Wer hier im Hafen über die Stege spaziert und Boote betrachtet, dem sticht sofort ein Schiff aus der Masse der Kunststoffyachten ins Auge. Der schwarze Carbonmast zeigt hoch in den Himmel, das überbreite Heck ist nicht zu übersehen und der schwarze Carbonrüssel am Bug ragt weit über den Liegeplatz hinaus.
Der Betrachter sieht unzählige Trimmleinen, die auf den ersten Blick chaotisch und wahllos über das ganze Schiff verteilt sind. Dem erfahrenen Regattier ist direkt klar, dass es sich um ein schnelles Boot handelt, ein Schiff, das nicht nur über gute Amwindeigenschaften verfügt, sondern durch das breite Heck superschnelle Surfs bei Wind und Welle verspricht.
Klar wird aber auch beim zweiten Blick über die Regattaziege, dass da kein Boot für Solosegler liegt, sondern dass hier Teamsport angesagt ist. Starke sportliche Kerle oder eben gut trainierte Frauen, die auf den verschiedenen Winsch- und Trimmpositionen um die Zehntelknoten und Regattasiege kämpfen.
Jetzt wollen wir das Geheimnis um das schnelle Boot lüften, es handelt sich um eine Farr 40, gezeichnet und entworfen von dem weltbekannten neuseeländischen Yachtdesigner Bruce Farr, der als Garant für schnelle Entwürfe steht. Bei der Farr 40 kam neben der Geschwindigkeit ein weiterer Aspekt hinzu, sie sollte weltweit zu Segelveranstaltungen verschickbar sein und darum Platz in einem Standard 40-Fuß-Container finden.
Außerdem wurden weitere Regeln aufgestellt, um das Wettkampfsegeln nicht unnötig zu verteuern. So gab es die ”Owner-Drivers-Rule”,was nichts anderes bedeutet, als dass der Eigner beim Wettkampf selbst am Ruder stehen muss, anstatt einen teuren Regattaprofi anzumieten.
Nun noch ein paar nüchterne Zahlen, die das schiere Potenzial des in 1996 entworfenen Racers offenbaren:
Länge: 12,41 m, Breite: 4,03 m, Tiefgang: 2,60 m, Segelfläche am Wind: 97,6 qm, Spinnaker oder Gennnaker: 157 qm, Bootsgewicht: 4.945 kg
Doch, was ist besser, als ein schönes Boot nicht nur im Hafen zu bewundern? Glasklar, es auf dem Wasser zu erleben und mitzusegeln. Und genau diese Gelegenheit bot sich mir vor ein paar Tagen! Natürlich ergriff ich sie auch gleich beim Schopfe. am frühen Abend ging es los.
Ein Trainingsprogramm für die Stammmannschaft war angesagt, denn die Männer wollen nichts Geringeres, als im Sommer an dem weltberühmten Fastnet Race teilzunehmen.
Um 18 Uhr ging es bei leichten und wechselhaften Winden zwischen 3-5 Knoten aufs Wasser, und bei wahren Kursen zwischen 70-90 Grad fuhr die „Parrot“ allzeit schneller als die Windgeschwindigkeiten.
Verschiedene Segelkonfigurationen wurden durchexerziert, mit großer Genua, mit dem Code Zero plus einem Kuttersegel, mit dem riesigen Gennaker plus dem Kuttersegel. Bei dieser Konfiguration standen mehr als 250 Quadratmeter Segelfläche am pechschwarzen Mast, und jeder kleine Lufthauch beschleunigte die schnelle Farr.
Der Verklicker im Masttop zeigte immer nach vorne, denn wir waren ja schneller als der Wind. Das sorgfältig programmierte Leistungsdiagramm war immer auf 100 Prozent, das bedeutet, dass das Leistungspotenzial des Bootes voll ausgeschöpft wird. Beeindruckend.
Um halb elf Uhr abends machten wir am Liegeplatz fest, und die Capitania, die am Steg stand, um die Leinen anzunehmen, hatte dann auch die Möglichkeit, das Boot von innen zu inspizieren. Ihr Fazit: Tagestour segeln ja, drauf verreisen sicher nicht, denn schon der Navigator sieht garantiert kein Tageslicht.
Bei einem kühlen Bier an Bord der Hexe wurde die Trainingseinheit nochmal nach besprochen.
Für mich war es ein besonderes Erlebnis, danke an die Mannschaft, wir drücken gaaaaaanz fest die Daumen für das große Vorhaben:
Möge das Fastnet Race stattfinden und ihr gewinnen!!!