Bei Versace

19. Juli 2016, Dienstag, Baro 1015, sonnig, warm, O 4-5
Es Cubells 13:10 – Es Pujols 16:30, ca. 16 sm

Es fiel ein bisschen schwer, heute den Skipper zum Aufbruch zu motivieren. Ich war schon sehr erstaunt, dass gestern, als der Wind gegen zehn Uhr anfing, und immer mehr auffrischte, nicht das berühmte „in fünf Minuten legen wir ab“ erklang, denn es war schönstes Wetter und bester Wind, aber nach dem letzten Sonnenbrand wollte Volker nicht den ganzen Tag am Steuer in der Sonne sitzen.
Doch so langsam brauchen wir mal einen Ort mit Einkaufsmöglichkeiten, der Kühlschrank ist öd und leer. Und dann müssen wir ja auch noch entscheiden, wohin wir segeln sollten: In die Bucht von Sant Antoni, das wären 22 sm bei achterlichem und später halben Wind, oder nach Es Pujols, das wären 13 sm gekreuzt.
Volker meint, ich solle doch mal entscheiden, wir würden dahin segeln, wo ich hinwolle. „Mir egal“, sage ich. „Nein, Du entscheidest heute.“ „Okay, dann fahren wir nach Sant Antoni!“, entscheide ich. „Und dann morgen schon wieder zurück? Du willst doch am Wochenende wieder auf Formentera sein, falls am Montag Dein Paket aus Deutschland beim Tierarzt ankommt.“ Jetzt kreuzen wir gerade nach Es Pujols. Soviel zu „Du entscheidest“.

Die erste halbe Stunde saß ich auch am Ruder, damit der Skipper im Schatten bleiben kann, und nur für Mannöver sich der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen muss, aber länger hält er das doch nicht aus, jetzt sitzt er mit Schirmmütze und T-Shirt am Ruder, abet dafür ist er wenigstens glücklich.
Und wir haben einen Supersegeltag, sonnig, warm, genügend Wind (ja, wir müssen mal nicht über plötzlich auftauchende Flauten klagen) und eine flott segelnde Hexe trotz Dinghy im Schlepptau.

Kurz nach vier sind die Leinen fest in der Bucht vor Es Pujols. Leider fällt mir beim Aufklaren auf, dass Nico, wohl kurz vor Schluss, auf den Teppich gepullert hat! Wir sind entsetzt, das hat er nämlich vorgestern Nacht wohl auch schon gemacht, allerdings an anderer Stelle, und es ist uns erst später aufgefallen. Diesmal aber stellt Volker ihn so richtig in den Senkel, er wird ausgeschimpft und muss rauf ins Cockpit, und da auch bleiben. Verschämt versteckt er sich in der hintersten Ecke, aber das besänftigt den Zorn des Skippers noch nicht. Der Teppich und die Anti-Rutsch-Unterlagen müssen raus und abgewaschen werden, auch der Boden wird geputzt, während Nico in seiner Ecke ausharrt.

Ich fahre dann mal mit ihm und dem Dinghy an Land, diesmal sieht man mir wahrscheinlich die schlechte Aura an, kein Mensch hilft mir, das Dinghy an Land zu ziehen! Sonst war immer jemand zur Stelle, ein netter junger Deutscher, zwei italienische Mädels, eine Engländerin, zwei Spanier, aber heute schauen alle einfach weg! Und das gleiche auf dem Rückweg ins Wasser! Meinst Du, einer stünde mal mit seinem fetten A… aus seinem Liegestuhl auf und würde mir helfen? Keiner!
Wieder zurück an Bord gibt es eine kleine Abkühlung im blauen Wasser, wobei man hier auf kleine böse Quallen achten muss, und dann sprüht Volker die Stellen im Teppich mit dem geschenkten Parfümpröbchen aus Barcelona ein. Jetzt riecht es bei uns nach Versace!

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