An der Ostspitze Madeiras

Nun haben wir drei Tage in der ruhigen Bucht von São Lourenço verbracht, hier haben uns keine lauten Fischerboote morgens um halb sieben aus dem Schlaf geschmissen, nur der Wind hat in den letzten zwei Nächten gepfiffen. So still die Bucht anfänglich hier lag, ab Montag Abend kam der Wind und die Böen erreichten zeitweilig bis zu 24 Knoten. Aber der Anker hat brav gehalten, und heute Morgen dauerte es eine ganze Weile, bis wir – gegen den Wind – die 60 Meter Kette wieder eingeholt hatten.

Am Sonntag hat Volker das Beiboot mal alleine eingefahren, es war ja nun schon lange nicht mehr aktiv gewesen. Um 17:30 Uhr war der Anker fest im Grund und Volker nutzte die Zeit bis zu Abend für einen kleinen Ausflug entlang der Küste. Vom Boot aus kann man die lange Menschenkette sehen, die ab dem frühen Morgen über den Bergrücken bis zu dem Miradouro do Furada läuft. Es gibt die moderate Variante, 4,3 km lang 225 m Höhendifferenz, die wohl in anderthalb Stunden angeblich zu bewältigen wäre. Die alternative Variante hingegen hat 1200 Höhenmeter und eine Länge von 11 km, geschätzte Gehzeit ca. 5 Stunden. 

Am Montag stand ein größerer Ausflug auf dem Plan. Im Badeanzug, ausgerüstet mit Brille und Schnorchel fuhren wir los Richtung Leuchtturm „Farol da Ponta de São Lourenço“. Auf dem Weg gab es zahlreiche Höhlen zu bestaunen, und die beeindruckenden Felsformationen der steinigen Küste luden zum Fotografieren ein.

Der Leuchtturm steht auf einer eigenen kleinen Insel, zugänglich – eigentlich gar nicht – aber es gibt Treppen aus einer kleinen Höhle heraus, hier wurden anscheinend früher die Leuchtturmwärter abgeliefert und abgeholt, bei den neueren Reparaturen wurden Hubschrauber eingesetzt. Mit diesem Turm erhielt Madeira 1870 sein erstes Leuchtfeuer. 1983 wurde der Leuchtturm automatisiert, und der Wärter überflüssig, und seit 2000 kommt der nötige Strom as Solarenergie.

Nun gab es doch in der kleinen Höhle Stufen vom Wasser bis zu den Gebäuden oben, und Volker wäre ja nicht der, der er ist, wenn er da nicht unbedingt auch hinaufgehen würde. Der Ausstieg aus dem Gummiboot war nicht so einfach, die Stufen sind glitschig, und man kann ja nicht einfach da anlegen, sondern muss versuchen, das Beiboot so lange wie möglich in einer ufernahen, aber nicht daran reibenden Position zu halten. Aber der Ausstieg war geschafft, nun musste ich dort zwanzig Minuten Kreise fahren, bis Volker die vielen Stufen wieder hinunterkam, mit zahlreichen Fotos und Filmen auf dem Handy.

Die Rundsicht vom Leuchtturm aus

Auf dem Rückweg wollte er gerne auf der anderen Seite der Bucht in eine kleinere Höhle hinein schwimmen, weil er vermutet, dass sich nach links noch ein ansonsten nicht einschaubarer Höhlenteil fortsetzt. Also ankern wir kurz davor, er steigt mit Maske und Schnorchel bewaffnet aus, kehrt aber ganz schnell wieder um, weil es da unter ihm von Quallen nur so wimmelt. Und in der dunklen Höhle würde er die ja kaum sehen können. In der nahen Marina Quinta do Lorde schwammen so viele portugiesische Galeeren rum, da wird man doch gleich ein bisschen misstrauisch.

Die Tage gingen doch schnell vorbei, Volker hat noch ein paar kleine Stellen am Gelcoat ausgebessert, ich habe genäht, und am Abend konnten wir dank Starlink einfach Filme schauen.

Jetzt ankern wir vor Praia Formosa in der Nähe von Câmara de Lobos, der Wind, der heute Morgen an der Ostspitze Madeiras mehr als kräftig wehte, vist öllig verschwunden, und auch das Meer sieht aus wie ein Binnensee.

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