hat einen Nachteil: Es gibt nur wenig Auslauf für den Hund. Eigentlich fast gar keinen. Auf dem Weg zur Aussichtsplatform in 173 m Höhe konnten wir ihn laufen lassen, aber eher, weil er so fertig war, dass er nicht mehr weiter laufen wollte.
Aber nach den „Kunststädten“ Villeneuve und La Grande Motte sind wir begeistert von einem urbanen Ort, mit Kneipen, täglichem Markt, lauten, lärmenden Straßen und einem sehr lebendigen Fischerhafen. Gestern lag morgens ein nicht so großes Kreuzfahrtschiff am Terminal, heute Abend kam die Fähre aus Sardinien, die sicher bald wieder ablegen wird.
Am ersten Tag haben wir nach der Ankunft einen Teil des Hügels erstiegen, waren am Leuchtturm, sind anschließend durch einen Teil der inneren Stadt wieder nach unten gewandert und haben dort – wie berichtet – mal köstlich, mal nicht so berauschend – unser Abendessen eingenommen.
Am nächsten Morgen habe ich mit Nico ein kleines bisschen das Viertel erkundet, bin – nach längerem Suchen – auf einen Biobäcker mit sehr leckerem Baguette und einer unfreundlichen Verkäuferin gestoßen, gegen Mittag machen wir uns auf den Weg, die Stadt und die Umgebung zu erkunden.
Eigentlich wollten wir es weder dem Hund noch uns zumuten, in der Mittagshitze auf den Berg (Hügel) zu steigen, aber irgendwie war es doch einfach so. Volker mit Hund voraus, um ab und zu im Schatten auf mich zu warten, leider immer an der Straße entlang, irgendwann haben wir es geschafft.
Auf dem Weg sehen wir eine Reihe von ziemlich geilen Häusern, manche ganz neu, andere eher alt und rekonstruiert, aber immer mit wunderschönen Grundstücken und eigentlich fast alle mit einem unverbaubaren Blick aufs Meer, oder auf den Etang de Thau, den See hintendran,
Nach einer halben Stunde schon haben wir es geschafft, wir sind oben, an dem Kreuz, das man auch vom Hafen aus sehen kann, wir legen eine kurze Pause ein, Wasser für den Hund, eine Orangina für mich, ein Eis für den Skipper.
Noch ein paar Schritte, und wir sind am „Mirador“, der Aussichtsplattform. Es gibt einen wunderbaren Rundumblick auf Meer und Land und Binnensee, eine Kirche mit unzähligen Kerzenlichtern und Dankesplatten an die Mutter Gottes, den heiligen Antonius von Padua, und anderen Heiligen, dann machen wir uns an den Abstieg.
Heiligsplättle, das tut aber in den Beinen weh! So steil fällt die Straße ab, dass wir schon nach kurzer Zeit wieder auf Meeresniveau sind. Doch tapfer wandern wir weiter, weitere Teile der Stadt wollen erkundet werden.
Am inneren Kanal entdecken wir einen genialen Renntrimaran, einen großen Segler, ein altes Binnenschiff und „Raumschiff Orion“ auf dem Wasser.
Am Abend erkunden wir die Kneipenszene von Sète, in einem Bistro am Fischabschlag ist Party, da herrscht „Après-Ski“ auf französisch, von nebendran kommt immer mal der Kellner und bringt was zum Essen, Jungs und Mädels tanzen Polonaise – sogar durch den Biergarten – hier geht was.
Wir laufen noch ein bisschen durch die Stadt und nehmen einen letzten Drink in der Kneipe „Au bout de la rue“ (Am Ende der Straße ohne Haus am See), nebenan in dem Laden dekorieren die neuen Eigentümerinnen, mal sehen, was das wird. Heute waren es jedenfalls deutlich über 10 km und mindestens 173 x 2 Höhenmeter, die wir zurückgelegt haben.
Am Mittwoch morgen heißt die Herausforderung: „Marché“. In der ganzen Stadt ist Markt, er beginnt mit einem Blumenmarkt auf dem Platz vor dem „Hôtel de Ville“, dem französischen Stadthaus, und endet, ich weiß nicht wo. Ursprünglich wollte ich nur ein Baguette beim bekannten Biobäcker erstehen, aber dann waren da so viele Leute, die alle in die gleiche Richtung liefen („Millionen Fliegen können nicht irren, Scheiße ist essbar“) und ich wollte mit, hatte doch schon die nette Frau in der Marina mich auf den Mittwochsmarkt aufmerksam gemacht. Und ich sollte nicht zu spät dort ankommen, denn sonst sei es zu voll.
Nun, es war leider schon zehn Uhr und es war definitiv zu voll. Auf jeden Fall mit dem Hund. Wir haben irgendwann beschlossen, dass wir beide diese Straßen nicht weiter gemeinsam beschreiten können. Aber ich hatte einen wunderwollen Eindruck genossen von der Vielfältigkeit der Einkaufsmöglichkeiten auf diesem Mittwochs-Wochenmarkt in Sète, und ich habe einige Bilder davon mitgebracht.
Am Nachmittag sind wir noch einmal auf den Hügel gestiegen, damit ich einen Ausflug in das wundervolle und überschaubare Musée Paul Valéry unternehmen konnte. Paul Valéry, der letzte französische Lyriker, der von seiner Kunst leben konnte, ist 1945 in Paris gestorben, aber in Sète geboren, und hier wollte er beerdigt werden, auf dem „cimetière marin“, den er selber in einem Gedicht so veredelt hatte.
Das Museum ist großartig und zeigt viele Zeitzeugen des 19. Jahrhunderts, die den Ort kannten und zum Sujet ihrer Malereien machten.
In der Sonderausstellung „4×4“ mit vier verschiedenen lebenden Künstlern hat es nur ein einziger in meine Gunst geschafft, aber den fand ich großartig, ich weiß leider nicht mehr den Namen.
Mein letzter Gang ging noch über den alten Friedhof Marin im Glauben, dass neben Paul Valéry auch Georges Brassens dort liegt. Schon lange, denn ich habe meine Abitursarbeit über das französische Chanson geschrieben, weiß ich, dass Brassens hier begraben liegt. Und schon lange würde ich gerne auf sein Grab eine Rose legen, als Hommage an den – für meine Begriffe – größten Chansonnier aller Zeiten.
Leider war mir das heute nicht vergönnt, eine nette kleine ältere Dame informierte mich auf mein Nachfragen, dass Brassens auf dem anderen Friedhof, hinter dem Hügel, liegt.
Mal sehen, vielleicht komme ich ja morgen dorthin…