Back to Europe Tag 10

Freitag, 5. Mai 2023
Baro 1017, bewölkt, sehr grau, Wind um 20 kn, die See 3 m
Position um 10:20: 33° 54.933N 043°42.072W, E. South America Standard Time, Etmal 211, noch 780 sm bis Horta

Den zweiten Teil der Nacht habe ich im Salon auf dem großen „Sofa“-Bett verbracht, unten sind die Wellen so laut, wenn sie gegen den Rumpf schlagen, außerdem sind die Bootsbewegung in der Mitte weniger stark. Und mein Skipper liegt schließlich auch hier.

Der heutige Tag beginnt mit ein bisschen Sonne

Der Wetterbericht bleibt bei seiner Voraussage von gestern, wir befinden uns zwischen einem sich ausbreitendem Azorenhoch und einem von den USA heranziehendem Tief, das nach Nordost zieht, sodass wir den südlichen Rand, mit für uns vorteilhafter Windrichtung, abbekommen sollen. Trotzdem werden Böen von 40 kn vorausgesagt, wir hoffen, dass die nicht kommen, oder wenigstens nicht zu stark und zu häufig.

Heute Nacht sind wir mit je einem Reff in Großsegel und Genua unterwegs gewesen, heute morgen hat Volker die Genua kurzfristig ausgerefft, aber um 08 Uhr wird sie wieder eingerefft. Der. Wind frischt auf bis 25 Knoten, unser Spitzenspeed lag heute Vormittag bei 17,5 Knoten Fahrt! Inzwischen sind wir bei Reff 2 in der Genua angelangt, es waren ab und an über 25 Knoten Wind. 

Gleich sind es unter 700 Meilen bis zum Ziel auf Horta

Volker entwickelt sich allmählich zu einem richtigen Bordingenieur! 

Die elektronische Lageanzeige des Autopiloten am Kartenplotter, zeigt wieder sehr große Ausschläge nach Backbord an. Trotz Seegangs will der Skipper in den Motorraum, um abzuchecken, ob der Ruderquadrant  wieder auf der Ruderachse gerutscht ist. Leider kam er mit der Meldung zurück, dass das tatsächlich so sei. Wir überlegen gemeinsam eine Weile, was nun die beste Strategie ist. Lassen wir es so, auf die Gefahr hin, dass es noch weiter verrutscht, und es dann mitten in der Nacht repariert werden muss? Fahren wir tagsüber auf dem anderen Autopiloten, dessen Kurs man halt nur am Backbord Steuerstand verändern kann, und nicht bequem von innen auf dem Kartenplotter? Vorübergehend wird die Steuerung umgeschaltet auf Autopilot 2, Kurz danach ist die Sache entschieden, Volker verschwindet zur Reparatur wieder im Motorraum ,während das Boot mit 10 bis 13 Knoten die Wellen hinab surft. Mein Held kehrt nach 20 Minuten mit einer Erfolgsmeldung zurück. Hoffentlich halten die Schrauben jetzt den Quadranten kraftschlüssig bis Horta fest, dort werden wir uns eine finale Lösung für dieses Problem überlegen.

Der Teig führ die Semmelknödel

Zum Abendessen gab es heute von Volker selbst gemachte Semmelknödel, und feines Gulasch am Kartentisch, denn draußen ist es uns inzwischen zu kalt (ich weiß, wir hätten auch in den südlicheren Breiten bleiben können), außerdem sind keine Poster mehr auf den Bänken, das ist auch nicht gemütlich.

Im späteren Lauf des Tages haben wir mehrere neue Wetterberichte bekommen und eingeholt, Leider sieht  es wirklich so aus, dass das Sturmtief unseren Weg streifen wird. Ab morgen sehr früh kann es in Böen mit über 30 Knoten wehen. Wir sind präpariert, die Cockpitkissen werden in die Gästekabine verstaut, die Genua ist schon in Reff 2, und heute Nacht werden wir eventuell Reff 2 ins Großsegel binden. Wenn es uns zu heftig wird, können wir immer noch nach Süden ausweichen, um dem Schlimmsten zu entkommen.

Hier ist es gut zu sehen, das Tief im Nordwesten und das Hoch im Südosten, wir sind genau an der Grenze zwischen den beiden.

Bis zum kommenden Sonntag werden wir wohl beständig sechs bis acht Windstärken haben und Wellen bis zu vier Meter. Das Wetter haben wir uns nicht gewünscht, aber auf der atlantischen Tiefdruckautobahn und so früh im Jahr ist das nichts Außergewöhnliches. Gut ist es, dass wir wie zuvor schon erwähnt, die Option haben, nach Südosten, auszuweichen, wenn wir uns unsicher -oder sehr unkomfortabel fühlen sollten. Ein Gutes hat der starke Wind, der seit ein paar Tagen weht und wohl noch stärker werden soll, wir kommen viel schneller voran als gedacht und der Captain geniesst die endlosen Surfs.

Man darf gespannt bleiben, was und wann es kommt, wir bleiben wachsam.

Dieser Beitrag wurde unter Logbuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert