Logbuch von Tag 1 continued:
Tatsächlich konnte der Motor seit Anguilla viel ruhen, nur das blöde Sargasso-Gras, das hier leider in großen Teppichen vorkommt, den gemeinen Segler plötzlich abbremst. Das Boot lässt sich nicht mehr steuern und die Geschwindigkeitsanzeige fällt ins Bodenlose. Dann muss der Motor her, mal Vollgas voraus, zur Seite oder nach hinten, anschließend ist es wieder für eine Weile in Ordnung, und wir können segeln. Bis zum nächsten Mal.
Inzwischen hat auch der Wind zugenommen, der wahre Wind bläst mit 10-14 Knoten ausOstnordost, der scheinbare Wind ging sogar auf über 17 Knoten, sodass wir für die Nacht die Genua ein bisschen gerefft haben.
Volker hat den ganzen Nachmittag in der Küche gestanden und aus dem gestern gekauften frischen Hackfleisch Bolognese und Albondigas, kleine Hackbällchen in Ratatouillesauce, zum Einwecken gekocht. Aus dem Rindfleisch wurde Gulasch gemacht, ebenfalls in Gläser abgefüllt, um es haltbar zu machen, und für morgen steht u.a.noch Schweinegeschnetzeltes auf dem Plan.
Kleine Überreste, die nicht mehr ins letzte Glas passten, durfte ich kosten, und es war sehr lecker. Nur die Küche sah hinterher aus, als hätte der rote Blitz eingeschlagen, aber wir hatten ja durch die Motorstunden ausreichend warmes Wasser zum Spülen und Putzen.
Um 18:30 wird gegrillt, ja, das machen wir auch gerne an Bord, wenn es nicht zu ruppig ist, eingelegte Schweinesteaks und Cevapcici, dazu einen netten Eichblattsalat, damit wir – wie gesagt – dem Skorbut vorbeugen.
um 19:30 ist es stockdunkel, nur der noch nicht halbe Mond lächelt freundlich vom Himmel. Bis 00:30 wird er noch zu sehen sein. Wir freuen uns schon auf den Vollmond am 5. Mai.
Der Wind frischt um 21 Uhr immer weiter auf, es muss ein weiteres Reff in die Genua, aber jetzt geht es ein bisschen flotter voran. Das Zwölf-Stunden-Etmal beträgt 70 sm.
Jetzt kommt Tag 2
Baro 1011, am Horizont ist eine umlaufende Wolkenschicht, Wind um 3 Beaufort
Tagesetmal um 09:15: 148 sm
Volker hat um 23:30 Uhr die Wache übernommen, alle 20 Minuten ruft ihn der Wecker seines Telefons zur Pflicht: Einmal schauen, ob alles in Ordnung ist, der Windwinkel zum Segel stimmt, keine gefährlichen Schiffe in der Nähe sind. Sollten andere Boote in unserer Nähe auftauchen, würden sowohl das AIS als auch das Radar dieses mit lauten Geklingel vermelden. Auch die Genua wird in der Nacht wieder ausgerefft, als der Wind abgenommen hatte.
Um 05:00 löse ich den Skipper ab, jetzt kann er ohne Unterbrechungen schlafen. Inzwischen ist es nicht mehr stockdunkel, die Dämmerung zeigt sich am Horizont. Um 05:40 geht die Sonne auf, aber noch ist sie zu schräg, um mittels unserer Solarpaneele die Batterien aufzuladen. Der Autopilot, das Radar, und die vielen Instrumente verbrauchen in diesen Nächten natürlich sehr viel mehr Strom als in unserer Zeit vor Anker.
Eine angenehme atlantische Dünung mit ihren Wellentälern und -bergen hebt und senkt die Hexe sanft, manchmal lässt der Wind auf acht Knoten nach, dann werden wir langsamer, wir machen nur noch um die 6 Knoten Fahrt, sonst läuft das Boot um die sechseinhalb bis sieben Knoten. Zwei fliegende Fische haben heute Nacht zur „Freude“? des Skippers ihren Weg auf unser Vordeck gefunden.
Ab 07:30 frischt der Wind auf 11-13 Knoten auf, der Windeinfallswinkel dreht auf 90-100 Grad, nun läuft die Hexe mit 8-9 Knoten Fahrt. Das hält sich so bis zum Frühstück um 10:30 Uhr, dann flaut die Brise wieder ab. Mal sehen, was die nächsten Tage so bringen …
Tag 2 continued kommt morgen.