
Sonntag (Muttertag) 11. Mai 2025
Leider hatte der Wetterbericht von heute morgen keine Anstalten gemacht, uns mit besseren Aussichten zu versorgen, aber wir wagen es trotzdem, wir lösen die Leinen für die Überfahrt zum Festland Europa. Zwischendurch werden wir wohl durch Flautenlöcher motoren müssen, danach winkt ein angenehmerer Nordwestwind. Am Anfang allerdings wird es nicht so schön, wir werden bei stärkerem Wind ein großes Stück Richtung NNW halten müssen, statt auf Kurs nach Nordosten zu fahren.



Was der Wetterbericht aber nicht vorausgesagt hat, waren 25 Knoten Wind und drei Meter hohe, kurze kabbelige Wellen. Es ist uns in all der Zeit, seit wir auf dem Katamaran segeln, noch nie passiert, dass die kleine DeLonghi Kaffeemaschine umgefallen ist, aber heute haben die Wellen das geschafft.
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Doch von Anfang an:
Gestern hatten wir noch einen schönen Abend mit Johann und Christine von der schönen Fountaine Pajot verbracht, am Abend vorher waren es Uli und Alex von der Calypso, wir haben eine Französisch-Schweizer Familie kennengelernt, die uns auf einen Drink in ihr Appartement eingeladen haben, es fühlte sich schon fast an wie in Puerto Calero, wo man fast jeden kennt.
Madeira hat uns wieder gut gefallen. Die Mädels im Hafenbüro sind einfach nur klasse, sie begrüßen – wie eigentlich alle auf den portugiesischen Inseln – jeden mit einem lächelnden „Guten Tag, wie geht es?“ Und wenn man etwas wissen will, braucht oder nur so, man bekommt immer eine nette Auskunft, und sie sind sehr hilfsbereit. Wenn ich nur daran denke, dass ich für Lukasz ein Leihauto bestellen konnte, ohne dass wir überhaupt in den Hafen kommen wollten!



Aber schließlich sind wir ja doch in der Marina Quinta do Lorde gelandet, und weil das Auto ja für zwei Tage bezahlt war, haben wir es nach Lukasz’s Abflug übernommen, und noch einen Großeinkauf im Continente gemacht, damit wir ausreichend für die Überfahrt versorgt sein werden. Am Abend sind wir zu einem Restaurant oberhalb von dem Nachbarort „Machico“ gefahren, dem Restaurant „O Forno“, auf Deutsch „Der Ofen“. Das war eine gute Wahl, denn dort waren nur portugiesische Gäste, im Innenraum gab es karierte Tischdecken, wie früher im Elsass in den einschlägigen Kneipen, wir saßen in einer Art Wintergarten mit blanken Tischen und einem sensationellem Blick über die Bucht und die See.
Volker hatte sich Grillhähnchen bestellt, „Frango“ auf portugiesisch, und ich wollte die hiesige Variante von Fish and Chips probieren. Vorher gab es noch „Pao com Alho“, Knoblauchbrot, aber das war lecker! Das war ein richtiger Brotteig, als Fladen über dem Holzfeuer gebacken, aufgeschnitten und mit reichlich Knoblauch und Olivenöl gefüllt, delikat.



Dann wurde ein riesiger Metallarm an unserem Tisch festgeschraubt, und wir waren schon sehr gespannt. Tatsächlich wurde daran ein Spieß mit Hähnchenteilen aufgehängt, noch ein bisschen Butter über die heißen Fleischstücke geträufelt und es schmeckte so lecker. Auch mein panierter Fisch war das Beste, was ich an Fisch in dieser Form gegessen habe, es war nicht nur einfach so paniert, sondern mit vielen Kräutern, Gewürzen, wiederum reichlich Knoblauch und Olivenöl dazu, einfach nur ein Gedicht. Und viel zuviel!
Außerdem musste auch noch ein Abfluss von der Backskisten-Entwässerung neu eingedichtet werden, dort sammelte sich immer das Wasser, weil es nicht ordentlich ablaufen konnte. Aber das war eigentlich nur eine Kleinigkeit für meinen ausgefuchsten Bootsmechaniker, ein bisschen Abschrauben, Säubern, und Silikon, schon ist auch das wieder gerichtet.
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Um 08:00 Uhr heute morgen war es soweit, wir legen los. Um 08:30 Uhr waren wir klar, die Jungs von dem französischen „Sozialarbeiterboot“ gegenüber haben uns mit dem Loswerfen der Achterleine geholfen, und schon waren wir draußen. In Lee der Insel ist die See noch ruhig, nur der Wind bläst durch die Düsen, die von den Bergen gebildet werden, mit bis zu 27 Knoten. Aber als wir aus dem Windschatten der Insel raus kommen, fängt das Geschaukel an. Von drei Meter Welle hat auch kein Wetterbericht geschrieben.

Naja, wir schaukeln uns so durch, alle Türen sind fest geschlossen, alle Schubladen gesichert, es gibt Frühstück, wie immer auf den Überfahrten am Kartentisch. Gerade haben wir abgedeckt, da ertönt um 12:30 Uhr der Bilgenalarm! “Bitte nicht!“ bringe ich nur heraus, nach den Erfahrungen von der letzten Überfahrt. Volker geht zu dem Backbord Motorraum. Tatsächlich ist da Wasser zu sehen, er steigt also, trotz des Wellengangs, in die Kammer hinab, wischt alles trocken, aber es scheint, dass es nur Reste des Wassers von der letzten Reparatur waren, die durch die extremen Schiffsbewegungen aus den hintersten Ecken hervor gekommen sind.
Inzwischen hat der Wind nachgelassen auf 14 – 16 Knoten, auch die Wellen sind deutlich runter gegangen, es ist insgesamt viel angenehmer. Trotzdem fahren wir – mit zwei Reffs im Großsegel und einem in der Genua, weiterhin auf einem strengen Amwindkurs mit 6 – 7 Knoten. Heute Nacht soll auch der Wind einschlafen, dann werden wir auf den Idealkurs gehen, jetzt fahren wir 60 Grad daneben, 330° statt 30°.
Soviel für heute, morgen berichten wir weiter von unserer Überfahrt.
Habt eine gute Überfahrt
Vielen Dank lieber Rolf, wir sind gespannt wo es hingeht, A Coruna oder Brest