Montag, 5. Mai 2025, continued
Am Nachmittag setzen Volker und Lukasz den Code Zero, bei 90 bis 110 Grad Windeinfallswinkel segelt die Hexe damit flott. Der restliche Tag verläuft ziemlich ereignislos, bald sind wir aus dem Gebiet mit den großen Frachtern raus, nur der etwas wechselhafte Wind beschäftigt den jeweiligen Rudergänger.
Zum Abendessen gibt es lecker Spargel mit Steak und Kartoffeln, und für die Nacht wird schließlich der Code Zero geborgen, damit auch Volker zwischendurch ruhig schlafen kann. Durch die zurückliegende Nacht sind wir mit ungerefftem Großsegel und der Genua gesegelt, bei 8-11 Knoten Wind von der Seite. Die See war sehr ruhig, der Mond halbvoll, ein schönes, ruhiges Szenario nach all der segelfreien Zeit
Dienstag, 6. Mai 2025, auf See

Bei dem ersten Hauch des Tageslichts setzen Volker und Lukasz wieder den golden glänzenden Code Zero, damit überholen wir spielend die Calypso, ein 12 m langer holländischer Einrumpfer, der aber wirklich sehr langsam fährt. Dass es ein niederländisches Boot ist, erkennen wir an der MMSI-Nr. und am Funk-Rufzeichen, das mit PE beginnt.
Im Laufe des Tages raumt der Wind weiter und nimmt eher ab, um 12:30 wird auf den bunten Gennaker gewechselt. Der kann stehen bleiben bis 15 Uhr, dann muss das Segel weg, und der Motor wird gestartet. Schließlich wollen wir noch vor Mitternacht in der Ensenada de Abra ankommen, einer Ankerbucht in der Nähe der Marina Quinta do Lorde.
Doch dann kam erstmal alles anders als gedacht.
Fangen wir mit dem Wetter an. Der neu eingeholte Wetterbericht sagte plötzlich für die kommende Nacht südliche Winde mit 4-5 Beaufort voraus, also würden wir in der Ankerbucht voll auf Legerwall und damit ungeschützt liegen. Ungefähr zeitgleich mit den neuen Erkenntnissen ertönte der schrille Alarm, den es nur dann gibt, wenn eine der großen automatischen Bilgenpumpen anspringt.
Ein kurzer Blick ins Backbord Motorabteil zeigt strömendes Wasser mit dem gurgelnden Geräusch der lenzenden Pumpe. Was ist da denn passiert??? Bei genauerer Inspektion stellte sich heraus, dass heißes Wasser aus dem Boiler aus einem noch unbekannten Leck strömt.
Lukasz und ich machen uns direkt auf die Suche nach der Fehlerquelle, die sich wohl darin begründet, dass der vor einiger Zeit gewechselte Heizstab nicht ausreichend fest im Gewinde eingedreht war. Wir starten mit der Reparatur: Ich stelle die Wasserzufuhr zum Boiler ab, die sich in der Bilge in unserer Kajüte befindet. Lukasz orientiert sich an den ganzen Zuleitungsschläuchen. Wir müssen einen Weg finden, den Boiler soweit zu drehen, dass wir den schlecht installierten Heizstab erreichen und rausschrauben können.

Doch mittlerweile nähern wir uns der Durchfahrt bei den Ilhas Desertas (die verlassenen Inseln) und werden kurz nach der Passage von einem Beiboot mit zwei Männern an Bord zum Halten aufgefordert. Die beiden stellen sich als Nationalparkwächter vor und behaupten, dass man da, wo wir sind, nicht fahren darf, weil es weniger als 100 Meter tief ist. Cornelia, als Navigatorin, bleibt felsenfest dabei, dass sie keinerlei Verbotseintragungen in den offiziellen Seekarten oder Büchern, vorbereitend zur Fahrtenplanung, entdecken konnte (Ich hatte nur gesehen, dass man nicht fischen darf, und wir hatten auch rechtzeitig die Angel eingeholt!). Doch die zwei Herren sagen unmissverständlich, dass wir flott Land gewinnen, bzw. weiter bis zur 100 Meter Tiefenlinie rausfahren sollten. Soviel „ freundlicher“ Aufforderung kommen wir zur Strafvermeidung natürlich nach und ändern entsprechend den Kurs.

Jetzt ist es auch schon fast dunkel und eine Entscheidung muss schnellstens her, wo wir die Nacht verbringen werden. Die Wahl, die eigentlich, mangels Alternativen, keine ist, fällt auf die nahgelegene,Marina Quinta do Lorde. Bis dorthin bleibt noch Zeit fürs Abendessen, es gibt Frikadellen, Kartoffelpüree und Röstgemüse.
Um 22.30 erreichen wir den Hafen nach 294 Meilen, drehen eine kleine Runde, um dann gegenüber der Tankstelle längsseits festzumachen. Jetzt heißt es, das Boot aufzklaren, es gibt noch einen Gute-Nacht-Drink, dann gehen wir endlich schlafen, wir wollen früh mit der Reparatur beginnen.
Am nächsten Morgen, also heute, werden wir früh morgens von Regenschauern und heulenden Windböen geweckt. Es kachelt aus Süd, Wasser klatscht laut polternd an die schützende Hafenmauer. Wir sind froh, nicht in der, für diese Bedingungen, ungeeigneten Ankerbucht zu liegen. Hätte es alternative, besser geschützte Ankerbuchten auf der Nordseite von Madeira gegeben? Ja, zwei, weit entfernt, und auch die sind in der Regel, dem beständigen atlantischen Schwell ausgesetzt, der aus westlichen Richtungen anrollt.


Um 7.30 starten wir mit der Reparatur des Boilers. Lukasz kämpft mit den Schläuchen und elektrischen Anschlüssen und dann können wir den noch halbvollen 80-Liter-Boiler so weit drehen und sicher lagern, dass der schlecht eingedrehte Heizstab rausgeschraubt werden kann. Dabei ergießt sich abermals das noch recht heiße Restwasser in die Bilge und abermals tut die Bilgenpumpe Gott sei Dank, ihren Dienst.


In der Folge bricht mir noch die Opferanode vom Heizstab ab, aber nach einem kurzen Telefonat mit meiner technischen Seelsorge, unserem Freund Uli, sagt der, dass das kein Problem ist, und der Heizstab wieder eingebaut werden kann.
Mit richtig Schmackes und gutem Werkzeug gelingt das Lukasz, der auch gleich von seiner Arbeit überzeugt ist. Wir bauen den Boiler wieder an seinem Platz ein und schließen die Schläuche und Kabel wieder an. Danach dauert es nochmals eine Stunde, nd wir brauchen viel Geduld, bis das ganze System durch Wasserentnahme an allen vorhanden Wasserhähnen endlich entlüftet und wieder einsatzfähig ist.
Mittlerweile ist es fast 10 Uhr und die Capitania muss bei dem Hafenbüro einchecken und den bestellten Mietwagen für Lukas abholen. Der fliegt nämlich morgen nach Hause und will noch die Insel ansehen und eine Nacht in der Hauptstadt verbringen.
Wir beobachten bis morgen die Wetterentwicklung und werden dann entscheiden, ob wir den Kurs auf A Coruña, am spanischen Festland, oder zur Azoreninsel Santa Maria absetzen werden. Bis dahin muss ich mich echt ausruhen, die gesegelte Nacht und die mehrtägigen und mehrstündigen Tauchausflüge stecken mir in den Knochen.
