Angekommen

Freitag, 6. Juni 2025, im Ärmelkanal Tag 11
Baro 1009, sonnig, kalt, Wind SW 15 – 20, später bis 25 Knoten, die See 1 – 3 m
Etmal 156 sm, bis Samstag104, gesamt 1760, 11 Tage 15 Stunden, Schnitt 6,3 kn, um 01:35 sind wir an der Hafeneinfahrt von Nieuwpoort

Um 08:15 Uhr muss der Schmetterling weg, das Platt-vorm-Laken Theater ist erst einmal beendet. Wir müssen uns ja außerhalb des Verkehrstrennungsgebietes bewegen oder es rechtwinklig kreuzen. Wir können also nicht immer den Idealkurs fahren, sondern müssen uns an die Regeln halten. Im AIS sehen wir auch die vielen großen Kähne, die dort wie auf einer Autobahn fahren.

Seit 16 Uhr frischt der Wind immer weiter auf, es sind sicher 25 Knoten, in Böen auch mehr, die Hexe rockt schon wieder. Das bleibt so, und obwohl die Gezeit noch gegenan läuft, sehen wir manchmal hohe Bootsgeschwindigkeiten, 8-9 Knoten, zum Beispiel, wenn sie die Wellen runter surft.

Als der Strom dreht, werden wir immer schneller, über 13 Knoten standen schon mal auf der Logge. Wir fahren konstant mehr als 8, meist über 10 Knoten schnell. Wellen und Gezeit führen zu enorm ruppigen Bewegungen. Um das auf den letzen Meilen zu vermeiden, möchte Volker den inneren Weg nach Nieuwpoort fahren, obwohl der ziemlich eng ist. Es sind noch 16 Seemeilen bis Nieuwpoort. 

Als erstes fahren wir das betonnte Fahrwasser nach Calais, das ist aber auch das Fahrwasser für die großen Passagierschiffe und Fähren, die in und aus dem Hafen fahren. Nach Calais liegt noch Dunkerque auf unserem Weg, auch hier gibt es große Schiffe die uns entgegen kommen. Eines der Hauptprobleme ist, dass es hier entlang der Küste so viele verschiedene Lichter gibt, es ist also wirklich schwierig zu sehen, welches die nächste grüne Tonne ist, oder ein Gefahrenzeichen zu finden. 

Nach Dunkerque geht das Fahrwasser noch eine Weile entlang der Küste weiter, bis wir an einer Sandbank namens Bank Hills vorbei sind, dann verlassen wir die Küste und damit den direkten Weg, weil hier zahlreiche Untiefen den Weg unpassierbar machen. Die Suche nach den richtigen Tonnen geht weiter, es gibt so viele Gefahrenzeichen, Nord, Süd, auch West und Ost, je nachdem wo die Untiefe lauert, oder Sperrgebiete im Weg liegen. 

Um 01:35 haben wir die Strecke erfolgreich gemeistert, und fahren in die eine Seemeile lange Einfahrt nach Nieuwpoort rein. Auch diese Strecke ist eine Herausforderung, bis man das richtige Fahrwasser findet vor lauter blinkenden Bojen, und lauter Pfähle stehen unvermittelt im Weg herum. An der dritten grünen Boje biegen wir ab, richtig, dann noch zu einer roten, dann liegt rechts direkt der Steg mit unserem Liegeplatz, den der Hafenmeister uns schon vorher telefonisch zugewiesen hatte. Beim Anlanden haben wir erstmal eine Horde Möwen aufgeschreckt, die unter lautem Protest fortgeflogen sind. Leider hatten sie auch den Steg vorher bereits vollgeschissen, was Volker ziemlich aufregte. Daher hat er, nachdem alle Leinen fest waren, unseren Wasserschlauch geschnappt und den gröbsten Dreck weg gespritzt. 

Um halb drei sind wir dann todmüde und gleichzeitig immer noch aufgedreht ins Bett gefallen, stolz auf die 1.760 Seemeilen und froh, dass sowohl wir als auch unser Boot das gut gemeistert haben. Und nach nicht einmal 30 Sekunden haben wir beide tief und fest geschlafen.

Es war eine interessante Passage. Angefangen hatte es mit sehr viel Wind auf einem Amwindkurs mit hohen Wellen, eher ungemütlich, bis wir aus dem Umfeld von Madeira raus waren. Es folgten Tage, an denen wir mit dem Code Zero segeln konnten, auch nachts. Danach Tage mit Code Zero raus, einrollen, Genua raus, Motorfahrt, Code Zero setzen, einrollen, Genua ausrollen, Code Zero wieder raus, da capo… Nach acht Tagen entspannterem Segeln frischte der Wind auf, der Code Zero konnte endgültig schlafen gehen. Zum Schluss hielt uns das herausfordernde Segeln im englischen Kanal bei achterlichen wechselnden Winden, Wellen und Gezeitenstrom auf Trab. 

Anfangs wollten wir ja nur nach Santa Maria auf den Azoren, dann änderte sich die Windvorhersage so, dass wir uns entschlossen haben, gleich bis zum Festland durchzusegeln. Vielleicht nur bis A Coruña, oder doch weiter bis Brest? Schließlich sind wir hier in Nieuwpoort gelandet, und somit fast am Ziel, um ein paar Tage auf Vlieland zu verbringen.

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