Baro 1018, sonnig, Wind OSO 18-27 Knoten, die See ruppig
Nur zäh fließend vergeht die Zeit, besonders die langen Nächte ziehen sich dahin wie Kaugummi. Sind wir zu sehr aufs Ankommen fixiert? Jedenfalls verschließt sich mir bei diesem Törn der Zauber der See. Diese tiefe innere Ruhe und Zufriedenheit, wie bei unseren vorhergehenden Segeltörns, stellt sich bei diesem, insgesamt 1700 nautischen Meilen langen Seeweg, partout nicht ein.
Anstatt die Zeit mit und und auf dem Meer zu genießen, beobachte ich mich dabei, wie ich alle paar Minuten nach dem Loggestand schiele und im Kopf kalkuliere, wie lange wir noch unterwegs sein werden. Mir fehlt die Leichtigkeit, die Leichtigkeit und die Gewissheit, mit der wir in Lanzarote im Januar 2022 aufgebrochen sind. Ich glaube schon, dass mein negatives Empfinden mit der Wetter-, oder viel mehr der Windsituatuion zusammenhängt. Es sind die Strapazen der Awindsegelei und Kreuzerei, die mir nicht behagen, diese abgehackten Bewegungen des Schiffes, wenn es in die heranrollenden Wellen fällt, oder darüber hinwegfliegt.
Das Bewusstsein über die latente Gefahr eines möglichen Defektes, bedingt durch das ewige Auf und Ab des Bootes sitzt tief. Ein Fall könnte reißen, oder eine Schot könnte brechen, die Lasten auf den Leinen sind immens, wenn der Kat beschleunigt, oder abrupt abgebremst wird. Gerade jetzt können wir auch den direkten Kurs nicht halten, der uns nach Saint Martin führen würde, weil der Wind immer weiter vorlicher einkommt.
Kopfzerbrechen bereitet ebenso die Segelführung, ungerefft sind wir heillos übertakelt, bei Böen reicht selbst Reff 2 im Großsegel kaum aus, und wenn wir zu wenig Segelfläche am Wind stehen haben, kommen wir nicht nach Luv. Intensiviert wird das Segeldilemma durch die zahlreichen Squalls mit ihren ungewissen Mitbringseln, wie Starkregen, Windrichtungsänderung und heftigen Böen. All diese kleinen Faktoren sorgen für eine ziemliche innere Anspannung.
Cornelia: Auch die Nächte sind anstrengend, weil Volker mich wegen meines anhaltenden Hustens und der damit verbundenen Schlappheit oft nicht weckt, wenn es doch meine Wachperiode ist. Natürlich bin ich dankbar, aber gleichzeitig habe ich doch ein schlechtes Gewissen.
Heute Nachmittag aber war die Stimmung besser, der Wind hatte ein bisschen zu unseren Gunsten gedreht, sodass wir schnell und auf Kurs segeln konnten. Trotzdem haben wir für die Nacht Reff 2 eingebunden, die Wellen werden immer höher, und der Wind lässt auch nicht nach. Laut Wetterbericht bis morgen Abend…
Ach ihr Lieben, das tut mir so leid für euch. Ich wünsche euch von Herzen besseres Wetter und damit auch ein wenig mehr Leichtigkeit. Und gute Besserung für den Husten. Haltet durch !