Das wäre doch nicht nötig gewesen…

Am späten gestrigen Nachmittag quittierte der Autopilot mit einem ohrenbetäubenden Alarm plötzlich und unvermittelt seinen Dienst und das Boot schoss langsam in den Wind, wie wir Segler das nennen. Ich war sofort in Alarmstimmung, hechtete zu den Motorschaltern und dann raus ins Cockpit. Cornelia schaltete den Autopilot komplett ab und den Reservepilot an. Mit beiden Motoren brachten wir die Hexe zurück auf ihren Kurs, dann übernahm, präzise wofür er gemacht war, der Backbordautopilot den Dienst. 

Der verschobene Ruderquadrant – normalerweise sollten beide rote Markierungen übereinander stehen

Es war nun an der Zeit, das Problem zu analysieren, das unseren stillen steuernden dritten Mann zum überraschenden Quittieren seines Dienstes gebracht hatte. Wir schalteten in der Folge das Boot komplett stromlos und beim wieder Starten versah die Selbststeuerung ihren Dienst. Jedoch fiel sofort ins Auge, dass mit dem Ruderlagegeber etwas nicht stimmte, denn die Anzeige stand mit fast vollem Anschlag nach Backbord, obwohl sie mittig zentral stehen soll, außer wenn der Autopilot den Kurs korrigieren muss. Sofort fiel der Verdacht darauf, dass der Ruderquadrant sich verstellt haben muss. Also ab in den Motorraum, da wurde die Vermutung, leider schnell zur Gewissheit. Der Ruderquadrant ist auf die Ruderachse gerutscht, entweder war der Ruderdruck zu groß, oder die Schrauben, die ihn am Platz hielten, nicht fest genug angezogen. Nun war guter Rat teuer, denn eine Reparatur bzw. Neujustierung erschien mir bei dem Seegang und den sich bewegenden Steuerstangen nicht möglich. 

Nach der Reparatur 🙂

Wir fuhren dann erstmal mit dem Reserveautomat in die Nacht hinein, durch die wind- und wellenbewegte See. Mit Rauschefahrt ging es bei Tagesbeginn genau so weiter wie am gestrigen Tag, nur, das Problem war noch immer nicht gelöst. Dann passierte genau das, was eigentlich nicht passieren darf, der Reserveautopilot hatte Schwierigkeiten, den Kurs zu halten, was deutlich an der Kursanzeige ablesbar war. Ein kurzer Check ergab, dass sich auch dort der Ruderquadrant verstellt hatte, jedoch nicht ganz so gravierend wie auf der Steuerbord Seite. Ich habe mich sofort mit Taschenlampe und Imbusschlüsseln bewaffnet, und ab ging es in den Motorraum, denn es war Eile geboten. Wäre der Quadrant noch weiter gerutscht, hätten wir ohne Autopilot dagestanden und das geht garnicht. Alle vier Imbusschrauben ließen sich mehr als eine viertel Umdrehung nachspannen, was mich schon ein bisschen  verwunderte. Damit, immerhin, war zumindest ein Steuerautomat  total safe für die weiteren 1.200 Seemeilen nach Horta. 

Nach einem motivierenden Telefonat mit Uli und einem instruierenden Gespräch mit Wes, war ich wild entschlossen, zumindest den ersten Ruderquadrant, samt Arm vom Autopilot, trotz Seegangs neu zu justieren. Jetzt ging es in den anderen Motorraum und mit viel Schwitzen, Anstrengung und Fluchen, fluchteten die angezeichneten Hilfslinien wieder. Ein Test danach ergab , dass der Autopilot nun wieder fehlerfrei und gerade steuert, mit einer minimalen Kursabweichung von 4 Grad. Die geglückte Reparatur musste gefeiert werden! Wir lagen uns in den Armen, tranken ein alkoholfreies Bier miteinander und es gab ein kalorienreiches spätes Frühstück, mit Bockwurst, Kartoffelsalat und Pizza.

Morgen wir dann das Gestänge des Reserveautopiloten neu justieren.

Home-made Pizza

Gestern gab es zum Abendessen selbstgemachte Pizza (davon war ein Stück für das Frühstück übrig geblieben). Ich liebe Cornelias Pizza, mit selbst hergestelltem Hefeteig, individuell belegt.

Es weht mit 20 Knoten aus Südwest, die Hälfte der Strecke Saint Martin – Azoren liegt schon hinter uns. Es gab  heute den ersten kräftigen Regenguss, jetzt ist es überwiegend bewölkt und wir segeln seit ein paar Stunden mit einer deutlich längeren Segelyacht, im Moment noch Virtuell, um die Wette. Virtuell deshalb, weil wir das Schiff nicht real, sondern nur auf dem Plotterbildschirm sehen können.

Grau in Grau zeigt sich der Atlantik

Wir bleiben die nächsten Tage auf einer fast rein östlichen Kurslinie, weil zum Freitag und Samstag hin starke bis stürmische Winde durchziehen sollen. Herzlichen Dank, Uwe und Uwe für Eure mehr als informativen Mails, wir verschlingen geradezu eure informativen und unterhaltsamen Texte.

Soweit so gut, von uns!

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3 Antworten zu Das wäre doch nicht nötig gewesen…

  1. peter Bilderling sagt:

    Wieder was gelernt! Auf der Zapoli gibt es bislang keine solchen Markierungen. Naja im Moment nicht so wichtig.
    Liebe Grüße
    Irene und Peter

  2. peter Bilderling sagt:

    Wieder was gelernt! Auf der Zapoli gibt es bislang keine solchen Markierungen. Naja im Moment nicht so wichtig.
    Liebe Grüße
    Irene und Peter

  3. Rolf sagt:

    Gut dass du es beheben konntest. Dass mit der Markierung ist sehr gut. Eventuell ein Punkt für die Chekliste…..

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