Eine gewisse Ruhe ist wieder im Hafen eingekehrt. Das Geschaukel der Boote in den letzten Tagen hat nicht nur an den Leinen, sondern auch an unseren Nerven gezerrt. Jetzt ist der Schwell aus dem Süden verschwunden, der Wind hat sich gelegt Frieden im Schiff und im Hafen. Nur über eine Sache sind wir seit gestern mehr als beunruhigt und hoffen inständig, dass es nur ein bedeutungsloses Kleintier war, das ich gesehen habe.
Die Kanaren sind leider unter Fahrtenseglern dafür bekannt, dass sie die Heimat der gefürchteten Küchenschaben oder auf spanisch Cucarachas sind. In jeder Pappverpackung oder in Salat und Obst können Eier oder Larven der Plagen hängen, und unentdeckt mit den Einkäufen an Bord gelangen.
Jedenfalls, gestern Nacht, in den frühen Morgenstunden, krabbelt ein kleines rötliches Krabbeltier an der Innenverkleidung von unserer Kajüte lang. Noch halb im Schlaf versuche ich, das „Tierchen“ mit der flachen Hand zu erschlagen, erwische es aber nicht richtig, und das Insekt rutscht zwischen Matratze und Bordwand nach unten. Ich war sofort aus dem Bett, die eilig geweckte Capitania kurz danach. Wir haben die Lattenroste aufgestellt, alles abgesucht und abgeleuchtet, doch das vermaledeite Tier war nicht zu finden. Nachdem alles zurück am Platz – und die Capitania wieder eingedöst war, habe ich im Netz nach Bildern von Küchenschaben gefahndet. Soviel sei gesagt, rötlich sind sie fast alle, doch ob das nur ein harmloser Käfer oder eine Cucaracha war, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Gelesen habe ich jedenfalls, dass es leider auch kleine fliegende Kakerlaken gibt. Im Tageslicht haben wir dann alle Bilgenabteile durchsucht und nix tierisches gefunden, außer vielen möglichen Verstecken, in Kabelrohren und nicht erreichbaren Durchbrüchen.
Nicole hat heute fünf Cucaracha-Fallen im Supermarkt gekauft und an verschiedenen Stellen im Schiff aufgestellt. Doch die Unsicherheit bleibt. Was, wenn das Krabbeltier irgendwo seine Eier abgelegt hat, kurz bevor es verendet ist, und die gefürchteten Schaben sich epidemieartig im Schiff verbreiten? Wenn wir nur eine in den aufgestellten Fallen finden, wissen wir, dass wir ein super ernstes Problem an Bord haben. Jetzt heißt es abwarten und die Nerven bewahren. Im schlimmsten Fall muss ein Kammerjäger das Schiff, bzw. die Plage ausräuchern…