Juwel?

Eine nicht nur touristische Sparte auf Guernsey ist der Verkauf von Goldschmuck und Diamanten in einer der zahlreichen Jeweleries. Guernsey ist das, was man gemeinhin als Steuerparadies bezeichnet, alles ist Duty Free, also Mehrwertsteuerfrei, es gibt auch keine Steuern auf Kapitaltransaktionen oder Immobilien und das gilt für alle Kanalinseln. 

Der Yachthafen für Besucher heißt Viktoria Marina und liegt mitten in der Stadt St. Peter Port. Der super freundliche Hafenservice weißt die Plätze zu und regelt die Einfahrt in den Hafen, die rund drei Stunden vor und nach Hochwasser möglich ist. Ein Drempel bewahrt das innere Hafenbecken vorm Austrocknen bei Niedrigwasser. Der Gezeitenhub ist mit sechs Metern imposant. Wir kamen Donnerstag Abend in St. Peter Port an. 

Kunstvoll dekoriertes Dessert

Nachdem wir uns alle ein bisschen Landfein gemacht haben, ging es auf eine Besichtigungstour durch die quirlige Innenstadt. Direkt im Anschluss liefen wir  steil bergauf in  das gut bewertete Restaurant mit britischen Gerichten „Pickled Pig“, zum herbeigesehnten und wohlverdienten Pint Bier und Abendessen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und das Essen war wirklich herausragend gut. Ich hatte einen traditionellen Homemade Pie und Matthijs und Cornelia erfreuten sich an ihrem Fischcurry. Es folgte zur Feier des Tages noch ein Dessert, beim Segeln werden ja so viele Kalorien verbraucht. Danach gab es noch einen kleinen Schlummerdrink an Bord, und wir ließen die Eindrücke der bisherigen Segelreise Revue passieren.

Am nächsten Morgen erhielt die Hexe ihre wohlverdiente Süßwasserdusche, während Cornelia ein Waschprogramm startete und Matthijs die neue Dirk mit einem Spleiß versah. Nach dem Frühstück zogen wir die neue Dirk in den Mast ein, dann war es für Matthijs schon an der Zeit abzumustern Sein Rückflug ging über England nach Amsterdam. Die Kanalinseln sind  mit Turboprop-Propellermaschinen und Fähren mit dem Festland verbunden.

Den Rest des Tages haben wir mit einem Besuch in einem typisch englischen Supermarkt verbracht, ausgiebig Schlaf nachgeholt und abends einen Film aus der Mediathek angeguckt. 

Am nächsten Morgen war ich dabei, Trinkwasser in den Tank einzufüllen, da piepste auf einmal der Bilgenalarm laut los, ich rannte schnell zum Einfüllstutzen und stellte das Wasser ab. Was war geschehen? Der Borddurchlass von der Tankentlüftung war wegen Alterung durch UV-Strahlung unbemerkt innen abgebrochen, und als der Wassertank voll war, ist das nachströmende Wasser, anstelle aus dem Überlauf abzulaufen, in den Motorraum geplätschert. Eben bis die Bilgenpumpe anlief, und mit ihr der Alarm losging. Nix Dramatisches, es wurde provisorisch mit einem Stückchen Tape abgedeckt. Cornelia hat schon einen neuen Borddurchlass bestellt, weil ausgerechnet die benötigte Größe sich nicht in unserem Ersatzteilsortiment befindet. Man kann ja nicht alles mit rum schleppen! 

Nach Rücksprache mit dem Hafenmeister  haben wir kurz darauf fix abgelegt und sind schnell mit dem Kat zur Tankstelle gefahren, um sämtliche Reservekanister und die beiden Haupttanks des Bootes voll zu tanken, um anschließend wieder zu unserem Liegeplatz zurück zu kehren.

Danach habe ich noch eine offene Naht am Großsegel nachgenäht und schon war es Zeit, mit der Capitania im Schlepptau zur Bushaltestelle zu sprinten.  Da stand schon die Linie 91 parat, die uns einmal komplett, mit einem Zwischenstopp beim Wrackmuseum, um Guernsey herum kutschieren wird. 

Das Wrackmuseum liegt in einem Fort, dem Fort Grey, in einer malerischen Felsenbucht, in der zahlreiche Schiffe gestrandet und gesunken sind, und die Ölbohrplattform Orion eine Grundberührung hatte und evakuiert werden musste. Das kleine Wrackmuseum ist wirklich einen Besuch wert, und an dieser Stelle muss ich mal die Freundlichkeit der Inselbewohner anhand von drei kleinen Beispielen preisen. 

Busticket

Beispiel 1
Die Kreditkarte von Matthijs funktionierte nicht sofort, als er sein Busticket zum Flughafen bezahlen wollte. Sofort sprang ihm ein anderer Passagier mit seiner Bezahlkarte zur Hand und wollte das Ticket für ihn kaufen. Gerade da tat es seine Kreditkarte dann doch.

Beispiel 2
Wir steigen in den Bus ein, die Kreditkarte funktionierte wie im zuvor genannten Beispiel auch nicht. Der Busfahrer kauft das Ticket für uns mit seiner Kreditkarte, denn bares nimmt er nicht. Nur dann privat. Bei der Rückfahrt hat es glücklicherweise funktioniert.

Beispiel 3
Wir steigen am Wrackmuseum aus, laufen zum Ticketschalter, der freundliche Mitarbeiter weist uns darauf hin, dass man nicht mit der Kreditkarte die Eintrittstickets kaufen kann. Wir haben leider keine englischen Pfund mehr dabei. Macht aber nichts, er lässt uns ins Museum rein und meint, dass wir dann nach dem Besuch die Tickets im Schmuckgeschäft hinter dem Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite kaufen können. 

Und jetzt noch ein paar Worte zu den Landschaften:
Das Inland von Guernsey erinnert  schon sehr an England, sanfte Hügel wechseln sich mit Feldern und parkähnlichen Gärten ab. Die Küste ist geprägt von Stein und riesigen Sandbuchten, die sehr an die Bretagne erinnern. Die schönen Orte mit ihren alten Steinhäusern ducken sich teilweise hinter steinerne Deiche, fast alle Häuser haben französische Namen. 

Bewährtes ist ja so gut und  mit Neuem steigt das Risiko der Enttäuschung, nach dem Motto sind wir gestern Abend wieder zum Pickled Pig. (Außerdem war es Samstag und viele Restaurants ausgebucht.) Ich hatte demzufolge das Gleiche wie davor bestellt, die Capitania hatte eine hervorragende, langsam geschmorte Lammkeule. Guernsey ist in der Tat, unserem Empfinden nach, ein echtes Juwel, und wir hoffen, dass wir im folgenden Jahr der Insel wieder einen Besuch abstatten können.

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