Kreuz und quer

Eine schier endlose Kolonne von Nacktschnecken liefert sich ein packendes Kopf an Kopf-Rennen über den sumpfig aufgeweichten Waldboden. Ein kühler Wind weht übers Oberfeld. Hundewetter – und der Hund, bzw. die Hündin Nana findet liebt genau diese kühleren Temperaturen. Just in dem Moment, als wir mit Flieger in Frankfurt spätabends gelandet sind, zieht die erste Kaltfront durch und bereitet dem deutschen Sommer ein jähes Endes.

Seit ein paar Tagen verbrennt unsere Heizung das kostbare Erdgas und verbreitet gemütliche Wärme im Haus. Die Kinder und Enkelkinder haben uns bereits besucht, bzw. wir sind schon zu ihnen hingefahren. Es fühlt sich schnell alles vertraut an in der meerfreien Heimatregion. Wir sind wieder eingegroovt, wie man das so schön in der neudeutschen Sprache sagt.

Muscheln im Seewasserfilter
Beim Motortest

Kurz vor dem Abflug haben wir noch die beiden Rümpfe der Hexe, in einem Rundumschlag mit UV-Schutzwachs von 3M eingerieben und aufpoliert. Beide Motoren haben einen kompletten Service  vom lokalen Volvo mechanico bekommen, d.h. die Diesel- und Ölfilter, die Impeller, das Motor- und das Getriebeöl wurden gewechselt, und die Seewasserfilter auseinander geschraubt und gereinigt. Am Tag danach haben wir dann ein dreistündige Motorfahrt unternommen, um zu schauen, ob alles dicht ist an den Motoren, man weiß ja nie. Kurze Antwort, alles tipptopp mit den Volvos.

Dann bin ich noch zum großen Ennergieversorger Disa mit der leeren Gasflasche gefahren und habe  diese füllen lassen. Mit insgesamt rund 42 Kilo Gas an Bord sind wir gasmäßig für ca. zwei Jahre unabhängig.

Nun haben wir von Deutschland aus noch einen neuen Hydraulikzylinder inklusive Kolben, als Ersatz für den bestehenden Autopiloten, geordert. Der auf der Backbordseite verliert trotz neuem Dichtsatz Öl.

Cornelia hat sich mit ihren benötigten Medikamenten eingedeckt, und ein paar heimische Spezialitäten wandern auch noch mit in die Reisetasche für den Rückflug zum Boot. Hoch im Kurs stehen an Bord die Mandelcreme Nudossi und der gelb verpackte Zuckerrübensirup, sowie die regional-leckeren Mettwürstchen. Auf keinen Fall aber dürfen die geliebten holländischen Schokostreusel, ausgehen.

Gestern haben wir noch rohe Quitten in leckere Quittenmarmelade verwandelt, mein absoluter Favorit. 

Die Quitten sind eingekocht

Und ein ungefährer Speiseplan  für die bevorstehende atlantische Überfahrt existiert schon. Doch mehr dazu in einem der nächsten Blogbeiträge.

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Am Sonntag will mein Süßer …

So schön sieht der Code Zero aus

Sonntag, 15. September 2024,  Puerto Calero 11:30 – 14:30 Ankerplatz vor Papagayo, 17 sm
Baro 1014, Wind N um 4, sonnig, warm, die See 0,5 m

Noch im Hafen ziehen wir den Code Zero hoch, damit sind wir vorbereitet auf unseren heutigen Segelausflug. Nach der Hafenausfahrt müssen wir erst um das Opti-Feld herum motoren, dann kommt das Großsegel hoch und der Code Zero wird ausgerollt. Bei zunächst leichtem südlichem Wind sind wir so schnell, gleich stehen über zehn Knoten auf der Logge. Da geht es richtig zur Sache, die Hexe fliegt quasi übers Wasser.

Vor Puerto del Carmen ändert sich der Wind komplett, wir drehen mit und segeln Kurs Süd, denn wir haben kein wirkliches Ziel heute, wir wollen nur gerne mal das schöne Segel ausprobieren. Schließlich hatten wir es erst einmal vorher hoch gezogen. Volker ist sehr froh damit, wie weit man mit dem großen Vorsegel anluven, aber auch abfallen kann. 

Um 14:30 fällt der Anker nach 17 sm vor Papagayo. Am Nachmittag schwimmen wir und putzen dabei den Rumpf, um den sich trotz Coppercoat doch immer wieder ansetzenden Schleim und kleinere Bewachsungen abzutragen. Mir ist danach so kalt, dass ich mich erst einmal eine Stunde in der Sonne aufwärmen muss. 

Der stolze Gennaker

Montag, 16. September2024, Ankerplatz vor Papagayo 11:30 – 14:00 Ankerplatz vor Playa Quemada, 17:30 Marina Lanzarote, 17 sm
Baro 1013, Wind NW um 4, sonnig mit leichten Wolkenfeldern, die See ruhig.

Um 11:30 Uhr wird der Anker hoch geholt, das Großsegel gesetzt, und wir motoren Richtung Marina Rubicon. Um 12:10 steht der Gennaker, denn den wollen wir heute ausprobieren. Beim letzten Mal hat er sich nicht richtig ausgedreht, und wir wollen doch sicher sein, dass wir neben dem Code Zero, den wir ja gestern zur großen Zufriedenheit ausprobiert haben, auch ein super Leichtwindsegel haben für die Reise in die Karibik. Die Hexe fliegt bei 12 Knoten Wind und einem Windeinfallswinkel von ca. 120° mit über zehn Knoten dahin, das sieht vielversprechend für den langen Törn aus.

Wir halsen, und rollen das bunte Segel auf der anderen Seite aus, dort aber zickt der Roller, wir probieren es noch einmal, es geht zwar, aber irgend etwas ist nicht in Ordnung. Nun haben wir – wohl eher Volker – was Neues zum drüber Nachdenken.

Um 13:20 Uhr ist Schluss mit der Ausprobiererei, es wird erneut gehalst, und wir nehmen Kurs auf den Ankerplatz vor Playa Quemada. Um 13:20 frischt der Wind plötzlich auf, es sind 20 Knoten, nun fliegt sie wieder – mit über zwölf Knoten!  Zwanzig Minuten später sind wir in der Inselabdeckung, der Windmesser zeigt nur noch acht bis neun Knoten an.

Um 14:00 Uhr fällt der Anker am Strand vor Playa Quemada, in den Hafen fahren wir erst heute Abend. 17:30 Uhr sind wir am Liegeplatz in Puerto Calero nach wiederum 17 sm.

Wunderschön dekorierte Sushi-Platte

Noch ein kleiner Nachtrag zu Samstag: Nachdem schon wieder einige Punkte auf Volkers To-Do-Liste erledigt worden sind, haben wir uns am Abend das Vergnügen gegönnt, zu Volkers Lieblings China-Restaurant “Asian Sunshine” in Puerto del Carmen zu gehen. Dort werden wir immer wie Freunde begrüßt, und meine Sushi-Platte war so schon dekoriert, dass ich das Foto unseren Blog-Freunden nicht vorenthalten wollte.

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Schnelle Fahrt

Nachtrag zum Logbuch:
Sonntag 8. September 2024
Auf See, Wind NO 13 – 18 Knoten, sternenklar, die See weiterhin 1,5 – 2 m
Etmal um 05:30 210 sm: In 24 Stunden sind wir 210 sm gesegelt, das ergibt einen Schnitt von 8,75 sm/h. Damit ist auch der Kapitän zufrieden. 

Windvorhersage

Die Nacht verlief im Wesentlichen unspektakulär. Zunächst hat sich der Wind relativ gleichmäßig verhalten, es sind 13 – 15 Knoten bei einem Windeinfallswinkel von 110 bis 125 Grad. Nach 02:00 Uhr fiel es ihm dagegen plötzlich ein, auf 150 Grad zu drehen, dabei zwar zuzunehmen, aber die Geschwindigkeit des Bootes geht dann doch ein bisschen nach unten. Erst nach 04:00 Uhr wurde es wieder besser, wieder 13 – 15 Knoten aus 120 Grad, seit 06:00 Uhr sind es eher 105 Grad bei unveränderten 15 Knoten, da haben wir die Genua ein bisschen eingedreht. Jetzt löse ich Volker ab, er kann durchschlafen und ich werde mir immer mal wieder ein kleines Nickerchen  gönnen und meinen Timer auf 20 Minuten stellen, um kurz die Lage zu checken.

Ab sechs Uhr beginnt das erste schüchterne Licht am Horizont zu erscheinen, um sieben wird es hell, und um 7:40 Uhr soll de Sonne aufgehen. Das wird heute bestimmt sehr schön, weil es nur ein dünnes Wolkenband im Osten direkt am Horizont gibt, ich bin gespannt. Und natürlich lässt kurz vor Sonnenaufgang der Wind nach, aus den 15 Knoten sind jetzt nur noch elf bis zwölf geworden, das bringt den Durchschnitt runter! Aber glücklicherweise wird der Windwinkel spitzer, das gleicht die fehlenden Knoten ein bisschen aus. Außerdem schläft der Skipper, und kann sich nicht darüber ärgern.

So segeln wir in den Tag, um 11:30 kann ich die Herren überreden, mit mir zu frühstücken. Vor Lanzarote dreht der Wind nochmal ordentlich auf, zwischen Fuerteventura und unserer Insel legt er noch ‘ne Schippe drauf. 

Um 13:30 fällt der Anker vor Playa Blanca nach 280 Seemeilen. Wir sind 32 Stunden lang gesegelt, weniger als ursprünglich geplant, und haben einen Schnitt, wie bis zum 24-Stunden-Etmal gehalten: 8,75sm/h!

Auf der Insel:

Inzwischen sind wir schon eine Weile wieder in Puerto Calero angekommen, nach einer Nacht vor Anker bei Papagayo. Wir sind mit Lukasz einen ganzen Tag über die Insel gefahren, um ihm die Vulkanlandschaft und die Strände und die Aussichten zu zeigen. Wir haben ganz viele Freunde wieder getroffen, und ganz viele Arbeiten am Boot durchgeführt.

Begonnen haben die Herren mit der Erneuerung des Silikons und dem Abdichten der Luke in der hinteren Gästekabine. Es war eine schweißstreibende Sauerei, denn das alte Silikon musste heraus geschnitten und gekratzt werden, bevor die neue Schicht Silikon aufgetragen werden konnte. Aber Dank der professionell tatkräftigen Hilfe von Lukasz, der guten Idee von Freund Uli und der allgemeinen Oberaufsicht vom Skipper war auch diese Aufgabe rechtzeitig gelöst, um Lukasz “Just in Time” zum Flughafen zu bringen.

Der Stecker vom Hydrogenerator musste neu befestigt werden, und der Mantel vom Steuerrad wurde unter lautem Fluchen mit einer runden Nähnadel wieder zusammen genäht.

Natürlich wurde das Boot komplett gereinigt, dazu gehörte auch, die Bilgenabteile auszuräumen und auszuwischen, die Klamotten aus dem Kleiderschrank zu lüften, und die seit Ewigkeiten nicht mehr getragenen Faserpelze und Funktionskleider zu waschen.

Volker mit Mädelsübermacht im UpperDeck

Außerdem haben wir noch ein bisschen Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel für die kommenden längeren Törns eingekauft und verstaut.
Wenn wir von unserem Heimataufenthalt zurück kommen, sind wir bereit zur Abfahrt.

Das UpperDeck haben wir auch zurück erobert.

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Urbane Kunst

Das haben wir nicht erwartet: Nachdem wir unser Beiboot in dem kleinen Fischerhafen von Camara de Lobos festgemacht hatten, standen wir mitten in der Kunst. Street Art, eigentlich. Der kleine Ort ist an sich schon bezaubernd, es gibt Gemüsehändler und Bäckereien, und einen erstaunlich großen gut sortierten Pingo Doce Supermarkt. Daneben sind im Hafenviertel unzählige kleine Restaurants und Bars, die am frühen Abend, als wir durch den Ort geschlendert sind, gut besucht waren.

Zur Kunst: Die Straßen und Gassen der kleinen malerischen Innenstadt haben Baldachine, aus „Wegwerfsachen“, Müll als Kunstform. Das Motto des „Festival Giratorio“ , eigentlich das „Festival des Drehbaren“, bedeutet, die Straßen der Stadt mit Objekten zu schmücken, die bereits vorhanden waren und nicht mehr gebraucht wurden,  Dinge wieder zu verwenden, die ansonsten wertlos sind. Der Event ist von der EU ins Leben gerufen unter dem Motto „Intelligent Cities Challenge“, es geht um die Vermeidung von Müll, und richtet sich an ausgesuchte europäische Städte 2023 – 2025. In Deutschland stehen Heidelberg, Bamberg und Gelsenkirchen auf der Liste der ausgewählten Städte.

Hier in Camara hängen Ketten aus lauter bereits gebrauchten Gegenständen über den Köpfen der Fußgänger, rosa gefärbte Bettücher, leere Plastik- und Glasflaschen, blau angemalte CDs. Wir sehen einen Straßenzug mit aus alten Stoffen zusammengenähten Meeressymbolen, woanders hängen Puschel aus weißen oder durchsichtigen Plastiktüten, es klappern Windspiele aus kleinen Holzstückchen und ein Baldachin aus angemalten Rohrisolierern spendet Schatten.

Daneben hängen Bilder von Fischen, eine große Wand am Hafen ist bemalt mit Robbie, an den Seiten finden sich Figuren in Trachten, und natürlich malen Künstlerinnen und Künstler an die Wände und Türen leerstehender Häuser schöne Bilder. Jemand hat eine bereits bestehende Plastik benutzt, um ganz viele rote Fäden drum herum zu spannen.

Es hat so viel Spaß gemacht, durch die Straßen und Gassen zu schlendern, wir nehmen die vielen Bilder in unseren Köpfen mit und zeigen Euch hier eine Auswahl!

Um 05:30 sind wir heute Morgen Ankerauf gegangen, eine Viertelstunde später standen Großsegel und Genua, und wir machten uns auf den Weg nach Lanzarote, an den Ilhas Desertas vorbei, danach gibt es nur noch das Blau des Meeres und den Himmel mit kleinen Wolken. Von der Überfahrt werden wir morgen berichten, wenn wir angekommen sind.

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Der erste Schlag zu dritt

Wir haben ein neues Besatzungsmitglied, Lukasz Blaszczyk ist gestern Abend mit dem Flieger aus Frankfurt angekommen und wird mit uns nach Lanzarote segeln. Wir haben die letzten beiden Tage vor dem malerischen Ort Camara de Lobos gelegen, mehr darüber folgt in unserem nächsten Blogbeitrag.

Nach dem ersten Kaffee fahren wir unter Motor aus der ruhigen Bucht vor der Praia Formosa nach Funchal. Dort wollen Lukasz und ich einen Stadtbummel machen, ich möchte ihm die Schönheiten der madeirianischen Hauptstadt zeigen. 

Volker widmet sich derweil dem Putzen der Hexe, denn in den vergangenen Tagen wurde die Asche der Waldbrände, die auf Madeira gewütet haben, von dem Wind hinaus aufs Meer getragen. Und natürlich haben sich Tag für Tag kleine schwarze Aschepartikel auf unserem schönen weißen Boot abgelagert, wir kamen mit dem Putzen nicht mehr nach. Erst seit gestern Abend hat der Ascheregen aufgehört, außerdem sind wir heute früh eine Bucht weiter von den Brandherden weg gesegelt, nun ist einfach das gründliche Putzen dran. Und dabei möchte Volker niemand anderes auf dem Boot haben.

Unterwegs mit dem Dinghy

Lukasz und ich begeben uns also mit dem Dinghy zu der Marina für das Sightseeing-Programm. Wir beginnen auf den repräsentativen Ramblas mit dem Ritz Café, den vielen Andenkenläden und den Niederlassungen aller großen Marken der Welt, hier findet man auch H&M, Zara, etc. Wir drehen eine erholsame Runde durch den mit immer noch blühenden Bäumen und Sträuchern geschmückten Park, ehe wir uns in die Straßen mit Apotheken, Friseuren, Gemüsehändlern und der Markthalle stürzen und auf dem Rückweg zum Hafen durch die Gassen mit den zahlreichen kleinen Restaurants und Cafés schlendern.

Lukasz steuert gern

Als Einstimmung für Lukasz wollen wir heute zur nordöstlichsten Spitze Madeiras segeln, das erste Stück wegen Windmangels unter Motor, dann zehn Seemeilen gegen den Wind. Natürlich ist es ab der Ponta da Oliveira, anders als vor Funchal, viel windiger, und natürlich kommt er genau von vorne. Aber die Hexe kann auch gut kreuzen, obwohl das nicht gerade die Paradedisziplin eines Katamarans ist. Es sind ja nur zehn Seemeilen, gekreuzt waren es dann fünfzehn.

Mit Reff 2 in Groß und Genua fahren wir immer noch zwischen sieben und acht Knoten. Schlag eins geht nach draußen aufs Meer, um 14:35 wird gewendet. Lukasz ist voll eingebunden, er musste schon vorhin das Beiboot hochwinschen, nun steht er am Ruder, muss steuern, die Genuaschot dicht holen, Volker hat einen gelehrigen Schüler.

15:05 Uhr zweite Wende, wieder ein Schlag nach draußen. Der Wind nimmt manchmal ein bisschen zu, es kommt die dritte Wende um 15:35, danach nimmt der Wind auf 13 – 14 Knoten ab. 15:55 Uhr folgt die nächste Wende, und schon sind es wieder 16 – 17 Knoten Wind.

Um kurz nach vier Uhr fällt der Anker, genau an der gleichen Stelle, an der wir vor ein paar Tagen geankert haben. Kurz darauf ist das Dinghy im Wasser und die Herren fahren los, die zahlreichen Höhlen in den Lavafelsen hier zu erforschen.

Morgen früh geht es los, es warten 280 Seemeilen auf uns bis zum Strand vor Papagayo im Süden von Lanzarote. Die Windvorhersage ist gut 12 – 15 Knoten Wind aus 110 Grad, besser geht nicht.

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Bildhübsch

Menschenmassen wuseln durch die Altstadtgassen, Restaurants reihen sich aneinander und alle bekannten Innnenstadt-Markengeschäfte sind in Funchal vertreten. Wir haben gestern den geruhsamen Inselnordosten verlassen, den Anker hochgeholt, das Vorsegel ausgerollt. Der kräftige Rückenwind hat uns dann nach zwei Stunden schönstem Panoramasegeln entlang der Küste von Madeira nach Funchal gepustet.

Eine Korrektur noch, so einsam ist der Nordosten von Madeira nicht. Laut Wikipedia begeben sich täglich fast 1.00 Menschen auf den Wanderweg zur Oase, einem Ausflugsrestaurant, und zum Mirador Ponta do Furado, dem bekanntesten Aussichtspunkt der Insel. Schon im Dunkeln reihen sich Stirnlampenlichter am Bergkamm aneinander und selbst nach Einbruch der Dunkelheit sind noch leuchtende Wanderer unterwegs. Wir haben da die Abkürzung übers Wasser genommen, mit dem Beiboot und dem Stand-Up-Paddle sind wir zur Badestelle gefahren. Der kleine Felsstrand mit dicken Kieseln im Wasser liegt knapp unterhalb der Oase und damit auch unterhalb des höchsten Aussichtspunktes. Wir haben uns dort in die Trails der Wanderfreunde eingereiht, sind allerdings vorm Hochpunkt schon wieder umgedreht. 

Steile Felswände umrahmen die Marina

Abends ging es mit dem Dinghy in die nahegelegene Marina, Quinta do Lorde, die nicht nur ein Yachthafen für Segler ist, sondern auch eine Ferienanlage und Hotel, mit vielen Gebäuden. Hotel und Ferienanlage waren nun mehrere Jahre geschlossen. Die Hyatt-Gruppe hat schlussendlich das Gesamtensemble gekauft, und sichtbare Renovierungsarbeiten sind am Gange. Für den 1. Oktober ist die Wiedereröffnung geplant. 

Blick aus einer Höhle

Eine Höhlentour mit Beiboot war am letzten Tag der krönende Abschluss unseres Ausflugsprogramms. 

Am nächsten Morgen sind wir nur unter Vorsegel bis Funchal gefahren und haben nicht zu weit vom Hafen entfernt geankert. Die Innenstadt von Funchal haben wir bei zwei Ausflügen ausgiebig besichtigt. Am besten haben uns die drei Parks und die kleine Rambla gefallen. 

Vorhin sind wir, wegen unnötigen Gedränges durch einen neu hinzugekommenen, saudepperten Ankerlieger, ankerauf gegangen und haben uns vor die Praia Formosa, einem bildhübschen Strand (so die Übersetzung), anderthalb Seemeilen entfernt von Funchal verholt. Hier liegen wir als einziges Boot, der Blick auf den Strand und die angrenzenden Berge ist famos. (Man darf nur nicht direkt nach Norden, zu den Hochhäusern der Außenbezirke Funchals schauen, der Rest ist wunderschön.)

Der Ankergrund ist bestens, aus Sand, der Anker ist tief eingegraben. Selbst wenn beide Motoren mit Volllast rückwärts laufen, hält das Grundeisen bestens. Es ist hier wunderbar ruhig und wir freuen uns auf eine entspannte Nacht.

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Angekommen

Teil 2 des 3. Tages:

Wir segeln also so weiter, mit vielen Wellen und mehr als ausreichend Wind. Die Sonne lädt die Batterien kaum  noch – sie ist ja meist hinter den Wolken versteckt – und der Hydrogenerator macht schon wieder so komische Geräusche, er scheint leider auch nicht zu laden. Vielleicht sind die Kabel kaputt, jedenfalls wird der nun aus dem Wasser geholt, und wir haben aktuell keine zusätzliche Energiequelle für unser Batteriemanagement.

Wir nehmen Kurs auf die Ensenada da Ambra im Osten der Insel. Die Bucht liegt gut geschützt gegen Nordostwind durch die Berge, die steil vom Ufer direkt in die Höhe streben. Bei Navily steht, dass an einer Stelle nahe des Ufers auf dem sandigen Untergrund zwei Auto-Chassis liegen, in denen sich der Anker verfangen kann. Wir markieren diese Stelle in unserer Karte, damit wir nicht aus Versehen dort den Anker fallen lassen.

Bootsbewegungen am Anker während der Nacht

Bei der wieder durch den fehlenden Mond sehr dunklen Nacht gerät die Ansteuerung in der Bucht eher unspektakulär, bis auf die unbeleuchtete Fischfarm, vor der Volker mich gerade noch rechtzeitig warnen kann.

Angekommen sind wir um 00:30 Ortszeit, Azorenzeit 23:30, die Gesamtmeilen laut Logge betrugen 559 sm. 62 Stunden lang war die Überfahrt, das ergibt einen Durchschnitt von über neun Knoten, ein schneller Trip! Ein bisschen wackelig fand ich es wegen der sehr kurzen Welle, aber ein Windeinfallswinkel von 80° – 130° sorgt bei einem Katamaran für schnelle Fahrt, eigentlich hatten wir erwartet, am nächsten Morgen nach Sonnenaufgang anzukommen. Also insgesamt ein schöner schneller Törn. 

Nach erholsamen Schlafstunden ohne die Weckzeit alle zwanzig Minuten für Volker wartet natürlich eine Menge Arbeit auf uns. Zuerst muss das Boot komplett entsalzen werden. Also muss ein Motor laufen, denn wir brauchen Strom, um den Wassermacher arbeiten zu lassen, damit Volker das Boot abspritzen kann, und das Salz zurück ins Meer kommt. Ich wasche derweil drinnen die Flächen ab, denn auch hier kommt ein bisschen Salzspray an, räume auf und baue das Bett im Salon wieder in den Tisch um.

Außerdem hatte sich der Ruderquadrant des rechten Autopiloten verstellt, der muss mit viel Geduld und Geschicklichkeit im Motorraum wieder ausgerichtet werden. Am Bergesack für Großsegel war eine Naht aufgerissen, auch hier mussten wir mit viel Geduld und einem langen Faden ran, damit die Spannlatte wieder an der Persenning angenäht war.

Danach gab es einmal Schwimmen ums Boot für mich, und zu dem Anker für Volker, durch die anschließende Dusche sind wir wieder ganz sauber und bereit für neue Abenteuer.

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On the Sea again: Tag 3

Donnerstag, 29. August 2022
Auf See, Baro 1018, Wind NNO zwischen 15 und 20 kn, die See unverändert 1,5 bis 2 m,  sonnig
08:00Uhr: Noch 138 sm bis zum Ziel, Geschwindigkeit meist über 10 Knoten, TWA um 80°

Nachtrag von Tag 2:

Abendessen: Sahnegeschnetzeltes mit Nudeln und Salat. Das Halbtagesetmal um 21:30  ist 104 sm, das entspricht einem Schnitt von 8,7 Knoten!

Ein fliegender Fisch hat die Nacht leider an Deck verbracht

Um 07:00 Uhr am nächsten Morgen sind Kaffee und diverse Tees fertig gekocht, der Skipper kann jetzt noch ein bisschen schlafen, nun ohne die zwanzigminütigen Unterbrechungen. Aber auch dabei genügt ein kurzer Blick auf den Bildschirm, ob sich feindliche Schiffe nähern. Auch nach draußen auf Wind und Segelstellung kann man schauen, aber das hat Volker sowieso im Blut, wenn sich der Wind deutlich ändern sollte, würde er sofort aufwachen.

Tagesetmal 09:30: Unser heutiges Etmal beträgt stolze 222 sm, ergibt einen Durchschnitt von 9,25 (neuneinviertel) m/h! Noch 121 Meilen bis zum Ankerplatz vor Porto Santo.

10:30 Uhr: Das zweite Reff kommt ins Großsegel, denn der Wind hat wieder zugenommen, und leider wird auch der Windeinfallswinkel immer spitzer. Mit dem zweiten Reff kommen wir immer noch mit neun bis elf Knoten voran, und jetzt es wird angenehmer, trotz der konfusen Wellen.

Die ganze Nacht war nicht ein Schiff auf dem AIS zu sehen, heute morgen sind es gleich zwei, und der eine Tanker, er will nach Antwerpen, fährt weniger als eine halbe Meile vor uns durch, das ist schon nah.

Geschafft, nun gibt es Frühstück, wie immer am Kartentisch. Das Tischdecken allerdings ist ein einziger Balance-Akt, zumindest für mich, weil die Wellen doch immer dann kommen, wenn man sie nicht braucht. Mein Sportprogramm besteht aus Gängen zur und von der Kabine, auch auf dem Weg zur Toilette wird geturnt, man muss die Bewegung der See so gut wie möglich vorahnen, um sich nicht all zu viele blaue Flecken zu holen. Am Ende könnte ich sonst nicht mal mehr im Badeanzug an den Strand gehen, ohne dass die Leute die Sittenpolizei rufen ;-).

Am Nachmittag gegen 13:00 Uhr sieht Volker auf der Luvseite eine fette Wolke kommen. Im Radar zeigt sich dann auch, dass dort größere Regenmengen drinnen sind. Weil aber solche kleinen Squalls auch gerne viel Wind im Gepäck haben, und die Schaumkronen auf dem Meer sich vermehren, verkleinern wir noch ein bisschen das Vorsegel, das Groß ist ja schon in Reff zwei, wir sind gerüstet. Trotzdem stehe ich mit starrem Blick auf den Radarschirm, ob die Front wirklich zu uns kommt. Dahinter ist schon wieder blauer Himmel zu sehen. Für den Rest der heutigen Fahrt ist mehr als genügend Wind vorhergesagt, wir können bei der jetzigen Besegelung bleiben. Die Front ist vor uns durchgezogen, aber der Wind ist geblieben, und es stehen weitere Böenwalze auf Halde. Hoffentlich ist es an dem Ankerplatz halbwegs geschützt.

Volker hat wieder einen schönen Film gedreht, hier zu sehen oder bei Youtube unter: 
https://youtu.be/mcdgrH9mHaQ

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On the Sea again: Tag 2

Hier erst einmal Teil 2 von Tag 1

Volker kontrolliert, ob der Hydrogenerator lädt, aber das tut er nicht. Wahrscheinlich haben wir wieder Sargasso-Gras gefangen oder so. Und leider ist es „oder so“, denn in der Schraube hängt ein Netz von einem Hochseefischer. Aus massivem Garn, mit richtig festen Maschen. Volker holt den Bootshaken, fischt ein Stück, bekommt es zu fassen, ohne dabei ins Wasser zu fallen (das ist immer meine Angst, wenn er irgendetwas am Hydrogenerator macht), und er braucht schon Kraft, um das ca. sechs Meter lange grüne Netz einzuziehen. Nun ist aber die Niederholerleine vom Hydro gerissen, der muss aus dem Wasser, die Leine wird neu verknotet. Schlussendlich kann das gute Stück, befreit von den tückischen Hinterlassenschaften der Fischer, die Arbeit wieder aufzunehmen, damit wir auch nachts genug Strom haben, um z.B. den Kühlschrank, den Gefrierschrank und die Starlink-Antenne zu betreiben.

Zutaten

Zum Abendessen gab es Morcela, das ist portugiesische Blutwurst, ein bisschen scharf und sehr lecker, mit einem Kartoffel-Karotten-Püree, fein!

So segeln wir in die erste sehr dunkle Nacht, der sichelgroße Mond geht erst nach 01.00 Uhr auf. Das Radar dreht alle Viertelstunde zehn Umdrehungen, und würde uns warnen, wenn sich in einem Umkreis von drei Meilen etwas bewegt. Wir kommen jetzt gut voran, bei 13 bis 16 Knoten und einem Windeinfallswinkel von ungefähr 110 Grad ist die Hexe schnell, sie zieht uns mit zwischen 8,5 und 11 Knoten Geschwindigkeit übers Meer.

Das Halbtagesetmal um 21:30 beträgt 96 sm, Distanz zum Ziel sind 442 sm, der Anfangswert war 538 sm, das entspricht einem Schnitt von 8 sm/h, cool!

Tag 2: Mittwoch, 28. August 2024
Auf See, Baro 1019, leicht bewölkt, Wind um 15 Knoten aus N, die See 1 – 2 m
06:00 Uhr: Noch 370 sm bis zum Ziel, TWA 110° – 120°, Geschwindigkeit um 9 kn

Die Nacht verläuft ohne größere Vorfälle.. Um 01:00 Uhr hatte der Wind mal auf über 20 Knoten aufgefrischt, das hab ich selbst in meinem Bettchen gemerkt, und bin schnell rausgekommen, um Volker beim Eindrehen der Genua zur Seite zu stehen. Ich weiß ja, dass er das alles auch alleine kann, aber zu zweit geht es einfacher.

Sonnenaufgang

Später hörte ich, dass Volker ein kleines bisschen ausgerefft hat, später die Genua ein bisschen flacher gedreht, aber das war es im Wesentlichen. Um sechs Uhr klingelt mein Wecker, ich gehe Volker ablösen, dass er auch mal länger am Stück schlafen kann, als nur die 20 Minuten mit dem Timer als Wecker. Im Osten ist der Himmel ein kleines bisschen heller geworden,  es beginnt die nautische Dämmerung, die „blaue Stunde“, die endet dann kurz vor dem Sonnenaufgang um 07:00 Uhr.

Als Volker um 08:00 Uhr wach wird, hören wir kurz in die Intermar Funkrunde rein, über die Kurzwelle ging das leider wieder nicht, aber über Echolink, das geht übers Internet, konnten wir hören und sprechen. Heute waren hauptsächlich Jungs aus der Nord- und Ostsee dran, fürs Wetter war ich eh zu spät.

Ich gehe in die Kabine, um noch eine Runde zu schlafen, bis Volker mich um zehn Uhr aus dem Bett holt, weil wir reffen müssen. Der Windwinkel ist spitzer geworden, 70° – 80° Einfallswinkel, dann steigt der scheinbare Wind auf über 20 Knoten, es wird Zeit, die Segel zu verkleinern. Das geht gut, wir sind immer noch eingespielt. Nun zickt aber wieder mal der Hydrogenerator, es hängt aber nichts in der Schraube, wie Volker sich vergewissert, er zieht auch mal den Stecker, und mittlerweile scheint es wieder zu funktionieren.

Das Etmal um 09:30 Uhr beträgt 195 sm, das ist gut, es bedeutet weiterhin eine durchschnittliche Geschwindigkeit von über acht Knoten.

Die Löcher wurden in die Stoßstange geschnitten

Um 11 Uhr kommt von Larissa die Schreckensnachricht, dass irgendjemand an Volkers Auto die Stoßstange zerstört hat und irgendwelche Elektronikteile abgeschnitten. Es folgen natürlich Telefonate mit der Versicherung und den Nachbarn, Larissa fährt zum Darmstädter Polizeirevier, um Anzeige zu erstatten; was für ein unnötiges Wirrwarr wegen solcher Blödmänner (oder -männInnen, um dem gendern gerecht zu werden!). Später erfahren wir von Freund Sven, dass auch bei ihm, 10 Hausnummern weiter, genau dasselbe passiert ist. Doof!

Um 12:00 Uhr gibt es endlich Frühstück, danach beginnt wieder der normale Bordalltag mit lesen, schreiben, ruhen, vielleicht auch stricken. Um 13:00 Uhr wird wieder ausgerefft, der Wind hat nachgelassen auf 8 – 9 Knoten, bei einem Windwinkel von 90° segeln wir nun mit 7 – 8 Knoten Fahrt dahin. Es ist sonnig, und auch die Wellen haben ein bisschen abgenommen. Nach 17 Uhr nimmt der Wind wieder zu, mit zwei Umdrehungen auf der Genua fahren wir immer noch um die 10 Knoten, das reicht.

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On the Sea again: Die Hexe auf dem Atlantik

Tag 1 des Törns nach Porto Santo: Dienstag, 27. August 2024

Baro 1017,  Wind N 2-5 Bft., sonnig, warm, die See (noch) flach, später 1 m
Log 5559, Motor SB 1034 h, BB 1032 h

Nach umfangreichen Vorbereitungen wegen der langen Zeit in der Marina legen wir ab. Ich bringe noch den Müll raus und die Stegkarte zurück, natürlich nicht, ohne mich vorher mit einer Umarmung bei Isabell aus dem Hafenbüro zu verabschieden. Die Chefin des Hafens, Victoria, hat während unserer Abwesenheit unsere beiden Orchideen gepflegt, sie sehen wunderbar aus.

Wir starten mit vollem Groß und Genua, aber schon nach wenigen Minuten rollen wir die Genua ein bisschen ein, entgegen der Vorhersage ist plötzlich der Wind stärker als erwartet. Kurz darauf ist es vorbei damit, in der Abdeckung der Insel geht der Wind schlafen, wir müssen gar motoren, dann ist wieder ein bisschen Wind da, und wieder weg und wieder da und wieder weg … und die Wellen sind schwabbelig.

Erst um 13:30 Uhr bläst es, wie versprochen, sogar mit 12-20 Knoten aus Nord, das Großsegel hört auf zu schlagen, die Wellenbewegungen im Boot werden angenehmer, hoffen wir mal, dass das so bleibt, bis vor Porto Santo der Anker fällt.

Volker hat ganz viele Videos gedreht, hier ein Zusammenschnitt:

On the Sea again: Die Hexe wieder auf dem Atlantik

Und wer es in höherer Auflösung sehen möchte, hier ist der Link zu Youtube:
https://youtu.be/EA0SCYbwC9I

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