Der Wind weht aus West, die heftigen Böen erzeugen einen sonoren Ton, wenn sie um den Mast wehen. Die Ankerkette ist gespannt, das Schiff tänzelt daran. Unsere Meinung ist schwankend – liegen bleiben oder weiter segeln. Wetterberichte werden verglichen, Seekarten auf der Suche nach der nächsten sicheren Bucht studiert. Die Reiselust siegt, wir wollen segeln, dem Wind trotzen und die vor uns liegende Rauschefahrt genießen.
Anker auf, fast geht alles glatt. Nur der Anker kommt falsch herum gedreht, mit den Flunken nach oben. Das Schiff ist derweil schon vor dem Wind in Fahrt. Mit der Fernbedienung für die Ankerwinsch in der Hand versuche ich, den Anker zu drehen. Leider kurz nicht aufgepasst und schon wird mein linker Handballen zwischen Kette und Winsch eingeklemmt. Ich blute und fluche. Wenigstens ist der Anker jetzt richtig herum gedreht und liegt an seinem dafür vorgesehenen Platz. Wenn immer wir uns blutige Wunden zuziehen, desinfizieren wir diese gründlich, zu groß ist die Angst oder die Gefahr, je nachdem, vor einer Infektion durch das Salzwasser. Dass Salzwasser desinfiziert, ist ein Ammenmärchen, das Gegenteil ist der Fall.
Das Segeln danach ist eine Freude, bis zu 10 Knoten zeigt die Logge an, die 26 Seemeilen bis zur Tavolara sind in 3 Stunden abgesegelt. Das Schiff rockt und bockt, die Gischt sprizt, eine wilde und dennoch tolle Fahrt. Segeln kann soooo schön sein.
In der Bucht unserer Wahl angekommen, hämmern noch immer die Böen durchs Rigg. Ein Anruf bei Johannes und Hardy und kurz darauf stehen diese mit ihren Kindern, reichlich Grillfleisch und einer Palette „Ichnusa“-Bier abholbereit am Strand.
Wir freuen uns wie die berühmten Schneekönige, dass wir alle zusammen noch einen Abend verbringen können. Die Kinder sind 1-2-3 im Wasser, bis die Zähne klappern. Die „Erwachsenen“ sitzen beim Sundowner auf dem Vorschiff. Was für ein Leben. Danach erkunden die Kinder im Schiffsinneren die Stauräume und wundern sich u.a., dass wir sogar eine Nähmaschine dabei haben.
Schon ist es Zeit, den Lotusgrill und die Pfanne anzuheizen. Neben zahlreichen Würstchen und Koteletts gibt es, oh Freude, auch zwei jeweils ein Kilogramm schwere Rinderkoteletts. Das passt nicht alles auf den kleinen Grill, die Rinderkoteletts garen in der großen Pfanne vor sich hin, der Grill ist maximal belegt und gibt sein Bestes.
Das Essen ein wahres Festmahl, das Bier extra kalt, die Kinder fröhlich und der Sonnenuntergang vom Feinsten. Mit dem letzten Restlicht bringen wir die lieben Fünf zum Strand zurück und lassen danach diesen schönen Tag, ruhig, mit hochgelegten Beinen, im Cockpit ausklingen.
Heute Morgen hat der Wind auf Ost gedreht, der viele Wind von gestern ist Geschichte, die fünf Darmstädter kommen wieder zu einem Ferientag auf der Hexe, und heute Abend soll es noch mal Pizza geben, was für köstliche Aussichten!