Samstag, 31. Mai 2025, Tag 5 auf See
Baro 10122, leicht bewölkt, Wind W um 3, die See 1 m
Etmal um 11:15 Uhr 155 sm
GESTERN war irgendwie ein langweiliger Tag, keine Sonne, kein Wind, dafür Langeweile.
Heute sieht die Welt besser, eben anders aus. Die Tage auf See sind ja alle irgendwie relativ gleichförmig, solange es keine Ereignisse, wie zu viel Wind, etwas geht kaputt, Beinahe-Kollisionen, oder Seetiere gibt. Aber als Segler bevorzuge ich eine gewisse Monotonie auf dem Wasser, statt der unerwünschten Ereignisse. Gleichförmigkeit an Bord bedeutet Seelenfrieden und den gibt es nirgends besser als fernab vom Land und dem Weltgeschehen.
HEUTE aber ist ein besonders schöner Tag auf dem Meer, mit positiven Ereignissen ohne Monotonie, Langeweile, Gleichklang oder Chaos.
Zunächst einmal ist das Meer super friedlich, keine chaotischen oder hohen Wellen, nur eine leichte Dünung bewegt uns und das Boot. Nach einem halb bewölkten Sonnenaufgang verziehen sich die dunklen Wolkengebilde und geben den Blick frei auf einen strahlend blauen Himmel.
Punkt sieben Uhr ist die Capitania wach geworden und mit ihr der Wind. Der Code Zero zieht uns ab da flott durchs Wasser und das Lärmen des Motors hat ein Ende. Um 9 Uhr hat Cornelia Kontakt mit Intermar über die Kurzwelle, zumindest kurzfristig, die Tage davor war im Äther nur ein Rauschen. Um Punkt 10 Uhr macht der Friseursalon auf, und ich verpasse mir einen schönen Sommerhaarschnitt und rasiere mich noch. Aussehen an Bord wird ja oft unterschätzt. Kurz danach, das Wasser ist ja noch schön warm vom motoren, öffnet pünktlich der Duschbereich und es gibt eine ausgiebige Dusche.
Nach soviel Aktivität wird es Zeit für ein ausgiebiges Frühstück, Toast, gebackene Brötchen, Spiegelei, Rilette aus Fronkreisch, frisch gepresster O-Saft, paradiesische Zustände hier. Damit man doch nicht zu übermütig wird, gibt es nach dem Abwasch ‘ne Bastelstunde in schönster Harmonie mit meiner Liebsten. Der Abfluss des Waschbecken in der Gästekabine ist komplett mit Haaren zugesetzt und das nach schon 8 Jahren?


Dann kommt er angeflogen, der Vogel, die Rauchschwalbe, wie aus dem Nichts und flattert gleich mal in den Salon. So natürlich nicht, draußen darf der Piepmatz sein, aber nicht im Boot. Das Rein-Raus-Spiel wiederholt sich mehrfach, bis der Vogel endlich seinen wahren Platz an Bord gefunden hat und das Ruder übernimmt. Währenddessen rauschen wir weiter zum englischen Kanal, 8 Knoten schnell und Ouessant ist noch 680 Seemeilen entfernt.
Irgendwann ist der Vogel davon geflogen, es gibt leckere Kaffeestückchen, noch aus Madeira, da die relativ fett sind, halten sie sich auch noch am Tag 5 auf See prächtig.
Gekocht wir später auch, Gulasch, selbstgemachte Semmelknödel mit Speck und Lauch und Rotkohl.
So ein Tag, so wunderschön wie heute…