Appel à tous

Auf geht es in die kleine Markhalle, in Anse  d´Arlet. Gleich am Eingang rechts befindet sich ein großer Obst- und Gemüsestand mit all den Erzeugnissen, die hier auf der Insel wachsen und einigen Importprodukten, die das nicht tun. Wir haben nämlich gestern gelernt, dass es große landwirtschaftliche Nutzflächen auf Martinique gibt und, entgegen zu Saint Martin, vieles lokal angebaut wird, was unserer Haltung sehr entgegen kommt. Nur beispielsweise die gute alte südamerikanische Kartoffel lässt sich hier absolut nicht kultivieren, ebenso wie die gemeine Zwiebel, nach Auskunft unseres erzählfreudigen Taxifahrers. 

Die Dorfkirche in der Anse d’Arlet

Doch zurück zur Markthalle, dem Marktstand und der Marktfrau. Diese ist nämlich so engagiert, dass sie zu jedem Obst und Gemüse, das wir gerne kaufen, detailliert erzählt, ab wann es reif ist und bis wann es verzehrt sein soll. So sollen wir beispielsweise die kleinen Bananen nicht vor Sonntag, aber bis spätestens Dienstag aufessen und die Birnen müssten nun wirklich direkt vertilgt werden. Diese präzisen Erläuterungen sorgen nicht nur für eine lange Schlange vor dem Stand, sondern für eine Verbundenheit unter den Wartenden, indem man über die Einkäufe spricht und was man daraus zaubern wird. So schön kann der Vitamineinkauf sein. 

Der Strand von der Anse d’Arlet

Obwohl die Anse dˋArlet ein beliebtes Ferienörtchen mit schmucken Strand ist, geht das Leben doch eher beschaulich seinen gewohnten Gang. Laute Discos und Strandbars gibt es zum Glück nicht, dafür ein wunderbares kleines, künstlich angelegtes und gut gepflegtes Riff, mit allen bunten tropischen Fischarten, die man ansonsten in Dokumentationen sieht, die hier dicht vor der Schnorchelbrille seelenruhig herum schwimmen. So kann jeder für sich die Artenvielfalt des Meeres schnorchelnd entdecken, kennenlernen und hoffentlich auch den Stellenwert schätzen lernen. 

Flyer von Appel à tous

Schätzen gelernt haben wir die Tatkraft von einem Startup-Unternehmen „Appel à tous“, die sich im Bereich der Versorgung  von Yachten mit Lebensmitteln am Ankerplatz etablieren wollen. Julian, der Sohn von Segelfreund Harald, hat mir eine kurze Nachricht geschickt, dass seine Freundin Antonia bei dem hier ansässigen und erst im Januar gegründeten Betrieb von Deutschland aus arbeitet, für ein paar Wochen den hiesigen Firmensitz kennenlernen wird. Kaum war die Nachricht eingegangen, waren Susanne, Cornelia, Bernd und ich Feuer und Flamme für diese coole Idee. Cornelia hat sich direkt die App von „Appel à tous“ heruntergeladen (Für Segler: das kommt mehrmals täglich hier in der Kurzwelle, auf Deutsch Anruf an Alle), und zusammen schickten wir eine kleine Testbestellung mit Lebensmitteln aus verschiedenen Kategorien an Appel à tous los.

Team Hullu Poro und Team Hexe mit Team Appel à tous

Pünktlich, wie in der Bestätigungsmail angekündigt, kamen eine freudestrahlende Antonia und ein motivierter Mike mit seegängigem Schlauchboot am Folgetag, um unsere Lebensmittel zu liefern. Wir drücken dem Team und dem Betrieb alle Daumen,  die wir haben, dass diese Geschäftsidee ein guter Erfolg wird und sich dauerhaft etabliert. Was gibt es Besseres, als nach oder vor einer langen Überfahrt, alle gewünschten Lebensmittel zu einem fairen Preis, frisch und fachmännisch gekühlt ans Boot geliefert zu bekommen, ade Shoppingfrust!

Mit „Appel à quelques voiliers français“  (Aufruf an einige französische Segler), möchte ich den nächsten Teil des jetzigen Blogbeitrags beginnen, denn das teilweise rücksichtslose Verhalten einiger französischer Segler und nur die sind hier gemeint, lässt uns staunend zurück. Und damit meine ich nicht nur zu dichtes Ankern, mit weniger als einer Bootslänge Abstand in Ankerfeldern mit umlaufenden Wind, bei dem sich alle Boote in verschiedene Richtungen ausrichten, und es nur an ein Wunder grenzt, dass keine Boote kollidieren.  

Ich meine auch den Segler, der trotz eines Tampens in seiner Schraube und einer damit einhergehenden Manövriereingeschränkheit, den Anker in einer großen Bucht so fallen lässt, dass er genau über unserem Anker zu liegen kommt. Auf diesen Unsinn angesprochen  sagt er, dass er eben einen Tampen in der Schraube hat und er deswegen so seltsam ankern muss. Wer die Logik von ihm versteht, kann es mir gerne erklären. 

Oder der nächste Fall, wir gehen Anker auf, weil jemand zu dicht vor uns ankert und wir das wegen des angekündigten Starkwindurchzugs zu risikoreich finden. Kurz bevor der Anker oben ist, und wir schon fast am Heck des Vordermannes sind, kommt ein Franzose und fährt trotz lautstarker Bekundungen von Cornelia mit Zentimeterabstand durch die Lücke, was für ein Irrsinn! 

Ankern mit Distanz

Als drittes und letztes Beispiel, das jetzt zwei Wochen zurückliegt, möchte ich eine Begebenheit schildern, die sich bei der Ziegeninsel in Les Saintes zugetragen hat. Wir lagen an einer Mooringboje und kamen nach einem schönen Landgang gutgelaunt zur Hexe zurück. Doch die Laune verwehte schneller, als ich diese Zeilen schreiben kann. Denn keine zehn Meter von uns entfernt ankerte eine französische Yacht mit jungen Menschen an Bord. Ich fuhr sofort hin und erklärte, dass in dem Bojenfeld Ankern verboten ist, und dass diese unnötige Nähe zwischen zwei Booten geradezu eine Kollision herausfordert. Die Antwort war, und da muss ich immer noch den Kopf schütteln, man habe dreimal versucht, an anderer Stelle in dem 20 Meter tiefen Wasser, vergeblich, zu ankern, man hätte nur maximal 40 Meter Kette an Bord und wäre froh, dass das Boot jetzt da liegt und sie würden auch nicht mehr wegfahren. Außerdem würde man in der Nacht aufpassen und die Schiffe abhalten, wenn sie kollidieren. Uns reichte diese irrsinnige Antwort jedenfalls aus, um die Motoren zu starten, und uns und unser Schiff ein paar hundert Meter weiter, auf 23 Meter Wassertiefe ankernd, in Sicherheit zu bringen. Wie selbstverständlich, wechselte das junge „Segeldreamteam“ (Ironie) an die frei gewordene Mooringboje. War das etwa die Absicht? 

Daher, Appel à Tous, haltet Abstand beim Ankern, vergewissert Euch, wo der Anker des Nachbarliegers liegt, rechnet mit Winddrehern oder Starkwind und seid bitte vorsichtig und rücksichtsvoll. Wie gesagt, das vorgenannte betrifft natürlich nicht das Gros der französischen Segler, sondern nur einige wenige, aber das musste jetzt mal raus, Appel à tous, terminer!

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