Schroff ist ein Riff,

und schnell geht ein Schiff zugrunde, sang schon Hans Albers in seinem wohl bekanntesten Lied “La Paloma”. Und dazu muss nicht immer das Kreuz des Süden leuchten.

imageHeute morgen wurden wir zufällig zum Rettungsboot für eine zehn Meter lange Segelyacht mit Motorausfall, wegen einer Leine in der Schiffsschraube.
Kurz nach 9 zieht sich ein unbekannter junger Mann an unserer ausgeklappten Badeplattform nach oben und steht total aufgeregt vor mir. Seine Worte “Help me, quick” lassen den ersten Schreck über den nicht erwarteten Besucher bei uns an Bord schnell vergehen. Mit ausgestrecktem Arm zeigt er auf sein treibendes Schiff, das keine 20 Meter mehr von der nahen hochaufragenden Felswand weg, zusammen mit seinen beiden Mitseglern an Bord, treibt. Atemlos erzählt er mir, dass seine Beibootleine beim Ankeraufgehen unglücklicherweise in die Schraube geraten ist und den Schiffsdiesel abgewürgt hat, während ich schon den Motor starte.

Ich schicke ihn zu unserer Ankerwinsch, damit er schnell den Anker aufholt, während ich mit leichter Vorausfahrt die Kette entsprechend entlaste. Gefühlt eine Ewigkeit braucht der Anker, bis er oben ist, während sein Schiff keine 10 Meter mehr von dem vernichtenden Fels weg ist. Noch bevor unser Grundeisen ganz oben ist, drücke ich den Gashebel bis zum Anschlag, dreh das Ruder und und mach mich auf den kurzen Weg zur havarierten Yacht. Mein neues Crewmitglied steht kurz darauf neben mir am Steuer und ich weise ihn an, unsere Steuerbordachterleine schnell klarzumachen, damit wir eine passende Schleppleine klar haben, um sein Schiff unmittelbar in den Schlepp nehmen zu können. Keine Minute später und noch gerade rechtzeitig erreichen wir sein Schiff.

Seine Crew belegt gekonnt die zugeworfene Schleppleine. Langsam, ganz langsam, setzt sich der Schleppzug in Bewegung. Aufgrund der sehr nahen Felsenwand habe ich mich entschieden, sein Schiff über das Heck, also von hinten, zu schleppen. Cornelia kommt just in dem Moment mit dem Beiboot an, und wundert sich, was wir da so treiben. Schnell hat sie jedoch die Situation erkannt und sichert den kleinen Schleppverband gekonnt mit unserem Dinghy zur Seite hin. Nachdem wir uns mit 2-3 Stundenkilometern langsam, aber beständig vom Ufer entfernt haben, bespreche ich mit meinem Mitfahrer das weitere Vorgehen und erkläre ihm in Französisch, dass wir jetzt den Schleppverband langsam, vom Wind angetrieben, zur Seite driften lassen und dass er sich mit Taucherbrille und scharfem Messer klarmachen soll, um die Leine vom Propeller freizuschneiden.

Gesagt getan, er springt über Bord und macht sich an die harte Arbeit. Wer schon einmal eine Leine von einer Schraube losgeschnitten hat, weiß, dass dem Körper dabei einiges abverlangt wird – ein Knochenjob. Der Propeller ist ca. 1 Meter unter Wasser, in der Bootsmitte. Das treibende Schiff ist ein Spielball der Wellen, es rollt wild von einer Seite zur anderen und wird dabei auch immer wieder angehoben und wild klatschend abgesenkt. Oft sind mehrere Tauchanläufe notwendig, weil man zwischendurch immer wieder an die Oberfläche zum Luft holen muss.
Auf jeden Fall glückte die Mission und nach vier Tauchgängen war die Leine frei. Mein mittlerweile Exmitfahrer klettert bei sich an Bord, startet den Motor und nimmt das Ruder in die Hand, bemerkt aber entsetzt, dass es klemmt und sich nur mit Gewalt bewegen lässt. Ein kurzer Blick achteraus brachte die Erklärung, eine weitere Leine hatte sich unbermerkt zwischen seiner Ruderoberkante und und dem Bootsrumpf eingeklemmt. Mit Geschick und Glück konnten die drei jungen Franzosen diese Leine jedoch vom sicheren Cockpit aus losbekommen. Nachdem der französische Skipper alle Systeme überprüft hatte, konnte endlich unsere Schleppleine losgeworfen werden. Mit Dank und lautem Jubel wurde zur Hexe rübergerufen und gewunken.

Kurze Zeit später hatte sich unser Anker an gleicher Stelle wieder fest in den sandigen Meeresgrund gegraben. Cornelia kam bald mit Nico und dem Beiboot angetuckert und hat als Dankeschön eine große Flasche Martini Bianco, unbemerkt von mir, von der glücklichen Mannschaft überreicht bekommen.

Ende gut alles gut! Und wer jetzt zu uns an Bord kommt, kann einen Martini gerührt oder geschüttelt genießen, je nach Gusto 🙂

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