Back to Europe, letzter Tag

Dienstag, 10. Mai 2023

Baro 1025, Nebel, später ergiebiger Regen (hätten wir einen Regenwassersammler, wären unsere Tanks heute voll geworden), Wind zunächst um 5 Knoten von vorne, ab 12:30 (ein bisschen verspätet laut Wettervorhersage) 15 Knoten aus 100° von Steuerbord, die See: nur atlantische Dünung. 

Die für gestern Abend angekündigte Königinpastete wurde gestrichen, statt dessen gab es eine frisch gekochte Kartoffelsuppe mit Mettwurst.



Morgens müssen wir noch unter Motor fahren, erst ab Mittag kommt ein beständigerer Wind aus Süd mit 15 Knoten im Gepäck. Nach anderthalb Stunden, in denen Volker Mittagsschlaf machen konnte, frischt der Wind immer weiter auf, sodass ich den Skipper wecke: „Wir müssen reffen!“ Zuerst die Genua, 30 Minuten später kommt Reff 1 ins Großsegel. Damit läuft bis jetzt alles stabil, mal sehen, wie lange.

Trotzdem muss der Motor ein bisschen mitlaufen, es it so kalt im Boot, wir machen für eine Stunde die Heizung an. Das hier ist nichts für die wärme-verwöhnten Karibiksegler! Zieht ein anderes Wolkengebilde durch, kann es sein, dass der Wind auf ein Minimum nachlässt, dann kehrt  er zurück und die Hexe rennt wieder los. Das macht Spaß, denn die See ist schön flach. Einreffen, ausreffen, bei der Genua ist es einfach, da muss nur die Elektrowinsch arbeiten, und der Skipper, wenn er nach dem Verkleinern die Genua wieder dicht holen muss.

Der Skipper hat das Ruder fest in der Hand

Um 20:30 Uhr legt Volker sich hin, ich warte am Kartentisch auf die tägliche Funkrunde mit Bernd und Jan um 19:00 UTC, 21:00 unserer Zeit. Bei der Ankunft morgen wird die Uhr noch einmal zwei Stunden vorgestellt, dann sind wir in der Azoren Ortszeit. Jan und Bernd kann ich heute gut verstehen, wir tauschen en paar Fakten über die jeweils erlebten Situationen des Tages aus. Bernd und Rainer hängen leider immer noch in der windarmen Zone, während es bei uns ja eher Starkwind hat. Zum Schluss verabreden wir uns noch einmal zur gleichen Stunde am morgendlichen Tag, ab dann steige ich aus, wir werden hoffentlich nicht die nächsten Abende an Bord verbringen, wir wollen mal schauen, was die Azoren so an kulinarischen Highlights aufzuweisen haben, und welche lokalen Biersorten es hier wohl gibt.

01:10 Der Wind hat auf über 24 Knoten zugenommen, wir verkleinern – mal wieder – die Genua.

Der kleine Kalmar hat sich verirrt

01:40 Mittlerweile weht es mit über 26 Knoten,  Das hat bestimmt etwas mit der Düse zwischen den Inseln Pico und Sao Jorge zu tun, das ist eine Accelleration Zone, wie wir sie von den Kanaren kennen. Die beiden lang gestreckten Inseln, Pico und Sao Jorge,  liegen parallel zu einander, dazwischen wird der Wind kanalisiert. Jetzt muss Reff 2 in das Großsegel. Im Cockpit muss man – wie auf Helgoland  – mit persönlicher Schräglage gegen den Wind ankämpfen; wenn das Boot in den Wind gedreht wird, hat man am Steuerstand das Gefühl, die Haare flögen vom Kopfe.  

Keine halbe Stunde später ist der Spuk vorbei, die stärkste Düse überwunden, Volker refft die Genua wieder aus. Das Großsegel bleibt erstmal in Reff 2, hier zwischen den Inseln ist nicht klar, wann die nächsten stärkeren Winde anfangen. Wir werden noch zwischen Sao Jorge und Terceira durch fahren, aber Terceira ist ganz rund, während Sao Jorge eben diese langgestreckte Form hat. Da wird schon Wind kommen, aber eher nicht so viel wie noch eben.

Die Dämmerung, mal dramatisch (Volker), mal verheißend (Cornelia)

Pustekuchen! Mit der ersten Helligkeit des neuen Tages, geht es wieder los, 27 – 28 Knoten, sogar bis 29 Knoten Wind zeigt das Display am Kartentisch an, die Genua wird wieder auf „Handtuchgröße“ verkleinert. Gut gemacht, je näher wir der Insel kommen, desto mehr frischt der Wind auf, bis 36 Knoten auf dem Display stehen.

Nach einer Stunde sind wir aus der Starkwindzone raus, die Windgeschwindigkeiten nehmen ab. Leider zeigt sich Terceira in einem etwas einförmigen Grau, doch die fünf (!) Vulkankegel sind aus der Ferne gut zu erkennen. Rechts von der Insel ist der Himmel leicht rosa gefärbt, das macht Hoffnung auf einen nicht komplett bedeckten Tag.

Ankunft an der Hafeneinfahrt: Mittwoch 10. Mai 2023, um 07:27 (UTC 09:27),nach2414 sm.
Der Anker ist fest im Grund um 07:47, in der Bucht von Praia Vitoria, Terceira

Statistik 

  • 2414 sm in
  • 13 Tagen, 19 Stunden = 331 Stunden
  • Durchschnitt Geschwindigkeit 7,3 kn
  • Distanz unter Motor 248 sm
  • Motorstunden 49 h
  • Max Wind 36 kn
  • Max Speed 17,9
  • Niedrigstes Etmal 122 sm
  • höchstes Etmal 221 sm
  • Bierkonsum noch immer 1,75 l, bald ansteigend
  • gegessene Eier 40
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5 Antworten zu Back to Europe, letzter Tag

  1. Rolf sagt:

    Schön das ihr einen schönen Ankerplatz gefunden habt.
    Bei dem Eierkonsum würde ich mir Gedanken machen,…:-)

  2. ingo wilcke sagt:

    lieblings citaat van Einstein: (grobe uberzetzt) verlies NIEMALS dass gefuhl van VERWONDERING…..

    viel spass noch

    ingo

  3. Ingo Wilcke sagt:

    The most beautiful thing we can experience is the mysterious. It is the source of all true art and all science. He to whom this emotion is a stranger, who can no longer pause to wonder and stand rapt in awe, is as good as dead: his eyes are closed.
    Albert Einstein
    Tags: art, awe, einstein, emotion, eyes, life, mysterious, reality, science, the-mysterious, truth, vision (it has been said in less words, I just couldn’t find it, greetings)

  4. Dorothee Jung sagt:

    Das habt Ihr gut gemacht. Viele Grüße von den Pianisten aus St.Barts

  5. ingrid sagt:

    Well done. Welcome back to Europe

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