Wellendurcheinander

Sonntag 5. Oktober 2025 Tag 8
Baro 1021, wolkig, warm Wind 16 – 24 Knoten, die See 2 – 3 m, Etmal 137

Um sieben Uhr fährt Volker eine Halse, und wir segeln nun auf dem anderen Bug eher ein bisschen nach Südost. In der Nacht hatte der Wind aufgefrischt auf 22 Knoten, plötzlich wurde die Hexe schnell, über elf Knoten Geschwindigkeit über Grund.  Auch nach der Halse bleibt der Wind konstant, wir müssen nur den Windwinkel immer im Auge behalten und gegebenenfalls den Kurs ein wenig korrigieren. Mal drei Grad anluven, mal zwei Grad abfallen, einfach wegschauen geht nicht gut. Deshalb war auch Volker fast die ganze Nacht wach.

Die Wellen sind unangenehm, sie sind hoch und kabbelig, Yoga-Übungen auf einem Bein stehend muss man hier nicht machen, und für mich ist es wieder eine Herausforderung, vom Navitisch zum Kühlschrank zu laufen. So geht das den ganzen Tag. 

Volker wird misstrauisch, weil der Hydrogenerator nicht so viel Strom liefert wie sonst. Also zieht er Schwimmweste an, anders machen das meine Nerven nicht mit, und befreit den Propeller, diesmal von einer Plastikleine.

Zum Abendessen gab es Wraps, mit Hackfleisch, Karotten, Paprika, Zwiebeln, Lauch und Champignons, und diverse Soßen wie Guacemole aus der letzten Avocado und Cornelia’s Special white Mexican Sauce. Dazu einen Salat von Karotten, vom Skipper selbst auf der kleinen Reibe geraspelt. Und auch wieder lecker.

Und wieder kein richtiger Sonnenuntergang

Am Abend lässt der Wind weiter nach und dreht achterlicher, das Wellenbild bleibt konfus. Das Großsegel ruckt am Bullenstander und schlägt krachend wieder zurück, die Geräuschkulisse dabei ist eine Qual. Die Wucht des schlagenden Segels trotz Reff ist enorm. Der Wind lässt immer weiter nach. Der Entschluss ist gefasst. Das Großsegel wird geborgen. Danach fährt die Hexe völlig ruhig durch die nahende Nacht. Wir sind vielleicht anderthalb Knoten langsamer, nur mit der Genua, aber was für ein Unterschied im Geräuschniveau und in den Schiffsbewegungen. Ideale Voraussetzungen für eine weitere, diesmal ruhigere Nacht, auf dem großen und von einem fast vollen Mond hell erleuchteten Atlantik.

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Pizza at Sea

Samstag 4. Oktober 2025, Tag 7
Baro 1025, wolkig, Wind ab 06:00 wechselnd zwischen 6 und 18 Knoten, die See 1 m
Etmal 126

Kurz nach Sonnenaufgang

Nach einer Motornacht haben wir um sechs Uhr die Genua ausgerollt und um acht Uhr werde ich wach, als Volker den Motor anstellt, um das Großsegel zu setzen. Das ziehen wir bis in Reff eins, denn wir haben, wie fast immer auf dieser Fahrt, den Wind von achtern, und mit einem Reff steht das Großsegel ruhiger. Der sehr unbeständige Wind wechselt mit einer Vehemenz die Richtung, dass man mit dem Nachsteuern kaum nachkommt. Außerdem bewegt er sich in der Stärke auch gerne zwischen neun und sechzehn Knoten.

Zum Frühstück gibt es heute selbst gebackene Brötchen, da es heute Abend Pizza geben soll, habe ich den Teig schon gestern Abend gemacht, und im Kühlschrank gehen lassen. Hat prima funktioniert. Als die Frühstücksbrötchen im Ofen waren, hat Volker sich erstmal beschwert, sie seien im zu flach, aber geschmeckt haben sie dann trotzdem.

Der Tag verläuft eher unspektakulär, Kurse korrigieren, Logbuch und Blog schreiben. Manchmal läuft der Motor mit, wenn der Wind eine Pause macht.Wir schlafen immer mal wieder abwechselnd ein bisschen, und zum Abendessen gibt es selbst gebackene Pizza.

Volker schreibt:

Die selbstgemachte Pizza von Cornelia ist natürlich der Megaknaller, knusprig und saftig zugleich, nach Wunsch belegt, für mich Hawaii und dann noch ein Stück klassisch mit Salami und Champignons. Damit habe ich auch meistens keine Lust, im italienischen Restaurant eine Pizza zu bestellen, weil ich sowieso weiß, dass sie in der Regel nicht so gut ist wie Pizza Capitania.

Nochmal eine kleine technische Ausführung für alle Interessierten

Der mit Gas gefüllte Ausgleichsbehälter

Der nochmals modifizierte Wassermacher läuft, als sei er neu. Kein Wunder, es ist ja auch alles neu, außer den Membranen, der 24-Volt-Motor, der 220-Volt-Motor und last but not least die Hochdruckpumpe mit dem Expansionsgefäß. Genau da, bei dem kleinen Expansionsgefäß, das die Funktion hat, kleine Druckschwankungen abzupuffern, saß noch ein Fehler im Detail. Ich ging davon aus, dass die Entsalzungsanlage mit einem Druck. Von 60 Bar arbeitet, deshalb hat der super freundliche Mitarbeiter von Catpumps den Druck auf 60 Bar im Ausdehnungsgefäß eingestellt. Damit hat die Anlage aber nur die Hälfte der Trinkwassermenge, nämlich 50 Liter/h, bei einer kleinen Testfahrt im salzhaltigen Wattenmeer geliefert. Im Original hat das Expansionsgefäß einen Druck von 120 Bar. 

Also habe ich es nochmal ausgebaut und zum Mitarbeiter von Cat Pumps in Idstein mitgenommen, um es wieder auf 120 Bar auffüllen zu lassen und einen neuerlichen Versuch starten zu können. Auffüllen ging leider nicht, da die dafür vorgesehene Hochdruckgasflasche alle war. Dafür gab es ein neues Ausdehnungsgefäß geschenkt. Und genau das war der springende Punkt, oder das hüpfende Komma, der fehlende Baustein. Jetzt entsalzt unsere Entsalzunganlage das Meerwasser wieder wie sie soll. Läuft schnell an, funktioniert ohne Druckschwankungen, wenn sie einmal auf den richtigen Druck eingestellt ist, eben wie neu. Wir sind begeistert. Danke Team Cat Pumps, ihr seid Spitze! 

Die general überholte Heizung springt schneller an als je zuvor, die neue Schubstange des Backbord Autopiloten hält das Schiff allzeit und unter allen Umständen ohne Leckagen auf Kurs, und der fast neue knallbunte Gennaker verbreitet sofort gute Laune, wenn er das Schiff mit seiner schieren Größe von 212 Quadratmetern über den blauen Ozean zieht.

Bei so einer langen Fahrt zahlt sich unser steter Fokus auf den Unterhalt der Hexe wieder einmal aus. Wer will schon unterwegs mit technischen Problemen kämpfen?

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Flautenjoker

Freitag 3. Oktober 2025 Tag 6
Baro 1023, bedeckt, Wind 4 – 6 Knoten aus Nord, die See unter 1 m, Etmal 126 sm

Nach der ruhigen Motornacht folgt ein ebenso ruhiger Motormorgen. Aber: Der heutige Wetterbericht lässt hoffen, angeblich soll ab Mittag der Wind auf nette 10 Knoten, am frühen Abend sogar 12 Knoten, in der Nacht bis 14 Knoten zunehmen, dann werden wir unseren Kurs so anpassen, dass wir mit Gennaker segeln können.

15:40 Uhr: Etwas später als geplant scheint der Wind sich zu stabilisieren, wir starten einen Versuch  mit dem Gennaker. Es ist sehr angenehm, wenn die Motoren schweigen, alles wird plötzlich so friedlich.

Volker hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich gestern vergessen habe zu erwähnen, was es zum Abendessen gab. Und das, obwohl es eine meiner Lieblingsspeisen war: Spaghetti Carbonara (ohne Coca Cola). Heute Abend hatten wir wieder ein fürstliches Mahl, ein großes Steak für Volker, und schottischen Lachs für mich, mit herzigen kleinen Böhnchen, auch das war sehr fein.

Danach bereite ich noch den Teig für die morgige Pizza vor, danach geht es in die Nachtruhe. Obwohl Ruhe zuviel gesagt ist, bei dem weiterhin unbeständigem Wind  muss doch häufig der Kurs angepasst werden.Und wenn wir mit Windsteuerung arbeiten, macht die Fernbedienung uns durch lautes Piepen darauf aufmerksam, dass der Wind sich deutlich gedreht hat und wir winen anderen Kurs steuern als ursprünglich geplant.

Volker:

Es ist Schluss mit der Ruhe an Bord und endlosen Schlafsessions. Der Wind hält uns auf Trab, manchmal durch seine Anwesenheit, ein paar Minuten später durch seine Abwesenheit. Auch die Windrichtungen variieren magisch um bis zu 30 Grad. Die Genua wird ausgerollt, um gleich darauf wieder weggedreht zu werden. Wir segeln für fünf Minuten mit dem Gennaker in die richtige Richtung, der Wind dreht dann plötzlich weg und wir fahren 60 Grad in die falsche Richtung.

Kaum segeln wir mal im Schmetterling, mit nach außen gesetzter Fock, schwupps, schon geht der Wind weg, und die Segel wackeln nur noch unmotiviert in der Gegend rum. Segeln mit dem Autopiloten im Windsteuermodus? Unmöglich, zu schnell springt der Wind um, das Großsegel steht back und ist nur noch vom Bullenstander gesichert, auf der falschen Seite. Zudem sagen alle Wetterberichte, bis auf „mein“ Passageweather.com, zu viel Wind vorher. Die Windanzeige an Bord variiert innerhalb von drei Minuten von sechs auf dreizehn Knoten Windgeschwindigkeit.

Entsprechend langsam kommen wir voran. Wir sind ja nicht in Eile, aber schlagende Segel sind eine Qual für unsere Ohren und Augen. Für die nächsten Tage haben Cornelias Windvorhersagemodelle mal wieder deutlich mehr Wind angekündigt, Pasageweather bleibt bei seinem wenigen Wind.

Und wieder ein wolkiger Sonnenuntergang

An Schlaf ist nur in kleinen Etappen zu denken. Schön ist es auf dem Meer, Segelspaß geht definitiv anders. Irgendwann heute Nacht gegen 02:00 Uhr war dann Schluss mit lustig, alle Segel schnell weggepackt und der Motor hält uns auf Geschwindigkeit.

Hoffentlich hat die Capitania recht mit ihren Modellen….

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Der Autopilot ohne Namen, Tag 5 der Reise zu den Kanaren

Donnerstag 2. Oktober 2025
Baro 1023, sonnig, Wind 12 – 7 – 10 Knoten aus nördlichen Richtungen, Etmal 134

Seit Mitternacht zieht uns die Genua und das Großsegel übers Wasser, total ruhig, das ist sehr entspannt für Skipper und Navigatorin. Nach dem Frühstück wird wieder der Gennaker ausgerollt, bei einem Windwinkel von 135º zieht der am besten trotz eher leichten Windes zwischen sieben und zehn Knoten. Wir haben Glück, tatsächlich gibt es  mehr Wind, zumindest da, wo wir gerade sind, als in allen Voraussagen, PredictWind, ECMWF, GFS, Spire und UKMO angekündigt war. Wir wollen mal nicht meckern und freuen uns über einen Tag mit Gennaker.

Es ist wunderschön warm, wir genießen die Sonne auf dem Vordeck, leider ohne den Besuch von putzigen Delfinen, und glücklicherweise ohne den Besuch von spielenden Walen, die unsere Ruder anknabbern würden. An der portugiesischen Küste haben gestern und heute wieder drei Angriffe in der Nähe von Viano do Castelo stattgefunden, und das sind nur die drei, die registriert wurden. Deshalb versuchen wir auf jeden Fall, einen Abstand von mindestens 70 Meilen von der Küste zu halten, in dieser Entfernung gab es bisher noch keine Angriffe und auch keine Sichtungen.

Die Freude über das angenehme Segeln bei schönem Wind hat leider am frühen Abend ein Ende, denn der Wind geht komplett schlafen, nachdem er sich nicht mehr sicher war, woher er wehen soll. Um 21 Uhr holen wir den neuen Wetterbericht von PredictWind, und der macht aber gar nicht viel Hoffnung. Bis mindestens morgen Abend werden wir unter Motor fahren müssen, und auch danach ist der Wind eher mittelmäßig aus Nord. Das ist für uns aus falscher Richtung, weil er direkt von hinten kommt, und das Segeln dann allerhöchstens mit Spinnaker funktioniert, aber sicher auch nicht schnell ist, und sehr anstrengend, denn man muss auf die kleinste Winddrehung reagieren.

Die Front, die am Abend rings um uns herum aufzieht, macht Volker Hoffnung auf eine windige Nacht, sie zieht aber an uns vorbei.

Es hilft ja nix, auch wenn Volker über den nicht vorhandenen Wind meckert und natürlich ich daran Schuld bin, der Motor muss an, wenn wir weiter kommen wollen. Auf jeden Fall  wird die Nacht entspannt werden, keiner muss nach der korrekten Segelstellung schauen, oder reffen oder ausreffen. Falls uns irgendwelche Schiffe zu nahe kommen, warnen AIS- und Radaralarme so laut, dass man es selbst im Tiefschlaf hören würde.

Volker schreibt:

Aufs Grad genau steuert der Autopilot, virtuelles Segeln nenne ich das, man sitzt vorm Plotterbildschirm und stellt den Kurs zum Wind so ein, dass der Gennaker genügend Druck entwickelt, damit die Hexe gut läuft. Ein Grad nach Backbord, drei Grad nach Steuerbord, fünf Grad nach Backbord, permanent wird der Kurs optimiert. Das Steuersignal für den Autopiloten geht dabei folgenden Weg, über die Eingabetasten am Plotterbildschirm oder über die Fernbedienung des Autopiloten geht die Kurseingabe zum Kurscomputer, der mit seinem Kreiselkompass unter dem hinteren Bett installiert ist. Der Kurscomputer sendet per Kabel ein Signal an den Ruderlagensensor, der achtern im Motorraum direkt mit dem der hydraulischen Schubstange verbunden ist. Der Kolben in der hydraulischen Schubstange bewegt sich und überträgt diese Bewegung auf den Ruderquadranten und damit direkt auf das Ruder. Der gewünschte neue Kurs liegt an.

Beide Autopiloten, egal ob der im Badkbordrumpf oder der im Steuerbordrumpf, arbeiten zuverlässig wie ein ein Uhrwerk und halten unser Schiff sicher und zuverlässig bei allen Wetterbedingungen auf Kurs. Damit das so ist, tauschen wir schon bei kleinsten Undichtigkeiten die Hydraulikzylinder aus, ersetzen Dichtungen, erneuern den Ruderlagensensor und kontrollieren vor längeren Reisen die zahlreichen Halteschrauben der Ruderquadranten. Nur eins tun wir nicht, wie viele andere Segler es machen, wir haben unseren Autopiloten bis jetzt noch keinen Namen gegeben. Auch namenlos erhalten sie viel Andacht und Zuwendung, sie sind der 3. Steuermann an Bord.

Der schwarze Ruderlagensensor. Mit seiner kleinen Schubstange, die rechts auf dem schwarzen Arm sitzt und ebenfalls mit einem von den beiden Armen des Ruderquadranten verbunden ist.
Der aufgeschraubte Ruderquadrant mit seinen beiden Armen, das deutlich hellere runde obere Stahlgebilde ist die Achse vom Ruder selbst. Sie muss kraftschlüssig mit dem Ruderquadrant verbunden sein.
Der Hydraulikzylinder des Autopiloten im Vordergrund, mit seiner Schubstange und im linken hinteren Bildrand dem dazugehörigen Ausgleichsbehälter mit dem Hydrauliköl.
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Tag 4: Die Biscaya liegt hinter uns

Mittwoch 1. Oktober 2025
Baro 1022, Wind NO 4-5, sonnig, warm. die See ca. 1,5 m, Etmal 155,3 sm 

Verkehr bei A Coruña

Die Nacht und den frühen Morgen hat der Wind gut durchgestanden, nach dem Frühstück wird er langsam leichter, wir setzen den Gennaker. Das ist leider eine kurze Freude, es gibt immer weniger Wind und wir fahren nur noch mit 3,5 Knoten. So kommen wir nie nach Lanzarote. Also schiebt mal wieder der Motor mit, heute Nachmittag soll der Wind ja drehen.

Tatsächlich kommt der Wind um 13:30 statt von Backbord von Steuerbord, wir setzen wieder den Gennaker. Bei zwölf Knoten Wind aus 150º fährt die Hexe ruhig ihren Kurs. Um 14:15 Uhr kommt plötzlich ein kleiner Vogel in den Salon geflogen und Volker packt ihn ganz zart und trägt ihn raus, hoffentlich findet er seinen Weg zurück. Er begleitet uns tatsächlich bis zum frühen Abend, gerade habe ich ihm ein Schälchen mit Wasser hingestellt, da war er fortgeflogen. Hoffentlich schafft er es bis zum Land.

Wir essen heute deftig, Volker hat einen Eintopf aus Grünkohl, englischem Sellerie, Fenchel, Kartoffeln und Mettwürstchen gekocht, sehr lecker und sehr nahrhaft. Nur der Grünkohl war eine Herausforderung an die Kaumuskeln. Irgendwie hat der Grünkohl von den Kanalinseln eine andere Konsistenz als daheim.

Am Horizont sind lauter Wolken, sodass es kein schönes Sonnenuntergangsfoto gibt. Aber der restliche Himmel ist klar, bald wird man den Mond sehen, und der soll schon zu 70% zu sehen sein, und immerhin bis Mitternacht unsere Fahrt beleuchten.

Noch steht der Gennaker, noch reicht der Wind, wir probieren jetzt mal aus, wie das ist, wenn unser Autopilot nach dem Wind steuert. Volker hatte sich bisher immer dagegen gewehrt, aber die Maschine macht das wirklich gut, sie behält stets den gleichen Windwinkel bei. Wir müssen nur darauf achten dass wir eingreifen, wenn die Windrichtung sich gravierend ändert, und wir in die falsche Richtung fahren würden. Schau mer mal, wie lange der Wind heute Nacht durchsteht.

Volker schreibt…

Die berüchtigte Biskaya liegt nun hinter uns, und sie war uns mehr als gnädig. Es war unsere 3. Biskayaüberquerung, mit Abstand aber auch die langsamste. Kleine Etmale, wenig Wind aus unterschiedlichen Richtungen, viele Seemeilen mit dem bunten Gennaker. Alles besser als ein Sturm in diesem zu Recht gefürchteten Seegebiet. Wir  beklagen uns nicht über das langsamere Vorankommen und sind froh, dieses Wetterfenster genutzt zu haben. Noch 900 Seemeilen bis Lanzarote liegen vor uns. 

Das Schöne ist, es wird täglich wärmer und für das Leben im Warmen ist der Katamaran wie geschaffen. Mit seinem großen Cockpit und dem enormen Platz auf den Trampolinen und den Außenflächen lädt das Boot geradezu zum Sonnenbaden und Relaxen ein. 

Und leckere Gerichte kochen, wird ohne stampfenden, oder rollenden Untergrund zum Vergnügen. Zudem gibt uns das ruhige Wetter genügend Raum zum stundenlangen Schlafen, wir sind frisch und ausgeruht, als wären wir gerade losgefahren.Was will man mehr?

Ob wir für die Reise zu den Kanaren neun, zehn oder sogar elf Tage brauchen werden, spielt keine Rolle, die Zeit verliert ihre Bedeutung. Es zählt der Tag, das Hier und das Jetzt. Die Freude am Segeln, das Sein auf dem blauen geliebten Atlantik, das funktionierende Schiff, das ist unser Pragmatismus.

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Tag 3 mit Gennaker

Vor Sonnenaufgang

Dienstag 30. September 2025
Baro 1023, bewölkt mit wonnigen Abschnitten, Wind zwischen 9 und 20 Knoten, die See 1,5 – 2 m

Etmal 11:00 122 sm

Die Nacht über mussten wir immer noch mit dem Motor fahren. Ich hab wieder mal bis 06:00 Uhr geschlafen, heute allerdings mit weniger schlechtem Gewissen, denn da ja hier auf dem Ozean fast kein Verkehr ist, kann Volker zwischendurch auch mal 20-30 Minuten am Stück schlafen.

Um neun Uhr kann ich die neuen Wetterberichte holen, es sieht so aus, als hätten wir doch immer mal ein bisschen Wind, allerdings heute bis zum Abend eher so um zehn Knoten. Daher: 09:25 Uhr, wir segeln mit Gennaker! Die Motoren schweigen. 

Rundgang bei Sonnenschein

Der Gennaker bleibt stehen bis nach dem Abendessen, zunächst war es sehr wenig Wind, ständig wechselnd wischen sieben und zehn Knoten, wir mussten dauernd den sehr schwankenden Kurs anpassen. Ab vierzehn Uhr stabilisiert sich der Wind bei 14 Knoten,  es geht mit sieben bis acht Knoten schnell voran. Zum Sonnenuntergang sind es öfter über 15 Knoten Wind, wir rollen das bunte Segel ein, so ist die Nacht ein bisschen entspannter. Mit der Genua muss man nicht dauernd auf jede kleinste Winddrehung reagieren, die steht ruhiger.

So vergeht der dritte Tag unserer atlantischen Reise. Wir schlafen abwechselnd mal ein bisschen, die Wäsche, die heute morgen in die Waschmaschine gekommen war, musste auf- und abgehängt werden, wir sitzen ein bisschen in der Sonne, ich lese ein Kapitel von Tim Sawyer vor, das ich morgen mal an Zoey wegschicken werde.

Um 18 Uhr schaffe ich es tatsächlich, hier von Bord aus an dem Zoom-Yoga-Meeting mit Katja teilzunehmen. Bei Ihr in Maribor ist es so kalt, dass sie heute von drinnen aus die Stunde macht, bei Roisin in Lanzarote hingegen ist es so warm, dass sie sämtliche Fenster offen hat, na und hier an Bord ist es irgendwas mittendrin. Auf jeden Fall angenehmer als im Norden.

Kochkäseschnitzel

Zum Abendessen gibt es heute Schnitzel. Volker klopft schon eifrig, und ich bekomme, mitten auf dem Atlantik, ein Kochkäseschnitzel mit selbst gemachtem Kochkäse (Danke an Leo Strempel vom SC Saar für den Quark!).

Danach wird der Gennaker geborgen, die Genua ausgerollt, wir sind vorbereitet für die Nacht. Auch einen neuen Wetterbericht haben wir geladen, heute Nacht werden wir genug Wind haben, 16 – 20 Knoten schieben uns flott voran. Nachts brennt nur die kleine rote Lampe über dem Kartentisch, nach Einbruch der Dunkelheit begleitet uns für ein paar Stunden das Solar-Flackerlicht, das uns Freundin Sabine in die Karibik mitgebracht hat.

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Am Rande der Biskaya – Tag 2

Montag 29. September 2025
Baro 1025, Wind um 5-8 Knoten aus NNO, leicht bewölkt, die See unter 1 m

Jetzt hab ich doch tatsächlich verschlafen! Eigentlich war ich um halb fünf schon mal im Salon und wollte Volker ablösen, da hat der mich aber wieder ins Bett geschickt. Natürlich habe ich mir daraufhin einen Wecker gestellt, aber nur auf der Uhr. Den habe ich dann geflissentlich überhört, bis ich um Viertel nach sieben aufgewacht bin.

Noch vor sechs Uhr hat Volker den Motor angemacht, der Wind hat zu sehr abgeflaut auf 6-7 Knoten und kommt fast genau von hinten. Es ist traumhaftes Wetter, und im Gegensatz zu den letzten Tagen wird es warm, so wie Volker es die ganze Zeit vorhergesagt hat: „Ab Brest wird es wärmer, und warte mal, wie warm es ab A Coruña wird …“ Nur leider hat der Wind eine große Pause eingelegt, und wir diskutieren, wie und ob es weitergehen soll ab dort.

Jetzt sind wir wieder allein auf dem großen weiten Meer, das wegen der herrschenden Flaute auch total ruhig ist. Mittags und am Nachmittag kommen kleine Delphine, sie sind zunächst auf der Jagd, und später kommen sie zum Spielen am Boot vorbei, das macht immer noch Spaß, die hüpfenden und tauchenden Tiere zu beobachten. 

Flaute

Sonst passiert hier nicht so viel, der Wind ist zu schwach zum Segeln, und er kommt genau von hinten. Angeblich soll das ab Morgen Vormittag besser werden, sagen meine Wetterberichte. Aber es kommen während der nächsten acht bis neun Tage immer wieder mal Flautenzeiten. Also haben wir unsere Dieselvorräte kalkuliert, und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass wir auf jeden Fall fünf Tage, 120 Stunden unter Motor fahren könnten. Das sollte ausreichen, damit wir auch mit dem eher schwachen Wind bis Lanzarote kommen, denn zwischendurch sind angeblich die Windwinkel besser, und die Windgeschwindigkeiten gehen auch hoch. Vamos a ver!

Neben den Delphinen sind am Nachmittag tausende Babys und Kinder von Portugiesischen Galeeren vorbei geschwommen. Selbst wenn die noch nichts tun, man weiß ja nicht, ob vielleicht ein paar erwachsene Aufpasser dabei sind. Also auf keinen Fall mal eben schwimmen gehen, so wie wir das bei Flaute auf dem Weg in die Karibik gemacht haben.

Dank der vielen Motorstunden konnte ich auch eine Maschine Wäsche waschen, und dank der warmen Sonnenstrahlen ist sie auch schnell getrocknet. Und das Wasser war warm zum Duschen! Das Meer ist flach, man spürt nur die atlantische Dünung, die das Boot leicht anhebt und senkt. Und viel Verkehr ist hier auch nicht. Ein paar Frachter sind so weit entfernt, dass man sie trotz guter Sicht nur auf dem AIS sehen kann, am Horizont habe ich sie jedenfalls nur den einen oder anderen gefunden.

Um 18:00 Uhr ist das Barometer um zwei Strich gefallen auf 1023, und zum Sonnenuntergang ziehen  ein paar kleine Wölkchen auf. Bei uns gibt es ein Ribeye für Volker und für mich Lachsfilets mit Kräuterbutter, dazu Salat und Knoblauchbaguette, himmlisch!

Ich habe ein neues Projekt: Ich habe es endlich geschafft, für meine Enkeltochter und mich mal rechtzeitig Karten für das Weihnachtsmärchen im Darmstädter Theater zu erstehen, in früheren Jahren waren die immer so schnell ausverkauft, und bis mir aufgefallen ist, dass es auf Weihnachten zugeht, gab es keine Karten mehr. Dieses Jahr war ich also rechtzeitig und werde mit Zoey in die Abenteuer von Tom Sawyer gehen. Als alte Theatergängerin weiß ich, wie gut es ist, wenn man den Stoff kennt, so werde ich für Zoey das Buch vorlesen und ihr die Dateien schicken, damit sie sie auf ihrer Toniebox hören kann. Aber dazu muss ich mich erstmal mit ein paar neuen Programmen befassen, wenn es halbwegs perfekt sein soll.

Während Volker noch einmal schlafen kann, bevor ich zu Bett gehe, lerne ich alles über Sprachmemos, wie man sie in dem Programm verarbeitet, bearbeitet, Teile raus schneidet oder einfügt, und wie man mehrere Aufnahmen, dann allerdings in einem anderen Programm, IMovie, zusammen schneiden kann.

Während wir so durch die Nacht fahren, hat sich draußen der schönste Sternenhimmel entwickelt, und begleitet uns durch die klare Nacht.

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Guernsey ade!

Sonntag 28. September 2025
St. Peter Port, Guernsey 10:00
Baro 1020, Wind um 4 Knoten SSW, Nieselregen, schlechte Sicht
Motoren BB 191, SB 190, Logge 7800, 27.09. 309 l roten Diesel getankt

Um zehn Uhr legen wir ab, denn ob wir nun im Hafen weiter rumsitzen oder auf dem Wasser langsam motoren, ist ja eigentlich egal. Also sind wir unterwegs. Es ist nicht schön auf dem Wasser, zuerst fängt es an zu nieseln, dann kommt dichter Nebel. Um zwölf Uhr wird es über der Insel ein bisschen heller.

Um 12:00 Uhr kommt der Wind, zuerst aus wechselnden Richtungen mit 9-11 Knoten, dann stabilisiert er sich bei 15 Knoten aus 10º, also Nordwind. Nachdem Volker erst leise und laut murmelnd Überlegungen angestellt hat, welches Vorsegel wir demnächst verwenden wollen, ist nun die Entscheidung einfach, wir bleiben bei der Genua. Jetzt ist auch die Strömung gekippt, wir haben keinen Gegenstrom mehr und fahren mit acht bis neun Knoten Geschwindigkeit. Das nimmt immer weiter zu, der Wind sowie die Strömung, und wir erreichen bei 20 Knoten Wind bei einem Windwinkel von 120º tatsächlich mehr als zwölf Knoten über Grund.

Am Nachmittag ist das Barometer auf 1023 gestiegen, der Wind hat leicht abgeflaut auf 12- 15 später 10 – 11 Knoten, dafür ist der Einfallswinkel spitzer, und, obwohl die Gezeit jetzt um 20:40 gekentert ist, fahren wir immer noch mit über sieben Knoten über Grund.

Ach Du Schreck! Wir wollen ja zu Abend essen, haben aber gar nichts aufgetaut!, Na gut, da muss noch ein bisschen gewartet werden, die Slavinken, mit Speck ummantelte Hackfleischrollen, erwärmen sich schnell in den letzten Sonnenstrahlen, um 19 Uhr gibt es diese mit Zwiebelsoße, Salzkartoffeln und Butterkarotten. Lecker wie immer.

Die steinige bretonische Küste mit ihren Gefahrenzeichen

22:30 Uhr: Es ist schon gigantisch, wir segeln entlang der bretonischen Küste mit ihren zahlreichen steinigen Untiefen, und halten uns schon weit draußen. Trotzdem ist es mega spannend, links, in 210º, blinkt der Leuchtturm der Ile vierge, Jungfraueninsel (?), weiß alle fünf Sekunden, in 230º blitzt das Westkardinalzeichen „Lizen Ven“, das auf die Untiefe daneben aufmerksam machen soll, und dann kommt von links auch noch ein Fischer angepest, die „Etoile d’Arvor“, der es sehr eilig hat, und offensichtlich noch nicht oder nicht mehr beim Fischen ist. Vor einer halben Stunde lag ein Nordkardinalzeichen auf unserer Route, sie alle haben bretonische Namen, dieses hier z.B. „Aman ar Ross“, was immer das bedeuten soll. Eines liegt noch vor uns, diesmal kein typisch bretonischer Name, „Grande Basse de Portsall“, ist wieder ein Westzeichen,  also neun weiße Blitze alle 15 Sekunden. Danach entfernen wir uns weiter vom Land und seinen steinigen Ausläufern, die Navigatorin kann entspannen, bis sie abgelöst wird.

Ein schicker schneller Trimeran, “Viabilis”, ein Solo-Segler, kommt – ohne Vorfahrt zu haben – auf uns zu, die ganze Zeit auf Kollisionskurs, ich rufe ihn über Funk, erhalte zwar keine Antwort, aber er ändert seinen Kurs. Um 23:30 segeln wir ganz nah an der Segelyacht Giulia vorbei, sie fährt nur mit Vorsegel und ist daher deutlich langsamer als wir. Es kommt noch ein Boot auf uns zu, dass kein AIS hat, aber Volker hat es gesehen, und die letzte Kardinalboje ist auch vorbei, jetzt muss ich ins Bett. Volker hat am Tag zwei Stündchen geschlafen, er übernimmt jetzt die Wache.

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Juwel?

Eine nicht nur touristische Sparte auf Guernsey ist der Verkauf von Goldschmuck und Diamanten in einer der zahlreichen Jeweleries. Guernsey ist das, was man gemeinhin als Steuerparadies bezeichnet, alles ist Duty Free, also Mehrwertsteuerfrei, es gibt auch keine Steuern auf Kapitaltransaktionen oder Immobilien und das gilt für alle Kanalinseln. 

Der Yachthafen für Besucher heißt Viktoria Marina und liegt mitten in der Stadt St. Peter Port. Der super freundliche Hafenservice weißt die Plätze zu und regelt die Einfahrt in den Hafen, die rund drei Stunden vor und nach Hochwasser möglich ist. Ein Drempel bewahrt das innere Hafenbecken vorm Austrocknen bei Niedrigwasser. Der Gezeitenhub ist mit sechs Metern imposant. Wir kamen Donnerstag Abend in St. Peter Port an. 

Kunstvoll dekoriertes Dessert

Nachdem wir uns alle ein bisschen Landfein gemacht haben, ging es auf eine Besichtigungstour durch die quirlige Innenstadt. Direkt im Anschluss liefen wir  steil bergauf in  das gut bewertete Restaurant mit britischen Gerichten „Pickled Pig“, zum herbeigesehnten und wohlverdienten Pint Bier und Abendessen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und das Essen war wirklich herausragend gut. Ich hatte einen traditionellen Homemade Pie und Matthijs und Cornelia erfreuten sich an ihrem Fischcurry. Es folgte zur Feier des Tages noch ein Dessert, beim Segeln werden ja so viele Kalorien verbraucht. Danach gab es noch einen kleinen Schlummerdrink an Bord, und wir ließen die Eindrücke der bisherigen Segelreise Revue passieren.

Am nächsten Morgen erhielt die Hexe ihre wohlverdiente Süßwasserdusche, während Cornelia ein Waschprogramm startete und Matthijs die neue Dirk mit einem Spleiß versah. Nach dem Frühstück zogen wir die neue Dirk in den Mast ein, dann war es für Matthijs schon an der Zeit abzumustern Sein Rückflug ging über England nach Amsterdam. Die Kanalinseln sind  mit Turboprop-Propellermaschinen und Fähren mit dem Festland verbunden.

Den Rest des Tages haben wir mit einem Besuch in einem typisch englischen Supermarkt verbracht, ausgiebig Schlaf nachgeholt und abends einen Film aus der Mediathek angeguckt. 

Am nächsten Morgen war ich dabei, Trinkwasser in den Tank einzufüllen, da piepste auf einmal der Bilgenalarm laut los, ich rannte schnell zum Einfüllstutzen und stellte das Wasser ab. Was war geschehen? Der Borddurchlass von der Tankentlüftung war wegen Alterung durch UV-Strahlung unbemerkt innen abgebrochen, und als der Wassertank voll war, ist das nachströmende Wasser, anstelle aus dem Überlauf abzulaufen, in den Motorraum geplätschert. Eben bis die Bilgenpumpe anlief, und mit ihr der Alarm losging. Nix Dramatisches, es wurde provisorisch mit einem Stückchen Tape abgedeckt. Cornelia hat schon einen neuen Borddurchlass bestellt, weil ausgerechnet die benötigte Größe sich nicht in unserem Ersatzteilsortiment befindet. Man kann ja nicht alles mit rum schleppen! 

Nach Rücksprache mit dem Hafenmeister  haben wir kurz darauf fix abgelegt und sind schnell mit dem Kat zur Tankstelle gefahren, um sämtliche Reservekanister und die beiden Haupttanks des Bootes voll zu tanken, um anschließend wieder zu unserem Liegeplatz zurück zu kehren.

Danach habe ich noch eine offene Naht am Großsegel nachgenäht und schon war es Zeit, mit der Capitania im Schlepptau zur Bushaltestelle zu sprinten.  Da stand schon die Linie 91 parat, die uns einmal komplett, mit einem Zwischenstopp beim Wrackmuseum, um Guernsey herum kutschieren wird. 

Das Wrackmuseum liegt in einem Fort, dem Fort Grey, in einer malerischen Felsenbucht, in der zahlreiche Schiffe gestrandet und gesunken sind, und die Ölbohrplattform Orion eine Grundberührung hatte und evakuiert werden musste. Das kleine Wrackmuseum ist wirklich einen Besuch wert, und an dieser Stelle muss ich mal die Freundlichkeit der Inselbewohner anhand von drei kleinen Beispielen preisen. 

Busticket

Beispiel 1
Die Kreditkarte von Matthijs funktionierte nicht sofort, als er sein Busticket zum Flughafen bezahlen wollte. Sofort sprang ihm ein anderer Passagier mit seiner Bezahlkarte zur Hand und wollte das Ticket für ihn kaufen. Gerade da tat es seine Kreditkarte dann doch.

Beispiel 2
Wir steigen in den Bus ein, die Kreditkarte funktionierte wie im zuvor genannten Beispiel auch nicht. Der Busfahrer kauft das Ticket für uns mit seiner Kreditkarte, denn bares nimmt er nicht. Nur dann privat. Bei der Rückfahrt hat es glücklicherweise funktioniert.

Beispiel 3
Wir steigen am Wrackmuseum aus, laufen zum Ticketschalter, der freundliche Mitarbeiter weist uns darauf hin, dass man nicht mit der Kreditkarte die Eintrittstickets kaufen kann. Wir haben leider keine englischen Pfund mehr dabei. Macht aber nichts, er lässt uns ins Museum rein und meint, dass wir dann nach dem Besuch die Tickets im Schmuckgeschäft hinter dem Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite kaufen können. 

Und jetzt noch ein paar Worte zu den Landschaften:
Das Inland von Guernsey erinnert  schon sehr an England, sanfte Hügel wechseln sich mit Feldern und parkähnlichen Gärten ab. Die Küste ist geprägt von Stein und riesigen Sandbuchten, die sehr an die Bretagne erinnern. Die schönen Orte mit ihren alten Steinhäusern ducken sich teilweise hinter steinerne Deiche, fast alle Häuser haben französische Namen. 

Bewährtes ist ja so gut und  mit Neuem steigt das Risiko der Enttäuschung, nach dem Motto sind wir gestern Abend wieder zum Pickled Pig. (Außerdem war es Samstag und viele Restaurants ausgebucht.) Ich hatte demzufolge das Gleiche wie davor bestellt, die Capitania hatte eine hervorragende, langsam geschmorte Lammkeule. Guernsey ist in der Tat, unserem Empfinden nach, ein echtes Juwel, und wir hoffen, dass wir im folgenden Jahr der Insel wieder einen Besuch abstatten können.

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Im Englischen Kanal

Mittwoch 24. September 2025
Baro 1025, leicht bewölkt bis bewölkt, Wind um 6 – 7  Bft.
Nieuwport 10:35, Etmal um 10:45 175 sm

Die Windmühlen am Hafen von Nieuwpoort

Nach einem Besuch auf der Excess 14 „Geronimo“ von Corinna und Rainer verlassen wir den Hafen von Nieuwpoort. Unter der Genua allein geht es los Richtung Calais. Die Gezeit geht noch mit, wir er reichen immer wieder zehn bis zwölf Knoten Fahrt, das nutzen wir aus, um Strecke zu machen.

Um 12:40 wird das Großsegel in Reff 2 gesetzt, und so hangeln wir uns entlang der Bojen in dem schmalen Fahrwasser nach Calais. Es ist eigentlich ein gemütliches Segeln, nur dass Volker (und die Hexe) diese Vorwindkurse gar nicht leiden können. Seit mittags sind auch die Wellen viel ruhiger, das ganz wilde Gewackel hat sich gelegt. Aber wir sind unglaublich schnell, selbst bei Gegenstrom surft die Hexe manchmal mit neun Knoten auf den Wellen, und als die Strömung wieder mit uns geht, sehen wir öfter mal 12 oder sogar 13 Knoten Geschwindigkeit über Grund.

Um 19 Uhr gibt es Essen, heute Spaghetti bolognese, wieder sehr lecker. Jetzt brauchen wir auch unser Starlink, denn nun befinden wir uns außerhalb der terrestrischen Netzabdeckung des Mobilfunks. Wir haben in den Einstellungen der Starlink-App das kleine Häckchen bei der Datennutzung gesetzt, was besagt, dass wir Daten auch auf dem Meer empfangen können, pro Gigabyte für 2,65€. Perfekt!

Sunset

Um 22:15 schlafen meine beiden Herren, der eine hat sich ins Bett verabschiedet, der andere ist auf dem Sofa eingeschlafen, ich versuche, den Überblick zu behalten. Ich sehe ganz viele Fischer auf dem Radar, aber vorhin ist einer an uns vorbei gefahren, der hatte offensichtlich kein AIS an, den hatte ich daher nicht auf dem Schirm, nur plötzlich fuhr ein hell erleuchtetes Boot an uns vorbei.

Mit Wind um zwanzig Knoten und leider wieder konfusen Wellenbildern geht das die Nacht durch, Volker wacht auf, ich gehe schlafen, Matthijs löst Volker ab, um 03:00 Uhr löse ich Matthijs ab, um 05:00 schickt der inzwischen erwachte Volker mich ins Bett. Um Viertel nach sieben  wache ich auf weil die Hexe auf über 15 Knoten Geschwindigkeit beschleunigt. Kurz danach kommt auch Mattijs kommt hoch, der Kaffeegeruch hat ihn bestimmt gelockt.

Eine Fähre von Portsmouth nach Southampton kreuzt nah vorm Bug

Der Wind bleibt wieder beständig zwischen 20 und 24 Knoten, allerdings ist nun der Windwinkel besser, ungefähr 130 Grad, wir kommen gut voran, nur die Wellen bleiben kabbelig. Aber als wir an Cherbourg vorbei sind und in die Landabdeckung kommen, wird die See plötzlich ganz ruhig. Auch der Wind hat nachgelassen, aber hier ist so viel Strom, der momentan glücklicherweise mit uns geht, dass wir trotzdem noch gut voran kommen.  

Auf einmal ist das Leben viel einfacher, ich habe gemerkt, wie ich plötzlich entspannt war. Ich hatte mich hingelegt, um ein bisschen verlorenen Nachtschlafs nachzuholen, konnte aber nicht gut einschlafen, es wackelte so sehr und durch die kurzen Wellen war es auch laut im Boot. Doch dann dauerte es keine fünf Minuten und ich war fest eingeschlafen. Und auch nach dem Aufwachen ist es wunderbar, ich muss mich nicht bei jedem Schritt festhalten, kann auch einfach eine volle Teetasse zum Tisch tragen. Wind und Strömung lassen uns doch gut vorankommen, wir segeln zwischen sieben und neun Knoten, mit der Strömung, es fühlt sich fast so an, als ob wir bei leichtem Wellengang vor Anker lägen.

Wir müssen auch nicht zu schnell fahren, denn wir können erst ab 18:33 Guernsey Zeit, für uns also 19:33 Uhr, in die Marina fahren, denn an der Einfahrt befindet sich eine Barre, die man nur drei Stunden vor und nach Hochwasser überfahren kann. Hauptsache, wir sitzen bis 20 Uhr im Pub!

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