Hierhin oder dorthin?

Dem Wetter geschuldet brechen wir etwas überstürzt auf, denn wenn wir noch nach Graciosa oder São Jorge wollen, müssen wir heute los, in den nächsten Tagen kommt Westwind. Und da wir bis zu Volkers Geburtstag zurück in Ponta Delgada sein möchten, gibt es nicht viel Zeit, um geduldig einen besseren Wind abzuwarten. 

Allerdings ist der Wind auf der Südseite der Insel Terceira so schwach und die Strömung kommt genau von vorne, dass wir nur langsam vorwärts kommen. Ab dem Ende der Insel kommt der Wind mit 16 Knoten, aber leider aus NNW, und das ist exakt gegen den Kurs nach Graciosa. So ändern wir den Plan, und steuern Velas auf São Jorge an. Aber als Volker sieht, dass es noch 40 Meilen bis zum Ankerplatz wären, und man dort auf Sand ODER Felsen ankern müsste, verwirft er diese Idee dann doch als ein „No-Go“. Denn wir würden sicher erst in der Dunkelheit ankommen, da wir in Lee der Insel höchstwahrscheinlich motoren müssten, und nicht, wie gerade noch, mit 9 Knoten durch die Wellen sausen können. Und in der Dunkelheit vielleicht den Sand zu erspähen, und anschließend sicherheitshalber nach dem Anker zu tauchen, ist einfach unmöglich.

Unser Ankerplatz

So kehren wir um 13:25 um und hoffen, in der Bucht der Stadt Angra do Heroismo einen guten Ankerplatz zu finden. Von dort aus sind es morgen nur 44sm, wenn wir früh weg fahren, passt das, dass wir auf jeden Fall im Hellen ankommen. Angra ist Weltkulturerbe, selbst wenn das morgen nicht passt, haben wir  hier genug zu sehen.

Und so werfen wir kurz nach der Ankunft das Beiboot ins Wasser, fahren in die Marina, und verlieben uns in diese wunderschöne Stadt. Der einzige Nachteil ist nur, dass es hier ständig bergauf geht. Bergab natürlich auch, aber das ist ja eher angenehm. Vom Hafen weg führt eine – eigentlich zwei – Prunk-Straßen, mit Girlanden geschmückt, und gesäumt von Ladengeschäften aller Art.

Wir bekommen einen Flyer für Straßentheater an diesem Wochenende zugesteckt (naja, verstehen werden wir da nicht so viel), und schlendern bzw. steigen die Straßen und Gassen entlang. Alles ist schön, die meisten Häuserfronten sind in einem sehr guten Zustand, die Gitter an den Balkonen reichhaltig an geschwungenen Ornamenten, die Häuser farbenfroh, die Straßen sauber, es ist eine Freude, in Angra herum zu laufen. Beim Bäcker finden wir leckere Brötchen für morgen früh, und wir setzen uns bei einem kleinen Kiosk, um ein Wasser zu trinken. Natürlich wieder einmal vor einer der mehr als zahlreichen Kirchen hier.

Für unser Abendessen finden wir ein großartiges Lokal. Es nennt sich zwar ganz profan „Cerveijaria do canto“ was soviel wie „Bierkneipe an der Ecke“ heißt, ist aber eher ein modernes Speiselokal, im Frühjahr eröffnet. Wir sind direkt um sieben Uhr dort, als sie aufmachen, und um 19:45 sind alle Tische besetzt!

Auf derGetränkekarte stehen zwar ca. 20 verschiedene Biersorten, aber auch mindestens genau so viele Weine der Azoren, und zu essen gibt es wunderbare portugiesische Gerichte. Ich entscheide mich für einen Meereseintopf mit Fisch, Muscheln, Gambas und Sepia, so fein! Volker bekommt „Alcatra de Carne“, so etwas wie slow cooked Rindfleisch in einer sehr dunklen Soße und „richtige“ aus frischen Kartoffeln geschnittene schlanke Pommes. Extrem lecker! Die Reste des dazu gereichten leicht süßlichen Brotes stecken wir in den Rucksack fürs Frühstück. Wer mal hierher kommt, sollte sich dieses Bierlokal nicht entgehen lassen.

Dieser Beitrag wurde unter Leben an Bord veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Hierhin oder dorthin?

  1. Rolf sagt:

    Das liest sich aber extrem lecker. Hattet ihr doch noch einen tollen Tag

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert