Zurück auf der Insel

Nun sind wir schon seit Sonntag zurück auf unserer Hexe. Die lag immer noch gut vertäut und unbeschädigt in der Marina von Ponta Delgada, als wir vom Flughafen kamen. Seitdem genießen wir wieder das südlichere Leben. Obwohl die Temperaturen hier sich im unteren zwanziger Wert bewegen, wärmt die Sonne doch ordentlich, und die bösen Wolken bleiben an den Bergen hängen. 

Die ersten Tage waren eher unspektakulär. Volker war sehr betriebsam, er hat den Wassertank auf Bewuchs hin inspiziert und in perfektem Zustand vorgefunden. Außerdem hat er die Toilettenpumpe überholt, wir hatten die Ersatzteile aus Deutschland mitgebracht,  nun funktioniert auch der Teil des Lebens wieder einwandfrei.

Hexe an ihrem Starplatz

Hier haben wir alte Freunde wieder getroffen und neue kennengelernt, das war wie immer sehr bereichernd. Volker und Ellen, denen ich kurz vor unserem Abflug im Hafen begegnet bin, haben uns an der Marina abgeholt und zu ihrem beeindruckenden Haus eingeladen, mit Land drumherum, soweit man schauen kann. Wir alle haben einen Nachmittag lang ununterbrochen geredet und spannende Geschichten gehört, Schwänke aus unser aller Leben, eben.

Wir liegen hier an einem großartigen Fleck. Wir haben einen Liegeplatz zwischen zwei Stegen, was uns ermöglicht, die Hexe so nach beiden Seiten abzuspannen, dass sie in allen Winden wunderbar geschützt ist. Fast alle Festlieger und Gäste müssen an unserem Boot vorbei. Da kommt man auch schnell mal ins Schnacken mit den anderen Seglern, es wird uns nicht langweilig.

Zudem ist Ponta Delgada eine tolle Stadt, wir laufen jeden Tag durch immer neue Straßen und Gassen. Die Straßen im Zentrum sind ein bisschen schicker, aber auch enge Gassen mit nicht so gepflegten Hausfassaden haben wir gesehen. Es gibt renovierte, aber auch baufällige Häuser, hunderte von Optikern im Zentrum, und kleine Läden in der weiteren Umgebung. Die Restaurants sind am Abend extrem gut besucht, ohne Reservation läuft in den meisten nix, in anderen muss man sehr geduldig anstehen, um irgendwann einen Tisch zu ergattern. Unser Lieblingsrestaurant, das „Louvre“ z.B. ist seit unserer Ankunft jeden Abend ausgebucht, höchsten um 21 Uhr würde man eventuell noch einen Platz bekommen.

Heute haben wir „in Kultur gemacht“. Wir hatten gestern ein Plakat gesehen für ein Konzert am Freitag mit „Ritmos Latinos“ für großes Orchester, das im „Largo do Colégio“ stattfinden soll. Im Internet war nichts nichts zu finden, wie und wo man Tickets bekommt, also sind wir nach dem Frühstück aufgebrochen, um dieses Colégio zu finden. Der Platz davor war bereits bestuhlt und der Soundcheck in vollem Gang! Ein freundlicher Helfer erklärte uns, dass die Konzerte nichts kosten, man solle um 21:30 einfach kommen und Platz nehmen. Cool, das machen wir morgen!

Nebenan war gleich ein Museum, und Volker meinte, das sollten wir uns uns doch nicht entgehen lassen, heute sei Kultur-Tag. Dieses Museum ist eine Sammlung sakraler Kunst, in einem ehemaligen Jesuitenkloster untergebracht, das Museo Carlos Machado.

Es besitzt eine große Sammlung von religiöser Kunst aus vielen Jahrhunderten, aber das beeindruckendste ist die eigentliche Kirche mit dem hohen, komplett aus Holz geschnitzten Altar und den beiden Wänden mit blau-weißen Kachelmosaiken, die von Menschen aus dem Dorf gefertigt wurden, von den Mönchen angestellt, um die armen Leute zu unterstützen. Die filigranen Holzschnitzarbeiten des wunderschönen Altars sind an der Decke und an einem Seitenaltar mit Gold verziert, die anderen Teile nicht.

Die Jesuiten-Padres, hoch gelehrt und gebildet, wurden 1760 ausgewiesen, und der Kirchenraum blieb unvollendet, denn natürlich sollten auch die restlichen Holzarbeiten mit Blattgold überzogen werden. Erst in diesem Jahrtausend konnten der Altar und die Gemälde der Sammlung in den ursprünglichen Zustand gesetzt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Doch damit nicht genug der Kultur: Zu dem  Museum gehört auch ein nahegelegenes ehemaliges Nonnenkloster der Sankt Augustinerinnen. Dort befindet sich neben dem wiederum sehr beeindruckenden hochbarocken Kirchenraum ebenfalls eine große Sammlung sakraler Kunst des 17. Jahrhunderts, aber auch naturkundliche Sammlungen mit einer Vielzahl an präparierten Vögeln, Fischen und Landtieren sind zu sehen. Hier ein paar Bilder:

Danach war unser Kopf voll, und unsere Beine müde, jetzt brauchten wir erst einmal ein Stück selbst gebackenen Apfelkuchens an Bord.

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