Im Ärmelkanal angekommen

Mittwoch, 4. Juni 2025, auf See Tag 9
Baro 1014, bedeckt, dicke Wolkenfelder, Wind 3 Beaufort, die See 2-3 m
Etmal 160, Gesamtmeilen bis 4. Juni 17:35 am Eingang vom Ärmelkanal: 1409 sm

Die Nacht verlief eher unruhig. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns ab jetzt im Zwei-Stunden-Rhythmus ablösen, und immer einer von uns richtig wach bleibt, keine zwanzigminütigen Schlafpausen mehr, denn jetzt kommen wir in die viel genutzten Schifffahrtswege. Die erste Wache ab 22 Uhr wollte ich übernehmen, aber nach 21 Uhr war der Wind so chaotisch, dass Volker noch nicht schlafen wollte. Also habe ich mich hingelegt, und Volker hat mich bis halb eins schlafen lassen. 

Um halb zwei, Volker hatte gerade mal eine Stunde geschlafen, kam eine Böe mit über 20 Knoten zu uns, und wir fuhren noch unter voller Besegelung! Deswegen musste ich ihn leider wecken. Wir hatten gehofft, dass damit das Leichtwind-Theater vorbei wäre, aber Pustekuchen! Nach zehn Minuten schönster Fahrt flaute der Wind wieder ab und drehte zurück, sodass wir erneut mit achterlichem Wind fahren mussten.  Der aber wechselte dauernd in Richtung und Stärke, die Segel haben geschlagen, es war gruselig. Schlussendlich, um 02:00 haben wir alle Segel weg gepackt, und sind unter Motor weiter gefahren. Dabei war es mittlerweile 5 Uhr geworden, und am Horizont zeigte sich das erste Licht. 

Jetzt, am Nachmittag, sind es noch 20 Seemeilen bis zum Raz de Sein, zwischen der Insel Ouessant und dem französischen Festland nahe Brest gelegen. Nach genauem Studium der Karte mit den Strömungen wird die Route geändert, wir fahren nördlich um Ouessant herum, die Strömung im Raz wäre noch zu stark gegenan, erst zwei Stunden später kippt die Gezeit.

Der Leuchtturm vom Raz de Sein ist einer der am meisten fotografierten Leuchttürme, denn in der engen Durchfahrt herrschen starke Strömungen, wenn dann der Wind dagegen steht, entstehen die schönsten Wellen. Das Seezeichen steht auf einem Felsen im Meer, und die hohen Wellen schlagen dagegen, sodass die Gischt hoch spritzt.

Um 17 Uhr ist mit eben dieser Insel Land in Sicht, das heißt, es ist eigentlich um 18 Uhr, denn nun hat sich die Uhrzeit umgestellt von der in Portugal herrschenden westeuropäischen Zeit WEZ auf die mitteleuropäische Zeitzone MEZ. Seitdem segeln wir auch wieder, im 2. Reff, damit das Segel nicht so schlackert, zwar fahren wir noch mit Motorunterstützung, aber immerhin sind wir damit wieder ein Segelboot und haben Vorrang vor den großen Frachtern, Tankern, etc. 

Kollegen auf See

Um 19 Uhr haben wir den Atlantik verlassen, und befinden uns nunmehr im English Channel. Naja, wirklich verlassen haben wir den Atlantik nicht denn der Ärmelkanal ist eigentlich ein Seitenarm des Atlantik. Er ist 560 km lang, an seiner engsten Stelle 34 km, die breiteste Stelle ist 240 km. Angrenzende Länder sind Großbritannien, Frankreich, sowie die Kanalinseln Guernsey und Jersey. Die Dover Strait zwischen Dover und Calais gehört zu den Schifffahrtswegen mit dem weltweit dichtesten Schiffsverkehr (circa 400–500 Schiffe pro Tag).

Bei uns gab es um 20 Uhr Flammkuchen mit Speck, Lauch und Zwiebeln, seitdem segeln wir – „platt vorm Laken“ – daher im 2. Reff, damit das Segel nicht so schlägt, mit 5 – 7 Knoten Fahrt durch die Nacht.

Nachtstimmung am Kartentisch
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Eine Antwort zu Im Ärmelkanal angekommen

  1. Dorothee sagt:

    Spannende Phase!! Kommt weiter sicher und gut voran. Liebe Grüße Dorothee ‍♀️

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