Pustekuchen

Ich hätte mir besser das „es bleibt spannend“ am Ende meines letzten Beitrages verkniffen. Nun sind wir ja schon seit einigen Tagen zuhause, und können etwas emotionsloser über die Ereignisse berichten.

Einen Tag, bevor die Hexe ins Wasser gehen sollte, ist ein großes Missgeschick passiert. Beide Ruder waren am Mittwoch Nachmittag eingebaut worden, jedoch ohne die Ruderquadranten zu montieren. Nun war leider beim Einbau des Backbord-Ruders ein Delrin Gleitring vergessen worden. Bei der Korrektur wurde versehentlich die Rudersicherung gelöst und – zack – das Ruder fiel raus, auf den Asphalt unter dem Boot. 

Ich hatte die Leckereien für die Freitag-Abend-Feier im örtlichen Supermarkt eingekauft und war gerade dabei, alles an Bord zu tragen, um Bier, Wasser, Cava und Wein in den Kühlschrank zu bringen. Ich stand am Kofferraum des Wagens, mit dem Rücken zum Boot, als es plötzlich dieses schreckliche Geräusch gab. Auf der Stelle war mir klar, dass das gar nicht gut sein kann, ich drehte mich ahnungsvoll um, und sah das Ruder auf dem Boden liegen.

Zunächst schien es so, also ob mit dem Ruder nichts passiert sei, nur das glutneue Ruderlager war zerbrochen und lag in seine Einzelteile zersplittert auf dem Boden. Doch dann stellte sich heraus, dass das Ruderblatt an der Vorderkante aufgeplatzt war. Also musste das schon mal neu laminiert werden, anschließend wieder den Coppercoat-Anstrich bekommen und drei Tage trocknen. Das schien zunächst das größere Übel zu sein, denn es kostet natürlich wieder Zeit. Aber dank des großen Einsatzes von Sandy und Wes, die über das Wochenende diesen Schaden behoben haben, war die Wartezeit deutlich verkürzt worden.

Doch das Ruderlager! Auf den Kanaren war kein passender Ersatz zu finden, also musste das Ruderlager  von Outremer aus Frankreich kommen. Nun sind Lieferungen vom europäischen Festland zu den Kanaren meist sehr zeitaufwändig, also versuchte man es mit einem speziellen Paketdienst, der für den Versand zu den kanarischen Inseln zuständig ist. Aber leider konnten oder wollten diese das Ruderlager am Freitag Nachmittag nicht mehr in La Grande Motte abholen, und wie das in der nächsten Woche aussieht, wusste auch keiner. Also hatte Wes sich überlegt, nach Barcelona zu fliegen, und dann mit dem Leihauto weiter nach La Grande Motte zu fahren um das Ruderlager direkt bei Outremer abzuholen.

Im Flieger

Nun wollte ich ja auf jeden Fall am Sonntag nach Hause fliegen, und Volker war schon ganz traurig, so lange alleine auf Lanzarote bleiben zu müssen, wenn er ja sowieso in den nächsten Tagen nichts zum Fortschritt der Reparatur beitragen kann. Deshalb kam ihm die Idee, er könnte doch mit mir nach Hause fliegen. Das hätte zwei Vorteile, wir würden unsere, von langer Hand  geplante Woche mit Enkeltochter Zoey verbringen können und der Ersatzteilversand von Frankreich nach Deutschland würde mit Expresslieferung nur wenige Tage dauern.

Also saßen wir beide am Sonntag im Eurowings Flieger, sind pünktlich um 22:40 in Frankfurt gelandet, Larissa holte uns dankenswerterweise ab. Am Flughafen folgte die nächste Katastrophe: Die Hälfte der Passagiere  waren schon mit ihren Koffern nach Hause gegangen, für uns andere hieß es: „Die Koffer kommen gleich.“ Dann, inzwischen war es 14 Minuten nach Mitternacht, kamen zwei verschüchterte Gepäck-Mitarbeiter, und sagten, dass die Koffer heute nicht mehr kämen. Volker hat das lautstark für alle Anwesenden verkündet, und wir erlösten Larissa, Johannes und Nana von der langen Wartezeit. Unglaublich!

Am Montag holten wir Zoey bei ihren Eltern ab, zum Urlaub bei den Großeltern. Auch die Urgroßmutter kam für die nächsten Tage dazu, so hatte das Kind alle erdenkliche Aufmerksamkeit und sehr vergnügliche Tage.

Am Dienstag kam, nach einer rekordverdächtig kurzen Lieferzeit, das ersehnte Ersatzruderlager von Outremer an, und wir buchten den nächstmöglichen Rückflug für Volker nach Lanzarote. Der ging am Donnerstag und verlief jedoch auch nicht hürdenfrei (befinden wir uns etwa in einer Pechsträhne???). Nach zwei Zwischenstopps und 14 Stunden Reisezeit landete der Skipper nebst Ersatzteil spätabends in Arrecife und verbrachte die Nacht im Gästezimmer von Wes und Roisin.

Am nächsten Morgen wurde das reparierte Ruder eingebaut, die Ruderquadranten montiert und endlich schwebte die Hexe sicher in den Gurten des 850-Tonnen-Krans liegend ihrem angestammten Element entgegen.

Sechs Wochen Werftzeit liegen nun endlich hinter uns. Das Segeln nach Calero entschädigte schon mal für Vieles. Jetzt liegt unser Boot gut vertäut im Hafen. Sonntag ist Volker wieder nach Frankfurt zurück geflogen. 

Entwarnung gib es auch beim Koffer, der kam am vergangenen Samstag wohlbehalten und vom Paketdienst geliefert, zuhause an. Selbst der eingeschweißte Käse und die Wurst haben die sechstägige Lieferverspätung schadlos überstanden.

Es gibt jetzt am Boot vor der nächsten großen Herbstreise immer noch einiges zu tun, der Watermaker soll aus dem Motorraum unter das Gästebett verlegt werden, die Fernbedienung für den Reserveautopilot muss eingebaut werden. Auch der Hydrogenerator muss nach der Reparatur wieder komplett montiert werden, die neu angefertigte Abstellfläche in der Dusche eingeklebt werden, das gerichtete Leitblech vom Anker  wieder montiert werden. Mehr noch: Der Riss von der Segelpersenning muss genäht werden, der Anschluss vom Backbord Dieseltank neu eingedichtet werden. 

Deswegen hat der Käptn nur einen kurzen Sommerurlaub in Deutschland geplant und wird Anfang September schon wieder zum Boot zurück fliegen, um dann vielleicht Ende September nochmals ein paar Tage in Deutschland verbringen zu können.

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Noch steht die Hexe hoch und trocken …

Immer noch an Land

… auf der Werft in Arrecife, aber nun tickt die Uhr: Am Freitag soll sie zurück in ihr Element.

Es war eine lange Zeit, seit 3. Juli, nunmehr über fünf Wochen, ist das Boot aus dem Wasser, und wir sind sozusagen wohnungslos. Nicht obdachlos, aber ohne die gewohnte Umgebung, zunächst in der Ferienwohnung, nunmehr im Hotel, wahrscheinlich wird es sich ganz komisch anfühlen, wenn wir wieder in unsere gewohnten Betten sinken werden.

Apropos Freitag Abend: Zur Feier der Rückeroberung unserer Heimat wollen wir natürlich nicht versäumen, unseren traditionellen Champagne Friday – hier eben mit Cava – und ganz vielen derzeit hier weilenden Freunden zu feiern. 

Pina Colada im Upperdeck: Abendliche Belohnung für die harte Arbeit

Es waren harte Zeiten in der Werft, natürlich vor allem für Volker, der jeden Tag mitgearbeitet hat, egal ob geschliffen werden musste, oder gespachtelt, wieder geschliffen, dann  Coppercoat aufgetragen wurde,  er war immer in der ersten Reihe mit dabei. 

Manchmal durfte ich – wie berichtet – kleinere Besorgungen übernehmen, oder auch mal einen Tag die Kupferfarbe für den Unterwasseranstrich anrühren. Ansonsten beschränkte sich meine Mithilfe auf das Kaffeetrinken mit meinen Freundinnen Inge-Lore und Ulrike samt Hund Nelly, und eventuelle organisatorische Tätigkeiten wie die Verlängerung des Leihautos, Buchung des Hotels, nachdem wir aus der Ferienwohnung ausziehen mussten, das Informieren der Marina in Puerto Calero, sowie das Buchen des Heimflugs. Und natürlich kam die liebevolle Pflege des von schwerer Arbeit gezeichneten heimgekehrten Skippers hinzu, er wurde angemessen bedauert, Nacken und Schultern massiert und in das wohlverdiente Nachmittagsschläfchen gestreichelt.

Letzte Feinarbeiten

Zurück zu ernsthaften Dingen: Wenn es darum geht, den Rumpf der Hexe zu bearbeiten, vorher das Klebeband anzubringen, ganz gerade, damit das Gelcoat oberhalb des Wasserpasses nicht mit bearbeitet wird, da wünscht man sich, das Boot wäre nur halb so groß und ein Rumpf würde auch ausreichen.

Über die Vorarbeiten für den Unterwasseranstrich, Schleifen, spachteln, etc. haben wir bereits im letzten Beitrag berichtet, nun sollte der Anstrich mit dem Coppercoat folgen. Das ist extrem anstrengend. Die Kupferfarbe trocknet sehr schnell, infolgedessen waren 5-6 Menschen nötig, um eine 18 Meter lange Seite zu streichen, denn nach 30 Minuten muss der nächste Anstrich drauf. Und so geht das, bis sieben Lagen aufgetragen sind. Dazu kommt, dass alle  Nase lang neue Farbe gebraucht wird, und immer wieder frisch angemischt werden muss.  Natürlich sollte auf jeden Fall ein Mundschutz getragen werden, weil das Zeug nicht gesund ist, wenn man es einatmet, vor allem der Kupferstaub schädigt die Lunge. Das macht im derzeit heißen Klima von Lanzarote auch nicht soviel Spaß.

Zu allen Arbeitsschritten und den Details wird sicher Volker demnächst einen separaten Blog schreiben, ich habe hier nur als Anschluss an den letzten Film eine kurze Episode über den Anstrich gemacht. 

Am Freitag soll alles fertig sein, die Hexe hoffentlich zurück im Salzwasser, doch es bleibt spannend.

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Die Hexe in der Werft in Arrecife

Seit nunmehr exakt vier Wochen steht unsere Hexe an Land. Wir beiden haben Asyl in der Ferienwohnung einer Freundin gefunden. Dank Claudia können wir – zumindest die Abende und Nächte – in unserem geliebten Puerto Calero verbringen.

Nach vielen und aufwändigen Reinigungsarbeiten an unserem Boot, mit einem Hochdruckreiniger zum Abspülen von Algenschleim und Muschelresten, und dem anschließend – betäubend lauten – Sandstrahlen, begannen die eigentlichen Arbeiten.

Einen Teil davon haben wir mit der Kamera festgehalten, und ich habe daraus einen kleinen Film geschnitten, der auf YouTube zu sehen ist. 

Bitte klicken, um das Video anzuschauenhttps://youtu.be/oGvubFFO3WI

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Wochenendausflug

Nach der Bergbesteigung (siehe letzter Blogbeitrag) des Skippers auf dem Werftgelände von Arrecife soll ein erholsames Wochenende  folgen. Ab Freitag 16 Uhr wird geschlossen, keiner darf auf dem Gelände sein, geschweige denn dort arbeiten. 

Also habe ich bereits am Mittag Kleider, Badeanzüge und Ladekabel für die Telefone eingepackt, auch die Zahnbürsten und das Shampoo nicht vergessen, sodass wir uns direkt nach getaner Arbeit –  okay, nach der Dusche – auf den Weg nach Playa Blanca machen können. Ab dort geht die Fähre nach Corralejo auf Fuerteventura. Da wir nicht wussten, wann wir in Arrecife los kommen, haben wir im Vorhinein kein Ticket gebucht, aber das Glück war mit uns, das Schiff der Fred-Olsen-Linie legte zehn Minuten nach unserer Ankunft ab, ich schaffte es gerade noch, Fahrkarten für uns und unseren Leihwagen zu ergattern, dann fuhren wir damit in den Bauch des Bootes ein, und genossen die halbstündige Fahrt zur Nachbarinsel von Lanzarote auf einem Logenplatz in der ersten Reihe am Bug der Fähre.

Meer- und Poolblick

Auf Empfehlung von lieben Freunden geht unsere Fahrt Richtung Süden, dort gäbe es ausreichend Hotels, in denen die zwei Erholung suchenden Bootsgebeutelten für ein Wochenende eine Auszeit nehmen können. Im Hotel Faro Jandia, direkt bei dem großen Leuchtturm finden wir ein wunderschönes Zimmer mit Meer- und Poolblick. Mit gut bestücktem Frühstück nach ausgiebigem Schwimmen im am Morgen völlig leeren Pool, einem netten Snack am Mittag, und einem üppigen Abendessen waren wir „pumpelsatt“. Der Verdauungsspanziergang auf der Straße vor dem Hotel endete mit einem kleinen Ausflug in einen Spielsalon.

Flipper – lange nicht mehr gespielt

Wir haben uns noch an der Life-Musik-Darbietung erfreut, eine Band spielte die bekannten Standards der Jazz und Rockmusik, mit eingestreuten uns unbekannten spanischen Liedern. Der Hotel-Manager zeigte seine Fähigkeiten als Saxophon- und Querflöten-Soloist. Der Beifall des Publikums war der Band sicher, am Ende wurde sogar getanzt.

Fuerteventura ist ähnlich wie Lanzarote und doch ganz anders. Beide Inseln sind vulkanischen Ursprungs, nur hat Fuerteventura keinen schwarzen Gesteinsboden wie Lanzarote, im Norden Fuerteventuras ist die Landschaft eher rostrot, im Süden findet man auf beiden Inseln sandfarbene Anblicke. Im Vergleich allerdings wirkt Lanzarote wie die kleine Schwester mit einer Fläche von ca. 845 Quadratkilometern auf eine Länge von 60 km und einer maximalen Breite von 34 km. Fuerteventura hingegen wartet mit 1.660 Quadratkilometern auf, bei einer Lange von über 100 km, allerdings eher geringer Breite zwischen 5 und 30 Kilometern.

Die weite Landschaft

Entsprechend weitläufiger ist die Landschaft, auf Lanzarote ragen einzelne Vulkangipfel heraus, während sich auf Fuerteventura ganze Landschaften voller Täler und Hügel finden. Die Ausblicke sind großartig, das Land ist sehr sehr wenig besiedelt. Zum Vergleich: Fuerteventura hat 122.000 Einwohner bei einer Bevölkerungsdichte von 72/qkm,  während auf der deutlich kleineren Schwesterinsel 150.000 Menschen leben, das entspricht 184 Einwohnern pro qkm.

Betancuria

Am Sonntag sind wir auf dem Heimweg ins Inland gefahren, um die ehemalige Hauptstadt Betancuria anzuschauen. Für eine ehemalige Inselhauptstadt ist das Darf winzig, es gibt zwei bis drei Souvenirläden, ein paar Restaurants, die allerdings höchstens bis 18 Uhr geöffnet sind, und ein deutsch geführtes Luxushotel, dessen wegen seines charmant historischen Interieurs eine Michelin-Erwähnung gefunden hat. Leider ist dieses nur samstags geöffnet. Im Juli allerdings sind Betriebsferien, sodass wir uns lieber für zwei Tage in Jandia eingemietet haben, statt die zweite Nacht von Samstag auf Sonntag hier zu verbringen.

Beeindruckend ist die Kirche von Betancourt, Santa Maria war im 15. Jahrhundert sogar eine Kathedrale, jetzt befindet sich dort ein Museum. Zahlreiche Bilder, Figuren und Ornate sind ausgestellt, auf kleinen Tafeln werden Herkunft und Bedeutung sehr verständlich erklärt. Das Kirchenschiff ist Original, die alte Kanzel steht, auch der Beichtstuhl ist erhalten geblieben.

Um 16 Uhr sind wir wieder an der Fähre, diesmal sitzen wir am Heck in der freien Luft, und sehen zu, wie Fuerteventura immer kleiner wird. Es war ein wunderschönes Wochenende mit viel Erholung und ganz neuen Eindrücken.

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Hoch und trocken

Ohrenbetäubend laut startet zuerst der große, stromliefernde Dieselgenerator, und direkt danach der Druckluftkompressor. Als dann noch das 120 Dezibel laute Sandstrahlgebläse kreischend einsetzt, wähnt man sich vollends im Vorhof der Hölle. 

Die ersten drei Arbeitstage auf der Werft in Arrecife sind vorbei. Beide Ruder mitsamt ihrem langen Edelstahlschaft sind ausgebaut, vom sozusagen „“gesunden“ Ruder wird eine Laminierform für das stark beschädigte Ruder abgenommen. Vom verbleibendem, unbeschädigten Skeg haben die Fiberglassexperten, fachmännisch geschickt, ebenfalls eine Laminierform direkt am Boot abgenommen, um einen neuen Skeg, in eben dieser Form laminieren zu können. 

Das Ruderlager auf der Seite mit dem kaputten Ruder ist ebenfalls beschädigt, wie sich bei näherer Inspektion herausstellte. Mehrere Walzenlager im Ruderlager sind beschädigt, bzw. teilweise gebrochen. Der Ausbau gestaltet sich schwierig und ist nur dank des vorsichtigen Einsatzes von Dremel und der Oszilliermaschine mit Sägeaufsatz möglich. Vorsichtig deshalb, damit das Gehäuse des Ruderlagers nicht auch beschädigt wird. 

Über drei Stunden brauche ich, bis das defekte Ruderlager sich endlich hochkant drehen und somit rausnehmen lässt. Vorsichtshalber baue ich auch das gegenüberliegende Ruderlager mit der Unterstützung von Wes aus. Zu zweit, und mit der Hilfe von einem Kantholz und ein paar Hammerhieben, ist der Job in einer halben Stunde erledigt.

Die Schiffsschrauben und die Propellernaben sind poliert, eine zeitraubende Tätigkeit, die aber mit einem schönen Hochglanzfinish belohnt wird. Aber die schwerste Arbeit, bis jetzt, hat definitiv der lanzarotensische Sandstrahlexperte, der mit viel Geschick und noch mehr Vorsicht, mit dem Sandstrahlgebläse das Antifouling vom Bootsrumpf entfernt. Dazu wird das abrasive Sandstrahlmaterial mit einem 2-3 Bar hohen Druck und einem langen Rohr, das dem eines Hochdruckreinigers in gewisser Weise ähnelt, aus ca. einem halben Meter Abstand auf den Bootsrumpf gerichtet. Theoretisch könnte ein ungeschickter Laie mit einem Sandstrahlgebläse die schützende Epoxyschicht und das Gelcoat beschädigen und eventuell sogar Löcher ins Laminat schießen. Der Sandstrahler selbst schützt sich und seine Gesundheit mit einer Atemschutzmaske und einem Helm mit ponchoartigem Umhang gegen den Staub und die umherfliegenden Sand- und anderen Körnchen, die in dem Strahlmittel enthalten sind. Morgen sollten beide Rümpfe komplett gesandstrahlt sein. 

Das Sandstrahlen beginnt

Wie geht es dann weiter? Zunächst einmal müssen beide Rumpfseiten gründlich gewaschen und vom Staub befreit werden. Ab Montag werden zwei weitere Epoxyschichten aufgebracht, die dann erstmal austrocknen und eventuell noch ein bisschen beigeschleift werden müssen. Dann wird zum Ende der nächsten oder zum Anfang der übernächsten Woche das finale Coppercoat Antifouling aufgebracht. 

Zwischenzeitlich wird das  Ruderblatt und der Skeg laminiert. Die Ruderlager von Jefa sind bestellt und auf dem Weg von Dänemark nach Lanzarote. Vorsichtshalber tausche ich noch die Saildrivedichtung und die Propellernabe am Backbord-Saildrive aus. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein hinunter, bzw. die eine oder andere Schweißperle über das Gesicht.

Cornelia hat während der Werftzeit ihr eigenes Programm und versorgt mich mit gekühlten Getränken, näht ein neues Lager für unser Bett im Salon, das wir bei Überfahrten nutzen, Sie besorgt notwenige Werkzeuge und Zubehör aus der Ferreteria (kleine lokale Baumärkte) und trifft sich hin und wieder mit Ulrike und Inge-Lore zum fröhlichen Plausch.

Irgendwie kommt einem so ein Werftprojekt wie eine Bergbesteigung vor. Erst steht es vor einem wie eine unbesteigbare Wand, doch dann ordnen sich so langsam die Dinge. Man kommt in den Arbeitsrhythmus, organisiert die Arbeitsabläufe, die Facharbeiter finden sich ein und so ganz langsam geht es bergauf. Das dann mal die Schultern oder der Muskelkater in den Armen schmerzt, ist verkraftbar, Hauptsache es geht koordiniert voran. Zusätzliche Hindernisse und unerwartete Ereignisse, wie beispielsweise das kaputte Ruderlager, werden mit Elan und Bravour gemeistert. 

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Süßwasserleck

Einige Zeit ist seit dem letzten Blogbeitrag verstrichen, und es gibt natürlich nicht so viele seglerische Neuheiten, die ja der essentielle Grundbestandteil eines Segelblogs sind. Man könnte fast, an die Politik angelehnt, von einem Sommerloch sprechen. 

Aber ganz so schlimm ist es dann doch nicht, die guten Neuigkeiten mal vorneweg. Wir haben endlich einen Ersatz für unseren großen bunten Gennaker bestellt, der ja eigentlich richtig Code D heißt. Code D deshalb, weil er größer und rundlicher als ein Gennaker geschnitten ist und, mithilfe der Einstellung einer Leine, auch in Luv vom Vorstag auf tiefen Kursen gefahren werden kann. Man hat also immer noch reichlich Vortrieb, selbst wenn der Wind aus 160 Grad von hinten kommt. Da das Segel die Fähigkeit hat, nach Luv zu wandern, kommt es auch schön aus dem Windschatten des Vorsegels raus.

Unsere ausgewählten Farben werden noch nicht verraten, aber wer von unseren Lesern mal spielen möchte, kann sich hier kreativ betätigen:
https://deltavoiles.com/detail-spi/?voile=coded250

Kurz gesagt, der Code D ist unsere Wahl bei den angesprochenen Kursen. Wir haben, nach reiflicher Überlegung, noch ein weiteres Segel bestellt, ein Mittelding zwischen der Genua und dem Code D, das bis maximal 25 Knoten scheinbaren Winds auf Kursen zwischen 70 und 135 Grad eingesetzt werden kann. Als Hauptmaterial für dieses Segel wird  Kevlar verwendet, das allgemein sehr formstabil und reißfest ist.

Nun tickt sie wieder

Eine weitere gute Nachricht, die uns jeden Tag förmlich ins Auge sticht, unsere geliebte Borduhr, an der viel Herzblut hängt,  hängt nach drei Monaten Warte-, bzw. Reparaturzeit beim Uhrmacher endlich wieder an Bord. Ihr vertrautes leises rhythmisches Ticken hat uns sehr gefehlt. Ursache für den Ausfall des Zeitmessers war einfach, dass das mechanische Uhrwerk mit all seinen kleinen Zahnrädchen so verölt war, dass sich nichts mehr bewegt hatte. Die ganze Mechanik musste auseinander genommen und gründlich gereinigt werden. Es war eine eher idealistische Reparatur zum Erhalt einer geliebten Sache, die deren realen  Gegenwert übersteigt. 

Womit wir im Moment noch nicht weiterkommen – das nagt ein wenig am Nervenkostüm des Verfassers –  ist das Leck, durch das irgendwo, entweder am Abfluss der Dusche oder in den Duschleitungen, Wasser leckt. 


Keine undichten Stellen an den Armaturen

Nachdem ich mir heute, mit zerstörerischen (destruktiven) Mitteln, weil es leider nicht anders ging, Zugang zu den Armaturen verschafft habe, dort jedoch keine undichte Stelle sichtbar war, muss ich doch wohl noch einmal über das Abflussthema nachdenken. Ich hatte gedacht, dass ich Undichtigkeiten an der Stelle durch frühere Tests ausschließen kann. Nebenbei bemerkt, ein bisschen verwundert waren wir schon, dass Outremer – bei dem allzeit präsenten Thema Gewichtseinsparungen – superschwere Platten für eine Ablage verwendet, auf der maximal ein paar leichte Duschutensilien stehen. Egal wie, das Leck ist noch nicht gefunden, der Zugang von unten zum Abfluss ist durch ein Schott verbaut. Morgen wollen wir mit einer kleinen Inspektionskamera, die mir Jan freundlicherweise leiht, nachschauen, wie es hinter dem Schott aussieht und dabei hoffentlich herausfinden, wo das Wasser rauskommt.

Etwas Gutes gibt es zum Schluss zu berichten. Seit zwei Tagen wissen wir, dass die Hexe am 3. Juli in Arrecife ausgekrant werden soll, und dass dann die Reparaturen an Ruder und Skeg beginnen werden.

Bei der Gelegenheit wollen wir unser altes Antifouling komplett abtragen und durch Coppercoat ersetzen lassen. Coppercoat ist ein Antifouling, bei dem das bewuchshemmende Kupfer in Epoxy eingebettet ist, und mithilfe eines Katalysators vollständig aushärtet. Man kann es dann fast als schlagfest bezeichnen, es schützt den Bootsrumpf wie eine zweite Haut.

In den nächsten Wochen werden wir noch mehr Details zu Coppercoat veröffentlichen und  berichten, warum wir uns gerade dafür entschieden haben. Das war es jetzt erstmal soweit an Neuem, spätesten direkt nach dem 3. Juli gibt es den nächsten Blogbeitrag.

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Ohne Überschrift

Seit fünf Tagen ist die Capitania auf Familienurlaub in Deutschland, und ich bin allein an Bord. Ich habe sozusagen das Oberkommando über unseren Katamaran, der an seinem angestammten Liegeplatz im Hafen von Puerto Calero schwimmt. Sowohl das Dasein im Hafen als auch die Tage ohne Cornelia, fühlen sich ziemlich fremd an, obwohl ja beides in der Vergangenheit schon mal so gewesen ist.

Der frisch gestrichene Bugstauraum

Nach der langen Reisezeit sind wir nun auf gewisse Art angebunden, also das Schiff und ich, die unendliche (Sicht-) Weite des Atlantiks beschränkt sich nun auf den Ausblick über das Hafenbecken und dessen umgebende Hafenmauer, und die monatelange andauernde Zweisamkeit ist einer gewissen Leere gewichen. Doch es gibt glücklicherweise einige Projekte, die ich ohne Hilfe von Experten umsetzen kann. Als erstes ist der große Bugstauraum auf der Steuerbordseite dran, der einen neuen Oberflächenanstrich benötigt. Reinigen, schleifen, dann mit Verdünner reinigen, abkleben, was nicht gestrichen werden soll, das sind die Vorarbeiten, die gewohnheitsgemäß viel Zeit in Anspruch nehmen. Die speziell abgestimmte und angemischte Farbe ist dann schnell aufgebracht. Nach eineinhalb Arbeitstagen kann das Resultat sich wirklich sehen lassen.

Weitere kleine Arbeiten folgen: Die Segelpersenning wird an einigen Stellen ausgebessert, das ganze Boot einmal mit Bootsshampoo eingeseift und gründlich gespült. Die Bilge im Eignerbad wird an einigen Stellen gestrichen. Der Hydrogenerator wird zerlegt und der Schaft an einigen Stellen mit Sprühlack ausgebessert (den defekten Teil mit dem Elektromotor hat dankenswerter Weise der Gutachter von Pantaenius mit nach Deutschland genommen, um ihn schnellstmöglich zu Watt&Sea zu senden), die Rettungsinsel ist aus ihrem Stauraum rausgeholt, das Stauraumfach wird entsalzen und die inneren Edelstahlhalter entrostet. Kondenswasser wird aus beiden Kollisionsräumen entfernt und die Lüftungsdeckel bleiben jetzt im Hafen offen. Abends gönne ich mir dann eine atlantische Weitsicht und ein Bier im Upperdeck.

Wildlife an der Hafenmauer

Die Fernsicht ist für kanarische Verhältnisse zur Zeit aber auch wirklich hervorragend, der Passatwind ist im Ruhemodus und keine Sandkorn aus der Sahara in Sicht. Fuerteventura, die Nachbarinsel liegt zum Greifen nah und hebt sich bis weit zu ihren südlichen Ufern vom Horizont ab.

Mit dem Ersatz für unseren großen bunten Gennaker tun wir uns noch ein bisschen schwer. Die Angebote von den verschiedenen Segelmachern variieren nicht so sehr im Preis, sondern mehr im Tuchgewicht, das in der Einheit Unzen (Kurzform oz), angegeben wird. Die leichtesten Modelle werden mit einem 1,5 oz leichten Tuch (entspricht 42 Gramm Quadratmeter gefertigt und das schwerste Segeltuchangebot liegt bei 3,2 (entspricht 90 Gramm/Quadratmeter). Bei einer Gesamtfläche des Gennakers von ca. 210 Quadratmetern bedeutet das einen signifikanten Gewichtsunterschied, der entweder das Handling des Segels erschwert oder leichter macht, je nach Wahl. Die zusätzliche sonstige Ausstattung, die neben dem Tuch zum Segelgewicht dazukommt, wie das Antitorsionskabel, die Beschläge, die Verstärkungen im Segel und der Kompressionssack sind bei allen angebotenen Angeboten nahezu identisch

Jetzt müssen wir uns bald für einen Segelmacher entscheiden, da gilt wohl, wer die Wahl hat, hat die Qual.

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Angekommen

Still und leise ist es, als wir mit der ersten Morgendämmerung auf unseren Liegeplatz in Puerto Calero zusteuern, um 6.47 waren wir an der Hafeneinfahrt, am Ende unserer großen atlantischen Reise. Mehr als 12.000 zurückgelegte Seemeilen liegen nun in unserem Kielwasser, wir sind angekommen, auf Lanzarote, dem Anfangs- und Endpunkt unserer atlantischen Reise.

Claudia filmte unsere Ankunft, großer Einsatz zur frühen Morgenstunde. Dann folgte, was kommen musste, eine verdiente Süßwasserdusche für den Kat, und am Nachmittag eine große Party an Bord.

Das ist nur ein kurzer Blogbeitrag, zur Ankunft, feiern und schreiben gehen nicht ohne Probleme miteinander einher. 

Was für eine tolle Rückkehrfeier, sehr emotional für uns, trotz Schlafdefizits! Wir sind in Partystimmung. Das gekochte Chili con Carne kommt gut an, die Stimmung steigt, alle sind gut gelaunt.

Soviel haben wir in den zurückliegenden Monaten erlebt, so viel ist passiert. Nun sind wir wieder hier, die To-Do-Liste fürs Boot ist lang, und sie ist während der Rückreise immer länger geworden, nix Dramatisches.  Aber trotzdem, er gibt viel zu tun, und wir sind sehr motiviert,

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Auf dem Weg zur zweiten Heimat, Tag 3 und 4

Tag 3: Freitag, 19. Mai 2023

Wie vorhergesagt wird der Wind stärker, als wir uns Madeira nähern, also wird die Genua mal wieder auf Reff 2 eingedreht. Passage Weather, und unser Wettermann Uwe bestätigt dies, spricht von einer „Acceleration Zone“, mit anschließender Flaute im Windschatten der Insel. Stimmt, um 13 Uhr wird das Großsegel auf volle Größe ausgerefft. Das geht gut bis 16 Uhr, dann sind wir in Lee der Insel, der Wind wird schwächer und raumt, bis wir fast auf Vorwindkurs sind. Nach einigen unnützen Diskussionen, die es zwischen Ehepaaren manchmal gibt, wird der Code D gesetzt, der zickt aber auch – diesmal wirklich der Gennaker – erst nach fünf Versuchen rollt er sich endlich komplett aus. Nicht lange, dann sind wir wieder bei 8-10 Knoten Wind und fahren zwischen fünf und sechs Knoten. Das wird kein schönes Etmal morgen früh! Und der Skipper schimpft, und schimpft und schimpft.

Volker sitzt m Kartentisch und telefoniert mit Segelfreund Pascal, als der Wind von dem blöden Vorwindkurs auf einen Amwindkurs dreht und deutlich zunimmt – der Gennaker muss weg, die Genua wird ausgerollt, aber nur bis Reff 1. Gleich danach sind es über 17 Knoten scheinbar, das Großsegel wird ebenfalls auf Reff 1 verkleinert.

Heute gibt es Abendessen aus der Dose, die zweite Portion Lasagne ist für morgen Abend reserviert. In St. Martin haben wir beim Leader Price Königin-Pastetchen und Ragout Fin gekauft, für eine schnelle Mahlzeit. Das ist ja flott warm gemacht, die Pastetchen eben mal kurz im Ofen angewärmt. Ungewöhnlich, das Ragout ist mit kleinen Klößchen angereichert, und nur wenig Fleisch drin, es hätte eigentlich gar keine Pasteten dazu gebraucht, aber es schmeckt.

Nach dem Abendessen, ich bin mit dem Spülen noch nicht fertig, reffen wir zuerst die Genua wieder aus, zehn Minuten später kommt das Großsegel dran. Als das steht, ist Volker der Meinung, dass es das jetzt war mit den Manövern, zumindest für die Nacht hat er keine Lust mehr auf weitere. Aber cool ist das schon, bei 12 – 14 Knoten Wind aus 70 – 90 Grad sind wir zehn Knoten schnell.

 Halbtagesetmal um 21:30 Uhr 90 sm, nicht doll aber in Ordnung, bei dem unsteten Wind.

Der scheinbare Wind ist deutlich über 15 Knoten, die Genua wird noch zwei Umdrehungen weggerefft. um 23:15 ist wieder mal das Großsegel mit Reff 1 dran, das war wohl nix, mit heute Nacht keine Manöver mehr! Mal sehen, wie lange das jetzt hält.  

***

Tag 4 Samstag, 20. Mai 2023

Nachdem das Großsegel in der Nacht in Reff 1 stand, und die Genua noch einmal aus- und wieder eingerefft war, verlief der Rest der Nacht ruhig. Das gab uns Gelegenheit zum Schlafen.

Ich werde davon wach, dass Volker das Vor- und das Großsegel ausrefft. Eine kleine Reparatur folgt: Die Leine von Reff eins hat sich am Baum aufgescheuert, Volker schneidet das Stück auf dem Cockpitdach sitzend ab, und zieht von der üppig vorhandenen Restleine etwas nach. Fertig.

Das Etmal ist besser als gedacht, ein bisschen schwächer als an den letzten beiden Tagen, 191 Seemeilen haben wir versegelt, noch 124 sm bis Puerto Calero.

Volker plant das Festessen zur Ankunft, schickt mich in die Bilge, um die noch vorhandenen Zutaten zu Chili con Carne zu raus zu suchen, Ulrike bekommt eine Liste mit den fehlenden Dingen, die Gäste sind eingeladen, jetzt müssen wir nur noch ankommen.

Der Wind ist bisher mit 14-15 Knoten gerade an der Grenze zum Gennaker setzten, er soll aber nachlassen. Wir ziehen den Gennaker schon mal am hoch, dann geht das nachher ganz schnell, wir müssen ihn nur noch ausrollen. Gestern war das ja ein bisschen schwierig, bis das Leichtwindsegel sich ausrollen ließ, aber beim Einrollen waren wir sehr vorsichtig, damit das beim nächsten Mal einfacher vonstatten geht.

oh, oh!

Als der Wind auf elf Knoten nachgelassen hat, und schön raum ist, wollen wir den Gennaker ausrollen, das müsste ja nur noch ein Kinderspiel sein. Dachten wir … Er ist noch nicht einmal zu einem Viertel ausgerollt, da tut es einen Schlag, das Tuch ist gerissen. Vom Schothorn aus sicher drei Meter in den Stoff hinein. Glücklicherweise lässt es sich wieder einrollen, Volker schaudert es immer noch bei dem Gedanken, was passiert wäre, wenn das bunte Segel bereits komplett ausgerollt gewesen wäre. Dann hätten wir es nicht mehr einrollen können, ich mag gar nicht daran denken, wie wir es wieder nach unten bekommen sollten. Vielleicht kann ich es in Lanzarote selbst reparieren, dann könnten wir diesen hier als Reserve fahren, der neue Gennaker ist fast schon bestellt.

So motorsegeln wir dahin, nicht so schnell wie erhofft mit dem Leichtwindsegel. Seit 16:30 schweigt der Motor mal für eine kurze Zeit. Es ist schon ein Hin und Her mit dem Wind. Dank Uwe aus Bayern, unserem Wettermann, sind wir darauf vorbereitet, so auch gestern auf die Accelleration zone und die nachfolgende Flaute in der Nähe von Madeira. Um 17:35 macht Volker die Motoren wieder an. Irgendwann wollen wir ja auch ankommen, sonst sind die Freunde für unsere Ankunftsfeier vor uns im Hafen.

Die atlantische Rundreise vom 23. Januar 2022 bis 21. Mai 2023

Nun sind es noch 65 Meilen bis zu der südwestlichen Spitze von Lanzarote, dort wird unsere Atlantikrundfahrt vollständig sein, denn wir kreuzen unsere Kurslinie. Am 23. Januar 2022 haben wir in Lanzarote abgelegt, heute Nacht sind 482 Tage vergangen, oder ein Jahr und fast vier Monate, denn wir werden am 21. Mai 2023 ankommen. 

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Auf dem Weg zur 2. Heimat, Tag 2

Donnerstag, 18. Mai 2023, Baro 1025, viele Wolken, Wind um 20 Knoten, die See „trés agitée, also ruppig“ , Wellenhöhe ca 2 – 3 m, Frequenz unter sechs Sekunden.

Sonnenaufgang am 2. Tag auf See

Um 11:30 Uhr gibt es ein ausgiebiges Frühstück, bei den ununterbrochenen Bewegungen muss Energie nachgefüttert werden. Volker refft die Genua um ein paar Umdrehungen aus, der Wind hat ein ganz kleines bisschen nachgelassen, fängt sich aber bald wieder und bläst mit unverminderter Geschwindigkeit von 20 – 24 Knoten. Wir sind schnell, fahren einen Schnitt von 9,7 Knoten, oft über 10, manchmal sogar 11 Knoten. Seit der Wind kurzfristig etwas abgenommen hatte, wurde die Wellenperiode besser, statt sechs Sekunden kommen sie jetzt im sieben-Sekunden-Takt.

Es gibt nicht viel zu tun, wir holen ein bisschen von dem fehlenden Schlaf der letzten Nacht nach, lesen, rätseln und rechnen immer wieder, wann wir denn wohl in Calero ankommen werden. Bei den im Presto-Takt heran rauschenden Wellen und der Wellenhöhe ist für mich immer noch jedes Herumlaufen eine Sisyphos-Arbeit, mit meinem nur eingeschränkt vorhandenem Gleichgewichtssinn. Wahrscheinlich komme ich mit Armmuskeln wie ein Preisboxer in Lanzarote an, weil ich mich immer wieder beim Gehen gegen die Schwerkraft abstützen muss, oder mich beim Treppensteigen nach oben ziehe. Und der drehbare Bürostuhl am Kartentisch fordert die Bauchmuskeln heraus. Volker bewegt sich ja souverän übers Boot. Deshalb hat er auch am Abend die Lasagne vorbereitet, ich musste nur noch die Nudeln, die Bolognese- und Bechamelsauce schichten, und ab ging es in den Ofen. Die Gemeinschaftsarbeit schmeckte vorzüglich.

Der Wetterbericht von PredictWind Offshore sagt bis morgen Vormittag Wind aus Nord bis NNO voraus, wie gewohnt zwischen 18 Knoten, in Böen bis zu 25 Knoten. Die Wellen bleiben bei 2 – 3 Metern, nur die Periode soll noch ein bisschen länger werden, auf sieben bis acht Sekunden. Ab dem Zeitpunkt, da Madeira querab sein wird, soll auch der Wind nachlassen. Volker träumt schon davon, dass wir dann mit Gennaker bei der gleichen Geschwindigkeit bleiben können.. Träumen darf man ja. 

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In der Nacht zum Freitag hat Volker immer mal wieder das Vorsegel ein- oder ausgerefft, mal hat es aufgefrischt, mal war der Wind wieder weniger geworden. 

Morgens sammelt Volker die fliegenden Fische ein, die sich leider auf unser Boot verirrt haben, er sagt dann immer: „In Frankreich isst man die, warum probierst Du es nicht?“ Aber irgendwie gehen die nicht so an mich, die sind so klein, und ich weiß gar nicht, was ich mit ihnen anstellen soll. Im Ganzen braten oder grillen, und dann abnagen? Beim Filetieren bliebe ja nix davon übrig. Oder einfach als Fischsuppe kochen?

Um 07:00 sehe ich einen Fischer auf dem AIS, bisher waren, außer einem Frachter in 20 Meilen Entfernung, keine weiteren Schiffe zu sehen. Um 08:00 kommt doch tatsächlich ein weiterer Frachter unter libanesischer Flagge von rechts auf dem Weg nach Jeddah, Saudi Arabien, der geht aber hinter uns vorbei. Ein bisschen überfüllt hier! ;-)).

Tagesetmal um 09:30 sind 225 Seemeilen, das gefällt meinem geschwindigkeitsliebenden Skipper.

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