Hier erst einmal Teil 2 von Tag 1
Volker kontrolliert, ob der Hydrogenerator lädt, aber das tut er nicht. Wahrscheinlich haben wir wieder Sargasso-Gras gefangen oder so. Und leider ist es „oder so“, denn in der Schraube hängt ein Netz von einem Hochseefischer. Aus massivem Garn, mit richtig festen Maschen. Volker holt den Bootshaken, fischt ein Stück, bekommt es zu fassen, ohne dabei ins Wasser zu fallen (das ist immer meine Angst, wenn er irgendetwas am Hydrogenerator macht), und er braucht schon Kraft, um das ca. sechs Meter lange grüne Netz einzuziehen. Nun ist aber die Niederholerleine vom Hydro gerissen, der muss aus dem Wasser, die Leine wird neu verknotet. Schlussendlich kann das gute Stück, befreit von den tückischen Hinterlassenschaften der Fischer, die Arbeit wieder aufzunehmen, damit wir auch nachts genug Strom haben, um z.B. den Kühlschrank, den Gefrierschrank und die Starlink-Antenne zu betreiben.
Zum Abendessen gab es Morcela, das ist portugiesische Blutwurst, ein bisschen scharf und sehr lecker, mit einem Kartoffel-Karotten-Püree, fein!
So segeln wir in die erste sehr dunkle Nacht, der sichelgroße Mond geht erst nach 01.00 Uhr auf. Das Radar dreht alle Viertelstunde zehn Umdrehungen, und würde uns warnen, wenn sich in einem Umkreis von drei Meilen etwas bewegt. Wir kommen jetzt gut voran, bei 13 bis 16 Knoten und einem Windeinfallswinkel von ungefähr 110 Grad ist die Hexe schnell, sie zieht uns mit zwischen 8,5 und 11 Knoten Geschwindigkeit übers Meer.
Das Halbtagesetmal um 21:30 beträgt 96 sm, Distanz zum Ziel sind 442 sm, der Anfangswert war 538 sm, das entspricht einem Schnitt von 8 sm/h, cool!
Tag 2: Mittwoch, 28. August 2024
Auf See, Baro 1019, leicht bewölkt, Wind um 15 Knoten aus N, die See 1 – 2 m
06:00 Uhr: Noch 370 sm bis zum Ziel, TWA 110° – 120°, Geschwindigkeit um 9 kn
Die Nacht verläuft ohne größere Vorfälle.. Um 01:00 Uhr hatte der Wind mal auf über 20 Knoten aufgefrischt, das hab ich selbst in meinem Bettchen gemerkt, und bin schnell rausgekommen, um Volker beim Eindrehen der Genua zur Seite zu stehen. Ich weiß ja, dass er das alles auch alleine kann, aber zu zweit geht es einfacher.
Später hörte ich, dass Volker ein kleines bisschen ausgerefft hat, später die Genua ein bisschen flacher gedreht, aber das war es im Wesentlichen. Um sechs Uhr klingelt mein Wecker, ich gehe Volker ablösen, dass er auch mal länger am Stück schlafen kann, als nur die 20 Minuten mit dem Timer als Wecker. Im Osten ist der Himmel ein kleines bisschen heller geworden, es beginnt die nautische Dämmerung, die „blaue Stunde“, die endet dann kurz vor dem Sonnenaufgang um 07:00 Uhr.
Als Volker um 08:00 Uhr wach wird, hören wir kurz in die Intermar Funkrunde rein, über die Kurzwelle ging das leider wieder nicht, aber über Echolink, das geht übers Internet, konnten wir hören und sprechen. Heute waren hauptsächlich Jungs aus der Nord- und Ostsee dran, fürs Wetter war ich eh zu spät.
Ich gehe in die Kabine, um noch eine Runde zu schlafen, bis Volker mich um zehn Uhr aus dem Bett holt, weil wir reffen müssen. Der Windwinkel ist spitzer geworden, 70° – 80° Einfallswinkel, dann steigt der scheinbare Wind auf über 20 Knoten, es wird Zeit, die Segel zu verkleinern. Das geht gut, wir sind immer noch eingespielt. Nun zickt aber wieder mal der Hydrogenerator, es hängt aber nichts in der Schraube, wie Volker sich vergewissert, er zieht auch mal den Stecker, und mittlerweile scheint es wieder zu funktionieren.
Das Etmal um 09:30 Uhr beträgt 195 sm, das ist gut, es bedeutet weiterhin eine durchschnittliche Geschwindigkeit von über acht Knoten.
Um 11 Uhr kommt von Larissa die Schreckensnachricht, dass irgendjemand an Volkers Auto die Stoßstange zerstört hat und irgendwelche Elektronikteile abgeschnitten. Es folgen natürlich Telefonate mit der Versicherung und den Nachbarn, Larissa fährt zum Darmstädter Polizeirevier, um Anzeige zu erstatten; was für ein unnötiges Wirrwarr wegen solcher Blödmänner (oder -männInnen, um dem gendern gerecht zu werden!). Später erfahren wir von Freund Sven, dass auch bei ihm, 10 Hausnummern weiter, genau dasselbe passiert ist. Doof!
Um 12:00 Uhr gibt es endlich Frühstück, danach beginnt wieder der normale Bordalltag mit lesen, schreiben, ruhen, vielleicht auch stricken. Um 13:00 Uhr wird wieder ausgerefft, der Wind hat nachgelassen auf 8 – 9 Knoten, bei einem Windwinkel von 90° segeln wir nun mit 7 – 8 Knoten Fahrt dahin. Es ist sonnig, und auch die Wellen haben ein bisschen abgenommen. Nach 17 Uhr nimmt der Wind wieder zu, mit zwei Umdrehungen auf der Genua fahren wir immer noch um die 10 Knoten, das reicht.
Ihr seid so schnell !!! Dann kommt ihr ja heute Nacht /morgen früh schon an . Nur fliegen ist schneller . Schön dass ihr so eine ruhige und problemlose Fahrt habt. Bis bald