Winsch pro Tag abzuarbeiten, jedoch …

Ein Projekt, mit dem ich eigentlich nicht gerechnet habe, was jedoch einiges an Zeit und Vorbereitung in Kauf nimmt, sind abgelöste Farbplacken auf dem weißen Aluminiumbaum. Salzwasser und farblich eloxierte Aluminiumteile sind keine gute Kombination. Ein weißer Baum und weiße Lukenränder sehen erstmal tres chic aus. Im Laufe der Jahre löst sich leider durch oxidatitive Prozesse die Farbe ab. Dann müssen die Ärmel hochgekrempelt werden, um in einem langwierigen Prozess neue Farbe zu applizieren.
Viel Fachkenntnis ist notwendig, die mir Gott sei Dank von Wes vermittelt wurde, der über das erforderlichen Wissen und die notwendigen Produkte verfügt. Neben weiteren Arbeitsschritten müssen mit einer Feinwaage insgesamt sechs Flüssigkeiten in drei Prozessen miteinander vermischt und Arbeitsintervalle strickt eingehalten werden.
Schritt 1: Aluminium bis aufs blanke Metall schleifen
Schritt 2: mit Alkohol den geschliffenen Bereich reinigen
Schritt 3: mit einem zwei-Komponenten Washprimer streichen und für sechs Stunden trocknen lassen
Schritt 4: mit einem zwei-Komponenten Primer, der zusätzlich noch 10 Prozent chemischen Reduzieren erhält, die Stellen zweimal streichen
Schritt 5: feiner Zwischenschliff
Schritt 6: Anstrich mit der finalen Farbe von Awlgrip, die ebenfalls aus einem Mix von zwei Komponenten un einem Reduzierer besteht.
Schritt 6 steht mir noch bevor.
Dann wollten wir, beziehungsweise sind es auch, nach dem kürzlich zurückliegenden Motorservice auf eine kleine Erprobungsfahrt gegangen. Zuerst wollte der Diesel an Steuerbord nicht anspringen, tat es dann doch. Nach der Hafenausfahrt stoppte der Motor plötzlich. Um es kurz zu machen, durch das Wechseln der Filter war wohl viel Luft ins System gekommen. Ich habe den Motor schnell entlüftet, und danach sind wir glücklich und beseelt zu einem Ankerplatz getuckert und noch ein paar Runden ums Schiff geschwommen.
Zurück im Hafen musste ich dann feststellen, dass zwei bis drei Liter Salzwasser im Motorraum standen. Die Ursache war meiner Meinung nach schnell gefunden, ich hatte den gewechselten Impeller im Verdacht. Heute Morgen kam Alberto, um das zu checken und zeigt mir eine kaputte Schlauchschelle, die unter dem Impellergehäuse angebracht war. So kann man sich irren. Egal, jetzt ist alles wieder pottendicht, wie es sein muss ,und jeder Tag ist Lerntag! Wir haben statt einer Schlauchschelle nun zwei Schellen an den betreffenden Stelle oder, besser gesagt, an den Schläuchen dran. Doppelt hält halt besser.
Durch die Wärme der letzten Tage, am Mittwoch waren es liebliche 32 Grad, gab es mal wieder gratis Sand aus der Sahara auf den ehemals weißen Decks. Seit gestern weht der gute alte Passat wieder und die Calimalage ist Geschichte. Zeit also, um den Hexenkat außen gründlich zu feudeln. Jetzt sieht das Schiff wieder ansehnlich aus, wie es sein soll.
So das sind jetzt viele Zeilen geworden und an der Stelle ist es Zeit, diesen Blogbeitrag zu beenden. Beim nächsten Bericht gehe ich mal näher darauf ein, was in den folgenden Wochen und Monaten noch so alles erneuert, repariert oder renoviert wird.


It’s a boat