Teil 2 des 3. Tages:
Wir segeln also so weiter, mit vielen Wellen und mehr als ausreichend Wind. Die Sonne lädt die Batterien kaum noch – sie ist ja meist hinter den Wolken versteckt – und der Hydrogenerator macht schon wieder so komische Geräusche, er scheint leider auch nicht zu laden. Vielleicht sind die Kabel kaputt, jedenfalls wird der nun aus dem Wasser geholt, und wir haben aktuell keine zusätzliche Energiequelle für unser Batteriemanagement.
Wir nehmen Kurs auf die Ensenada da Ambra im Osten der Insel. Die Bucht liegt gut geschützt gegen Nordostwind durch die Berge, die steil vom Ufer direkt in die Höhe streben. Bei Navily steht, dass an einer Stelle nahe des Ufers auf dem sandigen Untergrund zwei Auto-Chassis liegen, in denen sich der Anker verfangen kann. Wir markieren diese Stelle in unserer Karte, damit wir nicht aus Versehen dort den Anker fallen lassen.
Bei der wieder durch den fehlenden Mond sehr dunklen Nacht gerät die Ansteuerung in der Bucht eher unspektakulär, bis auf die unbeleuchtete Fischfarm, vor der Volker mich gerade noch rechtzeitig warnen kann.
Angekommen sind wir um 00:30 Ortszeit, Azorenzeit 23:30, die Gesamtmeilen laut Logge betrugen 559 sm. 62 Stunden lang war die Überfahrt, das ergibt einen Durchschnitt von über neun Knoten, ein schneller Trip! Ein bisschen wackelig fand ich es wegen der sehr kurzen Welle, aber ein Windeinfallswinkel von 80° – 130° sorgt bei einem Katamaran für schnelle Fahrt, eigentlich hatten wir erwartet, am nächsten Morgen nach Sonnenaufgang anzukommen. Also insgesamt ein schöner schneller Törn.
Nach erholsamen Schlafstunden ohne die Weckzeit alle zwanzig Minuten für Volker wartet natürlich eine Menge Arbeit auf uns. Zuerst muss das Boot komplett entsalzen werden. Also muss ein Motor laufen, denn wir brauchen Strom, um den Wassermacher arbeiten zu lassen, damit Volker das Boot abspritzen kann, und das Salz zurück ins Meer kommt. Ich wasche derweil drinnen die Flächen ab, denn auch hier kommt ein bisschen Salzspray an, räume auf und baue das Bett im Salon wieder in den Tisch um.
Außerdem hatte sich der Ruderquadrant des rechten Autopiloten verstellt, der muss mit viel Geduld und Geschicklichkeit im Motorraum wieder ausgerichtet werden. Am Bergesack für Großsegel war eine Naht aufgerissen, auch hier mussten wir mit viel Geduld und einem langen Faden ran, damit die Spannlatte wieder an der Persenning angenäht war.
Danach gab es einmal Schwimmen ums Boot für mich, und zu dem Anker für Volker, durch die anschließende Dusche sind wir wieder ganz sauber und bereit für neue Abenteuer.