Halbzeit – Logbuch der Überfahrt Tag 10

Dienstag 1. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 160 sm (noch 1.311 sm bis Martinique)
Barometer 1016, Wassertemperatur 23,8 Grad,
Motorstunden um 13:00 UTC: BB 334, SB 500
Wind um 3 – 5 Bft, die See 1 – 1,5 m

Das flotte Gennaker-Segeln ging leider nur bis kurz vor Mitternacht, danach wurde der Winkel so ungünstig,dass wir die Meilen, die wir durch Geschwindigkeit gut gemacht hätten, allerdins zu weit nach Nordwesten, am nächsten Tag sozusagen im Winkel wieder hätten zurück segeln müssen. Das bringt ja auch nichts.

Also wurde der Gennaker geborgen, ebenso das Großsegel, und der Mmotor übernimmt die Nachtschicht. Das ist seglerisch eher enttäuschend, hat aber den Vorteil, dass wir beide sehr entspannt schlafen können, und Volker nur kurze Rundumblicke alle 20 Minuten werfen muss.

Und weil wir Bergfest haben, weil es gerade so schön, und plötzlich warm ist, und wir in den Tropen sind, haben wir unsere Tradition von Darmstadt aufgegriffen und uns abends für eine kurze Zeit vor die Türe gesetzt und nach den Sternen geschaut. Diesmal nicht mit einem ordentlichen Bier und einem Glas Wein, sondern mit je einer Dose San Miguel alkoholfrei, aber das schmälert den magischen Moment nicht. In meiner Sternen-App haben wir das Sternbild des Löwen und das Sternbild des Krebses entdeckt, denn wir sind ja gerade über den Wendekreis hinaus gesegelt. So schön haben wir das noch nie gesehen, und ich habe es sogar geschafft, eine Bildschirmfoto von unser beider Sternzeichen zusammen zu machen. Liab, gelt?

Rechtzeitig um 05:00 Uhr meldet sich der Wind zurück, aus Nord, wir setzen das Großsegel und die Genua, nun geht es schneller und leiser weiter. Im Radar sehe ich einen kleinen Squall mit Regen rechts voraus, wir drehen vorsichtshalber die Genua ein bisschen ein, aber der Regen geht vornedran vorbei, ohne dass wir allzuviel davon abbekommen.

Da wir mit als Zeitzone weiterhin UTC beibehalten haben, uns aber mittlerweile auf dem 39.-40. Längengrad bewegen, geht die Sonne nicht vor 08:30 auf. Danach stabilisiert sich der Wind auf 11-13 Knoten aus NNE, und wir kommen flott voran, diesmal auf dem richtigen Kurs, zum Zwischenziel 19°12’N / 44°56’W.

Der Tag läuft seglerisch viel besser als erwartet, wir segeln zunächst mit Genua und Groß, bei flacher See mit konstant 7 kn Fahrt, setzen mittags den Gennaker, auch der bringt uns flott voran. Dann kommt eine dunkle Wolke an Steuerbord immer näher, wir bergen den Gennaker, jetzt kommt das, was Volker als Bonus-Meilen bezeichnet: Die Wolke hat Wind im Gepäck von 15-17 Knoten, nimmt uns ein Stück mit auf ihrer Reise und beschert uns so eine unvorhergesagt schnelle Fahrt.

Mit Hilfe der Wetterberichte von all unseren Quellen versuchen wir, eine Strategie für den zweiten Teil unserer Überfahrt auszuarbeiten, bei der wir den optimalen Wind nutzen und die endlichen Dieselvorräte richtig einsetzen. Und solche Bonus-Meilen wie heute nehmen wir gerne als Schmankerl obendrauf.

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3 Antworten zu Halbzeit – Logbuch der Überfahrt Tag 10

  1. Michael G. sagt:

    Hallo ihr beiden Atlantk-Segler, ich begleite eure Reise am PC und wünsche euch allzeit gute Bedingungen! Ich frage mich warum ihr nicht mit etwa Kurs 225 Grad weite südlich segelt. Nach meiner Windinfo herrschen dort die eventuell besseren und steteren Winde und ihr sseid weiter weg von dem Windloch des Tiefs N E von euch.
    Egal, viel Freude am Wasser unter dem (den) Kiel(en)

  2. Drama, das ist ja ein richtiger Krimi. Hoffentlich bleibt der Wind euch gewogen. Weiterhinngute Fahrt 🙂

  3. Marlies + Jürgen sagt:

    Hallo Cornelia, hallo Volker,
    Herzlichen Glückwunsch zur ersten Karibiketappe! Unsere Gedanken waren immer bei euch, und wir sind froh, dass alles so gut geklappt hat. Wir wünschen euch eine aufregende und gute Zeit, nette Leute und immer den richtigen Wind.
    Danke auch für die Berichte. Liebe Grüsse aus der doch kälteren Heimat von der Mona.

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