Auf dem Weg zur 2. Heimat, Tag 2

Donnerstag, 18. Mai 2023, Baro 1025, viele Wolken, Wind um 20 Knoten, die See „trés agitée, also ruppig“ , Wellenhöhe ca 2 – 3 m, Frequenz unter sechs Sekunden.

Sonnenaufgang am 2. Tag auf See

Um 11:30 Uhr gibt es ein ausgiebiges Frühstück, bei den ununterbrochenen Bewegungen muss Energie nachgefüttert werden. Volker refft die Genua um ein paar Umdrehungen aus, der Wind hat ein ganz kleines bisschen nachgelassen, fängt sich aber bald wieder und bläst mit unverminderter Geschwindigkeit von 20 – 24 Knoten. Wir sind schnell, fahren einen Schnitt von 9,7 Knoten, oft über 10, manchmal sogar 11 Knoten. Seit der Wind kurzfristig etwas abgenommen hatte, wurde die Wellenperiode besser, statt sechs Sekunden kommen sie jetzt im sieben-Sekunden-Takt.

Es gibt nicht viel zu tun, wir holen ein bisschen von dem fehlenden Schlaf der letzten Nacht nach, lesen, rätseln und rechnen immer wieder, wann wir denn wohl in Calero ankommen werden. Bei den im Presto-Takt heran rauschenden Wellen und der Wellenhöhe ist für mich immer noch jedes Herumlaufen eine Sisyphos-Arbeit, mit meinem nur eingeschränkt vorhandenem Gleichgewichtssinn. Wahrscheinlich komme ich mit Armmuskeln wie ein Preisboxer in Lanzarote an, weil ich mich immer wieder beim Gehen gegen die Schwerkraft abstützen muss, oder mich beim Treppensteigen nach oben ziehe. Und der drehbare Bürostuhl am Kartentisch fordert die Bauchmuskeln heraus. Volker bewegt sich ja souverän übers Boot. Deshalb hat er auch am Abend die Lasagne vorbereitet, ich musste nur noch die Nudeln, die Bolognese- und Bechamelsauce schichten, und ab ging es in den Ofen. Die Gemeinschaftsarbeit schmeckte vorzüglich.

Der Wetterbericht von PredictWind Offshore sagt bis morgen Vormittag Wind aus Nord bis NNO voraus, wie gewohnt zwischen 18 Knoten, in Böen bis zu 25 Knoten. Die Wellen bleiben bei 2 – 3 Metern, nur die Periode soll noch ein bisschen länger werden, auf sieben bis acht Sekunden. Ab dem Zeitpunkt, da Madeira querab sein wird, soll auch der Wind nachlassen. Volker träumt schon davon, dass wir dann mit Gennaker bei der gleichen Geschwindigkeit bleiben können.. Träumen darf man ja. 

***

In der Nacht zum Freitag hat Volker immer mal wieder das Vorsegel ein- oder ausgerefft, mal hat es aufgefrischt, mal war der Wind wieder weniger geworden. 

Morgens sammelt Volker die fliegenden Fische ein, die sich leider auf unser Boot verirrt haben, er sagt dann immer: „In Frankreich isst man die, warum probierst Du es nicht?“ Aber irgendwie gehen die nicht so an mich, die sind so klein, und ich weiß gar nicht, was ich mit ihnen anstellen soll. Im Ganzen braten oder grillen, und dann abnagen? Beim Filetieren bliebe ja nix davon übrig. Oder einfach als Fischsuppe kochen?

Um 07:00 sehe ich einen Fischer auf dem AIS, bisher waren, außer einem Frachter in 20 Meilen Entfernung, keine weiteren Schiffe zu sehen. Um 08:00 kommt doch tatsächlich ein weiterer Frachter unter libanesischer Flagge von rechts auf dem Weg nach Jeddah, Saudi Arabien, der geht aber hinter uns vorbei. Ein bisschen überfüllt hier! ;-)).

Tagesetmal um 09:30 sind 225 Seemeilen, das gefällt meinem geschwindigkeitsliebenden Skipper.

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