Nachdem wir gestern einige der städtischen Highlights in Kapstadt besichtigt haben, wurden wir heute früh schon um acht Uhr von Henrik für eine Landpartie abgeholt. U.a. stand das Kap der Guten Hoffnung, der äußerste südwestliche Zipfel des afrikanischen Kontinents und der Southern Point, der ein paar hundert Meter weiter liegende südlichste Punkt Afrikas, auf dem Programm
Mit dem Auto ging es auf der zweitältesten Straße Südafrikas, unterhalb der beeindruckenden Felsformation der 12 Apostel, in Richtung Hout Bay (Holz Bucht) und dann weiter auf der beeindruckenden Chapmans Road, die zu einer der schönsten Straßen der Welt zählt. Fast alle bekannten Autohersteller haben dort schon Werbevideos für neue Automodelle gedreht. Der Bau der Straße hat neun Jahre gedauert. Größere Baumaschinen wurden dazu jedoch nicht genutzt, da der bröcklige, sandige Untergrund händisch bearbeitet werden musste.
Im Verlauf der Fahrt hat uns Hendrik erklärt, dass wir uns nun in der Wildnis befinden, und wir deshalb auf die freilaufenden Paviane, sowie die zahlreich vorkommenden Giftschlangen und Skorpione achten müssten, wenn wir rumlaufen Letztere sind uns nicht begegnet, Paviane jedoch schon. Diese Affenart wird hier Baboons genannt, und sie haben einen etwas zweifelhaften Ruf. Sie suchen aus Futtergründen die Nähe der Menschen, sind in der Lage, Türen und Reißverschlüsse zu öffnen und klauen schon gerne mal eine da stehende Tasche. Vor allem sind sie an allem interessiert, was essbar ist. Wer leichtsinnigerweise Haus- oder Autofenster offen lässt, muss sich nicht über den tierischen Besuch wundern.
Eine hügelige und waldfreie Landschaft, die mich an die spanische Macchia erinnert, zieht an uns vorbei. Nach ein paar Kilometern wird der Küstenabschnitt weniger steil, und immer wieder laden Sandstrände zum sonntäglichen Bad im Atlantik ein. Die Sklavenzeit wird zum großen Thema der Autofahrt.
Henrik berichtet uns, dass es im Großen und Ganzen drei Ethnien in Südafrika gibt. Die Weißen, die Farbigen und die Schwarzen. Die Schwarzen hatten die wenigsten Rechte, weil die Weißen sie am Anfang schlichtweg als dumm und als nicht bildbar beurteilt haben. Versklavt und an die Weißen verkauft wurden sie jedoch von brutalen und profitorientierten afrikanischen Stammesführern. Als Farbige oder Coloured galten gebildete Sklaven und Arbeiter, sowohl aus dem afrikanischen als auch aus dem asiatischen Raum. Alles, was man sich als abscheulich und diskriminierend vorstellen kann, ist in den 300 Jahren der dunklen Sklavengeschichte von den Weißen gegen die Schwarzen etabliert und institutionalisiert worden.
Die Schwarzen hatten keine Rechte und wohnten in den ärmlichsten und am schlechtesten gebauten Townships. Es wurde insgesamt auf eine strikte Trennung zu den Weißen, in allen Lebensbereichen, geachtet. Dazwischen standen die Farbigen, die in besser gebauten Barracken wohnten, zur Schule gehen und frei arbeiten durften sowie Dienstleistungen für die Weißen anbieten konnten. Es wurden Polizeistellen zwischen den verschiedenen Wohnvierteln der Ethnien errichtet, die sehr strikt darauf geachtet haben, dass es keinen Austausch zwischen den Volksgruppen gab, außer der (Sklaven)-Arbeit.
Die Sklavenzeit wurde offiziell erst im Jahre 1992 abgeschafft. Das ist natürlich geschichtlich betrachtet noch nicht lange her. Doch das Land sei auf einem guten Weg, auch dank des bereits gestern erwähnten politischen System, erwähnt Henrik, der sich sehr in die Geschichte und die Politik Afrikas eingearbeitet hat. In den Townships gäbe es heute eine kostenlose Gesundheitssorge und Ärzte,zweimal täglich warmes Essen für Bedürftige, freien Wohnraum, Kleidung oder für alle anderen Bedürfnisse des täglichen Bedarfs, und natürlich Schulen und Bildung.



Nach soviel Informationen sind wir irgendwann mitten im Naturschutzgebiet drin und schon ganz nah am Kap der Guten Hoffnung dran. Das wurde von Bartolomeo Dias 1487 mit dem Schiff São Cristó vāo, entdeckt, und von ihm zuerst als Kap der Stürme benannt. Denn sein Schiff und zwei weitere Schiffe der Flotille hatten beim Entdecken gleich richtig Pech, und sind nachts in einen schweren Sturm geraten und alle drei Schiffe sind auf dem Bello Rock auf Grund gelaufen. Es gab ja noch kein GPS. Ein Schiff ist gesunken, ein Schiff ist abgetrieben und erst 16 Monate später wieder gefunden worden. Die Mannschaften haben sich mit den Beibooten an den nahen Strand retten können. Das Schiff von Dias konnte einige Tage später wieder vom Fels befreit und in der nahen False Bay auf einem Ankerplatz repariert werden.
Der portugiesische König befahl das Kap der Stürme in das Kap der Guten Hoffnung umzubenennen, damit sich zukünftige Seefahrer und Entdecker auch weiterhin angstfrei auf die gefährliche Kapumrundung machen und Länder entdecken oder besetzten wollen. Klingt ja auch echt besser, Cape of good Hope! Stürme beziehungsweise Monsterwellen gibt es dort öfter. Die hohen Wellen entstehen, weil der arktisch kalte Benguela Strom und der tropisch warme Aguhlhas Strom aufeinander treffen.
Natürlich haben wir dann das Kap der Guten Hoffnung und South Point besucht: Steile Klippen, der weiße Dias Strand, eine Herde Delfine, die vorbei schwimmt, der Leuchtturm, die Kelpwälder, die sich im Rhythmus der Wellen wiegen. Wir haben, so gut es ging, versucht, alle Eindrücke in uns aufzunehmen. Gut, dass wir uns dorthin aufgemacht haben.



Danach ging es entlang der Küste, nach Simons Bay, einem Badeort in der False Bay, mit schneeweißen Stränden, großen runden Felsformationen im Meer und einer Pinguinkolonie, den sogenannten Afrika Pinguinen.
Danach stand noch der obligatorische Besuch eines Weingutes auf dem Programm, genießt doch der Rebensaft aus der Kapregion ein hohes Ansehen auf der Welt. Leider gab es nur einen Weißwein, keinen Sekt, dafür viele Rotweine zum Probieren, aber für uns war es eigentlich auch ein bisschen zu früh am Tag, um das wirklich genießen zu können.



Der Tag hat uns wieder mit so vielen wundervollen Eindrücken gefüttert, dass wir erst nach dem sehr sehr leckeren Abendessen im Hussaren Grill in der Lage sind, diesen Blog zu veröffentlichen, es gibt einfach zu viel zu berichten.
Eure Erlebnisse von einem Tag reichen mindestens für eine Woche