Abenteuergeschichten

Die Wolken bringen Wind und Regen

25 Knoten Wind von hinten schieben uns kräftig nach vorne, die Bugwelle sprudelt am Bug hoch und am Heck gurgelt es mächtig. Alleine mit dem gerefftem Vorsegel, sind wir über acht Knoten schnell. Hoorn liegt achteraus und Edam, die Stadt mit dem berühmten Käsemarkt liegt steuerbord querab. Eine dunkle Wolkenfront zieht auf, gefolgt von starkem Regen, mit Böen bis 34 Knoten.

Wieder in Ölzeug!

Wir reffen die Genua noch kleiner, ohne weitere Geschwindigkeitseinbußen. Das erste Mal seit ein paar Jahren sind wir in Ölzeug eingepackt, das Wetter zeigt sich herbstlich und wir passen uns an. Wenig Schiffe sind auf dem Markermeer unterwegs, dazu zwei kleine Strandkatamarane, der eine wohl mit kurzfristigen Schwierigkeiten, die für uns nicht wirklich ersichtlich sind, der andere in Rauschefahrt gleitend. Kurz darauf segelt auch der ausgebremste Kat los.

Die Souvenirgeschäfte und Gaststätten in der ersten Reihe

Es regnet immer mehr, die Böen stehen länger durch, unser Tagesziel Volendam ist fast erreicht. Für alle, die es nicht kennen, Volendam liegt ca. 20 Kilometer nördlich von Amsterdam und besticht durch seine traditionellen Holzhäuser. Es wird als das typischste aller holländischen Orte bei Weltreisenden angepriesen und ist meistens dementsprechend voll mit Tagestouristen, die sich an der Wasserfront entlang oder durch die kleinen Gassen schlängeln. (Oder sich in alten Trachten fotografieren lassen!) Zudem gehen von hier aus die Passagierboote zur Halbinsel Marken mit dem kleinen Dorf, das komplett auf Holzpfählen gebaut ist. Wir mögen Volendam sehr und das Hafenbecken bietet einen hervorragenden Schutz auch bei widrigsten Windbedingungen.

Abbild eines Fischers mit der Hexe im Hintergrund

Kurz vor der Hafeneinfahrt rollen wir das Vorsegel weg, starten die Motoren, hängen die Fender raus, machen die Leinen klar und trotz schwerer Windstöße gelangen wir sicher zu unserem Liegeplatz.

Kurz darauf kommt, von Edam aus treibend, ein gekenterter kleiner Hobbiekat (Strandkatamaran) in Sicht und ich mache mir Sorgen um die Besatzung, weil es sich um dasselbe Boot handelt, das schon bei Edam irgendwelche Probleme hatte. Ich entschließe mich also, die niederländische Küstenwache über Funk zu rufen und kurz darauf dringt eine  klar verständliche Stimme durch den Äther, die mich auffordert, die Situation detailliert zu beschreiben. Dem Operator ist es wichtig ob Menschen mit im Wasser sind, oder ob der kleine Kat allein auf Drift ist. Ich gehe auf Standbye und betrachte die Situation genauer, mit dem Fernglas. Zum Glück ist niemand im Wasser.

Rettungsboot mit gekentertem Kat

Abermals rufe ich Den Helder Rescue und berichte das Gesehene, worauf die Stimme mir mitteilt, dass die Besatzung schwimmend zum Ufer gelangt ist und wohlbehaltend angetroffen wurde. Rettungsboote zur Sicherung des Kats seinen unterwegs.

Ein Rettungsboot  kommt auch gleich in mein Sichtfeld, ebenso die Capitania, die freudestrahlend mit einer Portion Kibbeling (Kabeljau im Bierteig, ausgebacken in Fett), einer holländischen Spezialität, aus dem Ort zurück zur Hexe kommt.

„De Halve Maen“ Nachbau eines holländischen Handelsschiffes

Mit einigem Aufwand der Retter und den inzwischen an Land eingesammelten Seglern gelingt es, den Kat aufzurichten, das Segel zu bergen und das kleine Boot im Schlepp auf den Rückweg nach Edam zu bringen. Letzteres haben wir dann über Funk gehört, als die Rettungsaktion für beendet erklärt wurde.

So, jetzt mache ich mal Schluss mit dem Bericht, Cornelia fragt schon, ob ich einen Roman schreiben will, was natürlich nicht meine Intention ist ;-).

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Eine Antwort zu Abenteuergeschichten

  1. Ulrike Anneken sagt:

    Volker, ich habe dich noch nie im Oelzeug gesehen. Geht gar nicht. Ich habe beschlossen meines wenn möglich nicht mehr anzuziehen. Aber bei den 30 bis 40 Grad hier auch nicht nötig. Aber ich freue mich dass ihr viel Freude in Holland habt. Hoffentlich bald wieder im Süden, wenn der olle bicho abhaut!!!!

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