Auf der Insel

Mittwoch, 11. Juni 2025
Ijmuiden 09:45 – 21:10 Vlieland, 68 sm
Baro 1022, sonnig, Wölkchen, Wind zuerst 5 Knoten, die See unter 1 m

Am Abend unserer Ankunft, vorgestern, standen Uwe und Sigrid von der Islay schon am Steg, um die Leinen anzunehmen, full Service! Obwohl es schon spät war, mussten wir dann noch ein paar Stunden das Wiedersehen feiern, und es gab ja so viel zu erzählen aus den acht Jahren, in denen wir uns nicht gesehen haben.

Gestern hatten wir ein unerwartetes Treffen. Vor zehn Jahren sind wir hier vor Ijmuiden mit dem Segelboot von Petra rausgefahren, um die Asche von ihrem verstorbenen Mann und unserem liebsten Freund, ebenfalls Volker, dem Meer zu schenken. Seither kommt sie in Begleitung von Volkers Bruder mit Familie an Volkers Geburtstag, eben dem 10.6., nach Ijmuiden an den Strand. Diesmal konnten wir mitgehen, bei 30 Knoten Wind flog einem der Sand in den Mund, aber die Kiter hatten ihren Spaß. Natürlich haben wir anschließend auf der Hexe noch Kaffee getrunken, und ein paar Killepitsch waren auch dabei.

Wir starten in Ijmuiden heute Morgen unter Motor und Großsegel, von 10:45 bis 11:15 darf die Genua mitziehen. An unserer rechten Seite sind endlose Sandstrände. Wir müssen aufpassen, einige Fischer, die Küstenwache, später auch mal ein mutiger Nacra-Katamaran, der wahrscheinlich für die Regatta „Texel rund“ am Wochenende üben wollte, sind nahe unserer Fahrlinie.

Die Segel stehen

15:15: Volker will gerade die Genua an Backbord ausrollen, da flutscht die Dirk – die Leine, die den Baum oben hält, wenn das Großsegel es nicht tut – aus der Klemme. Die muss da aber dringend wieder eingefädelt werden! Dazu hole ich Nadel und Faden,  eine Häkelnadel und Klebeband. Der Faden wird an das Ende der Leine angenäht, die Nadel an die Häkelnadel geklebt, und dann vorsichtig durch die Klemme gezogen. Das hat gut geklappt, der Baum kann wieder gesichert werden, wenn das Großsegel geborgen wird.

Plötzlich segeln wir mit acht Knoten auf 323°, nur 20° zu weit nach Backbord, dem heutigen Etappenziel, Paal 8 vor Texel, entgegen. Wir fahren fast bis zum Verkehrstrennungsgebiet, wenden dann zurück Richtung Küste. Plötzlich ist der Wind weg, wir hängen in einer Flaute. Seitdem motoren wir, der Wind ist wieder da und kommt genau von vorne. Außerdem frischt er immer weiter auf, am Ende läuft auch noch Wind gegen Strom, da ist die See besonders ruppig. Wir haben seit 17 Uhr über 20 Knoten Wind aus NO.

Das Etappenziel isst gestrichen, wir fahren doch durch bis Vlieland Hafen. Wir können zwar nicht in die Marina selbst, sagt der Hafenmeister, da hat er heute keinen Liegeplatz für uns, erst morgen. Aber in dem 1. Hafen an Steuerbord, den sie „derte Haven (?)“ nennen, soll es einen Steg geben, an dem wir auch nachts anlegen könnten, auf Kanal 21 wäre jemand, der uns den Platz anweist. Volker ist schon sehr nervös, dass wir dort einen ordentlichen Platz bekommen, denn an den Dalben im Gezeitenhafen können wir nicht liegen. Da wir noch im Hellen ankommen möchten, lassen wir das Kreuzen, und fahren mit – inzwischen gerefftem – Großsegel auf direktem Weg.

Kurz nach neun sind wir angekommen, den Strom der Gezeit haben wir perfekt ausgenutzt. Volker findet schnell einen Liegeplatz an einem Plattbodenschiff, mit netten Leuten, die unsere Leinen annehmen. Nun sind wir auf „unserer“ Insel angekommen, morgen schauen wir mal, was sich alles geändert hat.

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Das bunte Segel

Montag, 9. Juni 2025
Nieuwpoort 04:50 – Ijmuiden
Baro 1023, diesig, 14°, Wind 7 kn SW

Unser heutiger Gast ist Jan Welsch von dem Boot „Philae“. Ihn und seine Frau Ria haben wir in Puerto Calero kennengelernt, und sind seitdem in regelmäßigem Kontakt, egal wo wir uns befinden, WhatsApp macht’s möglich.

Pünktlich um 04:35 klingelt unser Wecker, da ist die Crew in Person von Jan schon an Bord und wartet im Cockpit.  Zwanzig Minuten später sind die Leinen los und wir fahren zur Ausfahrt, setzen noch im Kanal das Großsegel, aber leider muss der Motor mit laufen, hier ist viel zu wenig Wind.

Mit Sonnenaufgang ist der Wind aufgewacht, wir segeln noch mit Motor Unterstützung. An der Einfahrt nach Oostende ist richtig viel los, die Versorger für die Windparks fahren ein und aus auf der markierten Anfahrt, und sie haben dort Vorfahrt vor kreuzenden Yachten und Seglern. Wir sind alle drei mega aufmerksam, beobachten das CPA, den Closest Point of Approach. 

Endlich sind wir frei davon, und fahren weiter zur nächsten Herausforderung bei der Kreuzung vor Zeebrugge. Zwischendurch können wir schon segeln, Volker hat den Gennaker raus geholt. Zunächst waren 15 Knoten Wind, und es ging richtig los, die Hexe flog mit über zehn, manchmal elf Knoten übers Meer. Vor Zeebrugge und dem Fahrwasser Richtung Antwerpen mussten wir wieder scharf aufpassen, welches der großen Schiffe unseren Weg kreuzt und wann, ob einer vor oder hinter uns durch geht. 

Und nun kommt das nördliche Fahrwasser nach Antwerpen, auch hier kommen die dicken Pötte aus dem Verkehrstrennungsgebiet und kreuzen unseren Kurs. Naja besser gesagt, wir kreuzen deren Kurs, denn hier haben sie Vorfahrt.

Das Gebiet um den Maasmond, die Mündung der Maas, ist gefürchtet wegen des Verkehrs, aber da hatten wir mal Glück und es war nicht soviel los. Man muss sich anmelden, wenn man mit einem Segelboot den Anfahrtsweg kreuzen will, das haben wir auch getan. Zu dem Zeitpunkt waren wir drei Segelyachten, die nah beieinander durchfahren konnten, die Kontrollstelle hat auch gut informiert, welche Frachter wie an uns vorbei kommen würden.

Danach steht wieder der Gennaker, die letzten 25 Meilen nach Ijmuiden werden wir hoffentlich noch bei Tageslicht schaffen, auch wenn ab 20 Uhr der Gezeitenstrom gegen uns fließen wird.

Gestern hatten wir einen Ruhetag in Nieuwpoort, haben spät gefrühstückt und sind dann mit Ria und Jan „ausgeflogen“. Zuerst waren wir in einem kleinen Bauernladen, die selber einiges, das sie verkaufen, produzieren, aber sie kaufen auch von umliegenden Höfen dazu. So gibt es eine große Auswahl an frischem Gemüse, extrem leckerem Käse, Wurst in Dosen, auch Speiseeis. Aber das beste waren die hier angebauten Erdbeeren, die wirklich wie solche schmecken müssen, süß und fruchtig. Die erste Schale war gestern schnell leer.

Ria hat uns noch mitgenommen zu einem Fischereifest, aber – ehrlich gesagt – das war nix Besonderes, nichts, was uns alle vom Hocker gehauen hätte. Das Lustigste daran war unsere eigene Organisation. Ria und ich sind in der Nähe des Fischmarktes ausgestiegen, während die Männer sich auf Suche nach einem Parklatz machten. Das war aber leider gar nicht erfolgreich, daher fuhren sie zurück zum Hafen, haben das Auto abgestellt und sind mit dem Dinghy gekommen. 

Ria und Jan sind dann zurück gelaufen, wir haben noch einen kleinen Ausflug in die hübsche Altstadt gemacht, anschließend sind wir mit dem Dinghy den Kanal weiter nach binnen gefahren, bis uns drei geschlossene Schleusen den Weg versperrten. Insgesamt ein schöner, interessanter und erholsamer Tag nach der langen Reise.

Heute Abend werden wir in Ijmuiden in den Hafen gehen, Jan wieder zu Ria zurück bringen, und morgen machen wir uns auf den Weg nach Vlieland, unserer liebsten Waddenzee Insel.

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Angekommen

Freitag, 6. Juni 2025, im Ärmelkanal Tag 11
Baro 1009, sonnig, kalt, Wind SW 15 – 20, später bis 25 Knoten, die See 1 – 3 m
Etmal 156 sm, bis Samstag104, gesamt 1760, 11 Tage 15 Stunden, Schnitt 6,3 kn, um 01:35 sind wir an der Hafeneinfahrt von Nieuwpoort

Um 08:15 Uhr muss der Schmetterling weg, das Platt-vorm-Laken Theater ist erst einmal beendet. Wir müssen uns ja außerhalb des Verkehrstrennungsgebietes bewegen oder es rechtwinklig kreuzen. Wir können also nicht immer den Idealkurs fahren, sondern müssen uns an die Regeln halten. Im AIS sehen wir auch die vielen großen Kähne, die dort wie auf einer Autobahn fahren.

Seit 16 Uhr frischt der Wind immer weiter auf, es sind sicher 25 Knoten, in Böen auch mehr, die Hexe rockt schon wieder. Das bleibt so, und obwohl die Gezeit noch gegenan läuft, sehen wir manchmal hohe Bootsgeschwindigkeiten, 8-9 Knoten, zum Beispiel, wenn sie die Wellen runter surft.

Als der Strom dreht, werden wir immer schneller, über 13 Knoten standen schon mal auf der Logge. Wir fahren konstant mehr als 8, meist über 10 Knoten schnell. Wellen und Gezeit führen zu enorm ruppigen Bewegungen. Um das auf den letzen Meilen zu vermeiden, möchte Volker den inneren Weg nach Nieuwpoort fahren, obwohl der ziemlich eng ist. Es sind noch 16 Seemeilen bis Nieuwpoort. 

Als erstes fahren wir das betonnte Fahrwasser nach Calais, das ist aber auch das Fahrwasser für die großen Passagierschiffe und Fähren, die in und aus dem Hafen fahren. Nach Calais liegt noch Dunkerque auf unserem Weg, auch hier gibt es große Schiffe die uns entgegen kommen. Eines der Hauptprobleme ist, dass es hier entlang der Küste so viele verschiedene Lichter gibt, es ist also wirklich schwierig zu sehen, welches die nächste grüne Tonne ist, oder ein Gefahrenzeichen zu finden. 

Nach Dunkerque geht das Fahrwasser noch eine Weile entlang der Küste weiter, bis wir an einer Sandbank namens Bank Hills vorbei sind, dann verlassen wir die Küste und damit den direkten Weg, weil hier zahlreiche Untiefen den Weg unpassierbar machen. Die Suche nach den richtigen Tonnen geht weiter, es gibt so viele Gefahrenzeichen, Nord, Süd, auch West und Ost, je nachdem wo die Untiefe lauert, oder Sperrgebiete im Weg liegen. 

Um 01:35 haben wir die Strecke erfolgreich gemeistert, und fahren in die eine Seemeile lange Einfahrt nach Nieuwpoort rein. Auch diese Strecke ist eine Herausforderung, bis man das richtige Fahrwasser findet vor lauter blinkenden Bojen, und lauter Pfähle stehen unvermittelt im Weg herum. An der dritten grünen Boje biegen wir ab, richtig, dann noch zu einer roten, dann liegt rechts direkt der Steg mit unserem Liegeplatz, den der Hafenmeister uns schon vorher telefonisch zugewiesen hatte. Beim Anlanden haben wir erstmal eine Horde Möwen aufgeschreckt, die unter lautem Protest fortgeflogen sind. Leider hatten sie auch den Steg vorher bereits vollgeschissen, was Volker ziemlich aufregte. Daher hat er, nachdem alle Leinen fest waren, unseren Wasserschlauch geschnappt und den gröbsten Dreck weg gespritzt. 

Um halb drei sind wir dann todmüde und gleichzeitig immer noch aufgedreht ins Bett gefallen, stolz auf die 1.760 Seemeilen und froh, dass sowohl wir als auch unser Boot das gut gemeistert haben. Und nach nicht einmal 30 Sekunden haben wir beide tief und fest geschlafen.

Es war eine interessante Passage. Angefangen hatte es mit sehr viel Wind auf einem Amwindkurs mit hohen Wellen, eher ungemütlich, bis wir aus dem Umfeld von Madeira raus waren. Es folgten Tage, an denen wir mit dem Code Zero segeln konnten, auch nachts. Danach Tage mit Code Zero raus, einrollen, Genua raus, Motorfahrt, Code Zero setzen, einrollen, Genua ausrollen, Code Zero wieder raus, da capo… Nach acht Tagen entspannterem Segeln frischte der Wind auf, der Code Zero konnte endgültig schlafen gehen. Zum Schluss hielt uns das herausfordernde Segeln im englischen Kanal bei achterlichen wechselnden Winden, Wellen und Gezeitenstrom auf Trab. 

Anfangs wollten wir ja nur nach Santa Maria auf den Azoren, dann änderte sich die Windvorhersage so, dass wir uns entschlossen haben, gleich bis zum Festland durchzusegeln. Vielleicht nur bis A Coruña, oder doch weiter bis Brest? Schließlich sind wir hier in Nieuwpoort gelandet, und somit fast am Ziel, um ein paar Tage auf Vlieland zu verbringen.

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Freiheit

Das war so nicht geplant, dass wir genau an diesem denkwürdigen Tag hier vorbeisegeln, dessen am Ende glücklicher Ausgang die Weltgeschichte zum Positiven verändern sollte. Deswegen gibt es heute keinen gewöhnlichen Blogbeitrag, sondern nur ein stilles Gedenken an alle gefallenen Soldaten vom 06.06.1944. 

Am heutigen Datum, genau vor 81 Jahren, startete mit dem D-Day die Befreiung Europas von der Naziherrschaft. An dem ersten Tag der Landungsmission stürmten mehr als 150.000 alliierte Soldaten die Strände und Küstenabschnitte Nordfrankreichs, am Sword Beach, am Juno Beach, am Gold Beach, dem Omaha Beach und dem Utah Beach. An diesem śdenkwürdigen Tag verloren mehr als zehntausend Männer auf beiden Seiten ihr Leben. Die Strände und die Erde waren blutgetränkt. Und doch war es der Anfang von einer neuen Zeitperiode, eines neuen Friedens, ein Frieden, den es vielleicht ohne dieses schreckliche Blutvergiessen nie gegeben hätte. 

Wir sind heute entlang dieser Strände gesegelt, an denen, zumindest vom Wasser her, nichts mehr an den D-Day erinnert. Trotz der Freude auf die heute Nacht bevorstehende Ankunft in Nieuwpoort spürten wir eine Last in unseren Herzen, nachdem uns Rolf daran erinnert hat, welch wichtiger Gedenktag heute ist.

Frieden für alle!

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Es strömt

Donnerstag, 5. Juni 2025, im Ärmelkanal, Tag 10
Baro 1007, Wetter: englisch, bedeckt, regnerisch, kühl, Wind SSW um 4, die See 1,5 m
Etmal nur 142 sm

Die Nacht verlief viel ruhiger als die letzte. Für mich. Um 00:30 Uhr habe ich die Wache übernommen, und meinen gestrigen Blog zusammengestellt. Durch die südwestlichen Winde – wir fahren ja nach Nordost – war es kein schöner Winkel, den ich fahren musste. Zumal, weil nach der Hälfte der Zeit der Wind immer unsteter wurde, vor allem, was die Richtung betraf. Zum Teil konnte ich gar nicht so schnell reagieren, wie das wechselte, und das Boot halste mehrmals unbeabsichtigt. Als dann der vorher eher moderate bis flaue Wind plötzlich stärker wurde, und konstant von Steuerbord anstelle von Backbord kam, habe ich mich entschlossen, den Käpt’n zu wecken, zumal es mittlerweile 03:30 Uhr geworden war, und er eigentlich nur eine Stunde schlafen wollte. Aber erst beim dritten Weckversuch um 04:00 Uhr war es möglich, ihn aus dem Land der Träume in die Realität zu holen.

Kelp am Hydrogenerator

In der Wache hatte Volker. alle Hände voll zu tun. Wollte doch der Hydro-Generator plötzlich nicht mehr laden! Warum das? Volker begibt sich ans Backbord-Heck (Ich hoffe, nicht ohne vorher die Schwimmweste anzulegen und den Gurt einzupicken). Und – siehe da – es hängt eine Unmenge von Kraut an dem Schaft. Das verhindert nicht nur das Laden der Batterie, es macht zudem das Boot langsamer. Vielleicht hängt noch mehr davon am Ruder und am Skeg. 

Als ich um 07:30 wieder die Wache übernehme, ist es bereits hell, aber grau grau grau. Also englisches Wetter! Der Kurs ist angenehmer, raumschots, nur die Gezeit, und vielleicht das Kraut unterm Boot, machen die Hexe langsamer.

Der Übeltäter

Volker hatte sich gerade zu einem kleinen Nickerchen hingelegt, da höre ich plötzlich ein kleines metallisches „Ping“ auf dem Kajütdach oberhalb des Kartentisches. Dort finde ich eine kleine Schraube, die irgendwo aus dem Segel heraus gefallen ist. Weil sie aber so klein ist, denke ich mir, kann es nicht ganz so schlimm sein, und lasse den Skipper schlafen. Tatsächlich war es eine Schraube von einer Lattentasche im Großsegel, die kann Volker wieder anschrauben. Klar, das bedeutet Action. Das Vorsegel wird eingeholt, das Boot in den Wind gedreht, das Großsegel ein Stück abgelassen, dann kann Volker die Schraube wieder rein drehen Nun muss die ganze Chose wieder zurück, doch vorher probieren wir noch etwas aus. Die Geschwindigkeit des Bootes passte so gar nicht zu dem Speed, den wir sonst gewöhnt sind, vielleicht haben wir doch Seegras am Ruder hängen. Wir fahren einmal mit Vollgas rückwärts, hoffen, dass jetzt alles weg ist.

Leider hat der Wind wieder so gedreht, dass er genau von hinten kommt, wir fahren seit 16 Uhr im Schmetterling. Wir versuchen so schnell wie möglich voran zu kommen, denn um 20 Uhr kippt die Gezeitenströmung in der engen Durchfahrt zwischen Alderney und dem französischen Cap de La Hague, und würde mit mehr als drei Knoten gegen unsere Fahrt strömen, also wollen wir vor acht Uhr dort sein. 

Inzwischen merken wir die Nächte mit den unterbrochenen Schlafzyklen, wir schlafen unter Tag immer wieder abwechselnd, und treffen uns vor allem zu Segelmannövern oder zum Essen.

Der ewige Vorwindkurs nervt. Es ist viel anstrengenderes Steuern, weil man ständig auf der Hut sein muss, dass zum Einen die Genua nicht back steht, und man zum anderen aber auch keine Patenthalse fährt. Letzte Nacht sind dabei an dem Bullenstander, der das Großsegel in Lee fest hält, alle Gummis gerissen. 

Und dieses Geschaukel! Wenn der Wind gegen die Strömung steht, und die Welle auch noch aus einer dritten Richtung kommt, ist es fast unmöglich, einen vernünftigen Kurs zu halten.  Und wir segeln dann so schrecklich langsam. Aber nach sechs Stungen kippt ja die Gezeit, und dann wird alles besser.

Die richtige Segeljacke kommt wieder um Einsatz
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Im Ärmelkanal angekommen

Mittwoch, 4. Juni 2025, auf See Tag 9
Baro 1014, bedeckt, dicke Wolkenfelder, Wind 3 Beaufort, die See 2-3 m
Etmal 160, Gesamtmeilen bis 4. Juni 17:35 am Eingang vom Ärmelkanal: 1409 sm

Die Nacht verlief eher unruhig. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns ab jetzt im Zwei-Stunden-Rhythmus ablösen, und immer einer von uns richtig wach bleibt, keine zwanzigminütigen Schlafpausen mehr, denn jetzt kommen wir in die viel genutzten Schifffahrtswege. Die erste Wache ab 22 Uhr wollte ich übernehmen, aber nach 21 Uhr war der Wind so chaotisch, dass Volker noch nicht schlafen wollte. Also habe ich mich hingelegt, und Volker hat mich bis halb eins schlafen lassen. 

Um halb zwei, Volker hatte gerade mal eine Stunde geschlafen, kam eine Böe mit über 20 Knoten zu uns, und wir fuhren noch unter voller Besegelung! Deswegen musste ich ihn leider wecken. Wir hatten gehofft, dass damit das Leichtwind-Theater vorbei wäre, aber Pustekuchen! Nach zehn Minuten schönster Fahrt flaute der Wind wieder ab und drehte zurück, sodass wir erneut mit achterlichem Wind fahren mussten.  Der aber wechselte dauernd in Richtung und Stärke, die Segel haben geschlagen, es war gruselig. Schlussendlich, um 02:00 haben wir alle Segel weg gepackt, und sind unter Motor weiter gefahren. Dabei war es mittlerweile 5 Uhr geworden, und am Horizont zeigte sich das erste Licht. 

Jetzt, am Nachmittag, sind es noch 20 Seemeilen bis zum Raz de Sein, zwischen der Insel Ouessant und dem französischen Festland nahe Brest gelegen. Nach genauem Studium der Karte mit den Strömungen wird die Route geändert, wir fahren nördlich um Ouessant herum, die Strömung im Raz wäre noch zu stark gegenan, erst zwei Stunden später kippt die Gezeit.

Der Leuchtturm vom Raz de Sein ist einer der am meisten fotografierten Leuchttürme, denn in der engen Durchfahrt herrschen starke Strömungen, wenn dann der Wind dagegen steht, entstehen die schönsten Wellen. Das Seezeichen steht auf einem Felsen im Meer, und die hohen Wellen schlagen dagegen, sodass die Gischt hoch spritzt.

Um 17 Uhr ist mit eben dieser Insel Land in Sicht, das heißt, es ist eigentlich um 18 Uhr, denn nun hat sich die Uhrzeit umgestellt von der in Portugal herrschenden westeuropäischen Zeit WEZ auf die mitteleuropäische Zeitzone MEZ. Seitdem segeln wir auch wieder, im 2. Reff, damit das Segel nicht so schlackert, zwar fahren wir noch mit Motorunterstützung, aber immerhin sind wir damit wieder ein Segelboot und haben Vorrang vor den großen Frachtern, Tankern, etc. 

Kollegen auf See

Um 19 Uhr haben wir den Atlantik verlassen, und befinden uns nunmehr im English Channel. Naja, wirklich verlassen haben wir den Atlantik nicht denn der Ärmelkanal ist eigentlich ein Seitenarm des Atlantik. Er ist 560 km lang, an seiner engsten Stelle 34 km, die breiteste Stelle ist 240 km. Angrenzende Länder sind Großbritannien, Frankreich, sowie die Kanalinseln Guernsey und Jersey. Die Dover Strait zwischen Dover und Calais gehört zu den Schifffahrtswegen mit dem weltweit dichtesten Schiffsverkehr (circa 400–500 Schiffe pro Tag).

Bei uns gab es um 20 Uhr Flammkuchen mit Speck, Lauch und Zwiebeln, seitdem segeln wir – „platt vorm Laken“ – daher im 2. Reff, damit das Segel nicht so schlägt, mit 5 – 7 Knoten Fahrt durch die Nacht.

Nachtstimmung am Kartentisch
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Wackelt Volkers Stuhl?

Dienstag, 3. Juni 2025, auf See
Baro 1014 (!), bedeckt, regnerisch, kühl, Wind WSW 15-20 kn, die See 2-3 m
Etmal 167 sm

In der Nacht ist das Tief durch gelaufen, das über Island wütet, wir waren gerüstet mit zwei Reffs im Großsegel, und vier in der Genua. Das haben wir noch vor der Nacht gemacht, so hatten wir keinen Stress in der Dunkelheit. Tatsächlich gab es in der Nacht Böen bis gut 30 Knoten, und wir kamen flott voran. Dank der moderaten Besegelung waren auch die Bootsbewegungen nicht unangenehm, trotz der hohem Wellen, die durchgegangen sind. Es war also alles viel entspannter, als ich befürchtet habe.

Böen über Island

Das Barometer ist von gestern auf heute Moren um 10 Striche gefallen, daran kann man deutlich sehen, dass das Tiefdruckgebiet über uns gekommen ist. Es ist auch jetzt noch viel Wind, um 20 Knoten, aber der Windeinfallswinkel hat sich gebessert und wir fahren mit 8-9 Knoten auf Ouessant zu, zum Eingang des English Channel. Nur die Wellen sorgen für unvorhersehbare Schiffsbewegungen, sie sind hoch, klar bei den Winden, plus die Dünung des Ozeans, insgesamt sicher bis drei Meter, es wackelt. Gut, dass wir beide nicht seekrank werden.

Noch vor dem Eingang zum Kanal, bei dem erstenVerkehrstrennungsgebiet ist es mit den entspannten Nächten sowieso vorbei. An dem Bild von Marine Traffic kann man erkennen, was dort für ein Verkehr herrscht. Die Verkehrstrennungsgebiete müssen beachtet werden, ebenso die zahlreichen Sperrgebiete, z.B. Windkraftanlagen und Fischfarmen, und nebenbei gibt es auch einige Fischer, die ohne AIS arbeiten, damit ihre Jagdgründe geheim bleiben. Und dann gibt es noch eine Warnung vor Booten mit Flüchtlingen, die – natürlich – kein AIS bei sich haben, und versuchen, von Nordwest Frankreich nach Süd England überzusetzen.

Aber noch sind wir auf hoher See, vertreiben uns die Zeit mit der Analyse von Wetterbeichten und der dazugehörigen Routenplanung. Wann setzen wir wieder den Code Zero, oder ist doch der Gennaker das Segel der Wahl? Oder frischt der Wind gleich wieder auf? Ab und zu hält einer von uns ein Nickerchen, Vorschlafen für die Nacht!

Am Nachmittag hat sich eine ordentliche Welle aufgebaut, die Wogen rollen, bestimmt vier Meter hoch, von der Seite her an, heben das Boot an und dann kommt die Talfahrt, hui! Natürlich ist das mit den Bootsbewegungen eines Einrumpfers nicht zu vergleichen, aber es stellt doch schon hohe Anforderungen an mein Gleichgewichtsgefühl beim Gehen. Vor allem, wenn man irgendwelche Gegenstände in den Händen hat und sich nicht sofort abstützen kann. Inzwischen – es ist 21 Uhr – ist die Wellenhöhe deutlich zurück gegangen, das macht die Bewegungen an Bord viel leichter.

Ich hatte mich am Nachmittag gerade zu einem kleinen Schläfchen hin gelegt, da höre ich erst ein kleines Peng, aber Volker sitzt am Kartentisch und sagt, es sei alles in Ordnung. Ich mache die Augen wieder zu, da ertönt ein richtig lauter Knall und Volker liegt auf dem Rücken am Boden. Was ist passiert? Am Kartentisch haben wir einen schwenkbaren Bürostuhl, dessen Schwenkarm an einer Säule befestigt ist, die wiederum sowohl an einer Metallplatte im Boden als auch an der Tischplatte fet gemacht ist. Nun hat aber offensichtlich an dem Metallstift, der in die Tischplatte ragt, die Schweißnaht nicht gehalten, und der Stuhl ist, samt Volker, einfach umgefallen.

Ich bin ja nicht schadenfroh, aber all die Freunde, denen Volker die Geschichte per WhatsApp mitgeteilt hat, haben ihn damit geneckt, dass das ausgerechnet passiert ist, als er dort gesessen hat. Das ist vielleicht fünf Prozent der Zeit, normalerweise sitze dort immer ich. Und er hat doch so viel abgenommen, dass es an seinem Gewicht nun wirklich nicht gelegen haben kann. Da hatte ich wohl Glück gehabt, dass es nicht mir passiert ist.

Was nun? Also, irgendeine Sitzgelegenheit brauchen wir da schon, ich sitze dort den halben Tag zum Navigieren, oder um Logbuch zu schreiben, oder irgendwelchen Bürokram zu erledigen, außerdem natürlich auch beim Essen. Jetzt steht dort unser kleiner faltbarer Strandstuhl. Weil der aber so niedrig ist, dass ich in die Tischkante beißen könnte, haben wir die Sitzfläche mit Polstern und Kissen erhöht, und nun geht es einigermaßen.

Mit Polster und Kissen geht die Sitzhöhe halbwegs

Beim Abendessen jedenfalls hat es geklappt, es gab Kotelett und Lende mit Kartoffelbrei und Karottengemüse.

Diese Nacht wechseln wir uns richtig mit den Wachen ab, hier fahren in einer Stunde mehr Schiffe um uns herum als auf der ganzen Reise bisher.

Dieser Tanker kam uns sehr nah, aber nachdem ich mit ihm gefunkt habe, hat er seinen Kurs geändert
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Code Zero

Montag, 2. Juni 2025
Baro um 06:00 Uhr 1024, um 15:30 1020, bewölkt  mit einzelnen Lücken, Wind NNO um 3 – 4 Beaufort
Etmal 11:15 171 sm

Wenn sich wirklich eins bewährt hat auf diesem langen Törn, der jetzt bereits 7 Tage andauert, und uns bis genau jetzt, um 18:00, 1090 sm näher zu unserem Ziel gebracht hat, dann  ist es unser Code Zero-Segel. Diese freifliegende übergroße Genua, gefahren mit einem untersetzten Fall auf der Endlos-Rollanlage, macht uns wirklich viel Freude und sorgt bei etwas tieferen Kursen, zwischen 60-130 Grad Windwinkel, für einen super starken Vortrieb. 

Klar ist es eine Schufterei, das 35 kg schwere Segel aus dem Stauraum zu wuchten und es am Fall zu setzen, es dann unter Umständen wieder wegzupacken, wenn der Wind nicht passt, nur um es bei abermals geändertem Wind wieder rauszuholen. Manchmal lassen wir es dann faulerweise einfach gerollt und gesetzt stehen. Hin und wieder gucken wir uns wie zwei Kinder an und fragen uns dann, wie wir all die Jahre ohne dieses fantastische Segel zurecht gekommen sind. Klar in vielen Fällen würden wir dann den Gennaker gesetzt haben. Doch der Code Zero braucht ,vom Trimm und der Einstellung her, viel weniger Aufmerksamkeit und Zuwendung. 

Und wen es interessiert: Das Segel ist ein Laminatsegel, das seine enorme Festigkeit,  bei minimalen Tuchgewicht, aus horizontal angeordneten Kevlar- und Dyneemafasern bezieht. Unser Code Zero ist 135 Quadratmeter groß. 

Weg vom Segeln hin zur Kulinarik. Da die leckeren Kaffeestückchen vom Pingo Doce in Madeira seit gestern aufgegessen sind, hat die Capitania heute mit einer Fertigbackmischung (noch aus der Karibik vom LeaderPrice Supermarkt) einen Kuchen gebacken. Eine Art Browniekuchen, sehr lecker, braun und fluffig. 

Ja und dann war gestern wieder so ein komischer Tag. Nix hat gepasst, der Wind nicht zu den Wellen, die Windrichtung nicht zur Vorhersage, der Himmel komplett grau, immer genau gegenan, hoch am Wind, Ihr wisst, was ich meine. Bis die Cornelia gesagt hat, dass wir vom Wettermodell her auch etwas abfallen können. Und zack, läuft der Kahn und irgendwie fühlte sich alles gleich besser an.

Jetzt warten wir auf den Wind, nicht dass der nicht schon da wäre. Nein, wir warten auf den starken Wind, der von einer kleinen Störung, also einem Tief kommen soll. Bis zu 27 Knoten Wind soll es dann geben und das  genau von hinten. Wir lassen uns überraschen. Keine Überraschung gibt es zum Abendessen, denn ich habe mir Pizza gewünscht und die Capitania hat mein Flehen erhört.

Noch eins, bei so einem Boot geht ja immer was kaputt, auch wenn man es selbst nicht verursacht. Heute ist ein Datenumwandler, unser ITC 5, plötzlich ausgestiegen und es gab keine Winddaten mehr und alle bisher gesegelten Seemeilen sind gelöscht. Crazy denkt man, doch der war vor vier Jahren schon mal kaputt. Unser holländischer Freund Matthijs hat dankenswerterweise,gleich einen neuen ITC 5 bestellt, und wenn wir in Holland ankommen, gibt es dann endlich was zu basteln. Vielleicht ist der iTC 5 auch der Grund, warum die Logge nicht mehr anzeigt. Wir werden davon berichten.

So jetzt mal bitte Daumen drücken, dass der kräftige Wind kein zu stürmischer Wind wird.

Bis morgen!

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Bericht von Tag 6

Sonntag, 1. Juni 2025, Tag 6 auf See
Baro 1025 , bedeckt, Wind N 20 kn , die See 1,5 m
Etmal 11:00 164 sm

In der Nacht musste der Motor laufen bis 06:30 Uhr, danach wurde der Windwinkel besser, wir können wieder segeln. Um 08:30 kommt Reff 1 ins Großsegel, wir haben scheinbaren Wind deutlich über 20 Knoten.

Einen kleinen Eindruck von Bord:

Die kleine Rauchschwalbe hat die Nacht leider nicht überlebt, dabei hatte sie sich auf unserem Cockpittisch in ein Handtuch verkrochen. Heute Morgen habe ich eine Möwe um uns herum fliegen sehen, und hatte schon die Befürchtung, dass auch sie als blinder Passagier mitfahren will, aber sie war offensichtlich auf der Jagd nach Essen. Ebenso wie die Herde Delfine, die kurz nach dem Reffen vorbei gekommen sind. Aber leider hatten sie keine Zeit zum Spielen, der Hunger war stärker.

Nach dem Frühstück – wie immer um 11 Uhr, nach dem Ablesen des Etmals – kommen plötzlich Wolken von Luv, die bis zu 24 Knoten Wind mit sich bringen, das ist prinzipiell gut, weil die Geschwindigkeit deutlich nach oben steigt. Aber die konfusen höheren Wellen von der Seite machen das Leben nicht eben einfacher.

Nachdem wir beide nacheinander einen kleinen Mittagsschlaf gemacht haben, wird um 15 Uhr wieder ausgerefft, der Wind hat etwas abgenommen. Es geht heute immer hin und her, so ganz stabil sind Windrichtung und -Stärke nicht.

Bei einem Kontrollgang ums Boot herum entdeckt Volker ein gerissenes Gummi, das sorgt dafür, dass der Block, der die Schot der Leichtwindsegel umleitet, nicht herum schlackert und an die Bordwand schlägt. Das wird ausgetauscht und eine Inspektion des Motorraum wird ebenfalls durchgeführt.

Zum Abendessen gibt es heute Spaghetti Bolognese, danach wird der um 20 Uhr aktualisierte Wetterbericht eingeholt. Für die Nacht sind um 11 Knoten Wind angesagt, Böen bis 17 kn. Der Wind kommt aus Nord, das bedeutet für uns, dass wir einen Amwindkurs fahren müssen.  Die Wellen sind zwischen anderthalb und zwei Meter hoch, ein bisschen konfus, aber das kennen wir ja schon. Morgen soll der Wind etwas abnehmen, und dann gegen Mitternacht erreicht uns wahrscheinlich die Flanke eines Tiefs mit Böen bis 30 Knoten.

Warten wir es ab.

Sonnenuntergang von drinnen
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Haben wir einen Vogel?

Samstag, 31. Mai 2025, Tag 5 auf See
Baro 10122, leicht bewölkt, Wind W um 3, die See 1 m
Etmal um 11:15 Uhr 155 sm

GESTERN war irgendwie ein langweiliger Tag, keine Sonne, kein Wind, dafür Langeweile.

Heute sieht die Welt besser, eben anders aus. Die Tage auf See sind ja alle irgendwie relativ gleichförmig, solange es keine Ereignisse, wie zu viel Wind, etwas geht kaputt, Beinahe-Kollisionen, oder Seetiere gibt. Aber als Segler bevorzuge ich eine gewisse Monotonie auf dem Wasser, statt der unerwünschten Ereignisse. Gleichförmigkeit an Bord bedeutet Seelenfrieden und den gibt es nirgends besser als fernab vom Land und dem Weltgeschehen. 

HEUTE aber ist ein besonders schöner Tag auf dem Meer, mit positiven Ereignissen ohne Monotonie, Langeweile, Gleichklang oder Chaos.

Zunächst einmal ist das Meer super friedlich, keine chaotischen oder hohen Wellen, nur eine leichte Dünung bewegt uns und das Boot. Nach einem halb bewölkten Sonnenaufgang verziehen sich die dunklen Wolkengebilde und geben den Blick frei auf einen strahlend blauen Himmel. 

Punkt sieben Uhr ist die Capitania wach geworden und mit ihr der Wind. Der Code Zero zieht uns ab da flott durchs Wasser und das Lärmen des Motors hat ein Ende. Um 9 Uhr hat Cornelia Kontakt mit Intermar über die Kurzwelle, zumindest kurzfristig, die Tage davor war im Äther nur ein Rauschen. Um Punkt 10 Uhr macht der Friseursalon auf, und ich verpasse mir einen schönen Sommerhaarschnitt und rasiere mich noch. Aussehen an Bord wird ja oft unterschätzt. Kurz danach, das Wasser ist ja noch schön warm vom motoren, öffnet pünktlich der Duschbereich und es gibt eine ausgiebige Dusche. 

Nach soviel Aktivität wird es Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, Toast, gebackene Brötchen, Spiegelei, Rilette aus Fronkreisch, frisch gepresster O-Saft, paradiesische Zustände hier. Damit man doch nicht zu übermütig wird, gibt es nach dem Abwasch ‘ne Bastelstunde in schönster Harmonie mit meiner Liebsten. Der Abfluss des Waschbecken in der Gästekabine ist komplett mit Haaren zugesetzt und das nach schon 8 Jahren?

Dann kommt er angeflogen, der Vogel, die Rauchschwalbe, wie aus dem Nichts und flattert gleich mal in den Salon. So natürlich nicht, draußen darf der Piepmatz sein, aber nicht im Boot. Das Rein-Raus-Spiel wiederholt sich mehrfach, bis der Vogel endlich seinen wahren Platz an Bord gefunden hat und das Ruder übernimmt. Währenddessen rauschen wir weiter zum englischen Kanal, 8 Knoten schnell und Ouessant ist noch 680 Seemeilen entfernt.

Irgendwann ist der Vogel davon geflogen, es gibt leckere Kaffeestückchen, noch aus Madeira, da die relativ fett sind, halten sie sich auch noch am Tag 5 auf See prächtig.

Gekocht wir später auch, Gulasch, selbstgemachte Semmelknödel mit Speck und Lauch und Rotkohl.

So ein Tag, so wunderschön wie heute…

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