Auf nach Süden, Tag 1

Sonntag, 13. November 2022
Wetter: Baro 1018, Regen, Regen, Regen, graue Wolken, kühl, Wind s.u.
Wir wollen endlich raus aus der Kälte von New England, in die warmen Temperaturen der Karibik!
Es war ein anstrengender, langwieriger Prozess, bis wir uns entschieden haben, am Sonntag dem 13. (nein, kein Freitag) zu fahren. Alle Skipper im Hafen haben darüber nachgegrübelt, denn bisher waren sie alle dazu verdammt zu warten, bis der Ausläufer des bisher letzten Hurrikans „Nicole“, der sehr viel Wind, selbst in den Hafen, gebracht hat, sich verzogen hatte.
Pünktlich um 13 Uhr hörte der Regen auf, nicht nur wir, ein paar andere waren ebenfalls aufgebrochen, wir lösten die Leinen und machten uns auf den Weg. Wir werden zunächst mal an der amerikanischen Küste entlang bis zum Cape Hatteras fahren, eventuell bei Norfolk einen Stopp einlegen, falls der Wind, wie angekündigt, aus der falschen Richtung weht.
13:30 werden die Segel gesetzt, Genua und Groß in Reff 1.
14;00 nach der Ausfahrt aus der Bucht Kurs 200° Richtung Block Island, Speed konstant um die zehn Knoten.
14;40 zwischen Block Island und dem Windmühlenpark erscheinen die „weißen Pferdchen“ auf dem Wasser, die aus den Windwellen entstehen. Die Genua soll weggedreht werden, aber leider bekomme ich einen Überläufer auf die Reffleine, so richtig schrecklich, Volker ist – zu Recht – not amused, aber mit der geballten Kraft des Käptns wird die Leine wieder frei geholt. Glück gehabt!
Kurz darauf binden wir Reff 2 ins Großsegel, denn laut neueren Wetterberichten, die wir noch empfangen können, weil wir nahe der Küste sind, nimmt der Wind heute Nacht bis 35 Knoten zu, und das auf einen Amwindkurs. Es geht auch ganz bald los, die Wellen sind eher drei als zwei Meter hoch, mit einer unangenehm kurzen Periode. Das Laufen an Bord ist nicht so einfach, man muss sich gut festhalten, um nicht zu fallen. Außerdem erzittert der Mast in den schlagenden Wellen, das macht schreckliche Geräusche, auch da Boot ächzt in den Bewegungen. So geht das die ganze Nacht.
Wir können es auch nicht ändern, außer die Genua immer und immer weiter zu reffen, bis nur noch ein Handtuchgroßes Stück Segel am Vorstag steht. Die Wellen kommen übers Bootm manche sind so hoch, dass sie übers Dach vom Cockpit gehen. Alles da draußen ist total versalzen, wir könnten kiloweise frisches Meersalz verkaufen! Volker hat den Wellengenerator abgesenkt, dabei muss er auf die Geckplattform, und hat dann voller Enthusiasmus die Wasserberge und die Gischt gefilmt.
Wir, das heißt immer der Wachhabende, schlafen im Viertelstundenrhythmus, schauen dann einmal auf den Plotter, ob keine anderen Boote unseren Weg kreuzen, ob der Windeinfallswinkel stimmt, dann legen wir uns wieder hin und schlafen, bis der Wecker nach 15 Minuten wieder klingelt. AIS- und Radaralarm sind angestellt, das Radar dreht 10 Umdrehungen alle 15 Minuten, und das AIS läuft sowieso konstant mit, beide Systeme würden einen schrecklich lauten Piepton ausstoßen, wenn ein Objekt in 12 Minuten uns näher als eine Meile kommen sollte.
So vergeht die Nacht, gegen Mitternacht erscheint der Mond, die Wolken scheinen sich verzogen zu haben, der Mond liegt auf dem Rücken, ein heller Halbkreis in dunkler Nacht.
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Eine Antwort zu Auf nach Süden, Tag 1

  1. Bernd sagt:

    Toll, dass Ihr die erste Etappe geschafft habt. Weiter so, es kann nur wärmer werden!
    Liebe Grüsse und weiterhin fair winds…
    Bernd

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