Neun Tage Antigua

Wir basteln uns so durch die ewig existierende und niemals endende To-Do-Liste, die man getrost auch als Seglers Los bezeichnen kann. Aber glücklicherweise sind es nur kleine kosmetische oder komfortverbessernde Interventionen, oder einfach eine Standardkontrolle, die anstehen. Zum Glück sind wir nun schon eine ganze Weile von größeren Reparaturen verschont geblieben. 

Frisch lackiert

Nun mal ans Eingemachte: Die hintere Backskiste, die wir auch nur für lang lagernde Gegenstände wie Ersatzmaterialien für unseren geliebten Lotusgrill, oder eine zusätzliche, mobil einsetzbare Lenzpumpe benutzen, hat mehrere neue schneeweiße Anstriche erhalten und sieht jetzt wieder wie fabrikneu aus.

Die Holzstütze für den Gefrierkompressor

Der Halter, auf dem der Kompressor für den Tiefkühler steht, hatte stark vibriert und war dadurch sehr laut, weshalb wir seit Jahren den Tieffrierer fast nie benutzt haben. Die Lösung des Problems war relativ simpel, ich habe ein Holzbrett auf Maß zugeschnitten und mit der Halteplatte, als zusätzliche Stütze, verschraubt. Jetzt sind die lästigen Vibrationsgeräusche weg, der Gefrierkompressor arbeitet diskret, flüsterleise, vor sich hin und die Gefrierschrank ist jetzt auch gefüllt und permanent angeschaltet. 

Dann haben wir noch die Füllstände der Motoren kontrolliert und ein bisschen Öl beim rechten Motor aufgefüllt, mehr gab es an dieser Stelle nicht zu tun.

So gab es in den ersten Tag viel zu feiern, einmal aus einem klar definiertem Anlass und die anderen Male, weil es sich einfach so ergeben hat.

Der klar definierte Anlass waren die Geburtstage von Udo und Claus, letzterer mit frischen 88 Jahren, immer noch zuweilen mitsegelnd auf dem Boot von Sohn und Schwiegertochter. So lässt es sich gut alt werden, bei bester Gesundheit und einer allgemein guten Fitness. Jedenfalls haben 13 Menschen an Bord der Avatar von 15-24 Uhr ganz ordentlich gefeiert, getrunken und köstlich gegessen. Herbert, der in seinem früheren Leben  Koch war, hat ein exzellentes Dreigänge-Menü gezaubert. 

Party an Bord der Hexe

Am Folgetag waren viele Geburtstagsgäste zu einer Nachfeier bei uns an Bord, jetzt haben wir wieder neue Segelfreunde, mit denen sich bestimmt, früher oder später, unsere Kurse wieder kreuzen werden. Wir freuen uns schon jetzt auf Euch! 

Jolly Harbour selbst ist ein künstlicher, lagunenartiger Hafen mit Kanälen und Ferien- oder Privatimmobilien am Ufer, er erinnerte mich sofort an Port Grimaud. Es gibt italienische, indische, kreolische und mexikanische Restaurants und natürlich auch einige Möglichkeiten, die Zeit der viel gepriesenen untergehenden karibischen Sonne, mit einem Cocktail in der Hand, gebührend zu begehen. Auch die Freunde der gepflegten Livemusik, kommen in Jolly Harbour, nicht zu kurz. Der Dinghysteg ist Luxus pur, es gibt eine niedrigere Holzstufe für den bequemen Ein- und Ausstieg, dazu ein Rohr zum Festhalten, das gleichzeitig als Anschließpunkt für Beiboote fungiert, besser geht es nicht. In dem sehr geschützten und  Yachthafen mit moderten Preisen, gibt es auch Ärzte, Autovermietung, Immobilienmakler für diejenigen, die gleich für immer dort bleiben wollen, einen Budget Marine Zubehörhändler, Tankstelle für Boot und Straße, Yachtservice Betriebe und einen Travellift für Boote.

Ankerbucht vor Jolly Harbour

Gegenüber vom Steg ist ein gut ausgestatteter Supermarkt und dem gegenüber sind mehrere Markstände mit lokalem Ost, Gemüse und Eiern. Der weit gereiste Segler ist also rundum gut versorgt in Jolly Harbour.

Auf dem Weg zum Schnorcheln vor Jolly Harbour

Wir sind mit dem Taxi durchs Land in Richtung Saint Johns, der Inselhauptstadt, gefahren. Es gibt keine lokale Rum-Produktion mehr auf der Insel, dafür zahlreiche Ruinen von ehemaligen Zuckermühlen, die aus dem Zuckerrohr die zur Rum-Herstellung notwendige Melasse hergestellt haben. Fast das gesamte Obst und Gemüse, das man hier erstehen kann, wird lokal angebaut, was sich zum einem in günstigen Preisen niederschlägt und zum anderen viele Arbeitsplätze sichert. Nach acht Tagen nahe Jolly Harbour ankernd, sind wir nun in Falmouth angekommen und wollen von dort aus den berühmten English Harbour mit dem Nelson Dockyard, das ein Weltkulturerbe ist, besichtigen.

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Gleitzeit

Die tropische Hitze der letzten Tage, bedingt durch den Totalausfall des Passatwindes, scheint endlich vorbei zu sein. Der gute kühle atlantische Passat ist wieder zurück, im Moment noch ein wenig schwach, soll er schon ab dem Wochenende zu alter Stärke zurückfinden.

Auf Marie-Galante hat es uns nicht lange gehalten. Ein Ankerplatz, an dem superlaute Bässe über die Bucht schallen, fast ungehindert in die Rümpfe eindringen und das bis tief in der Nacht, ist kein Platz für uns. 

Folgerichtig ging am nächsten Tag, zu früher Morgenstunde, der Anker auf und die Segel hoch. Bei leichter Brise, bis maximal 5 Knoten, aus einer segelbaren Richtung, bewegt sich das Boot langsam, aber stetig in Richtung Les Saintes. Teilweise segeln wir mit Windspeed, einmal mehr zeigt sich der Vorteil eines gut segelnden Katamarans, der schon bei Leichtwind akzeptable Geschwindigkeiten erreicht und seine Stärken zeigt. 

Diese Art der Segelei erinnert mich an die Tage meiner Kindheit und Jugend. Unzählige schwachwindige Stunden haben wir auf dem Remeringer Weiher verbracht, immer auf der Suche nach den besten Windflecken und dem perfekten Trimm für unsere 420iger Jollen. Wir zupften ständig  an den Schoten, verstellten die  Holepunkte, optimierten den Gewichtstrimm, bis das Setup stimmte. Ich mag diese filigrane Segelei, es regt alle Sinne an, und die Belohnung gibt es gleich obenauf – ein auch bei wenig Wind flott segelndes Boot.

Einschnitte
mehr Einschnitte

Die folgenden Tage verbrachten wir in den Les Saintes, durch ausgiebige Ausflüge, sei es mit dem Beiboot, wandernd, oder schnorchelnd, haben wir noch ein paar schöne Plätze entdeckt, die wir bei vorhergehenden Besuchen verpasst hatten. An der Ostseite von Terre de Haut gibt es zum Teil fjordartige Einschnitte, mit langgezogenen Sandstränden und flachen Korallenriffen, die von unzähligen bunten kleinen Fischen bevölkert werden. Im Südosten sind dann kleinere Einschnitte in den Felswänden, die schnorchelnd entdeckt werden wollen. Auch das Inselleben auf der Hauptinsel ist quirlig und bietet jede Menge Abwechslung, speziell für Wanderfreunde gibt es zahlreiche Möglichkeiten. 

Einer Geburtseinladung unseres Segelfreundes Udo folgend, sind wir gestern nach Antigua gesegelt. Dank der guten Windrichtung und der moderaten Windstärke konnten wir erstmals seit fünf Monaten wieder mit dem bunten Gennaker segeln und auch das Großsegel stand endlich wieder ungerefft am hohen Karbonmast. Und die Hexe gleitet über die fast glatte See wie der Eisschnellläufer übers glatte Eis. Gleitzeit eben…

Was sofort ins Auge stach, als wir Antigua erreichten, waren die zahlreichen Farbschschattierungen des Meeres, von brillantem Blau bis zum leuchtendem Azur, die uns doch sehr an unsere Zeit in den Bahamas und den Turks and Caicos erinnern. Nach einem längeren aber sehr freundlichen Einklarierungsprozess, bei dem es von der Hafenbehörde, zum Zoll und dann zur Immigration, mit immer wieder neu auszufüllenden Formularen ging, waren wir schließlich auf Antigua einklariert. 

Die Mosquito Bay vor Jolly Harbour

Danach waren wir so durstig und hungrig, da wir bei der Überfahrt noch nichts gegessen hatten, dass wir bei dem gegenüberliegenden Supermarkt erstmal eine riesige Portion Maccharoni mit Tomatensauce kaufen mussten, die  wir sogleich auf einer benachbarten Parkbank mit einen Heißhunger verschlungen haben.

Jetzt bleiben wir erstmal eine Weile in Antigua, bzw. der Nachbarinsel Barbuda, es gibt viel zu entdecken, darauf freuen wir uns.

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Ereignisreiche Tage

Im jetzigen Beitrag werde ich von meiner ersten Fahrt auf einer Outremer 45 berichten, von unseren Schnorchel-Ausflügen am sogenannten Champagner Beach und am Ende gibt es ein kleines Resümee zu Dominica. Los geht’s.

Am Tag nach unserem Inselausflug haben wir erstmal die Beine hochgelegt und die Eindrücke und Strapazen verarbeitet – Ruhetag sozusagen. Bis zu dem Zeitpunkt, als Bernd am späten Nachmittag anrief und sagte, dass er die Nachbar-Outremer durch Mooringfeld treiben sieht, und dass die Eigner aber nicht an Bord seien. Beiboot runter, Außenborder an und mit Vollgas zum driftenden Kat. Dort war auch schon Chris vom Nachbarboot, der mit einem Fender die Outremer 45 von einem Boot abhielt, auf das der Kat getrieben war. Ein kurzer Check im Bugbereich ergab, dass die Mooringleine gerissen war und deshalb das Boot auf Drift ging.

Ich bin dann auf die Outremer übergestiegen, die Salontür war glücklicherweise nicht abgeschlossen, so konnte ich die Motorschalter im Salon aktivieren, denn die sitzen bei der Outremer 45 fast am gleichen Platz wie bei uns, so manövrierten wir den Kat vorsichtig von dem Einrumpfer weg. Dann kam auch schon der Mooringfeldbetreiber „ SeaCat“ und wies uns eine andere Mooringboje zu. Zehn Minuten später lag die Outremer gesichert an der anderen Boje.

Das Kopfkino überlasse ich jedem selbst, wohin das Boot hätte treiben oder stranden können. Warum der Mooringgurt vom Mooringfeldbetreiber gerissen ist, bleibt ungewiss. Nachdem ich zurück und noch voll Adrenalin bei uns an Bord war, habe ich zum zweiten mal unser Mooringgeschirr abgetaucht, aber alles war in guter Ordnung.

Am nächsten Tag ging es mit Bernd und Cornelia in dem Beiboot zum Schnorchel-Ausflug am 2,5 Seemeilen entfernten Champagner Beach. Neben einer schönen Korallenwelt und bunten Fischen gibt es dort feine Gasbläschen zu bestaunen, die aus kleinen Erdspalten aufsteigen und ca. 25 Grad  warm sind.

Wie Champagner-Perlen steigen die warmen Gase auf (Courtesy Bernd von Hullu Poro)

Der vulkanische Ursprung Dominicas lässt sich nicht verleugnen und findet  sich an vielen n Plätzen wieder. Egal, ob es die heißen Quellen, die warmen Bäder oder der kochende See sind, unter Dominica geht es heiß her.

https://youtu.be/trD38VOGXTo
Die magische Unterwasserwelt am Champagne Beach, ein Film von Bernd, https://hulluporo.de

Dann haben wir beschlossen, weiter nach Norden zu segeln, aber nicht ohne ein fulminantes Abschiedsessen mit Bernd. Im „Palisade Restaurant“, das gehört zu einem Hotel am Kreuzfahrt-Terminal gab es ein äußerst leckeres Abend-Buffet.

Kurz vor der Abfahrt überraschte uns das Eignerpaar der driftenden Outremer mit einer guten Flasche karibischen Rums, als Dankeschön für das Sichern ihres Bootes.

Nun hieß es abermals: Segel hoch, Kurs Nord, und mit einer schönen Brise ging es an Roseau vorbei in Richtung Prortsmouth. Doch keine zwei Stunden später grub sich unser Anker in den Grund der kitschig karibischen Bucht von Mero, mit dem gleichnamigen Mero-Beach. Bilder sagen da mehr als Worte.

Fünf Tage Dominica waren genug für uns, die Schönheit und  Ursprünglichkeit dieses vielleicht einzigartigen Landes sind ein dicker Trumpf, schon deswegen lohnt es sich, Dominica einen Besuch abzustatten. Die Arbeitslosigkeit und die Kluft zwischen arm und wohlhabend, erscheint immens. Die vielen kleinen (Straßen)-Geschäfte zeugen jedoch davon, dass die Menschen auf der Insel den Kopf nicht in den Sand stecken, sondern dass sie ihr Schicksal aktiv in die Hand nehmen und wirtschaften, so gut es geht. 

Von Mero-Beach aus  hatten wir das, was man gemeinhin als einen perfekten Segeltag bezeichnen kann, Der Wind wehte aus 90 Grad, mit angenehmen 10-15 Knoten, dazu fast flaches Wasser zwischen Dominica und Marie-Galante, einer Pfannkuchen-runden Insel im Südosten von Guadeloupe.

Sunset auf Marie-Galante

Die 40 Seemeilen vergingen wie im Flug und so bleib noch Zeit, den kleinen Ort Saint Louis auf Marie-Galante zu erkunden. Doch dazu mehr im nächsten Blogbeitrag 

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Einzigartig, unvergesslich, schlichtweg atemberaubend ist die Natur von Dominica 

Um Punkt 9:30 Uhr werden wir von dem Hüter der Mooringbojen abgeholt und ans Ufer gebracht, wo gleichzeitig noch ein paar schwedische und dänische Segler eintreffen, mit denen es gemeinsam auf einen Tagesausflug geht, um die Naturschönheiten von Dominica zu erkunden. Gordon, unser Fahrer, steht schon abholbereit mit dem Minivan vor dem Gebäude von SeaCat. SeaCat ist eine kleine Organisation, die die Mooringbojen für Yachten im südlichen Inselteil von Dominica, der Hauptstadt Roseau betreibt, dazu Ausflüge organisiert und beim Einklarieren behilflich ist. 

Vom Aussichtspunkt hat man einen hervorragenden Blick über Roseau

Der erste Stop unseres Ausflugsprogramms ist ein Aussichtspunkt, der einen grandiosen Blick bietet, auf die Inselhauptstadt mit Regierungssitz, auf den botanischen Garten und das Cricketstadion sowie auf die nahegelegene Universität. Der nächste Halt ist dann der erwähnte botanische Garten, der sehr schön angelegt ist und neben einem alten Baumbestand auch eine Baumschule und eine Aufzuchtstation für Papageien betreibt und sicherlich zu einem längeren Verweilen eingeladen hätte. 

Doch Gordon mahnt zum Aufbruch, das Tagesprogramm ist vollgepackt mit Höhepunkten und die Zeit begrenzt. Beim nächsten Stopp sind wir dann auch schon mittendrin im tropischen Regenwald, mit einem schlichtweg überwältigenden Pflanzenreichtum.

Immer höher geht es auf der gut ausgebauten Straße mit dem inseltypischen Linksverkehr. Bald befinden wir uns auf über 1.000 Meter Höhe, es ist mittlerweile deutlich kühler geworden, und links von der Straße strömt ein Bach, während am rechten Fahrbahnrand ein gut ein Meter dickes Rohr verläuft. 

Wasserführendes Rohr zu den stromerzeugenden Turbinen

Gordon erzählt uns, dass gut 40 Prozent der benötigten Energie auf der Insel durch strömendes Wasser und die dadurch angetriebenen Turbinen erreicht wird. Zudem ist ein Team von isländischen Ingenieuren dabei, die vulkanische Erdwärme als zukünftige Energiequelle von Dominica zu erschließen.

Wir stoppen an einer warmen Quelle, die sehr eisenhaltiges Wasser an die Erdoberfläche fördert.

Der nächste Halt ist an einem Süßwassersee, den wir bei einer einstündigen und kräftezehrenden Wanderung umrunden.Höhenmeter um Höhenmeter geht es steil bergauf und bergab. Einige Passagen sind mit Halteseilen gesichert, der Ausblick, hoch oben, ist dann so atemberaubend, dass die die ganze Gruppe in ein kollektives Schweigen verfällt. 

Rundwanderung um den Süßwassersee

Anschließend geht es mit dem Bus und unserem bewährten Führer am Steuer über Serpentinen und Straßen mit bis zu 25 Prozent Steigung zur nächsten Attraktion, einem Süßwasser-Fluss in der Titou-Schlucht, der von Steilhängen und Regenwald umgeben ist, dort kann der geneigte Tourist 100 Meter durch eine spektakuläre Landschaft schwimmen. Uns war das zu touristisch, wir hatten mit Gordon einen unterhaltsamen Schnack an der Basisstation. 

Das ist doch mal ein Weihnachtsstern!

Dnach ging es zu einem gemeinsamen Mittagessen in ein kleines Restaurant mit typisch kreolischer Küche und einer Terrasse mit Weitblick auf blühende Bäume. Kolibris flogen von Blüte zu Blüte, und ein Papagei schaute sich das von der hoch über dem Tal gespannten Leitung aus an.

Der nächste Ausflugsspot war das Highlight des Tages, mit den Trafalgar Falls. Es gibt dort zwei Wasserfälle, einer mit gut 50 Meter Fallhöhe, der als Papa-Wasserfall bezeichnet wird und dem Mama-Pendant, der mit 30 Meter Höhe, aber deutlich breiter zu Tale strebt. Es ging zunächst vom Parkplatz auf einem gut präparierten.Weg zu einer Holzhütte, die als Aussichtspunkt diente. Was dann folgte, war schlichtweg unfassbar, umwerfend, atemberaubend.

Zum Teil im Kriechgang ging es über Flussgeröll, Felsen und eine schmale Schlucht nach oben, bis zu einem Zwischenplateau, das unser Führer auf spassige Art als Umkleidekabine bezeichnete, wo wir alle auf die mitgebrachte Badekleidung wechselten. Weiter ging es durch einen kleinen engen wassergefüllten Canyon noch ein paar Höhenmeter weiter bergauf zum Ziel. Dort waren wir angekommen, direkt unter dem kühlen Wasserfall mit 50 Meter Fallhöhe und dem kleinen mit 36 Grad warmen Wasser, die keine zwei Meter voneinander entfernt in felsiges Bassin strömten, in dem man sogar schwimmen konnte. Die Aussicht von oben in die tieferliegende Schlucht, der Ausblick zum Wasserfall und die Rundumsicht zu den umliegenden Bergen war schlichtweg Mind Blowing. 

Mama-Wasserfall
Papa-Wasserfall

Mittlerweile waren acht weitere Stunden des Tages vergangen, und es war an der Zeit für den Rückweg. Unsere Köpfe waren gefüllt mit, für uns, einzigartigen Eindrücken in diese besondere Insel mit einer einzigartigen Natur. Wir hoffen, dass die gezeigten Bilder dies wenigstens zum Teil vermitteln. 

Unser Dank geht an das Team von SeaCat, für die Organisation des Ausflugs und an Gordon, unseren Guide, für seine positive Ausstrahlung und sein  immenses Knowhow, mit dem er uns Fremde für seine Insel begeistert hat.

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Wie die Zeit vergeht!

Nun waren wir tatsächlich fast einen Monat auf Martinique, zugegeben, es war Februar, der kürzeste Monat des Jahres, aber es ist doch erstaunlich, wie schnell die Zeit vergeht. Das sagt auch unsere Freundin Susanne von der Hullu Poro. Wir haben viel zusammen unternommen, geschnorchelt, den tropischen Regenwald besucht, gemeinsam zum Abend gegessen, oder Bernds Kuchen-Variationen getestet.
Susanne antwortet in einem Telefonat mit ihrer Mutter auf die Frage, ob wir denn ab und zu mal abends zusammen seien: “Ach, das ist ein bisschen anders, normalerweise essen wir abends zusammen und nur ab und zu mal nicht.”
Nun muss Susanne zurück nach Deutschland ins Büro, Bernd wird wieder zum Solo Sailor. Doch unsere Segelpfade werden sich noch oft kreuzen, wir haben die gleichen Pläne für die Weiterreise, auch für die Rückfahrt zu den Kanaren.
Jetzt sind wir auf dem Weg nach Dominica, und werden weiter berichten, was wir dort erleben.

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Karibischer Karneval

Faschingssonntag war in der Anse d’Arlet, das ja ein wirklich kleines Örtchen ist, ein Karnevalsumzug angesagt. Wir standen mit Susanne und Bernd von der Hullu Poro am Straßenrand und waren sehr gespannt, was uns denn dort erwartet.

In echt karibischer „No stress“-Manier fing der Zug nicht, wie vorher verkündet, um 16 Uhr an, später hieß es zwischen 16 und 17 Uhr. Als wir um kurz vor 18 Uhr gerade zum Boot zurückkehren wollten, hörten wir in der Ferne Musik, und blieben natürlich stehen.

Es wurde ein wunderschönes Erlebnis. Zwei Motivwagen führten den Zug an, danach kam der Musikwagen mit riesigen Boxen und karibischer Musik. Dahinter und neben den Wagen liefen ganz viele Menschen, Kinder aller Altersstufen, in wirklich wunderhübsche Kostüme gekleidet, die ganz Kleinen auf den Schultern oder Armen der Eltern. Und alle schwangen im Takt die Hüften und tanzten. Wir sind natürlich auch mit gegangen, und ich habe ganz viele Fotos von den Kindern gemacht, die ich weiter unten anfüge.

Der Zug ging durch die Straße bis hin zum Friedhof, von dort am Strand zurück zu der Plaza, da wurde bis 22 Uhr getanzt. Musik und Tanz statt „Kamelle“, Bonbons, wie sie bei uns von den Wagen geworfen werden, es war ein Erlebnis! Diese Art, Karneval zu feiern, gefiel uns sehr gut, und es passte auch genau zu dem kleinen charmanten Örtchen, das, wie Susanne sagt, an einen Märklin-Eisenbahn-Aufbau erinnert.

Hier das versprochene Foto-Kaleidoskop:

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Etwas anderes war das bei der nur 16 Seemeilen entfernten Bucht von St. Pierre, wo wir ab Faschingsdienstag vor Anker gingen, nach einem ruhigen Stopp in der Bucht von Giromont, mit drei anderen Segelbooten, sehr entspannt.

Kurz nach unserer Ankunft in St. Pierre ging der hiesige Zug los, den wir aber nur vom Boot aus betrachteten, dieser führte in einer Endlosschleife durch den Ort, mit ziemlich lauter Bass-Beat-lastiger Musik bis in die späten Nachtstunden. Endlos schien er uns schon vor allem deswegen, weil es, nach einer kurzen Verschnaufpause ab ca. 2 Uhr, um 4 Uhr wieder losging, gefühlt mit noch lauterer Musik als vorher. Das weckte wahrscheinlich das ganze Ankerfeld auf (außer denen, die mit Ohrstopfen schlafen), und war auch dem Wieder-Einschlafen nicht besonders förderlich. 

Nun ist es so, dass der Karneval in der Karibik, zumindest auf den französischen Inseln, erst am Aschermittwoch Abend endet, denn dann wird, mit der Verbrennung einer symbolische Strohpuppe die närrische Zeit beendet. Also ging die Musik bis zur Dunkelheit, danach kehrte in der Bucht endlich wieder Ruhe ein.

Dabei mögen wir St. Pierre sehr, es hat zwar nicht das Märklin-Eisenbahn-Feeling, ist aber sehr lebendig, mit richtig schönen Restaurants, einem großen Gemüsemarkt, und am Samstag gibt es frische Fische in der Markthalle. Ab Aschermittwoch  sind wir wieder mit dieser Insel ausgesöhnt und genießen die lebendige Atmosphäre.

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Appel à tous

Auf geht es in die kleine Markhalle, in Anse  d´Arlet. Gleich am Eingang rechts befindet sich ein großer Obst- und Gemüsestand mit all den Erzeugnissen, die hier auf der Insel wachsen und einigen Importprodukten, die das nicht tun. Wir haben nämlich gestern gelernt, dass es große landwirtschaftliche Nutzflächen auf Martinique gibt und, entgegen zu Saint Martin, vieles lokal angebaut wird, was unserer Haltung sehr entgegen kommt. Nur beispielsweise die gute alte südamerikanische Kartoffel lässt sich hier absolut nicht kultivieren, ebenso wie die gemeine Zwiebel, nach Auskunft unseres erzählfreudigen Taxifahrers. 

Die Dorfkirche in der Anse d’Arlet

Doch zurück zur Markthalle, dem Marktstand und der Marktfrau. Diese ist nämlich so engagiert, dass sie zu jedem Obst und Gemüse, das wir gerne kaufen, detailliert erzählt, ab wann es reif ist und bis wann es verzehrt sein soll. So sollen wir beispielsweise die kleinen Bananen nicht vor Sonntag, aber bis spätestens Dienstag aufessen und die Birnen müssten nun wirklich direkt vertilgt werden. Diese präzisen Erläuterungen sorgen nicht nur für eine lange Schlange vor dem Stand, sondern für eine Verbundenheit unter den Wartenden, indem man über die Einkäufe spricht und was man daraus zaubern wird. So schön kann der Vitamineinkauf sein. 

Der Strand von der Anse d’Arlet

Obwohl die Anse dˋArlet ein beliebtes Ferienörtchen mit schmucken Strand ist, geht das Leben doch eher beschaulich seinen gewohnten Gang. Laute Discos und Strandbars gibt es zum Glück nicht, dafür ein wunderbares kleines, künstlich angelegtes und gut gepflegtes Riff, mit allen bunten tropischen Fischarten, die man ansonsten in Dokumentationen sieht, die hier dicht vor der Schnorchelbrille seelenruhig herum schwimmen. So kann jeder für sich die Artenvielfalt des Meeres schnorchelnd entdecken, kennenlernen und hoffentlich auch den Stellenwert schätzen lernen. 

Flyer von Appel à tous

Schätzen gelernt haben wir die Tatkraft von einem Startup-Unternehmen „Appel à tous“, die sich im Bereich der Versorgung  von Yachten mit Lebensmitteln am Ankerplatz etablieren wollen. Julian, der Sohn von Segelfreund Harald, hat mir eine kurze Nachricht geschickt, dass seine Freundin Antonia bei dem hier ansässigen und erst im Januar gegründeten Betrieb von Deutschland aus arbeitet, für ein paar Wochen den hiesigen Firmensitz kennenlernen wird. Kaum war die Nachricht eingegangen, waren Susanne, Cornelia, Bernd und ich Feuer und Flamme für diese coole Idee. Cornelia hat sich direkt die App von „Appel à tous“ heruntergeladen (Für Segler: das kommt mehrmals täglich hier in der Kurzwelle, auf Deutsch Anruf an Alle), und zusammen schickten wir eine kleine Testbestellung mit Lebensmitteln aus verschiedenen Kategorien an Appel à tous los.

Team Hullu Poro und Team Hexe mit Team Appel à tous

Pünktlich, wie in der Bestätigungsmail angekündigt, kamen eine freudestrahlende Antonia und ein motivierter Mike mit seegängigem Schlauchboot am Folgetag, um unsere Lebensmittel zu liefern. Wir drücken dem Team und dem Betrieb alle Daumen,  die wir haben, dass diese Geschäftsidee ein guter Erfolg wird und sich dauerhaft etabliert. Was gibt es Besseres, als nach oder vor einer langen Überfahrt, alle gewünschten Lebensmittel zu einem fairen Preis, frisch und fachmännisch gekühlt ans Boot geliefert zu bekommen, ade Shoppingfrust!

Mit „Appel à quelques voiliers français“  (Aufruf an einige französische Segler), möchte ich den nächsten Teil des jetzigen Blogbeitrags beginnen, denn das teilweise rücksichtslose Verhalten einiger französischer Segler und nur die sind hier gemeint, lässt uns staunend zurück. Und damit meine ich nicht nur zu dichtes Ankern, mit weniger als einer Bootslänge Abstand in Ankerfeldern mit umlaufenden Wind, bei dem sich alle Boote in verschiedene Richtungen ausrichten, und es nur an ein Wunder grenzt, dass keine Boote kollidieren.  

Ich meine auch den Segler, der trotz eines Tampens in seiner Schraube und einer damit einhergehenden Manövriereingeschränkheit, den Anker in einer großen Bucht so fallen lässt, dass er genau über unserem Anker zu liegen kommt. Auf diesen Unsinn angesprochen  sagt er, dass er eben einen Tampen in der Schraube hat und er deswegen so seltsam ankern muss. Wer die Logik von ihm versteht, kann es mir gerne erklären. 

Oder der nächste Fall, wir gehen Anker auf, weil jemand zu dicht vor uns ankert und wir das wegen des angekündigten Starkwindurchzugs zu risikoreich finden. Kurz bevor der Anker oben ist, und wir schon fast am Heck des Vordermannes sind, kommt ein Franzose und fährt trotz lautstarker Bekundungen von Cornelia mit Zentimeterabstand durch die Lücke, was für ein Irrsinn! 

Ankern mit Distanz

Als drittes und letztes Beispiel, das jetzt zwei Wochen zurückliegt, möchte ich eine Begebenheit schildern, die sich bei der Ziegeninsel in Les Saintes zugetragen hat. Wir lagen an einer Mooringboje und kamen nach einem schönen Landgang gutgelaunt zur Hexe zurück. Doch die Laune verwehte schneller, als ich diese Zeilen schreiben kann. Denn keine zehn Meter von uns entfernt ankerte eine französische Yacht mit jungen Menschen an Bord. Ich fuhr sofort hin und erklärte, dass in dem Bojenfeld Ankern verboten ist, und dass diese unnötige Nähe zwischen zwei Booten geradezu eine Kollision herausfordert. Die Antwort war, und da muss ich immer noch den Kopf schütteln, man habe dreimal versucht, an anderer Stelle in dem 20 Meter tiefen Wasser, vergeblich, zu ankern, man hätte nur maximal 40 Meter Kette an Bord und wäre froh, dass das Boot jetzt da liegt und sie würden auch nicht mehr wegfahren. Außerdem würde man in der Nacht aufpassen und die Schiffe abhalten, wenn sie kollidieren. Uns reichte diese irrsinnige Antwort jedenfalls aus, um die Motoren zu starten, und uns und unser Schiff ein paar hundert Meter weiter, auf 23 Meter Wassertiefe ankernd, in Sicherheit zu bringen. Wie selbstverständlich, wechselte das junge „Segeldreamteam“ (Ironie) an die frei gewordene Mooringboje. War das etwa die Absicht? 

Daher, Appel à Tous, haltet Abstand beim Ankern, vergewissert Euch, wo der Anker des Nachbarliegers liegt, rechnet mit Winddrehern oder Starkwind und seid bitte vorsichtig und rücksichtsvoll. Wie gesagt, das vorgenannte betrifft natürlich nicht das Gros der französischen Segler, sondern nur einige wenige, aber das musste jetzt mal raus, Appel à tous, terminer!

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Im Frühtau …

Auf der Fahrt von St. Pierre zur Grande Anse war Volker aufgefallen, dass der graue UV-Streifen an unserem Vorsegel lose herumhing. Oh, oh, das muss repariert werden, bevor der Schaden größer wird. Nun waren wir bei Dunkelheit in der Grande Anse angekommen, da hätten wir nicht genug gesehen für die Reparatur, außerdem hatten wir Hunger und Durst.

Moonbow in der Dämmerung vor St. Pierre

Am nächsten Tag weckt Volker mich ganz früh um 5 Uhr 50, am morgen ist der Wind noch ganz leicht. Zunächst rollen wir die Genua aus und lassen sie dann Stück für Stück aufs Trampolin ab. Nun konnte die Näharbeit beginnen, nachdem der Schaden ausgiebig begutachtet wurde. Mit zwei Bohrmaschinen und je einer Nadel mit Segelgarn bestückt, machten wir uns an die Arbeit, von beiden Seiten aus, um die drei Meter lange offene Naht provisorisch zu reparieren. Mit dem 2 mm Bohrer ein kleines Loch in den UV-Streifen bohren, Nadel durch und festziehen. So geht das Minute um Minute und Stunde um Stunde. 

Eifrig am Nähen

Ein bisschen Wettbewerb ist natürlich auch dabei, wer näht schneller, macht die schöneren Stiche, zieht den Faden besser nach? Nach drei Stunden nähen waren wir gemeinsam in der Mitte angekommen, der Wind wartete freundlicherweise auch, bis wir fertig waren, und die Genua wieder hochgezogen und aufgerollt. Danach frischte er – wie erwartet – wieder auf und wir können nun ganz entspannt frühstücken.

Volker hatte dann mit Sverre von unserem Schwesterschiff, ebenfalls einer Outremer 5X, telefoniert, weil dieser die Kontaktdaten des lokalen Segelmachers von North Sails in Le Marin kennt. Und Sverre wird offensichtlich gleich aktiv, denn am nächsten Tag, also gestern, rief dieser bei Volker an, und sie machten aus, dass er am Samstag unser zwar liebevoll, aber eben doch nur per Hand  geflicktes Vorsegel professionell reparieren wird. Doch dazu gleich mehr.

Jetzt wollen wir erstmal berichten, dass wir endlich unseren Freund Bernd aus Lanzarote und seine Frau Susanne von der SY Hullu Poro hier inSaint Anne wiedersehen konnten. Die beiden haben erst kürzlich den Atlantik überquert und erkunden jetzt ausgiebig die Karibik. Die (Vor-) Freude über das vorab geplante Treffen war sehr groß, es gibt unendlich viel zu erzählen, und wir können Bernd zudem den entscheidenden Hinweis geben, wo er seine defekten Verbraucherbatterien entsorgen und neue kaufen kann. Zudem hat unser neues Beiboot die entsprechende Kapazität, um 200 Kilo an Bleibatterien sicher durch die weitläufige Bucht bei kabbeliger See zu transportieren. Der Austausch der Akkus geht gemeinsam schnell vonstatten. 

Batterien-Transport mit dem Beiboot

Jetzt ankern wir sozusagen Boot an Boot, die Hexe und die Hullu Poro, natürlich mit ausreichendem Sicherheitsabstand. Wir freuen uns auf die gemeinsame Zeit, die nun vor uns liegt.

Doch zurück zum Genua-Projekt:
Abermals früh, um 06:30 Uhr fahren wir mit Freund Bernd  in die Grand Caye, eine geschütztere Bucht in der Nähe unseres Ankerplatzes, denn dort scheint es weniger Wind zu haben, um die Genua zu bergen, zusammenzulegen und zu verschnüren. Die Bucht ist auch wirklich sehr gut windgeschützt, schnell fällt das Vorsegel, und die beiden Herren können es problemlos zusammen legen, die 76 Quadratmeter Segelfläche sind gebändigt.

Auf der Rückfahrt zu unserem Ankerplatz in St. Anne gibt es für Bernd und mich einen „richtigen“ , wohlverdienten Café aus der Siebträgermaschine. Nachdem der Anker wieder fest im Grund liegt, fahren Bernd und Volker mit dem Segel, und den alten Batterien von Bernd in unserem Beiboot nach Le Marin, bringen das Segel zum Segelmacher und die Batterien zum Entsorgen in den Laden, in dem Bernd die neuen gekauft hatte. Am Montag schon soll das Segel genäht und abholbereit sein.

Das Wochenende steht nun vor der Tür, und heute soll endlich mal wieder die alte Tradition des „Champagne Friday“ aufleben, die wir so häufig mit unseren Freunden aus Lanzarote und den karibischen Segelfreunden zelebrierten, die aber, wenn wir alleine reisend unterwegs waren, natürlich ausgefallen fallen ist. In diesem Sinne wünschen wir allen Bloglesern einen perlenden Start in ein schönes Wochenende.

Generalprobe für Champagne Friday

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Hoch am Wind

Immer weiter steigert sich das Gekreische des Windes, und im gleichen Tempo schlägt die Nadel des Windmessers aus. Böen von über 40 Knoten fallen über uns her, als wir uns der Südspitze von Dominica nähern, der Sonntagsinsel, so benannt, weil sie an einem Sonntag entdeckt wurde.

Fliegende Gischt, beim wilden Ritt

Das Wasser ist nur noch ein weißer Teppich, wir lassen uns von diesen Hammerböen beeindrucken, der Hexenkat nicht, der wird immer nur schneller, stoisch hält der Autopilot den vorgegebenen Kurs.

Seit heute früh sind wir wieder auf dem blauen karibischen Meer unterwegs. Nachdem noch eine massive Regenböe durchgezogen ist, lösen wir um 6 Uhr15 die Festmacherleinen von der Mooringboje und machen uns auf den 82 Seemeilen langen Weg nach Martinique.

Die Woche, die wir in der Inselgruppe, Les Saintes, verbracht hatten, war gespickt mit schönen Erlebnissen. Cornelias lang andauernde Bronchitis gehört wohl endlich der Vergangenheit an, zahlreiche kleine Ausflüge nach Terre-de-Haut, dem Hauptort, haben uns das Inselleben näher gebracht, der ausgiebige Spaziergang auf der Ilet à Caprit, dem kleinen Ziegeninselchen, bot uns ein paar tierische Erlebnisse, mit wild lebenden Ziegen, Katzen und Hühnern.

und dann gab es noch ein paar Schnorchelausflüge zu all den Schönheiten, sowohl tierischer als pflanzlicher Natur, die das karibische Gewässer zu bieten hat. 

Das Mooringfeld

Mit einer herausfordernden Wettervorhersage im Gepäck, haben wir, soweit es ging, uns und das Boot auf die Überfahrt vorbereitet, das Beiboot ist mit aller gebotenen Gründlichkeit fest an den Davits verzurrt, die Cockpitpolster sind weitestgehend in der Gästekabine verstaut, alles, was im Salon rumrutschen kann, steht entweder in der Spüle oder in verschlossenen Schränken und nicht zuletzt bekommt das Großsegel schon mal rein präventiv sein zweites Reff.

Squall im Anzug

Und warum der ganze Budenzauber? Obwohl der Wetterbericht sich eigentlich garnicht so arg anhört, wenn man ihn positiv deuten will; durchschnittliche Windgeschwindigkeit 17,2 Knoten, maximale Böen von 25 Knoten, die Wellen moderat, bis 1,7 Meter. Klingt ja eigentlich ganz nett, aber das Teufelchen, oder eher die Hexe, steckt im Detail, der Wind soll erstmal genau aus Ost kommen, unsere Richtung  zum Ziel ist präzise 162 Grad, also ein Kurs zwischen Amwind- und Halbwind, ist ja auch noch ganz nett, doch irgendwie trauen wir dem Braten nicht. Gestern hatte der Wind schon immer wieder mal eine südöstliche Komponente an den karibischen Messbojen. Dazu kommt, dass wir auf die Böen-Windgeschwindigkeit nochmal fünf Knoten Windspeed zur Vorsicht draufschlagen. Dann liest sich der Wetterbericht schon anders; Wind bis 30 Knoten, ein Kurs überwiegend Hoch am Wind und zwei Passagen zwischen den Inseln, in denen die atlantische Dünung durchgedrückt wird, bei abfallender Wassertiefe und Kapeffekten des Windes, d.h. der Wind dreht mit der topographischen Küstenformation, und wird auch von den abfallenden Steilküsten wie in unserem oben genannten Fall beschleunigt.

Die Hexe fliegt

Während der Reise hatten wir also zahlreiche Wetterphänomene, Wind von vorne, Wind von Steuerbord, Wind aus der Hauptrichtung von Backbord, Wind von 3-40 Knoten, flache See im Windschatten der Inseln und brechende Seen zwischen den Inseln. Alles kein Drama, es bleibt halt nur wenig Raum für optimistische Auslegungen der Wetterberichte, so nach dem Motto, ich suche mir die am besten klingende Vorhersage aus und segel danach. Das kann schief gehen.

Die “Skyline” von Martinique

Die Daten:
Samstag, 4. Februar 2023
Ilet deCabrit vor Les Saintes Terre-de-haut 06:20 – St. Pierre auf Martinique 16:00, 79 sm
Baro 1016, heiter bis wolkig, kühl, um 22 Grad, Wind meistens Ost zwischen 5 und 40 Knoten

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Nu sinn se wech …


… und wir sind wieder allein allein. 

Heute, am Samstag Morgen, haben Irene und Peter abgeheuert. Ganz früh, denn ihr Flug von Guadeloupe nach Miami, wo sie ein paar Tage verbringen werden, ehe sie weiter fliegen nach Panama, um dort Familie „Wildthing“ zu treffen, und mit ihnen durch den Panama-Kanal  bis zu den Galapagos-Inseln zu segeln. Es war eine sehr schöne und unterhaltsame  Zeit mit den beiden, wir sind gut gesegelt und haben auf den Inseln ein paar wunderbare Ausflüge gemacht. Viel Spaß bei  Euren neuen Zielen, Peter und Irene!

Am Sonntag sind wir vier, nach dem Ausflug des vorigen Tages über die Insel St. Kitts, relativ früh los gefahren, hier ein Auszug aus dem Logbuch:

Es steht eine ruppige See, wir fahren mit einem Reff im Groß und 3-6 Umdrehungen in der Genua los. Leider ist für die nächsten Tage eher mehr Wind aus der gleichen Richtung angesagt, es hilft also auch nichts zu warten. Das Ziel ändert sich mit jedem Dreher des Windes, zuerst war es Montserrat, dann lieber Guadeloupe, dann scheint es doch Montserrat zu werden, allerdings eher der südliche Ankerplatz, von dem sie uns noch letztes Jahr verjagt hatten. Doch nach dem Gespräch über Funk mit der Port Control wird uns gesagt, dass wir nur in Little Bay ankern dürfen, und nicht in der südlicheren Bucht, die vom Kurs her machbar wäre. Also ist das aktuelle Ziel doch wieder Guadeloupe.

Den ganzen Tag fahren wir einen Amwindkurs mit um die 20 Knoten Wind, immer so genau an der Windkante, möglichst nicht zu weit vom Ziel abzuweichen, aber auch so, dass die Segel gerade noch stehen. Volker spielt mit der Genua, mal zwei Umdrehungen kleiner, dann wieder ausreffen, aber nur ein Stückchen; das Groß bleibt in Reff 1. Als wir endlich durch die Passage zwischen Montserrat und Guadeloupe durch sind, es ist auch schon dunkel, werden die den ganzen Tag über eher ruppigen Wellen kleiner und weniger nervig, weil sie durch die Landabdeckung gebremst werden. Um Viertel vor neun fällt der Anker in der schönen Bucht „La Grande Anse“, das Anlegebier steht schon bereit, und mit der Aussicht, morgen das komplette Boot zu entsalzen und abzuwischen, fallen wir müde ins Bett.

Am Mittwoch sind wir von der Grande Anse 15 Meilen bis Malendure als Motorsegler gefahren, es gab fast keinen Wind, aber rechtzeitig zu einem späten Frühstück kamen wir dort an und konnten die wunderschöne Aussicht genießen. Hier waren wir auch zum ersten Mal nach St. Martin wieder in einem Restaurant. Das kannten wir noch vom letzten Jahr gut: „Le Rocher de Malendure“, dort gibt es sehr leckeres Essen, und die freundliche Bedienung „Sandra“ hat sich sogar angeboten, Peter und Volker am nächsten Morgen zum Flughafen zu fahren, damit sie dort das Leihauto abholen können.

Gut, dass wir einen Wagen zur Verfügung hatten, denn leider hatte unsere Waschmaschine wiederholt einen Fehler: Zu einem nicht näher zu bestimmenden Zeitpunkt hörte sie plötzlich auf zu waschen, und alle Lichter blinkten. Dabei war zu unserem Entsetzen wiederholt Wasser ausgetreten, nicht zu knapp, aus der Waschpulverschublade ebenso wie an nicht sichtbaren Schlauchverbindungen in der Waschmaschine selbst. Dabei ist dann die Bilge samt der darin gestauten Vorräte überflutet worden, viele von diesen Vorräten sind durch das Laugenwasser unbrauchbar geworden. Trotz der Reparaturversuche ließ sich der Fehler nicht beheben. So waren wir mehr als froh, dass Peter und Volker mit dem Leihwagen über die halbe Insel zu einem Elektromarkt fahren konnten, um eine neue Wasch-Trockner-Kombination zu kaufen.

Wir brauchen diese Möglichkeit, an Bord zu waschen, denn von den Ankerplätzen aus ist es schwieriger einen Waschsalon zu finden als im Hafen, dort gibt es fast immer Waschmaschinen für Gastlieger. Trotzdem waschen diese Maschinen meist im Schnellwaschgang, und die Wäsche riecht zwar besser, ist aber nicht sauber.

Der Ausbau der defekten Waschmaschine war fix erledigt, der Abtransport erfolgte mühelos mit dem geräumigen neuen Dinghy. Nur das Heben in und aus dem Beiboot, und über den endlos langen Dinghysteg warein Kraftakte sondergleichen. (Bilder folgen, sowie wir wieder Netz haben.) Doch Peter und Volker haben auch das heldenhaft geschafft. Ebenso schnell und fachgerecht wie der Ausbau verlief der Einbau unserer neuen Waschmaschine und der erfolgreiche Probelauf erfreute nicht nur die Damen. Kleine Randbemerkung, die neue Wäschewaschmaschine spielt am Ende eines jedes Waschganges, das Forellenquintett von Schubert, das erfreut das Klassikherz der Capitania doch sehr!

Herzlichen Dank an Peter für die großartige Hilfe!

Mit dem Leihwagen haben Irene und Peter anschließend die Insel erkundet, sie waren an den sehenswerten Wasserfällen, in der Hauptstadt Point-à-Pitre, von der sie aber, ebenso genau wie wir vor einem Jahr, eher enttäuscht waren. Und heute morgen sind sind sie noch im Dunkeln von Bord gegangen, um rechtzeitig zum Check-In am Flughafen zu sein.

Wir sind direkt aufgebrochen, nachdem Volker mit dem Dinghy wieder an Bord war, um die rund 30 Meilen bis zu den Isles des Saintes zu segeln, bei schönem Nordostwind um 18 Knoten, wenn nicht gerade ein Berg uns Windschatten bescherte. Auf der Ilet de Cabrits, dem Ziegeninselchen, lagen wir zunächst in der sehr geschützten Bucht „Anse sous le vent“, die Bucht unter dem Wind. Allerdings mussten wir auf 25 m Tiefe ankern, weil die ausgelegten Bojen besetzt, und die weniger tiefen Ankerplätze eben auch schon belegt waren. Dazu gehört es dann auch, viel Kette zu geben, sodass der Schwingkreis sehr groß ist.

Kurzentschlossen fuhren wir ein kleines Stückchen weiter nach Terre-de-Haut, eine der beiden Hauptinseln der Gruppe, und fanden hinter dem „Pain de Sucre“, einem kleinen Berg mit dem Namen Zuckerbrot, die wunderschöne kleine Bucht, „Anse de Crawen“, in der kein anderer Segler ankerte. Hier werden wir heute Nacht bleiben, mal sehen, wie es weiter geht.

Dieser Bitrag ist schon zwei Tage alt, weil wir hier keinen oder nur einen sehr schwachen Zugang zum Netz hatten und haben. Deshalb gibt es auch keine Bilder.

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