Zusammenfassung Teil 2

Der Duft von frisch gemähtem Gras weht zu uns hinüber, Landluft statt Seeluft, wir liegen an der Mündung des Potomac River, dem Fluss, der bis nach Washington DC hoch führt. Von drei kleineren Yachthäfen gegen die südlichen Winde geschützt, ein Naturparadies, mit altem Baumbestand, Sümpfen, grasgrünen Wiesen und adretten Wohnhäusern mit Steganlagen. Andere Gastyachten gibt es hier nicht, aber dafür ein Restaurant, die Pier 450, im Smith Creek. Die Anfahrt war nicht leicht, gespickt mit Untiefen und hunderten Fischerbojen; es ist „Jagdsaison“ auf den durchziehenden Rockfisch. Die Capitania war schwer beschäftigt, bis der Anker im modrigen Flussbett versunken ist, einmal hatten wir sogar eine leichte Grundberührung. Ein kleines Kommunikationsproblem zwischen mir und meiner Liebsten, aber dank des weichen Schlicks ist nix passiert. Was aber wohl ein Problem darstellt, ist, dass unser Antifouling, wohl sehr bewuchsfreundlich erscheint und die maritime Flora wie einen Magnet anlockt. Anders kann ich mir es nämlich nicht erklären, dass  beide Rümpfe mit kleinen Muscheln übersät sind. Zudem sorgt das brackige Flusswasser der letzten Tage für einen gelben unansehnlichen Rand im Bereich des Wasserpasses. Der notwendige Tauchgang im trüben Gewässer wird dann zur kleinen Abenteuerpartie, weil es zum einen manchmal kleine weiße juckende Quallen gibt, und dann schwimmen winzige Fischchen immer wieder auf Hautkontakt an den Rücken ran, außerdem tummeln sich in dem Brackwasser, bekannter Weise, immer wieder mal Bullenhaie. 

An der Beachbar kurz vor dem Abendessen

Cornelia macht einen auf Haiwächterin und ich mach mich über den Bewuchs her, nach einer dreiviertel Stunde im trüben Nass ist ein Rumpf bewuchsfrei, immerhin. Danach machen wir uns schick, lassen das Dinghy ins Wasser und düsen mit Volllast zur Pier 450.  Die großzügige Steganlage bietet Platz für viele Boote, der große Außenbereich ist wie eine Beachbar angelegt und für die, die genug von Sonne und Natur haben, gibt es einen schönen Innenbereich mit Restaurant- und Barteil.

Wir kommen mit der Besitzerin ins Gespräch, die zu Beginn der „großen“ Pandemie das Ensemble gekauft und in ein echtes Schmuckstück verwandelt hat. Ich esse das große saftig-knusprige Schweinekotelett mit Püree Buttergemüse und Cornelia nimmt Ceviche vom lokalen Rockfisch.

Nach dem wunderbaren Essen zieht es uns an die Bar, wo wir mit einem netten Paar aus der Umgebung schnell ins Gespräch  kommen. Kurz zusammengefasst, Smith Creek ist noch ein wirklich verborgenes Juwel.

Der lokale Yachtclub

Am nächsten Morgen geht es früh ankerauf, nicht ohne ausgiebige Reinigung der Ankerkette von dem klebenden Flussschlick. Unser nächsten Ziel sind die lokal bekannten Solomon Islands, ca. 40 Seemeilen weiter nördlich in der Chesapeake Bay. Auch hier findet Cornelia einen lauschigen Ankerplatz in einem kleinen Flussarm, eingerahmt von schicken Villen mit wunderbaren Gärten und einem Yachthafen.

Flaggentausch

Mit dem Beiboot tuckern wir auf der Suche nach einem Anlandeplatz in den nahegelegenen Hauptort, Johnstown. Wir werden beim Solomon Islands Yacht Club fündig, Cornelia fragt um Erlaubnis das Dinghy am Steg parken zu dürfen, wir werden willkommen geheißen. Im Clubgebäude hängen hunderte Flaggen von anderen Vereinen, sie sammeln diese und sind natürlich an Flaggen von anderen Segelvereinen interessiert, mit dem Hintergrund, dass sie damit ins Guiness Buch der Rekorde wollen, weil sie der Verein sind, der die meisten verschiedenen Flaggen in seinem Vereinshaus hängen hat. Zum Glück haben wir einige Flaggen von meinem Segelverein, dem Segelclub Saar an Bord und, nach einer kurzen Tour mit dem Beiboot zurück zum Schiff, kreuze ich mit der 499-igsten Flagge auf, die im Solomons Island Yacht Club hängen wird. Und wie es sich nach alter Tradition gehört, gibt es einen offiziellen Flaggentausch mit anschließendem kleinen Umtrunk. Ein sehr schöner Moment!

Nach anschließendem Abendessen in dem nahegelegenen Buckeye Grill, mit zünftiger Livemusik, schnacken wir noch ‘ne Weile mit zwei anderen Seglerpaaren. Am folgenden Morgen gehen wir abermals früh ankerauf und segeln mit unzähligen Halsen und Gennakermanövern, mit leichten und wechselhaften Winden, nach Galesville.  Dort hat sich Cornelia das bekannte PiratenCrow (Piratennest) im Vorfeld als Restaurant auserkoren. Dem Besuch der Gaststätte stand nur noch die Reinigung des 2. Rumpfes und des Wasserpasses im Weg, nach anderthalb Stunden tauchen und schwimmen ums Boot ist die Hexe jetzt untenrum clean. Cornelia aß zur Feier des Tages Crab Cake, Krabbenkuchen, eine regionale Spezialität.

Ab 18 Uhr gab es Livemusik, das ganze Restaurant sang Cornelia ein Geburtstagsständchen, und sie durfte sich noch ein Lied wünschen. Dann war es schon Zeit, mit dem Dinghy zurück zur Hexe zu brettern, dunkle Wolken kündigten ein nahendes Gewitter an. Das hatte es auch in sich, weder vom Regen noch vom Wind her, dafür mit heftigen Blitzeinschlägen in der nahen Umgebung. Unser Stressbarometer ging mächtig nach oben. Aber irgendwann war auch dieses Nauturereignis glücklicherweise vorbei. 

Der historische Leuchtturm vor der Einfahrt

Gestern sind wir nach Annapolis geschippert, ganz ohne Wind und daher ohne Segel, nur mit Motorkraft. Annapolis soll die Heimat für unser Schiff in den nächsten Wochen werden.

Und kann es einen besseren Platz für ein Schiff geben, als eine Stadt, die sich als die Segelhauptstadt der Welt bezeichnet und deren Motto ist „I have lived, and I shall die free“ (ich habe frei gelebt und ich werde frei sterben“)?

Wir werden noch ein bis zwei Tage vor der Marineakademie ankern, bei der morgen ein riesiges Feuerwerk zum Nationalfeiertag abgebrannt werden soll, und uns danach in einen nahen Yachthafen verholen. 

Auch solche Schiffe bieten hier Bootstouren an

Noch ein paar kleine Infos zu Annapolis, dessen Altstadt wir in den nächsten Tagen erkunden wollen. Es sind an diesem Sonntag gefühlt tausende Boote aller Art auf dem Wasser, kleine Daycruiser, Segelkanus, Jollen, Segelyachten, Motorboote von klein und offen bis hin zu der 80 Meter langen Megayacht, einigen Rundfahrtbooten, dazu unzählige Kajaks und Standup-Paddleboards. Bei einer kleinen Dinghytour sind wir sicher an 15 verschiedenen Yachthäfen vorbei geschippert. Annapolis ist also ein echtes Segelmekka.

Knapp 40000 Menschen leben hier. Für kurze Zeit war die Stadt die Hauptstadt von Amerika, 1783-1784. Namengebend für Annapolis war Prinzessin Anne von Dänemark und Norwegen gegründet wurde die Stadt 1649. Annapolis ist die Hauptstadt vom Bundesstaat Maryland und politisch fest in der Hand der Republikaner.

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Eine Antwort zu Zusammenfassung Teil 2

  1. Susanne Schweizer sagt:

    Schöne Grüße aus Südfrankreich/Menton.
    Weiterhin eine gute Zeit von Susanne

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