Und wieder auf dem Wasser

Montag, 28. Mai 2018, Baro 1013, sonnig, Wind W um 6, La Linea 09:20 

Heute morgen darf der Hund noch einmal auf festem Boden spazieren gehen. Die Marina Alcaidesa ist komplett eingezäunt, aber es ist so ein großes Gelände, dass es selbst für den Morgenspaziergang ausreichend ist. Segelfreund Harald von der Pohlaris hat uns Brötchen gebracht, auch ein Hörnchen war dabei, schön, dass wir uns gestern hier getroffen haben und einen so schönen Abend mit ihm und Sohn Julian erleben konnten. Wir zahlen die Liegegebühr, mit 58 Euro in der Hochsaison ist sie eher auf der günstigen Seite, und kurz nach neun Uhr sind die Leinen los. Jetzt noch zur Tankstelle in Gibraltar, dort gibt es zollfreien Diesel für 0,53 britische Pfund (oder Euro? ) pro Liter. um ca. 10.00 Uhr legen wir von der Tankstelle ab, in der Bucht kommen die Fender weg, und das Großsegel bis zum zweiten Reff hoch, wir bewundern den sonnenbeschienenen „Rock“, dann geht es ab auf Vorwindkurs nach Osten. Ziel ist Cartagena, irgendwann zwischen morgen Nachmittag und morgen Nacht sollten wir dort sein, je nach Wind und Strom.

13:00 Uhr, der Wind bleibt, zwischen 22 und 26 Knoten, der Strom hat sich gedreht und schiebt kräftig mit, wir sind immer 8 – 10 Knoten schnell. Zwischendurch flaut der Wind ein bisschen ab, Volker denkt schon ans Ausreffen, glücklicherweise lassen wir das sein, denn ab dem Nachmittag frischt der Wind wieder auf, wir haben Spitzengeschwindigkeiten von über 15 und 16 Knoten Fahrt, hoffentlich hält alles am Boot.

Zu meiner Enttäuschung bekomme ich über das Pactor-Modem zwar Wetterberichte rein, super schnell, und mehrfach, aber sie sind nicht zu gebrauchen, es gibt keine Windpfeile, keine Windstärken, gar nichts wird angezeigt. Lediglich das Gebiet, für das ich den Wetterbericht angefordert habe, ist in der Helligkeit unterschieden von dem Rest. Ich probiere es mit älteren Daten, da klappt alles, warum jetzt nicht? Ich habe doch gar nichts verändert! Per Mail frage ich bei Ralf und Inge nach, ob sie das Phänomen kennen, und hänge die letzte Datei an, mal sehen, ob sie es heute Abend lesen und mir helfen können.

Ralf hat geantwortet und neue Gribfiles geschickt, die ich einlesen konnte, wunderbar. Der Wind bleibt so, wie er im Moment weht, auf jeden Fall bis zum Cabo de Gata, dort müssen wir anluven auf 47°, im Moment fahren wir eher 80°. Aber warum meine Datei „Schrott“ war, wie er es nannte, konnte er mir auch nicht sagen. Wenn das morgen nicht besser wird, muss ich alle Abfrage-Parameter überprüfen.

Der kaputte und festgebundene Bolzen vom Großbaum scheint ein bisschen gerutscht zu sein, Volker versucht, ihn mit dem Hammer nach oben zu schlagen, aber das klappt nicht. Dazu braucht es anderes Geschütz als unseren kleinen Hammer. Der Skipper hat die Idee, dass man vielleicht den Bolzen umdrehen könnte. Aber das geht natürlich nicht auf diesem wild in den Wellen tanzenden Boot, das könnten wir höchstens morgen in Cartagena mit Hilfe von Segelfreund Bernhard probieren.

Zum Abendessen gibt es panierte Schnitzel aus geräuchertem Bacon, Kartoffelbrei und Salat.Sehr lecker! Aber so richtig viel kann ich nicht essen bei der Schaukelei. Dann ist schon wieder Zeit für die Intermar-Funkrunde. Anfangs kann ich niemand hören, aber bei einem zweiten Versuch zehn Minuten später redet gerade Ralf mit Raimund aus Klagenfurth, und der ruft mich dann, und vermittelt zwischen Ralf und mir, weil er als feste Station natürlich über ganz andere Richtantennen verfügt als wir mit unseren Vertikalantennen.

Um 23:00 Uhr verabschiede ich mich ins Bett, aber es dauert bestimmt eine Stunde, bis ich richtig eingeschlafen bin.

Dienstag, 29. Mai 2018, Baro 1012, sternenklar, Wind W um 6
auf See, Position 05:00 36°37.419 N / 002°13.656 W

Das war schon schaukelig heute Nacht auf dem Vorwindkurs! Der Wind weht die ganze Nacht zwischen 20 und 28 Knoten und die Wellen sind sicher zwei bis drei Meter hoch. Meistens sind wir sehr schnell unterwegs, nur wenn die Strömung bremst, wird es ein bisschen langsamer, aber nie unter sechs Knoten, und wir bleiben bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von achteinhalb Knoten.

um 02:00 starte ich den ersten Versuch, Volker abzulösen, aber er meint, er wolle noch eine Stunde weitermachen, dann würde er mich wecken. Die Nacht ist sternenklar, und der Vollmond scheint so hell, dass er das Licht der Sterne übertönt. Um 02:55 dann der Ruf: „Cornelia!“ Schnell springe ich auf, der Skipper hat den Spannungswandler eingeschaltet, um sein Handy zu laden, und plötzlich werden 50 Ampère aus der Batterie gezogen. Die Waschmaschine und die Kaffeemaschine haben sich eingeschaltet, obwohl sie vorher definitiv ausgeschaltet waren. Seltsam!

Jetzt übernehme ich die Wache, Volker geht schlafen, aber leider erstmal nur eine Dreiviertelsunde, denn um 03:45 ändert sich plötzlich stetig mein Kurs, der Autopilot ist ausgeschaltet und reagiert erstmal nicht auf meine neuen Einstellungen, „Volker, Du musst kommen und mir helfen“, rufe ich ganz laut, und er ist auch sofort da. Ich hatte nur Befürchtungen, dass es wieder das Phänomen von Freitag Abend wäre, aber wahrscheinlich bin ich nur aus Versehen auf eine Taste an der Fernbedienung gekommen.Um 04:30 schiften wir die Genua, weg vom Vorwindkurs, wir gehen auf Kurs 62°, das bringt uns in gehörigem Abstand um das Cabo de Gata. Das heißt so, weil es tatsächlich aus einem bestimmten Winkel wie ein Katzenkopf aussieht, und es ist berühmt-berüchtigt wegen starker Winde und tückischer Wellen. Den Schiffsverkehr mit den großen Fähren und Frachtern, die zwischen Gibraltar und Süditalien, Griechenland, der Türkei und der arabischen Welt verkehren, haben wir hinter uns gelassen, jetzt heißt es eher, auf Fischerboote aufzupassen. Ich lasse das Radar mitlaufen, alle 15 Minuten stellt es sich an, und sollte mich warnen, wenn ein Echo uns in 12 Minuten näher als zwei Meilen kommt. So macht das auch das AIS, aber nicht alle Fischer haben AIS oder schalten es ein, wie wir spätestens seit Marokko wissen.

05:50 kommt die erste zarte Helligkeit im Osten, wir sind inzwischen fast auf Kurs Richtung Cartagena, der Wind hat nachgelassen und die Wellen werden ebenfalls deutlich kleiner. Zeit für den ersten Kaffee! Um 06:30 hat jemand den Schalter umgelegt, der Wind wird immer schwächer und auch das aufgeregte Meer, das uns von Gibraltar aus begleitet hat, hat offensichtlich Baldrian genommen, alles wird still. Ich habe die Genua schon ausgerefft, aber jetzt muss ich bald den Skipper wecken, damit wir auch das Reff im Großsegel ausschütten.

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