Sturm im Paradies

Noch lacht die Sonne von einem makellos blauen Himmel. Doch der schnell fallende Luftdruck ist ein sicherer Bote dafür, dass etwas im Anmarsch ist. Die Wetterwarnstufe der kanarischen Inselregierung ist von Gelb auf Orange gestiegen. Wir haben die Hexe doppelt und und dreifach vertäut. Querleinen sind vom Steg zu den gegenüberliegenden Rumpfseiten gespannt, die Springleinen ziehen sich wie ein Spinnennetz an der luvseitigen Rumpfseite am Steg entlang, und die Vorleine ist dreifach gelegt. Die Schoten sind dicht geholt, damit Mast und Wanten weniger Windgeräusche machen. Lose Gegenstände, wie Bootshaken oder Decksbürste sind sicher verstaut. Kurzum, der Wettertanz kann beginnen. 

Grund für diese Wetteranomalie ist ein großflächig ausgebreitetes Tiefdruckgebiet mit Kern über dem Meer Höhe Nordspanien, in der Nähe von A Coruña, mit sehr weit verzweigen Ausläufern. Der Tiefdruckkern saugt begierig die warme Luft aus dem Süden in sich hinein, um sich weiter zu vertiefen. 

Das Barometer ist deutlich gefallen seit gestern

Das beschert uns die ungewöhnlichen südwestlichen bis westlichen Winde. Die Schulen auf den südlichen Kanareninseln werden ab heute Mittag geschlossen, bis zu 100 Liter Regen sind für Teile von Teneriffa und La Gomera vorhergesagt. Im nördlich davon gelegenen Lanzarote kommt der Regen und der stürmische Starkwind erst morgen früh so gegen 6 Uhr an. Ausgerechnet während des Morgenhochwassers, sodass wir damit rechnen, dass die Brandungswellen über die Hafenmauer brechen werden. Doch schon jetzt heult der Wind in den Masten und die Brandung bricht sich hörbar an der Außenseite der Hafenmauer. Alle Ausflugsboote, bis auf einen großen Katamaran sind im Hafen geblieben. Wir sind einmal mehr sehr froh, einen Platz im bestens geschützten und schwellfreien Hafen von Puerto Calero zu haben. Einer der Schutzfaktoren sind die westlich vorgelagerten Kaps und ein anderer ist die südwestlich liegende Insel Fuerteventura.

Die atlantische Welle soll im Lauf des morgigen Donnerstag drei bis vier Meter  hoch werden, und der Wind in Böen ist mit 40 Knoten vorhergesagt. Wir haben vorhin noch ein paar frische Lebensmittel bei Lidl gekauft, es gibt bis nach dem Frontendurchzug daher keinen Grund für uns, die sicher vertäute Hexe zu verlassen. 

Das Meer hat auf Teneriffa und Lanzarote in den letzen 10 Tagen ingesamt 5 Menschenleben gefordert, der Atlantik zeigt seine raue Seite, Vor- und Weitsicht sind geboten.

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Eine Antwort zu Sturm im Paradies

  1. Ingo Wilcke sagt:

    Hallo,
    Es ist schoon eine Zeit her….entzwichen habe ich doch van Euren Fotos genossen….
    Puerto Calero ist zicher aan der guten Zeite der Insel….toi toi toi…es ist diese Jahr nicht zo kalt, aber stormisher !!!
    Grusse aus Holland
    ingo wilcke
    ps my german is terrible and finding the right “omlaup” and punctuation is a challenge….but I’m sure you’re creative enough to “make some chocolate” from these words…smiles

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