Das bunte Segel

Montag, 9. Juni 2025
Nieuwpoort 04:50 – Ijmuiden
Baro 1023, diesig, 14°, Wind 7 kn SW

Unser heutiger Gast ist Jan Welsch von dem Boot „Philae“. Ihn und seine Frau Ria haben wir in Puerto Calero kennengelernt, und sind seitdem in regelmäßigem Kontakt, egal wo wir uns befinden, WhatsApp macht’s möglich.

Pünktlich um 04:35 klingelt unser Wecker, da ist die Crew in Person von Jan schon an Bord und wartet im Cockpit.  Zwanzig Minuten später sind die Leinen los und wir fahren zur Ausfahrt, setzen noch im Kanal das Großsegel, aber leider muss der Motor mit laufen, hier ist viel zu wenig Wind.

Mit Sonnenaufgang ist der Wind aufgewacht, wir segeln noch mit Motor Unterstützung. An der Einfahrt nach Oostende ist richtig viel los, die Versorger für die Windparks fahren ein und aus auf der markierten Anfahrt, und sie haben dort Vorfahrt vor kreuzenden Yachten und Seglern. Wir sind alle drei mega aufmerksam, beobachten das CPA, den Closest Point of Approach. 

Endlich sind wir frei davon, und fahren weiter zur nächsten Herausforderung bei der Kreuzung vor Zeebrugge. Zwischendurch können wir schon segeln, Volker hat den Gennaker raus geholt. Zunächst waren 15 Knoten Wind, und es ging richtig los, die Hexe flog mit über zehn, manchmal elf Knoten übers Meer. Vor Zeebrugge und dem Fahrwasser Richtung Antwerpen mussten wir wieder scharf aufpassen, welches der großen Schiffe unseren Weg kreuzt und wann, ob einer vor oder hinter uns durch geht. 

Und nun kommt das nördliche Fahrwasser nach Antwerpen, auch hier kommen die dicken Pötte aus dem Verkehrstrennungsgebiet und kreuzen unseren Kurs. Naja besser gesagt, wir kreuzen deren Kurs, denn hier haben sie Vorfahrt.

Das Gebiet um den Maasmond, die Mündung der Maas, ist gefürchtet wegen des Verkehrs, aber da hatten wir mal Glück und es war nicht soviel los. Man muss sich anmelden, wenn man mit einem Segelboot den Anfahrtsweg kreuzen will, das haben wir auch getan. Zu dem Zeitpunkt waren wir drei Segelyachten, die nah beieinander durchfahren konnten, die Kontrollstelle hat auch gut informiert, welche Frachter wie an uns vorbei kommen würden.

Danach steht wieder der Gennaker, die letzten 25 Meilen nach Ijmuiden werden wir hoffentlich noch bei Tageslicht schaffen, auch wenn ab 20 Uhr der Gezeitenstrom gegen uns fließen wird.

Gestern hatten wir einen Ruhetag in Nieuwpoort, haben spät gefrühstückt und sind dann mit Ria und Jan „ausgeflogen“. Zuerst waren wir in einem kleinen Bauernladen, die selber einiges, das sie verkaufen, produzieren, aber sie kaufen auch von umliegenden Höfen dazu. So gibt es eine große Auswahl an frischem Gemüse, extrem leckerem Käse, Wurst in Dosen, auch Speiseeis. Aber das beste waren die hier angebauten Erdbeeren, die wirklich wie solche schmecken müssen, süß und fruchtig. Die erste Schale war gestern schnell leer.

Ria hat uns noch mitgenommen zu einem Fischereifest, aber – ehrlich gesagt – das war nix Besonderes, nichts, was uns alle vom Hocker gehauen hätte. Das Lustigste daran war unsere eigene Organisation. Ria und ich sind in der Nähe des Fischmarktes ausgestiegen, während die Männer sich auf Suche nach einem Parklatz machten. Das war aber leider gar nicht erfolgreich, daher fuhren sie zurück zum Hafen, haben das Auto abgestellt und sind mit dem Dinghy gekommen. 

Ria und Jan sind dann zurück gelaufen, wir haben noch einen kleinen Ausflug in die hübsche Altstadt gemacht, anschließend sind wir mit dem Dinghy den Kanal weiter nach binnen gefahren, bis uns drei geschlossene Schleusen den Weg versperrten. Insgesamt ein schöner, interessanter und erholsamer Tag nach der langen Reise.

Heute Abend werden wir in Ijmuiden in den Hafen gehen, Jan wieder zu Ria zurück bringen, und morgen machen wir uns auf den Weg nach Vlieland, unserer liebsten Waddenzee Insel.

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