Der Skipper in Heaven

Nachdem ich immer wieder einen kleinen Bericht über Beaufort versprochen habe, fange ich heute mal damit an: Beaufort ist eine kleine Stadt mitten am „Eissiedabbljuu“ dem „IntraCoastalWaterway“, der an der Küste entlang, aber immer ein bisschen entfernt vom Meer, von Florida bis Norfolk geht. Leider gibt es darin Brücken mit einer Durchfahrtshöhe, bei der wir unseren Mast absäbeln, oder zumindest die darauf befestigten Antennen verlieren würden. Sonst wären wir gerne ein kleines Stück darauf gefahren, schon um die Aussicht auf das Innere des Landes zu genießen.

In Beaufort sind wir mit dem Dinghy bis zu eben jenem ICW gefahren, und haben uns an den unendlichen Weiten der inneren Wasserwege erfreut. Auch die Südstaaten-Architektur der Stadt hat es uns angetan, die an Filme wie „Vom Winde verweht“ erinnert. Ich erwarte immer, dass Scarlett O’Hara aus einem der Häuser tritt oder wenigstens Rhett Butler mir auf der Straße zuzwinkert. Es gibt so schöne und gepflegte Häuser und Grundstücke, nicht nur in Downtown, sondern auch rundherum. Hier in den USA sind die Menschen an Entfernungen gewöhnt, Einkaufszentren mit allem, was das Herz begehrt und das Portemonnaie erlaubt, liegen weit außerhalb des fußläufigen Bereichs. Dorthin sind auch wir gefahren, mal wieder mit einem Uber, und auch an den Straßen außerhalb der Stadtmitte stehen solche schönen Anwesen.

Wo ist Scarlett?

Einen Vormittag haben wir im hiesigen historischem maritimen Museum verbracht, haben einiges über den lokalen Bootsbau gelernt, und ganz viele Geschichten erfahren, um Blackbeard, den gefürchteten Seeräuber, dessen Schiff, die „Queen Anne’s Revenge“ vor Beaufort untergegangen ist. Einige Fundstücke aus dem Schiff sind in dem Museum zu besichtigen.

Es hat uns sehr gut in Beaufort gefallen, Originalton des Skippers: „Hier könnte ich mir vorstellen, so ein solch schönes Haus zu kaufen, und darin zu leben.“

Geschichtsunterricht im öffentlichen Raum

Soviel zu Beaufort, am Montag Nachmittag waren wir nach anderthalb Tagen auf See in Hampton, ganz nahe von Norfolk angekommen. Dort haben wir etwas ganz Schönes für den Skipper gefunden. Am Dienstag sind wir, nach den langen Tagen auf See, am Nachmittag zu einem Spaziergang aufgebrochen, an den schönen überwachten Stränden entlang. Dann fanden wir einen Eingang zu den großzügigen Anlagen von Fort Monroe, eine der größten Anlagen in den USA, das besonders während des amerikanischen Bürgerkriegs von Bedeutung war. Edgar Allen Poe war hier während seiner Militärzeit stationiert, und Präsident Abraham Lincoln plante mit den anwesenden Generälen hier den Angriff auf Norfolk.

Nun waren wir genug gelaufen, und Volker fragte verzweifelt: „Gibt es denn hier kein Pub oder irgendetwas, wo man mal ein Bier trinken kann?“ Ich hatte schon mal vorher nachgeschaut, und festgestellt, dass in diesem Teil von Hampton die gastronomischen Erlebnisse offensichtlich nicht gefragt waren. Außer dem Restaurant in der Marina, das uns gestern Abend nicht wirklich überzeugt hatte, fand ich nur eine kleine Brauerei, die man wohl auch besichtigen konnte. Da sollte aber auch ein Ausschank sein! Google hatte geschätzt, dass wir neun Minuten zu Fuß dahin brauchen, mit dem Durst des Skippers ging das auch schneller. 

Prost!

Und tatsächlich war das wie ein Sechser im Lotto! Aus vierzehn(!) Zapfhähnen gab es die verschiedensten Biere, alle in der kleinen Brauerei hergestellt. Wir durften vor der Bestellung zunächst aus ganz kleinen Gläsern einen Schluck kosten, bis wir uns beide für das American Lager entschieden hatten. Die anderen Biere waren auch sehr gut und ganz unterschiedlich, es machte Spaß, sie zu probieren, aber sie waren doch zum Teil sehr stark mit anderen Aromen versetzt, das überzeugt den Liebhaber des klassischen Bieres, gebraut nach dem Reinheitsgebot, nicht wirklich. So verbrachten wir einen sehr vergnüglichen Nachmittag und Abend, hörten am Ende dem Pubquiz gerne zu, bei dem wir allerdings keine Chance gehabt hätten, nur fast alle Namen der Kinder der Trapp-Familie aus „Sound of Music“ hätte ich gewusst, allerdings nicht in der richtigen Reihenfolge von der ältesten bis zur jüngsten. Mit viel Bier im Bauch und gut gelaunt und mit der nötigen Bettschwere sind wir zum Boot gekommen und auch bald danach eingeschlafen.

Am Morgen sind wir zeitig in Hampton los gefahren, haben die riesigen Containerschiffe beobachtet, die alle nach Norfolk reinfahren. Später haben wir erfahren, dass der Wasserweg dorthin natürlich tief ist, Norfolk somit schon seit langer Zeit ein Umschlagplatz für Waren aus aller Welt. Leider war zunächst gar kein Wind, wir wechselten beständig zwischen Motorfahrt und Segelmannövern; bis mittags der Wind auffrischt und wir richtig schön vor dem Wind segeln können. 

Containerschiff

Das kleine Inlet im Jackson River erscheint uns bei diesem Wind nicht ausreichend geschützt , also kein guter Ankerplatz zu sein, es gibt nur schmale Stellen, an denen es tief genug ist, und die außerdem gegen diese südlichen Winde geschützt sind. Also fahren wir ein kleines Stückchen weiter in die Godfrey Bucht, dort sind wir fast alleine, es ist kein Geräusch zu hören, eine Wonne.

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Eine Antwort zu Der Skipper in Heaven

  1. Hans-Henning Heinz sagt:

    Liebe Cornelia, Dir ganz herzliche Geburtstagsglückwünsche und Grüße an Euch beide von Annette und Henning. Gute Fahrt weiterhin und danke für die tollen Berichte.

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