Gegenwind und Sturzflut

Was machen die Regattasegler???
Schleppend langsam, für ihre Verhältnisse, quälen sich die Imoca 60 Rennyachten über den Parcours, auf dem Weg zum Äquator. Statt frischen Passatwinds gibt es Gegen- oder keinen Wind aus dem südlichen Quadranten des atlantischen Tiefdruckgebietes. Die Imoca 60 der alten Generation, ohne Foils, führen seit Tagen das Feld an, in diesem Flautenkrimi. Selbst die Capitania ist vom Regattavirus infiziert und folgt mehrmals täglich den vierstündlich aktualisierten Platzierungen und Neuigkeiten auf der Website der Veranstalters.

Und wann segeln wir endlich los???
Für uns sieht es leider sehr, sehr trübe aus, das nordatlantische Passatsystem ist nicht mehr existent, stattdessen gibt es weit nach Süden reichende atlantische Tiefdruckgebiete, die fast stationär stehen bleiben. Und wenn man eine Woche weiter schaut, ist schon das nächste Tief im Westen, aus Amerika, unterwegs zu uns, mit seinem Kern auf 30 Grad Nord. Mit den Tiefdruckgebieten kommen ausgebreitete Regenfelder zu den Kanaren, was ja prinzipiell erst mal positiv ist, zumindest in Lanzarote. 

Doch vor drei Tagen wurde Puerto Calero von regelrecht sintflutartigen Regenfällen heimgesucht. Viele Straßenzüge und Kellereinfahrten waren überflutet. Die Kanalisation hier ist für solche Ereignisse nicht ausgelegt. Zudem haben sich Erd-, Stein- und Schlammmassen in Bewegung gesetzt. Bagger und Räumfahrzeuge mussten anrücken. Zu Schaden ist Gott-sei-Dank, keiner gekommen. Am heutigen Nachmittag hat es wieder heftig geregnet. Starke südliche Winde treiben die Brandungswellen zur Hafenmauer, die dort laut polternd brechen und die dahinter liegenden Schiffe mit einem feinen Salznebel überziehen.

Und jetzt???
Es ist sind natürlich Erste-Welt-Probleme, dass wir nicht los können und auf einem fertig gepackten und komplett verproviantierten Boot sitzen. Wir haben uns eine Frist gesetzt, bis zu der wir maximal warten werden, denn ansonsten verschieben wir die Abfahrt an den Anfang von 2025, da wir bis spätestens zum 15. Dezember, wieder in Deutschland sein wollen, um Weihnachten mit der Familie zu feiern.

Es bleiben also noch knapp zehn Tage übrig. Mal gucken, ob Daumen drücken, magische Beschwörungsformeln oder Flüche die Wetter- oder Meeresgötter umstimmen können.

Wie ist die Stimmung an Bord???
Unserer positiven Stimmung und Haltung tut das Warten keinen Abbruch, denn alle unseren lieben (Nicht-nur-Segel-)Freunde sind auf der Insel. Erstmals waren wir deutlich mehr als 20 Menschen bei unseren beliebten Champagne-Friday-Party. Bei soviel Gewicht an Bord war zum ersten Mal  der untere Tritt unserer  Badeplattform am Heck überflutet.

Also, wir feiern schön, treffen liebe Segler und Landratten und genießen weiterhin das Leben. Und ein Gutes haben die südlichen Winde, es ist wirklich schön warm. Fast wie im Paradies, bzw. der Karibik. Und beim Warten auf den guten Wind sind wir ja nach all den Lebensjahren an Bord zu richtiggehenden Profis geworden. Wenn wir da an den Anfang unserer Fahrtenseglerkarriere zurückdenken, bei was für Schietwetterprognosen wir teilweise losgeschippert sind, da hat uns dann der gute alte Neptun ganz schön Gegenwind in die Segel und Gicht an Deck, sozusagen als Lehrgeld, geschickt.

Bis zum nächsten Blog…

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Eine Antwort zu Gegenwind und Sturzflut

  1. Ulrike Anneken sagt:

    Ja , es tut mir wirklich leid dass ihr wieder einmal nicht so schnell loskommt. Auch hier in Arrecife warten viele Seglerfreunde auf die Abfahrt. Bei der Prognose ist es wirklich keine Freude. Aber irgendwie freue ich mich , so seid ihr noch ein wenig hier. Und … wer weiß, das Wetter ändert sich so schnell hier !!!
    Hier in Arrecife regnet es wenig, aber die Stadt braucht ja auch kein Wasser. Es regnet nur im Umland wo die Berge sind. Hier im Baranco , dass sich von Famara bis Arrecife zieht, bleibt keine Wolke hängen. Also …. Wir sehen uns !!!!

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