Volker hat ja gestern schon geschrieben, aber der Vollständigkeit halber stelle ich für den Tag 2 auch mein Logbuch in unseren Blog.
Mittwoch, 28. Mai 2025, Tag 2 auf See
Baro 1027, wolkig, Wind nachts bis 24, am Vormittag um 18 Knoten NNO
Etmal 11:00 232 sm (!)
Da lag ich doch um 00:30 in schönstem Tiefschlaf, als Volker mich sehr eindringlich aufforderte, wach zu werden. „Um uns herum sind lauter Lichter, was soll das?“ Weder im AIS noch im Radar war davon etwas zu sehen. Klar, die Empfindlichkeit vom Radar hatte ich herunter gestellt wegen des Echos der zahlreichen hohen Wellen, sonst hätte keiner von uns hier ein Auge zugetan, wenn der Alarm dauernd gepiepst hätte. So aber piepste es nur manchmal ohne Grund. Aber die Lichter warfen offensichtlich nicht genug Echo ab. Es war gespenstisch! Wir standen oben am Steuerrad, und rings herum blinkte es. „Das ist ein treibendes Fischernetz“, sagte Volker, „aber wo ist der Fischer hin?“ Tatsächlich war im 100 Meilen Umkreis kein AIS-Signal sichtbar. „Wir müssen da jetzt durch, das ist kilometerlang!“ Mit angehaltenem Atem fahren wir weiter, und glücklicherweise ist nichts passiert, aber das war ein schöner Schreck.
Der Rest der Nacht ist unspektakulär, mal ein bisschen ein-, dann wieder ein bisschen ausreffen. Am frühen Morgen entdeckt Volker bei einem Kontrollblick eine ganze Herde Delfine, sie spielen mit dem Boot.
Bei uns herrscht die normale Bordroutine, Logbuch schreiben, dank Starlink können wir Wetterberichte abholen, denn mein Kontakt über die Kurzwelle zu Intermar hat heute morgen leider gar nicht funktioniert. Ich versuche mich daran, wegen der fehlenden Daten über wahren Wind und Kurs diese zu errechnen, aber die Seiten im Internet sind entweder zu lasch, oder hochkompliziert, zumindest für mich, da ich die höheren Weihen der Mathematik lieber gegen musikalische oder Bühnenwerke eingetauscht habe. Aber es ärgert mich doch ein bisschen, dass ich das nicht kapiere.
Um 15:30 wird Reff 2 ausgeschüttet, auch die Genua hat nur noch ein Reff, die Wellen haben sich beruhigt und weisen nur noch eine Höhe von ca. 1,5 m auf.
Zum Abendessen gibt es Wraps, sehr sehr lecker, nur relativ schwierig zu essen, selbst bei ruhiger Fahrt.
Donnerstag, 29. Mai 2025, auf See
Baro 1022, bewölkt, Wind N 6-8 Knoten, die See glatt
Etmal 12:00 154 sm
01:30 auch Reff 1 ist ausgeschüttet. Kurs 346 Grad
02:37 Motoren an, der Wind ist weg
Nachdem um 02:37 der Motoren angeschaltet war, verlief die Nacht ruhig, die Wellen sind komplett runtergegangen, und es wackelt fast nicht mehr. Das ist zwar ganz angenehm so für die Bewegung an Bord, aber wir sind ja nun ein Segelboot, und fahren unter Segeln auch deutlich schneller als mit dem Motor. Heute Abend soll der Wind auf Südwest drehen und sich langsam stabilisieren.
Im Gegensatz zu meinem frustrierenden Lernerfolg gestern mit Sinus und Cosinus für die Berechnung des wahren Windes, habe ich heute ein Erfolgserlebnis gehabt. An einigen Stellen in der Seekarte war die Detail-Ansicht gar gruselig, bunt, mit Rasterpunkten und damit völlig unübersichtlich. Und das zeigte sich nur an manchen Stellen. Es hat mich ganz wuschig gemacht. Nach längeren Recherchen habe ich endlich herausgefunden, dass man es abstellen kann, es ist ein besonderes Feature, an manchen Stellen ist der Meeresgrund so gut kartographiert, dass man es darstellen kann. Aber, herrje, darauf will ich verzichten!


Um 11:30 wird das Großsegel geborgen, der Kurs, der uns am schnellsten zum Wind führen soll, geht genau gegenan, da bringt das Segel nichts, und schlägt nur bei den kleinsten Abweichungen.
Es dauert nicht lange, nach 15 Uhr ziehen Großsegel und Genua uns gen Norden, nach 16 Uhr kommt der Code Zero mal wieder an die frische Luft, der Windwinkel hat sich so geändert dass wir damit Kurs 360 Grad fahren können. Denn der Wind hat glücklicherweise doch wieder aufgefrischt, wir haben ca. 11 Knoten scheinbaren Wind aus 50 – 60 Grad, da ist diese Besegelung gerade richtig. Nach eingehendem Studium des neuen Wetterberichts werden wir das Leichtwindsegel auch – entgegen unserer Gewohnheit – nachts stehen lassen, damit wir ein bisschen voran kommen. Immerhin sind wir seit Lanzarote 10 Grad weiter im Norden gesegelt.
Heute gab es Schnitzel mit Kartoffeln und Blumenkohl mit Hollandaise Sauce, nun geht es wieder in den Bords-Schlaf-Rhythmus. Bis morgen!
