Am Samstag sind eir von Angra do Heroismo nach Graciosa gesegelt und wurden morgens von einer Delfingruppe begrüßt. Die eher kleinen Tiere – ich hab gesagt, da spielen die Kindergartenkinder mit uns – haben uns bestimmt eine Viertelstunde lang begleitet. Ich finde, dass das – obwohl wir es schon so oft gesehen haben – ein wirklich erhebendes Gefühl ist, den spielenden Tieren zuzuschauen.
Gestern gab es in dem kleinen Ort Praia, wo wir vor Anker lagen, den für die Azoren typischen Leinen-Stierkampf, eher eine Belustigung für alle, inklusive dem Stier, denn ein wirklicher Kampf. Das Ganze findet auf der Straße statt, seit Neuerem auch gerne am Strand, weil dort sowohl Stier als auch die Zuschauer immer mal im Salzwasser landen. Die Stiere von den hiesigen Bauernhöfen wird aus dem Viehtransporter-Wagen rausgenommen, hat zwei lange Schleppleinen, und läuft – nach einem Bollerschuss – durch die Straßen. Die langen Schleppleinen hängen erst lose hinter ihm, aber wenn es brenzlig wird, halten ein paar starke Männer den Toro damit fest. Ein mit rotem Hemd bekleideter „Torero“ hält einen großen Parasol (wie ein großer Regenschirm), meist in Rot, vor die Stiernase, und weicht dann dem so angetörnten Tier möglichst gut aus. Dabei laufen auch die am Straßenrand stehenden Zuschauer kreischend in die andere Richtung, unter dem Applaus der Menschen, die dem Spektakel von den sicheren Balkonen oder z.B. den Hafenmauern zuschauen. Zwei Böllerschüsse bedeuten das Ende einer solchen Performance, der Stier fährt wieder nach Hause, und ein neuer kommt nach dem nächsten Böllerschuss.
Die Böllerschüsse und das Gekreische sowie den Soundcheck für die abendliche Unterhaltung haben wir schon vom Boot aus gehört. Wir wollen ja mal die Gegend erkunden und als unser Beiboot sicher in dem Fischerhafen liegt, stehen wir auf der Hauptstraße des sehr kleinen Ortes Praia inmitten einer Menschenmenge. Auf dem Platz beim Sportstadion, das außerhalb der „Arena“ liegt, wird über dem offenen Feuer gegrillt, Getränke verkauft, Tische und Bänke sind aufgestellt, dort sitzen die, die von dem Spektakel genug haben und sich nach der Aufregung stärken müssen.
Nach zwei Stieren haben auch wir genug davon und kehren zum Boot zurück. Die abendliche Musik von einer Marching Band mit hauptsächlich Blechblasinstrumenten hört sich vom Boot aus lustig an. Nur als am späteren Abend in einem Haus offensichtlich eine größere private Feier mit sehr basslastiger Partymusik beginnt, stöhnt Volker genervt auf und holt sich seine Ohrstöpsel.
Der heutige Tag beginnt gut mit einem selbst gebackenem Brot nach einem Rezept aus der Outremer-WhatsApp-Gruppe, Arbeiten am Boot und einem erfrischenden Bad im Meer. Entzückende Fische in Perlhuhnoptik kommen neugierig ganz nah heran, von den kleinen roten Quallen halte ich mich gerne fern.
Als aber noch ein fünftes Boot in die kleine Ankerbucht kommt, und fast direkt über unserem Anker liegt, außerdem schon wieder Lärm von dem Partygebäude kommt, wird es Volker zu dumm, wir gehen um 16 Uhr Ankerauf und motoren, es ist kein Wind (zwei Knoten), zurück nach Terceira.