Lets go Afrika – Viel Text für Lesefreudige!

8,5 gegangene Kilometer zeigt der Schrittzähler des Telefons nach unserem ersten Ausflugstag durch Kapstadt und Umgebung an. Es ist noch nicht mal 48 Stunden her, dass wir in den Lufthansaflieger am Frankfurter Flughafen gestiegen sind, der uns in das über 13.000 Kilometer entfernte Kapstadt fliegen sollte. Pünktlich um 22:25 Uhr heben wir ab, nass glänzt der Asphalt, genauso wie es Reinhard Mey in seinem Song vor einigen Jahrzehnten beschrieben hat. Nach 11,5 Stunden, einer fast durchwachten Nacht und einem, Gott sei Dank, ereignislosen Flug landen  wir in Kapstadt. Dort reihen wir uns, wie alle außer den Einheimischen, in die Warteschlange zur Grenzbehörde ein. Eine Stunde später sind wir da, mit gestempeltem Reisepass, offiziell in Südafrika eingereist. Eine weitere halbe Stunde lang halten wir Ausschau nach unserem Gepäck am Gepäckband und machen uns dann mit Gepäcktrolley und unseren Koffern auf den Weg zum Ausgang. 

Kaum sind wir dort aus der Tür raus, finden wir auch schon Debbie unter den Wartenden, die uns heute zum Hotel fährt. Der Weg dorthin macht uns schon klar, dass wir uns in einem fremden Land mit vielen Abweichungen zum deutschen Alltag befinden. Debbie erzählt von ihrer Stadt, und wir werden, im positiven Sinne, mit Informationen und neuen äußeren, visuellen Eindrücken geflutet.

Wir sehen die Townships, also die Häuser und Viertel mit ihren kleinen Buden und Wellblech-Baracken, in denen der schwarze Teil der Bevölkerung lebt, die Bürohochhäuser, die Klinik, in der Professor Barnard 1967 das erste Herz erfolgreich transplantiert hat, und das Stadion, in dem 2010 das Eröffnugsspiel zur Fußballweltmeisterschaft stattfand. Weiter geht unsere Fahrt zu den hügeligen, äußeren Bezirken von Kapstadt, wo der wohlhabendere Teil der Bevölkerung in mit Zäunen gesicherten Häusern lebt. Und schließlich sind wir über den Berg, Camps Bay mit seinen Hotels und Villen liegt im Tal direkt am Meer. Der in der Mittagssonne daliegende Ozean zeigt sich in seinen schillerndsten Farben, mit seinen einladenden Stränden.

Sehr freundlich und zuvorkommend werden wir im Hotel willkommen geheißen, und nach dem auspacken der Koffer folgt eine fast schon als komatös zu bezeichnende Schlafphase von zwei Stunden. Eine durchwachte Nacht fordert ihren Tribut. Um 17:20 Uhr machen wir uns auf, an den Strand und zur Uferpromenade zu gehen . Alles hier wirkt wie man es ebenso von anderen typischen Ferienorten am Meer kennt. Es gibt einen endlos langen Strand, mit Beachvolleyball Feldern, sonnenbadenden Menschen, brandenden Wellen und hohen Palmen. Auf der anderen Straßenseite tobt das Leben in Bars, Restaurants und Shoppingläden, dazu gibt es noch wild trommelnde, singende und tanzende Musikgruppen mit aufgestellter Kasse. Uns zieht es zu schön geformten Felsen hin, an denen die Brandung spektakulär bricht und aufsteigt.

Sonnenuntergang

Wir mischen uns unter die Spazierenden und flanieren mit offenen und manchmal staunenden Augen durch das Gedränge der Menschenmenge, machen dazu erste Fotos und Videoaufnahmen, und lassen die sehr positive Atmosphäre auf uns wirken. Dabei fällt sofort jede Müdigkeit von uns ab. Nach einer Weile gehen wir zurück ins Hotel, duschen dort, ziehen uns etwas Wärmeres zum Abendessen an, und stürzen uns abermals ins Gewusel. Mit viel Glück und nach mehreren erfolglosen Versuchen finden wir einen Tisch in einem kleinen Restaurant, dort sitzen wir in der ersten Reihe.

Vor uns ziehen fröhliche Menschen aus aller Herren Länder vorbei, Luxus- und normale Autos fahren auf und ab, und die Sonne nähert sich ihrem allabendlichen Untergangs – Urlaubskulisse und Urlaubsfeeling pur. Kurz nach 21 Uhr ist die Luft raus, die Müdigkeit greift bei uns um sich,und wie das bei lang zusammenlebenden Paaren wohl üblich ist, wird die Übereinkunft zur Heimkehr nonverbal beschlossen.

Am nächsten Morgen geht es früh aus den Federn, denn für 9 Uhr haben wir eine ganztägige Ausflugstour gebucht. Hendrik, der sympathische Däne, der seit 16 Jahren hier lebt, steht überpünktlich auf der Matte. 

Hoch geht es zum Tafelberg, mit vielen Erklärungen und detaillierten Beschreibungen zu Mothercity, wie Kapstadt liebevoll von den Einheimischen genannt wird. Eine sich langsam, bei der Fahrt drehende Gondel bringt uns dann auf den fast wolkenfreien Tafelberg. Wenn der Berg wolkenverhangen ist, sagt man hier, es läge eine Tischdecke darüber. Dort angekommen genießen wir erstmal die spektakuläre Aussicht auf Kapstadt, die Bucht, den Hafen und die sich östlich angrenzenden Wohnbezirke. In Kapstadt leben 8 Millionen Menschen, davon fast 5 Millionen in den sogenannten Townships. Mit den angrenzenden Bezirken, sagt Hendrik, leben insgesamt 19 Millionen Menschen in der Kapstadtregion, die sich über 30 Kilometer in der Breite und 45 Kilometer in der Länge erstreckt.

Es schließt sich ein halbstündiger Spaziergang über das flache Hochplateau des Tafelberges an. Auf der Südseite blicken wir dann auf Camps Bay. Der Tafelberg zählt zu den modernen 7 Weltwundern…. Manche laufen oder erklettern auch den Tafelberg, der natürlich das beliebteste Ausflugsziel in der Region ist. 

Als nächstes Ziel hat Hendrik das moslemische Viertel ausgesucht, das in der Geschichte eine historisch relevante Bedeutung zum Ende der Sklavenzeit hatte. Dort siedelten die ersten freien, vormaligen Sklaven aus dem malaysischen Raum, im Laufe der Zeit wurden die weißen Häuser, als ein äußeres Zeichen der Selbstbestimmung, quietschebunt gestrichen und präsentieren sich heute in einem sehr gepflegten Zustand, nebst zwei dazugehörigen Moscheen. Hendrik lotste uns dort zu einem wunderbaren kleinen Restaurant, bei dem Speisen angeboten wurden, die einen Mix aus der malaysischen und holländischen Küche darstellen. Diese kleinen Restaurants hier haben sich entwickelt aus einer Sitte, dass man, wenn es aus einem Haus gut nach Essen gerochen hat, einfach reingehen konnte, und man bekam etwas von dem Essen ab, oder man gab eigene Zutaten ab  und ein Gericht wurde zubereitet. Cornelia hatte eine Fischcurry, Hendrik ein Hühnchencurry, und ich ein Hackfleischgericht mit überbackenen Eiern aus dem Ofen. sehr lecker!

Danach haben wir noch eine kleineAusstellung von einem lokalen Künstler, Nathan Chicoto, besichtigt, der aus Müll, z.B. Blechdosen oder Kronenkorken, etc., Kunst macht. Der Künstler selbst ist am Straßenrand geboren worden und auch dort aufgewachsen und hat glücklicher Weise schon in Kinderjahren sein Talent erkannt und aus Blechdosen, Flieger und Spielzeugautos hergestellt. Heute gibt es sogar in Belgien eine Ausstellung mit den von ihm gefertigten Kunst- und Alltagsgegenständen.

Danach ging die Fahrt weiter zur innerstädtischen Festung von 1655. Die Festung war natürlich nicht immer in der Innenstadt, sie lag früher direkt am Meer. Durch Landgewinnung ist die Stadt im Laufe der Zeit weiter in Richtung Meer gewachsen, denn die Holländer sind ja die wahren Meister in diesem Metier. Kapstadt wurde 1650 von den Holländern entdeckt und als menschenleere Gegend wahrgenommen und von da an besiedelt. Erst ein paar Monate nach der Erstbesiedelung sollte sich herausstellen, dass Kapstadt schon von heimischen Nomadenvölkern besiedelt war. Aber die Nomaden waren halt genau zu der Zeit weiter im Norden, weil es Winter und damit kalt in Südafrika war. Danach begann das dunkle Kapitel der Sklavenzeit, und die Besiedlung sowie der Ausbau der Region durch die Holländer. Zwischendurch haben die Engländer in Kriegen, die Holländer vertrieben. Aber wir wollen jetzt nicht in die wechselvolle und manchmal schwarze Geschichte abtreiben.

Jetzt wird Südafrika von insgesamt acht Parteien, einschließlich der afrikanischen Freiheitspartei ANC, regiert. Hendrik sagt, dass das ein wirklich gut funktionierendes System ist, weil auch jeder jeden überwacht, und keine Partei die volle Macht hat. Schön zu hören, dass es auch gut funktionierende Koalitionen gibt…

Anschließend sind wir dann zur sogenannten Victoria Wharf an der Waterfront gefahren. Einem total wuseligen Mix aus Restaurants, Shoppingcenter und Einzelläden, das von Menschenmassen (nicht im negativen Sinne) besucht wird. Uns zieht es aber nicht zum Einkaufen dorthin, denn da liegt auch hinter zeei zu öffnenden Brücken (es war ja mal alles holländisch),der große Yachthafen. Segelschiffe aus aller Welt haben da festgemacht, wir finden sogar eine Outremer, auf der aber gerade anscheinend keiner wohnt.

Ich unterstütze noch die lokale Seerettung mit dem Kauf eines hübschen Shirts. Danach gucken wir am nahen Ufer einer weiter draußen stattfindenden Regatta, mit ca 35 Schiffen, zu. Das letzte Highlight des Tages ist dann der Park der ehemaligen VOC, der mächtigen Handelsgesellschaft, die Vereinigte Ostindische Compagnie der Holländer, die damals in weiten Teilen der Welt den Handel bestimmt hat. Der Park diente seinerzeit dem Anbau von Gemüse und Kräutern. Heute grenzt das historische Nationalmuseum, die Nationalgalerie, die Staatsbibliothek und das Parlamentsgebäude daran an. Ein wunderschöner Baumbestand und Büsche  aus der ganzen Welt, ein  Rosengarten, sowie der aus alten Plänen wiederhergestellte Gemüseanbau, prägen heute das Bild dieses vielbesuchten Parks.

Jetzt sitzen wir bis zum Abendessen im Hotelzimmer und verarbeiten die vielen Eindrücke und bearbeiten unseren Blog.

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Eine Antwort zu Lets go Afrika – Viel Text für Lesefreudige!

  1. Rolf Brand sagt:

    Ein schöner, sehr informativer Bericht

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