Guernsey ade!

Sonntag 28. September 2025
St. Peter Port, Guernsey 10:00
Baro 1020, Wind um 4 Knoten SSW, Nieselregen, schlechte Sicht
Motoren BB 191, SB 190, Logge 7800, 27.09. 309 l roten Diesel getankt

Um zehn Uhr legen wir ab, denn ob wir nun im Hafen weiter rumsitzen oder auf dem Wasser langsam motoren, ist ja eigentlich egal. Also sind wir unterwegs. Es ist nicht schön auf dem Wasser, zuerst fängt es an zu nieseln, dann kommt dichter Nebel. Um zwölf Uhr wird es über der Insel ein bisschen heller.

Um 12:00 Uhr kommt der Wind, zuerst aus wechselnden Richtungen mit 9-11 Knoten, dann stabilisiert er sich bei 15 Knoten aus 10º, also Nordwind. Nachdem Volker erst leise und laut murmelnd Überlegungen angestellt hat, welches Vorsegel wir demnächst verwenden wollen, ist nun die Entscheidung einfach, wir bleiben bei der Genua. Jetzt ist auch die Strömung gekippt, wir haben keinen Gegenstrom mehr und fahren mit acht bis neun Knoten Geschwindigkeit. Das nimmt immer weiter zu, der Wind sowie die Strömung, und wir erreichen bei 20 Knoten Wind bei einem Windwinkel von 120º tatsächlich mehr als zwölf Knoten über Grund.

Am Nachmittag ist das Barometer auf 1023 gestiegen, der Wind hat leicht abgeflaut auf 12- 15 später 10 – 11 Knoten, dafür ist der Einfallswinkel spitzer, und, obwohl die Gezeit jetzt um 20:40 gekentert ist, fahren wir immer noch mit über sieben Knoten über Grund.

Ach Du Schreck! Wir wollen ja zu Abend essen, haben aber gar nichts aufgetaut!, Na gut, da muss noch ein bisschen gewartet werden, die Slavinken, mit Speck ummantelte Hackfleischrollen, erwärmen sich schnell in den letzten Sonnenstrahlen, um 19 Uhr gibt es diese mit Zwiebelsoße, Salzkartoffeln und Butterkarotten. Lecker wie immer.

Die steinige bretonische Küste mit ihren Gefahrenzeichen

22:30 Uhr: Es ist schon gigantisch, wir segeln entlang der bretonischen Küste mit ihren zahlreichen steinigen Untiefen, und halten uns schon weit draußen. Trotzdem ist es mega spannend, links, in 210º, blinkt der Leuchtturm der Ile vierge, Jungfraueninsel (?), weiß alle fünf Sekunden, in 230º blitzt das Westkardinalzeichen „Lizen Ven“, das auf die Untiefe daneben aufmerksam machen soll, und dann kommt von links auch noch ein Fischer angepest, die „Etoile d’Arvor“, der es sehr eilig hat, und offensichtlich noch nicht oder nicht mehr beim Fischen ist. Vor einer halben Stunde lag ein Nordkardinalzeichen auf unserer Route, sie alle haben bretonische Namen, dieses hier z.B. „Aman ar Ross“, was immer das bedeuten soll. Eines liegt noch vor uns, diesmal kein typisch bretonischer Name, „Grande Basse de Portsall“, ist wieder ein Westzeichen,  also neun weiße Blitze alle 15 Sekunden. Danach entfernen wir uns weiter vom Land und seinen steinigen Ausläufern, die Navigatorin kann entspannen, bis sie abgelöst wird.

Ein schicker schneller Trimeran, “Viabilis”, ein Solo-Segler, kommt – ohne Vorfahrt zu haben – auf uns zu, die ganze Zeit auf Kollisionskurs, ich rufe ihn über Funk, erhalte zwar keine Antwort, aber er ändert seinen Kurs. Um 23:30 segeln wir ganz nah an der Segelyacht Giulia vorbei, sie fährt nur mit Vorsegel und ist daher deutlich langsamer als wir. Es kommt noch ein Boot auf uns zu, dass kein AIS hat, aber Volker hat es gesehen, und die letzte Kardinalboje ist auch vorbei, jetzt muss ich ins Bett. Volker hat am Tag zwei Stündchen geschlafen, er übernimmt jetzt die Wache.

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Juwel?

Eine nicht nur touristische Sparte auf Guernsey ist der Verkauf von Goldschmuck und Diamanten in einer der zahlreichen Jeweleries. Guernsey ist das, was man gemeinhin als Steuerparadies bezeichnet, alles ist Duty Free, also Mehrwertsteuerfrei, es gibt auch keine Steuern auf Kapitaltransaktionen oder Immobilien und das gilt für alle Kanalinseln. 

Der Yachthafen für Besucher heißt Viktoria Marina und liegt mitten in der Stadt St. Peter Port. Der super freundliche Hafenservice weißt die Plätze zu und regelt die Einfahrt in den Hafen, die rund drei Stunden vor und nach Hochwasser möglich ist. Ein Drempel bewahrt das innere Hafenbecken vorm Austrocknen bei Niedrigwasser. Der Gezeitenhub ist mit sechs Metern imposant. Wir kamen Donnerstag Abend in St. Peter Port an. 

Kunstvoll dekoriertes Dessert

Nachdem wir uns alle ein bisschen Landfein gemacht haben, ging es auf eine Besichtigungstour durch die quirlige Innenstadt. Direkt im Anschluss liefen wir  steil bergauf in  das gut bewertete Restaurant mit britischen Gerichten „Pickled Pig“, zum herbeigesehnten und wohlverdienten Pint Bier und Abendessen. Wir wurden sehr freundlich empfangen und das Essen war wirklich herausragend gut. Ich hatte einen traditionellen Homemade Pie und Matthijs und Cornelia erfreuten sich an ihrem Fischcurry. Es folgte zur Feier des Tages noch ein Dessert, beim Segeln werden ja so viele Kalorien verbraucht. Danach gab es noch einen kleinen Schlummerdrink an Bord, und wir ließen die Eindrücke der bisherigen Segelreise Revue passieren.

Am nächsten Morgen erhielt die Hexe ihre wohlverdiente Süßwasserdusche, während Cornelia ein Waschprogramm startete und Matthijs die neue Dirk mit einem Spleiß versah. Nach dem Frühstück zogen wir die neue Dirk in den Mast ein, dann war es für Matthijs schon an der Zeit abzumustern Sein Rückflug ging über England nach Amsterdam. Die Kanalinseln sind  mit Turboprop-Propellermaschinen und Fähren mit dem Festland verbunden.

Den Rest des Tages haben wir mit einem Besuch in einem typisch englischen Supermarkt verbracht, ausgiebig Schlaf nachgeholt und abends einen Film aus der Mediathek angeguckt. 

Am nächsten Morgen war ich dabei, Trinkwasser in den Tank einzufüllen, da piepste auf einmal der Bilgenalarm laut los, ich rannte schnell zum Einfüllstutzen und stellte das Wasser ab. Was war geschehen? Der Borddurchlass von der Tankentlüftung war wegen Alterung durch UV-Strahlung unbemerkt innen abgebrochen, und als der Wassertank voll war, ist das nachströmende Wasser, anstelle aus dem Überlauf abzulaufen, in den Motorraum geplätschert. Eben bis die Bilgenpumpe anlief, und mit ihr der Alarm losging. Nix Dramatisches, es wurde provisorisch mit einem Stückchen Tape abgedeckt. Cornelia hat schon einen neuen Borddurchlass bestellt, weil ausgerechnet die benötigte Größe sich nicht in unserem Ersatzteilsortiment befindet. Man kann ja nicht alles mit rum schleppen! 

Nach Rücksprache mit dem Hafenmeister  haben wir kurz darauf fix abgelegt und sind schnell mit dem Kat zur Tankstelle gefahren, um sämtliche Reservekanister und die beiden Haupttanks des Bootes voll zu tanken, um anschließend wieder zu unserem Liegeplatz zurück zu kehren.

Danach habe ich noch eine offene Naht am Großsegel nachgenäht und schon war es Zeit, mit der Capitania im Schlepptau zur Bushaltestelle zu sprinten.  Da stand schon die Linie 91 parat, die uns einmal komplett, mit einem Zwischenstopp beim Wrackmuseum, um Guernsey herum kutschieren wird. 

Das Wrackmuseum liegt in einem Fort, dem Fort Grey, in einer malerischen Felsenbucht, in der zahlreiche Schiffe gestrandet und gesunken sind, und die Ölbohrplattform Orion eine Grundberührung hatte und evakuiert werden musste. Das kleine Wrackmuseum ist wirklich einen Besuch wert, und an dieser Stelle muss ich mal die Freundlichkeit der Inselbewohner anhand von drei kleinen Beispielen preisen. 

Busticket

Beispiel 1
Die Kreditkarte von Matthijs funktionierte nicht sofort, als er sein Busticket zum Flughafen bezahlen wollte. Sofort sprang ihm ein anderer Passagier mit seiner Bezahlkarte zur Hand und wollte das Ticket für ihn kaufen. Gerade da tat es seine Kreditkarte dann doch.

Beispiel 2
Wir steigen in den Bus ein, die Kreditkarte funktionierte wie im zuvor genannten Beispiel auch nicht. Der Busfahrer kauft das Ticket für uns mit seiner Kreditkarte, denn bares nimmt er nicht. Nur dann privat. Bei der Rückfahrt hat es glücklicherweise funktioniert.

Beispiel 3
Wir steigen am Wrackmuseum aus, laufen zum Ticketschalter, der freundliche Mitarbeiter weist uns darauf hin, dass man nicht mit der Kreditkarte die Eintrittstickets kaufen kann. Wir haben leider keine englischen Pfund mehr dabei. Macht aber nichts, er lässt uns ins Museum rein und meint, dass wir dann nach dem Besuch die Tickets im Schmuckgeschäft hinter dem Café auf der gegenüberliegenden Straßenseite kaufen können. 

Und jetzt noch ein paar Worte zu den Landschaften:
Das Inland von Guernsey erinnert  schon sehr an England, sanfte Hügel wechseln sich mit Feldern und parkähnlichen Gärten ab. Die Küste ist geprägt von Stein und riesigen Sandbuchten, die sehr an die Bretagne erinnern. Die schönen Orte mit ihren alten Steinhäusern ducken sich teilweise hinter steinerne Deiche, fast alle Häuser haben französische Namen. 

Bewährtes ist ja so gut und  mit Neuem steigt das Risiko der Enttäuschung, nach dem Motto sind wir gestern Abend wieder zum Pickled Pig. (Außerdem war es Samstag und viele Restaurants ausgebucht.) Ich hatte demzufolge das Gleiche wie davor bestellt, die Capitania hatte eine hervorragende, langsam geschmorte Lammkeule. Guernsey ist in der Tat, unserem Empfinden nach, ein echtes Juwel, und wir hoffen, dass wir im folgenden Jahr der Insel wieder einen Besuch abstatten können.

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Im Englischen Kanal

Mittwoch 24. September 2025
Baro 1025, leicht bewölkt bis bewölkt, Wind um 6 – 7  Bft.
Nieuwport 10:35, Etmal um 10:45 175 sm

Die Windmühlen am Hafen von Nieuwpoort

Nach einem Besuch auf der Excess 14 „Geronimo“ von Corinna und Rainer verlassen wir den Hafen von Nieuwpoort. Unter der Genua allein geht es los Richtung Calais. Die Gezeit geht noch mit, wir er reichen immer wieder zehn bis zwölf Knoten Fahrt, das nutzen wir aus, um Strecke zu machen.

Um 12:40 wird das Großsegel in Reff 2 gesetzt, und so hangeln wir uns entlang der Bojen in dem schmalen Fahrwasser nach Calais. Es ist eigentlich ein gemütliches Segeln, nur dass Volker (und die Hexe) diese Vorwindkurse gar nicht leiden können. Seit mittags sind auch die Wellen viel ruhiger, das ganz wilde Gewackel hat sich gelegt. Aber wir sind unglaublich schnell, selbst bei Gegenstrom surft die Hexe manchmal mit neun Knoten auf den Wellen, und als die Strömung wieder mit uns geht, sehen wir öfter mal 12 oder sogar 13 Knoten Geschwindigkeit über Grund.

Um 19 Uhr gibt es Essen, heute Spaghetti bolognese, wieder sehr lecker. Jetzt brauchen wir auch unser Starlink, denn nun befinden wir uns außerhalb der terrestrischen Netzabdeckung des Mobilfunks. Wir haben in den Einstellungen der Starlink-App das kleine Häckchen bei der Datennutzung gesetzt, was besagt, dass wir Daten auch auf dem Meer empfangen können, pro Gigabyte für 2,65€. Perfekt!

Sunset

Um 22:15 schlafen meine beiden Herren, der eine hat sich ins Bett verabschiedet, der andere ist auf dem Sofa eingeschlafen, ich versuche, den Überblick zu behalten. Ich sehe ganz viele Fischer auf dem Radar, aber vorhin ist einer an uns vorbei gefahren, der hatte offensichtlich kein AIS an, den hatte ich daher nicht auf dem Schirm, nur plötzlich fuhr ein hell erleuchtetes Boot an uns vorbei.

Mit Wind um zwanzig Knoten und leider wieder konfusen Wellenbildern geht das die Nacht durch, Volker wacht auf, ich gehe schlafen, Matthijs löst Volker ab, um 03:00 Uhr löse ich Matthijs ab, um 05:00 schickt der inzwischen erwachte Volker mich ins Bett. Um Viertel nach sieben  wache ich auf weil die Hexe auf über 15 Knoten Geschwindigkeit beschleunigt. Kurz danach kommt auch Mattijs kommt hoch, der Kaffeegeruch hat ihn bestimmt gelockt.

Eine Fähre von Portsmouth nach Southampton kreuzt nah vorm Bug

Der Wind bleibt wieder beständig zwischen 20 und 24 Knoten, allerdings ist nun der Windwinkel besser, ungefähr 130 Grad, wir kommen gut voran, nur die Wellen bleiben kabbelig. Aber als wir an Cherbourg vorbei sind und in die Landabdeckung kommen, wird die See plötzlich ganz ruhig. Auch der Wind hat nachgelassen, aber hier ist so viel Strom, der momentan glücklicherweise mit uns geht, dass wir trotzdem noch gut voran kommen.  

Auf einmal ist das Leben viel einfacher, ich habe gemerkt, wie ich plötzlich entspannt war. Ich hatte mich hingelegt, um ein bisschen verlorenen Nachtschlafs nachzuholen, konnte aber nicht gut einschlafen, es wackelte so sehr und durch die kurzen Wellen war es auch laut im Boot. Doch dann dauerte es keine fünf Minuten und ich war fest eingeschlafen. Und auch nach dem Aufwachen ist es wunderbar, ich muss mich nicht bei jedem Schritt festhalten, kann auch einfach eine volle Teetasse zum Tisch tragen. Wind und Strömung lassen uns doch gut vorankommen, wir segeln zwischen sieben und neun Knoten, mit der Strömung, es fühlt sich fast so an, als ob wir bei leichtem Wellengang vor Anker lägen.

Wir müssen auch nicht zu schnell fahren, denn wir können erst ab 18:33 Guernsey Zeit, für uns also 19:33 Uhr, in die Marina fahren, denn an der Einfahrt befindet sich eine Barre, die man nur drei Stunden vor und nach Hochwasser überfahren kann. Hauptsache, wir sitzen bis 20 Uhr im Pub!

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Morgens früh um sechs fährt die kleine Hex

Dienstag 23. September 2025
Ijmuiden 06:00 – 22:15 Nieuwpoort, 108 sm
Baro 1025, mäßig bewölkt, nicht ganz so kühl

Der Versuch zu bezahlen

Pünktlich um sechs Uhr verlassen wir die Seaport Marina, ohne das Liegegeld bezahlt zu haben. Das war nicht unsere Absicht, sondern der Technik der neuen IMarina-App geschuldet. Brav habe ich nach Ankunft den QR-Code an unserem Liegeplatz gescannt, dann landet man auf der Seite der Marina, versuche zu bezahlen, aber da bekomme ich die Meldung, es sei momentan kein Liegeplatz für uns frei. Wir liegen aber genau an dem Platz, an dem ich den entsprechenden QR-Code scannen konnte. Und der Platz ist auch wirklich groß genug für uns. Na gut, dann werden wir die 107 € eben im nächsten Restaurant „verfressen“. (Nachtrag: Am nächsten Tag kam eine Rechnung per Mail, verstecken geht nicht mehr so gut in Zeiten von Internet und AIS, das war ja auch gar nicht unsere Intention.)

Der Gennaker steht

Es ist wenig Wind, 10-14 Knoten, aber genau von hinten, und es steht noch eine unangenehme Welle von dem Nordwind der letzten Wochen. Nach einer Weile motoren jedoch setzen Volker und Matthijs den Gennaker, und wir kreuzen vor dem Wind mit sieben bis acht Knoten Geschwindigkeit.

Dann lässt der Wind immer weiter nach, von hinten kommen deutlich Regengebiete heran, das bunte Segel wird eingerollt und ein Motor schiebt uns nach Südwest. Zu einer ganz ungewöhnlichen Zeit, um zehn Uhr, frühstücken wir bereits, danach scheint wieder die Sonne und der Wind hat erneut aufgefrischt. Wir fahren zwischen 8,5 und über zehn Knoten, noch fünf Meilen bis Hoek van Holland. 

Wellen

So geht das den ganzen Tag, mal mehr, mal weniger Wind, mal Gennaker, mal Genua, mal Motor. An der Maasmündung und vor Vlissingen müssen wir höllisch aufpassen, es ist unglaublich viel Schiffsverkehr, große Frachter, Windmühlenplattform- und Bohrplattformversorger preschen mit über 20 Knoten heran und befinden sich auf Kollisionskurs zu unserer Hexe. Einer nach dem anderen.

Anschließend bekommen wir eine kurze Pause, bis es vor Zeebrugge schon wieder sehr wuselig wird. Und dann frischt auch der Wind wieder auf, die Motoren werden ausgestellt und wir segeln, nur mit Großsegel sind wir manchmal deutlich über 12 Knoten schnell. Gigantisch! Zum Abendessen gibt es heute Fajitas mit leckerem Rindfleisch, Gemüse und Saucen. Mit dem vielen Wind – zum Teil über 20 Knoten – sind die Schiffsbewegungen unruhiger und das Tischdecken oder Abspülen wird zu einer Art Seiltanz für mich.

Unser heutiges Ziel ist Nieuwoort, Volker hat schon einen Platz im Hafen reserviert. Noch ein Schreck in der Einfahrt: Ausnahmsweise stehe ich am Ruder und hätte doch beinahe das Boot auf Grund gefahren. Ich hatte es schon in den Schlick gesetzt, kam aber nochmal raus, danach musste ich auch nicht mehr steuern. (Beim nächsten Mal muss ich wahrscheinlich die Bilgen putzen oder Rost klopfen!) 

Unser reservierter Liegeplatz beim Segelverein von Nieuwpoort ist besetzt, was nun? Es ist eine stockdunkle Nacht und die Häfen sind auch nicht gerade üppig beleuchtet. Aber Volker steuert das Boot souverän durch die verwinkelten Hafengassen, bis wir bei dem Segelclub von der Luftwaffe, dem WSKLuM, einen Platz am Kopf eines Stegs finden. Um 23:15 sind die Leinen fest, es gibt wieder ein alkoholfreies Radler als Anlegerbier, dann geht es sofort ins Bett.

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Noch im süßen Wasser

Montag, 22. September 2025
Hoorn 13:30 – 21:30 Ijmuiden, 37,5 sm
Baro 1022, leicht bewölkt, Wind 10 – 20 Knoten, kühl

“Auf nach Hoorn!” hieß es vorgestern für uns. Um 8 Uhr stehen Ute, Wolfgang und Aljoscha vor unserem Haus, um uns abzuholen. Wolfgang hatte angeboten, uns mitzunehmen, weil er mit Familie sowieso nach Workum fahren will. Wolfgang und Aljoscha wollen morgens am Strand der Bucht von Workum kiten, und am Nachmittag werden sie ihr neu erworbenes Schmuckstück, ein zwölf Meter langes Plattbodenschiff namens „Swantje“ abholen. Wolfgang wusste, dass wir diesmal ohne eigenes Auto zum Boot kommen müssen, da wir ja den Hafen für unbestimmte Zeit verlassen werden. Für uns war das großartig und wir genossen die Fahrt im VW-Bus.

Bei strömendem Regen verlassen wir die hessischen Gefilde, und kurz nach 13 Uhr, ohne nennenswerte Stau auf der Route, steigen wir auf dem Parkplatz vom WSV aus. Wir räumen kurz ein, dann gehe ich mit Maureen bei Lidl einkaufen, einen ganzen Einkaufswagen voll. Der Inhalt wird verstaut, Matthijs ist auch schon da, um das neue Großfall einzuziehen. 

Dann kommen Leo und Doris Strempel vom Segelclub Saar, in dem Volker Mitglied ist, so ungefähr seit er laufen und in ein Boot steigen konnte. Die beiden machen Urlaub hier oben an der holländischen Küste und haben die Gelegenheit genutzt, einmal unseren Katamaran anzuschauen. Das hat uns natürlich sehr gefreut, auch wenn es nur ein kurzer Besuch war. Viele Freunde von dem SC Saar lesen auch fleißig unsere Blogs, dadurch sind sie immer auf dem Laufenden, wo wir uns gerade befinden.

Am frühen Abend gönnen wir uns ein köstliches Abendessen im Clubrestaurant. Es war wieder wunderbarer. Man wird empfangen wie bei Freunden, der Service ist super freundlich. Mein Tunfisch war eine Sensation, Volker genoss sein Ribeye sehr, und die Creme brulée war eine Offenbarung, ganz ungewöhnlich begleitet von einem hinreißenden Mousse au Chocolat. Das Lokal ist wirklich ein Gewinn für den Hafen.

Die Bösewichte

Doch am heutigen Morgen:
Um neun Uhr wollten wir ablegen, Segelfreund Matthijs wird uns begleiten bis irgendwo in Frankreich, pünktlich steht er, von Sabrina gebracht – vor dem Boot. Aber:
Was für ein Schreck! Kurz davor sind – plötzlich und unerwartet – alle Heizungslüfter ausgegangen. Und sie lassen sich auch nicht mehr starten. Es wird der Fehler gesucht, in der Elektrik, an dem Motor, mit telefonischer Hilfe von Freunden, aber nix passiert. Matthijs findet einen Monteur aus Alkmaar, der auch verspricht, gleich loszufahren.

Tatsächlich steht Kevin von Elektrostat eine Stunde später vor dem Boot, und er schafft es tatsächlich, dass nach relativ kurzer Zeit die Heizung wieder dreht und die Lüfter wieder die warme Luft ins Boot blasen. Der Temperatursensor war kaputt, der Brennereinsatz wurde ebenfalls ausgetauscht, Kevin hatte die richtigen Teile dabei. Wir sind glücklich, der Skipper auch wieder entspannt, und dann sind wir nicht mal fünf Stunden zu spät los gefahren und segelten bei schönstem achterlichem Wind Richtung Amsterdam.

Um 17 Uhr sind wir an der Schellingwouder Brug, aber die öffnet während der Amsterdamer Rush Hour von 16 – 18 Uhr nicht für den Schiffsverkehr, also müssen wir warten, damit wir anschließend noch in die Schleuse fahren können, und dann endlich im Kanal nach Ijmuiden sein werden.

Um 18 Uhr dreht die Brücke, wir fahren direkt in die Oranjesluis, direkt danach wird bei dem dahinter liegenden Bunkerschiff getankt. Nun werden wir wohl nicht bis 21 Uhr in Ijmuiden sein, um bei dem leckeren chinesischen Restaurant zu essen, also gibt es Hamburger an Bord, mit frisch gemachtem Kochkäse, auch lecker. 

Während der ca. 15 Meilen langen Fahrt durch den Nordseekanal wird es langsam Abend, und als wir in die Zeesluis vor Ijmuiden fahren, ist es eine stockdunkle Nacht, wir sind nur einenTag nach Neumond. Das war spannend, denn obwohl die Schleuse 11 m breit ist, blieb an jeder Seite neben den Fendern nur wenig Platz. 

Weiter geht es an den unbeleuchteten Bojen vorbei in die Seaport Marina, wo um 21:30 die Leinen fest sind. Es waren nur 35,7 sm mit zwei Schleusen, aber nun ist es auch genug, und nach einem alkoholfreien Radler fallen wir alle drei müde ins Bett. Morgen früh um sechs soll es weitergehen.

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Lecker, lecker, lecker

Bei unserem kurzen Trip nach Hoorn haben wir diesmal weniger auf dem Boot gekocht, wie wir das sonst meistens tun, sondern sind tatsächlich ziemlich oft ausgegangen. Dabei haben wir ganz verschiedene Restaurants besucht, von denen ich hier mal berichten will.

Der Turm

Als erstes waren wir mit Kees und Maureen im Turm, bei den „Hooftoren“, ein Restaurant am Hafen, das wir schon lange und gut kennen. Volker isst dort auch immer wieder das gleiche, Spareribs, von denen er sagt, sie seien noch besser als die von ihm gemachten. Ich bin da nicht ganz einverstanden, aber ich halte mich dort gerne an die Dinge aus der See. Es gibt erstklassige Miesmuscheln, einen ganzen Kochtopf voll, und auch der Fisch vom Tag ist immer sehr gut. Beim vorletzten Mal haben wir dort den ultimativen Nachtisch entdeckt: „Advocaat met Slagroom“, also lauwarmer Eierlikör mit Schlagsahne. Mmmmhmmm! (Das haben wir dann auch mal auf dem Boot nachgemacht, da schmeckt es ebenso gut.)

Auch in dem Vereinsrestaurant kann man hervorragend essen. Freitag Abend bis Sonntag Mittag ist es geöffnet, ein professioneller Koch kocht, und viele Freiwillige aus dem Verein machen den Service, sehr professionell und liebenswürdig. Es gibt eine kleine feste Karte und immer ein wechselndes Fleisch- und Fischgericht. Alles wirklich lecker, es scheint auch bei den Passanten gut anzukommen. Hoffen wir mal, dass es so bleibt.

Bei unserem Lieblings-Italiener sind wir auch einen Abend eingekehrt, und auch hier wurden wir nicht enttäuscht. Beim letzten Mal war Zoey mit uns dort, und sie bekam eine Kinderpizza, die so hübsch aussah, dass man sie fast nicht essen wollte. Diesmal hat Volker sich auch so eine Pizza bestellt, allerdings in der Erwachsenen-Größe, der Teig dort schmeckt einfach köstlich, und ich bekam meine favorisierte Melanzane Parmiggiana, Auberginen in Tomatensoße, „da da daaa, ich liebe es“!

Das Ankertje, in dem wir  mit Matthijs und Sabrina an unserem letzten Abend in Holland gegessen haben, war geschmückt – wie immer, wir waren dort früher häufig mit den Kindern – mit Modellen von alten Schiffen. In dieser maritimen Atmosphäre aßen wir lecker klassisch holländisch zum Abschied, bevor wir am nächsten Tag für unseren kurzen Ausflug nach Deutschland aufbrachen.

Die Krönung aber war unser Ausflug nach Alkmaar. So ein Restaurant haben wir beide noch nie erlebt! In dieser schönen holländischen Stadt haben wir Kees und Maureen in ihrer Wohnung besucht, und wollten dort auch zu Abend essen. Maureen hat darauf ein nettes Restaurant in Laufnähe vorgeschlagen, wunderbar. Wir gingen hinein, es war bereits gut besucht, aber wir bekamen noch einen Tisch für uns vier, obwohl wir nicht reserviert hatten. Ein sehr freundlicher Kellner fragte nach unseren Getränkewünschen und erklärte uns auch, wie das hier läuft. Also man scannt den QR-Code, bekommt dort die Speisekarte angezeigt, und bestellt über das Smartphone. Zunächst hatten wir es so verstanden, dass wir uns zwei Gerichte auswählen können und eine Beilage. Und alle Getränke seien inkludiert. Für 37 €. „Wieviel, 37 Euro????!!!“, fragt Volker entsetzt. Aber dann kommt die Erklärung: Nach 15 Minuten kann man wieder zwei Gerichte bestellen, Vorspeisen, Fisch, Vegetarisches, worauf auch immer man Lust hat. Und wiederholen, solange das Herz begehrt oder der Magen mitmacht. Das haben wir ausgiebig getan, zu viert haben wir wahrscheinlich einmal die gesamte Speisekarte auf dem Tisch gehabt. 

Es stimmte, alles waren übersichtliche Portionen, unglaublich lecker und optisch wunderbar angerichtet. So hatte man danach Lust auf den nächsten Gang, nur so haben wir jeder zehn oder zwölf verschiedene Gerichte probieren können. Angefangen mit Suppen oder Sushi oder anderen Vorspeisen, über alle möglichen Varianten von Fisch- und Fleisch-Überraschungen, auch Mini-Portionen Spareribs, Aal und Rotbarsch waren dabei.  Laut Volker kam danach die Offenbarung in Gestalt von sehr unterschiedlichen und extrem leckeren Desserts. Also rundum jeden Cent wert!

Immer bei Eva und Yanni dabei: Restaurant-Hündin “Daisy”

In Darmstadt angekommen, gingen wir sozusagen „zuhause“ essen, nämlich mit Petra und Axel bei „Kassandra“, unserem Lieblings-Griechen-Freund, wo wir überschwänglich begrüßt wurden, von Yanni und Eva, den Besitzern und von vielen Freunden, die – wie wir – dort viele gemütliche und unvergessliche Abende verbracht haben. Und der Zander im Kartoffelteig schmeckt köstlich wie eh und je, auch das klassische Champignon-Schnitzel (ratet mal für wen) war unverändert lecker.

Unsere kleine Tour als Restaurantverkoster hat sich gelohnt, so viele verschiedene Küchen, so viele Geschmäcker und so viel leckeres Essen. Glücklicherweise haben wir keine Waage an Bord.

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Timing

Fast wie geplant, könnte man meinen, gingen heute unsere Reparaturarbeiten unmittelbar vor dem Durchzug einer Gewitterfront zu Ende. Ein geradezu perfektes Timing!

Vor zwei Tagen sind wir nach Lelystad Haven gesegelt, ein kurzer Schlag, nur knapp 15 Seemeilen von Hoorn weg, allerdings genau in die Richtung des Windes. Also war kreuzen angesagt. Und bei ganz flachem Markermeerwasser schafften wir mit fein getrimmten Segeln eine fantastische Höhe von wahren 45 Grad am Wind, bei nur 10 Konten Windgeschwindigkeit.

Der Rotbarsch vor dem Grill

Am Abend waren wir dann sehr schön im Schwimmrestaurant Club Port Side essen, das ganz nahe gelegen im gleichen Yachthafen vertäut ist. Für mich gab es leckere Spareribs, natürlich mit einer extra Portion Pfeffersoße und Cornelia hatte die vegetarischen Gnocchis mit riesigen Pilzschirmen, beides war super lecker. Wer auch hin will, sollte – zumindest am Wochenende – vorab reservieren. Und am zweiten Tag konnte sie bei dem hiesigen Fischer einen wunderbaren Rotbarsch erstehen, also eigentlich hat sie ihn geschenkt bekommen.

Überhaupt schein Lelystadt Haven, sowas wie ein Geheimtip zu sein. Eingebettet in eine schöne Naturlandschaft, mit einer grandiosen Aussicht übers Markermeer, kann man den Hafen als ein Idyll bezeichnen. Neue schwimmende Betonstege, mit ausreichend Stromanschlüssen und Wasser, sind für die Gastlieger vorgesehen. Cornelia wurde sehr freundlich im Hafenbüro empfangen. 

Nun ist sie wieder schön

Am nächsten Morgen stand die ebenfalls sehr freundliche Mitarbeiterin Loes von Yachtpainting Lelystad pünktlich um neun Uhr auf der Matte und begann gekonnt, die kleinen  und größeren Schadenstellen zu bearbeiten. Das Resultat kann sich sehen lassen. Loes hat wirklich hervorragende Arbeit geleistet, und wir sind froh, dass die Hexe nun wieder so schön wie eh und je in ihrem Element schwimmt.

Jetzt gibt es noch ein kleines bisschen Wissen zu Lelystad on top zu diesem Blogbeitrag. Lelystad ist heute mit über 80.000 Einwohnern die Hauptstadt der Probinz Flevoland. Der Name der Stadt Lelystad leitet sich ab von Cornelis Lely, dem Erbauer und Erdenker des Abschlussdeichs vom Ijsselmeer zur Nordsee. Davor war ja hier alles dem Meer und den Gezeiten ausgesetzt. 1916 entstand dann das heutige Ijsselmeer durch eben die Abdeichung von der Nordsee. 

Lelystad wurde 1967 gegründet, genau zu der Zeit, als der sogenannte Houtribdijk, also der Deich gebaut wurde, der heute Enkhuizen und Lelystad miteinander verbindet. Lelystad liegt sechs Meter unter dem Meeresspiegel, die alte Arbeitersiedlung zur Errichtung des Damms liegt genau neben Lelystad Haven.

Der Houtribdijk trennt nun das nördlich davon gelegene Ijsselmeer vom südlich gelegenen Markermeer. Ursprünglich war mal geplant, das Markermeer bis auf ein paar Fahrrinnen und Kanäle  für Schiffe komplett trocken zu legen. Doch dieser sogenannte Markerwaard Plan wurde 2003 glücklicherweise aufs buchstäblich Trockene gelegt. Denn sonst gäbe es heute kein Markermeer mehr, mit den vielen schönen Häfen, wie beispielsweise Edam, Hoorn, Volendam oder Monnickendam.

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Bald wieder

Die Urlaubstage an Bord mit unserer Enkeltochter haben offensichtlich nicht nur der stolzen Oma und dem stolzen Opa viel Spaß gemacht. Denn Zoey hat schon für sich entschieden, dass sie in den Herbstferien wieder zu uns an Bord kommen möchte. Ab jetzt müssen auch wir uns leider wieder ein bisschen nach den Schulferienzeiten richten, wenn wir mit unserer Enkeltochter verreisen möchten. Ihr neuer Lebensabschnitt, die Schulzeit, hat vor ein paar Tagen begonnen, und die ganze Familie war mit von der Partie, bei dem Großereignis, der Einschulung. Die Turnhalle der Grundschule war rappelvoll, mit schulttütenbewehrten Erstklässlern und der Verwandtschaft.

Landart am Rheinufer

Ansonsten genießen wir zur Zeit, den wunderbaren Sommer im Rhein-Main Gebiet, mit Baden am Rhein oder im Baggersee, kleinen Fahrradtouren, Grillfesten und Besuchen in den Biergärten der Region. Seglerisch können wir daher ruhig von einem Sommerloch oder von einer Sommerpause sprechen, da spielt sich nix ab. Schade, dass das Rhein-Main-Gebiet so weit weg ist vom Wasser. Was wäre es doch schön und praktisch, wenn unsere Hexe, sozusagen vor unserer Haustüre liegen würde. 

Jedoch ist schon der Weg nach Holland, gefühlt, leichter zu planen, als ein festes Datum, an dem geflogen wird, oder besser gesagt, geflogen werden muss. Einfach ab ins Auto und fünf Stunden später sind wir am Wasser und an Bord. Doch noch ist der nächste Ausflug zum Boot ein paarTage weg, und wenn man sich erst mal in das Landleben wieder eingefunden hat, kann auch dieses sehr schön, abwechslungsreich, oder entspannend sein. Je nach Tagesform oder Aktivität. 

Damit wir dann nicht zu viel rasten, gibt es für Cornelia regelmäßige Zoom-Yogaeinheiten, mit Katja aus Lanzarote, und ich übe mich in Liegestützen, Sit-ups und kurzen Fitnesseinheiten. 

Was ja der reine Flop war, war das Beobachten der Perseiden, eigentlich das schönste Meteoritenspektakel dieses Sommers. Und wer ist schuld daran? Der Mond, denn der war voll und schien so hell, dass die Sternschnuppen am nächtlichen Himmel, bis auf paar besonders helle, nicht zu sehen waren. Sowohl in der Nacht zum 12., als auch zum 13. August, haben wir uns vergeblich die Augen ausgeguckt. Einen schwachen Trost gibt es, die Nacht zum12. August 2026 wird mondfrei sein.

Mit Dank an http://www.sternwarte-rodewisch.de/

Eines merkt man nun deutlich, der Zenit des diesjährigen Sommers ist überschritten. Die Tage sind spürbar kürzer, und die letzten und die kommenden Nächte sind mit 13, bzw. 14 Grad schon merklich kühler. Außerdem sind schon die Felder gemäht und die großen Sonnenblumen verblüht.

Für uns stellt sich nun so langsam die Frage: wo wollen wir das Boot im nächsten Winter parken? Eventuell ein weiterer Winter in Hoorn, oder an der atlantischen Küste in der Gegend von La Rochelle, oder doch wieder ein langer Segeltörn nach Lanzarote. Noch ist nichts entschieden und trotzdem ist vieles im Wandel.

Doch dazu mehr im nächsten Beitrag!

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Volles Boot, volle Hütte, full house

Nach ein paar Tagen in Deutschland, und nach der Geburtstagsfeier unserer nun 6-jährigen Enkeltochter, geht es wieder zurück nach Hoorn und zurück zu unserer Hexe. Diesmal nicht ohne großen Schrecken, denn noch auf der Autobahn liest mir Cornelia die Mail von unserem Hafenmeister vor, der uns benachrichtigt, dass ein Gastlieger mit seinem Boot unsere Hexe gerammt und beschädigt hat. Das Stimmungsbarometer im Auto sinkt unmittelbar auf null und wir machen uns Gedanken, wie groß wohl der Schaden ist. 

Kaum am Boot angekommen, inspizieren wir die außenliegende Steuerbordseite von dem zu Wasser gelassenen Beiboot aus. Das Segelpaar hat mit seinem Anker unser Gelcoat an mehreren Stellen beschädigt, es gibt Kratzer vom Bug bis zum hinteren Fenster. Ich bin stinksauer über soviel Unvermögen. Die Segler sind rückwärts durch die Boxengasse gefahren und haben zuerst unser Boot im Bugbereich beschädigt. Aber anstatt den nicht erfolgreichen Rückfahrversuch nach der ersten Kollision zu beenden, und nach vorne wegzufahren, oder sich gegen unsere sechs dafür ausgebrachten Fender zu legen und mal nachzudenken, fahren sie noch zehn Meter weiter rückwärts und beschädigen die arme Hexe wieder an mehreren Stellen. Mir fehlen die Worte! Und um nicht dabei ausfallend zu werden, halte ich besser den Mund. Jedenfalls wurde der Schaden beim Hafenmeister gemeldet, und die Gastlieger lagen auch noch im Hafen, hinter uns,  und sie waren kooperativ, soviel zum Positiven. Hilft auch nicht viel… wir haben den Schaden und alle holländischen Gelcoatexperten scheinen in Urlaub zu sein. Ich bin mal gespannt, wer schlussendlich die Macken und Kratzer reparieren wird.

Eigentlich müsste ich ja auch Schmerzensgeld für meinen erlittenen seelischen Schaden verlangen, oder?

Aber drei Tage nach dem Ereignis, und nach dem Geburtstag unserer lieben Enkeltochter, stand dann mein Geburtstag an, und den wollten wir in guter alter Tradition an Bord verbringen. Unsere älteste Tochter Allegra hatte sich mit beiden Enkelkindern zu Besuch angekündigt. Auch Axel und Petra wollen ein paar Tage mit uns an Bord verbringen. Was für eine Freude!

Soviel Besuch auf der Hexe hatten wir schon ewig nicht mehr, alle Kabinen waren belegt. Die beiden Enkelkinder hatten von Anbeginn einen Riesenspaß am Beiboot fahren und dem Stand-Up-Paddeln. Erstaunlich, selbst die 2-jährige Isabella konnte nicht genug davon bekommen, mit dem SuP durch Hafengebiet gepaddelt zu werden. Jedesmal, wenn ich zurück zur Hexe paddeln wollte, schrie sie: „mehr, mehr!“ Selbstverständlich haben beide Kinder ihre gut sichtbare orange Schwimmweste an. 

Es folgt eine Dinghytour zum Strand, eine Dinghytour durch die Stadt, mit Brombeerpflücken an einer Hecke, die nur vom Kanal aus zu erreichen ist. Die Tage sind gefüllt mit zahlreichen Aktivitäten, und die Zeit vergeht wie im Flug. 

Und schon ist Geburtstags-Tag. Zu den vielen lieben Menschen, die eh an Bord sind, finden sich noch Sabrina und Boris zur Feier ein, und so wurde mein Geburtstag zu einem echten Jubeltag. Danke an alle!

Mit Axel und Petra habe ich in den letzten beiden Tagen die Hexe einmal komplett, von oben nach unten und hinten nach vorne, händisch poliert. Jetzt glänzt nicht nur unser großer Hexenaufkleber am Bug in frischem Glanz, auch auf den gesamten glatten Gelcoatflächen perlt das Wasser nach dem letzten großen Regenschauer geschmeidig ab.

Gestern Abend ging es  zur Belohnung aller in den historischen Turm, dem Wahrzeichen von Hoorn, um die besten Spareribs der Welt zu essen. Heute früh sind  Axel und Petra leider nach Hause gefahren. Dafür ist unsere jüngste Tochter Larissa nebst Ehepartner, auf dem Weg zu uns, mit unendlich vielen Staus. Die Betten für die beiden sind frisch bezogen. 

Mit Zoey haben wir heute ein paar schöne Stunden am Stadtstrand von Hoorn verbracht. Dieser Strand ist der größte Binnenstrand von Holland, hat einen gut 80 Meter langen Anlegesteg und eine, einige tausend Quadratmeter große Schwimmfläche, mit verschiedenen Wassertiefen, die durch gelbe Markierungsbojen abgetrennt sind. Wahnsinn was die Gemeinde da für ihre Bürger und für Besucher erschaffen hat. 

Hoorn bietet halt echt viel, eine superschöne attraktive Altstadt mit zahlreichen Gaststätten und Einkaufsmöglichkeiten; ein historisches Hafenviertel mit vielen Gebäuden und Wohnhäusern aus dem frühen 16. Jahrhundert, die Gefängnisinsel mit Hotel und Kino, dem Restaurationszentrum für Plattbodenschiffe, die historische Dampfbahn, die Hoorn mit Medemblik verbindet, sowie nun seit drei Jahren eben jenen besagten Stadtstrand. Man kann echt ins Schwärmen geraten.

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Tour durch die schönsten Städtchen in Nordholland

Früh, kurz nach sieben Uhr, werde ich am Sonntag Morgen wach. Volker ist schon am Lesen, und gleich geht es los, und wir heben den Anker, um Uli und Elke mit ihrem neuen Boot „Lil“ entgegen zu fahren. Sie sind laut Marine Traffic kurz vor Harlingen, noch eine gute Weile weg.

Die Lil kommt in die Schleuse

Wir wollen sowieso in die Nordsee, also ins Wattenmeer, um die neue Pumpe im Wassermacher auszuprobieren, das können wir nur im Salzwasser, sonst gehen die Membrane kaputt. Wir motoren also  zur Schleuse, und dank der frühen Uhrzeit ist auch noch fast nichts los, und wir können direkt einfahren. Nach der Schleuse übernehme ich das Ruder und Volker probiert sein Glück mit dem Watermaker, es dauert ein bisschen, aber dann springt er doch an. Nur leider wird nicht die gleiche Menge gefiltert wie sonst, nun müssen wir herausfinden, woran das liegt.

Nach einer guten Stunde erblicken wir die Lil, und um zehn Uhr sind wir wieder an der Schleuse zurück ins IJsselmeer. Wir finden einen schönen Platz am langen Steg in Makkum, die Lil kommt neben uns, und wir genießen ein schönes Frühstück, es gibt ja schließlich so viel zu erzählen. 

Während sich die beiden von ihrer Nachtfahrt ausruhen – sie sind gestern in Glückstadt gestartet – holt Volker das Windsurfbrett und das Segel raus, und – hallo – er hat es nicht verlernt, es geht von der ersten Minute an!

In den nächsten Tagen wollen wir Uli und Elke unser Heimatrevier, das IJsselmeer zeigen, sie mit den entzückenden kleinen und größeren Städtchen bekannt machen. So machen wir am Nachmittag einen Rundgang durch Makkum, und genießen die Sonne.

Die nächste Station auf unserer „touristischen Kreuzfahrt“ übers IJsselmeer ist Workum, am 14. Juli (französischer Nationalfeiertag) liegen wir nach einer kurzen Motorfahrt dort wieder an dem Meldesteg, die Lil bekommt eine Box zugewiesen. Und schon geht es los: Statt spätem Frühstück fahren wir alle vier mit dem Dinghy nach Hindelopen, und essen an der besten Fischbude von Nordholland (alternativ lockt die Eistheke). Nach einem Rundgang durch den pittoresken Ort geht es mit dem Dinghy zurück nach Workum, dann quasi ohne Pause erneut auf Tour:  Jan, der Hafenmeister, gibt uns vier Leihfahrräder und wir radeln nach Workum rein, die Sightseeing-Tour geht weiter. Natürlich halten wir bei meinem Lieblings-Käseladen und decken uns ein. Auch bei dem Bäcker müssen wir zuschlagen, mit Rosinenbrötchen und Anis-Zuckerbrot bestückt, radeln wir durch den Ort zur Marina zurück. Volker erklärt auf dem Weg auf die interessanten Orte, und auf Elkes Wunsch hin fahren wir auch noch zum Strand am Campingplatz.

Es ist – natürlich – eine kleine Regatta, als wir am nächsten Morgen in Workum abgelegt haben. Wir waren zuerst los vom Steg, die Lil folgte ein bisschen später. Es ist ein Am-Wind-Kurs nach Medemblik, unserem Ziel. Volker schaut stets nach dem Abstand zwischen der Lil und uns. Zuerst ist er bass erstaunt, dass der Abstand gleich bleibt, über ganz lange Zeit. Dann plötzlich der Schreck: Uli kommt näher! Ich beruhige ihn: „Das war bestimmt nur ein Messfehler“! Tatsächlich liegt die Lil nach kurzer Zeit wieder im gleichen Abstand hinter uns wie gehabt, Volker kann entspannen und aufhören mit dem dauernden Zubbeln an den Schoten. Schließlich sind wir doch ein bisschen länger, und “Länge läuft”; auch so ein Seglerspruch.

Um 12:20 wird gewendet und um 12:50 sind die Leinen fest, längsseits mitten in Medemblik. Auch hier folgt natürlich wieder ein Rundgang durch die Altstadt und am Strand zurück. Elke und ich bummeln noch ein bisschen durch die Einkaufsstraße, und am Abend treffen wir uns alle wieder auf der Hexe, Volker hat ein Drei-Gänge-Grill-Menü kreiert. 

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