Seemannsgarn?

Die Spitze des Teide winkt zum Abschied

Das Schiff schießt los, der Wind drückt mächtig in die Segel, Schaumkronen färben das blaue Meer weiß. Morgens beim Ankeraufholen herrscht noch bleierne Flaute, nur die Dieselmotoren bringen uns weiter, in Richtung La Gomera. Als ein leichter Westwind einsetzt, gehen die Segel hoch, doch die Brise ist so leicht, dass die Hexe ihrem Namen keine Ehre macht, passender wäre „schleichende Plastikente“.

Nur die Rückenflosse ist zu sehen,
wenn man genau hinschaut

Zudem wechselt das flaue Lüftchen alle paar Minuten die Richtung, ich sitze im Schalensitz und steuere mit der Pinne jede Winddrehung aus. „Es wäre schön, wenn es endlich Wind gibt!“, sage ich wiederholt zur Capitania, die mich zu mehr Geduld auffordert. Doch nochmal müssen 2 mal 75 Pferdestärken mit schieben. Dann kommt der nächste Segelversuch und einige Meter voraus zieht ein Rudel Pilotwale seine Bahn. Wir kommen uns sehr nahe, und Cornelia schießt ein paar Fotos der gemächlich dahin schwimmenden dunklen Tiere – das regelmäßige Atmen beim Auftauchen ist deutlich zu hören.

So friedlich empfängt uns der Hafen
von San Sebastian de la Gomera

So langsam zeichnet sich La Gomera immer deutlicher am Horizont ab, und dann kommt endlich Wind, erst wenig und dann immer mehr. Bald ist es zu viel Wind, die Hexe stürmt mit 12 Knoten hoch am Wind dahin und poltert über die Wellen. Weiße Gischt fliegt über den Bug und deckt das ganze Schiff ein, die Wellen passen irgendwie nicht zum Wind, zu kurz, zu abgehackt. Schnell verkleinern wir als “erste Hilfsmaßnahme” die Genua, fieren den Großsegeltraveller nach Lee und öffnen die Großschot, der Druck muss raus, noch 3,5 Seemeilen bis zum Ziel. Der Wind wird immer stärker, wir entscheiden uns, das Großsegel ganz zu bergen und mit der  gerefften Genua allein weiter zu segeln. Und dann ist plötzlich 500 Meter vor der Hafeneinfahrt der Wind komplett weg, nix mehr, nada, nicht ein Lüftchen. In unserem Heckwasser brodelt noch der Hexenkessel und wir schweben auf komplett plattem Wasser. Alle Segel weg, Fender raus, das Hafenoffice angefunkt.

So sah die Küche am nächsten Morgen aus…

Peter von der Florentine hat uns einen tollen Liegeplatz im Hafen reserviert. Längsseits geht es an den Steg, der Marinero nimmt die Leinen an, Peter steht mit Stiefsohn Jakob da, großes Empfangskomitee. Die Capitania legt das Schiff cool und souverän an den Steg. Den Rest des Tages spinnen wir Seglergarn, verdrücken das eine oder andere Bier, Grillen, was der Lotus hergibt und feiern in Kathrin’s Geburtstag rein. Weit nach Mitternacht geht’s mit ganz müden Augen endlich ins Bett.

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