Dicke Tränen kullern über die Wangen unserer 5-jährigen Enkeltochter, der Abschied von uns, den geliebten Großeltern, ist so garnicht ihr Ding. Und auch wir fühlen uns mies, ein Karussell der Gefühle. Die Vorfreude der anstehenden Rückkehr zum Boot und auf die bevorstehende atlantische Überfahrt sind in unserem Gefühlschaos erstmal irgendwie nicht mehr existent. Auf der 2-stündigen Heimfahrt schweigen wir uns an, jedes gesagte Wort wäre eins zu viel.
Jeder verarbeitet Trennung oder Abschied nun mal anders. Aber selbst nach über 10 Jahren Fahrtensegeln ist das jedesmal eine gefühlsmäßige Achterbahn, wenn wir wissen, dass wir unsere Kinder oder Enkelkinder für eine längere Zeit nicht mehr sehen werden. Und auch unser Enkelkind war diesmal für den Rest des Tages total traurig, wie wir am nächsten Tag von ihrer Mama erfahren haben.
Doch nun zurück zum Bootsleben:
Mit der Lufthansa und Iberia Airlines ging es am Samstag über Madrid nach Lanzarote. Wie gut hat es sich dann getroffen, dass Abends einige Freunde, die wir sowohl vom Segeln, als auch allgemein von der Insel her kennen, zufällig im Upperdeck versammelt waren. Das Upperdeck erfüllte einmal mehr seine Funktion als Restaurant, Bar und sozialer Mittelpunkt in Puerto Calero. Am gestrigen Sonntag waren wir abermals im Upperdeck, unser englischer Freund Pete hatte zu seinem 60. Geburtstag geladen. Ein rauschendes Fest mit Livemusik, Tanzen und vielen lieben Menschen.
Heute stand dann wieder das Boot ganz im Mittelpunkt unseres Handelns. Zum einen haben wir mehrere Silikonnähte ausgekratzt, mit Aceton gereinigt, mit Malertape abgeklebt und anschließend mit frischem Silikon verfüllt. Zudem war ich am Nachmittag für eine Stunde tauchend im Wasser. Die Propeller waren über und über mit Muscheln und Kalk zugewachsen. Entgegen dem herbstlich kühlen Deutschland ist es hier auf Lanzarote mit 25 Grad noch schön warm, und auch ein Tauchgang im 23 Grad warmen Hafenwasser ist keine Qual.
Für morgen stehen noch ein paar Programmpunkte, die abgearbeitet werden wollen, auf der Liste. Ich will hoch in den Mast, um das Rigg, inklusive stehendem und laufenden Gutes zu inspizieren. Die Niederholerleine für die vorderste Rollanlage muss ausgetauscht und die Leine, die das ausgestellte Squaretop vom Großsegel aufstellt, muss neu justiert werden. Alles Dinge, die gut abzuarbeiten sind. Wo es wieder klemmt, ist der Austausch des Heizstabes vom Warmwasserboiler, bei dem wir leider auf fremde Hilfe angewiesen sind. Ich würde mir den Job zwar zutrauen, aber es sind so viele Anschlüsse an dem Boiler dran, dass, wenn nur einer nach der Reparatur undicht wäre, wir wieder ein neues Problem hätten. Deswegen hätte ich da gerne einen Mentor, der mein Tun vor Ort überwacht. Der lokale Sanitärdienstleister antwortet weder auf Nachrichten noch auf Anrufe. Ein Szenario, das uns unliebsam an die letzte Reparaturphase im vergangenen Jahr, hier auf den Insel, erinnert.Zur Not fahren wir eben ohne funktionierenden Boiler in die Karibik, zum einen ist es da warm genug, zum kalt duschen und zum anderen gibt es auch da Monteure, die die Reparatur ausführen können. Die passenden Ersatzteile haben wir aus Deutschland jedenfalls mitgebracht, das Thermostat und den Heizstab.
Das Wichtigste: Ab Ende der Woche scheint sich ein konstanter Wind, der sogenannte Passat, einzustellen. Zwar nicht auf dem direkten Weg in die Karibik, sondern mit einem Schlenker nach Süden, könnte es klappen, dass wir losfahren können. Noch muss man hinter dieses Vorhersagemodel, aus der Vernunft heraus, ein Fragezeichen dranhängen. Denn momentan ist der Passatwind auf dem Nordatlantik durch den Tropensturm Patty, der gestern an den Azoren vorbeigezogen ist, komplett gestört.
Das hört sich ja so an als ob ihr bald Richtung Kapverden könnt. Sieht vom Wetter ja ganz gut aus.
Euren Trennungsschmerz können wir sehr gut verstehen und nachfühlen.
Uns wird es genauso gehen, wenn wir am 9.1.25 in den Flieger nach Kolumbien steigen.
Viele Grüße von den PIAnisten Dorothee und Peter
Das ist aber noch eine ganze Weile hin bis zum 9.1., da sind wir hoffentlich zwischendrin auch nochmal daheim und es gibt wieder Abschiedsschmerz.
Liebe Grüße