Dazu braucht es ein paar Zutaten, die man als Segler selten in so einer wunderbaren Kombination wie am gestrigen Samstag bekommt (zumindest bei uns ist das schon über fünf Monate her). Beim Ablegen lag das Meer noch da wie ein ölig glatter Teppich, nur die ewige Atlantikdünung zeugte vom lebenden Ozean. Bei 2200 Umdrehungen arbeitet der Steuerbordmotor konstant und ruhig in seinem Motorabteil und der Propeller treibt die Hexe auf gute 6,2 Knoten Fahrt an.
Zeit zum Entspannen, zum Genießen und Zeit zum Ankommen für Nicole auf dem bewegten Meer. Starkwind am ersten Segeltag ist häufig Gift für frisch an Bord gestiegene Segelgäste.
Nach einer Stunde setzte ein ruhiger gleichmäßiger Südwind ein, der sich im Laufe der Zeit auf konstante 14 Knoten steigerte. Der Windeinfallswinkel war mit 120-140 Grad wahrem Wind ideal für unser Leichtwindsegel, den Code D und dass dazu die Sonne noch geradezu verschwenderisch vom tiefblauen Himmel schien, war wunderbar. Das Schiff segelte ruhig und gleichmäßig mit 9-10 Knoten dahin, ab und an ein bisschen an den Schoten getrimmt, mehr gibt es nicht zu tun.
Nicole wünscht sich ein paar Delfine herbei und eine halbe Stunde später spielt ein Delfinrudel ums Schiff herum. Als ob das des Schönen noch nicht genug wäre, kreuzt kurz darauf eine Grindwalgruppe unseren Weg.
Nachmittags legen wir auf unserem alt bekannten Platz in der Marina de Tenerife an. Segeln kann ja so schön sein! Einen einzigen Wermutstropfen gab es dann doch, als Cornelia beim Herabsteigen von der Bordleiter in der Sorgleine hängen bleibt, längs auf den Steg fällt und sich die Hüfte prellt. Abends fahren wir deswegen „nur“ mit dem Taxi zur Tapasbar, anstatt den Weg zu den Ramblas hinauf zu laufen. Nach dem leckeren Essen im „Amor de is Amores“ ging es hinunter gestärkt und langsam zu Fuß.
Heute geht es mit der Hüfte, bzw. dem Gehen schon wieder viel besser. Dafür geht es wettermäßig gerade ganz wild ab. Es weht jetzt schon mit über 35 Knoten und heute Nacht soll sich der Sturm noch steigern und Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometer erreichen, in Begleitung von sintflutartigen Regenfällen.
Der Unwetterwarndienst spricht bzw. schreibt von einer Art Hurrikan und die Emanuelle aus dem Hafenbüro hat der Capitania erzählt, dass der gesamte Zivilschutz aller kanarischen Inseln in Alarmbereitschaft versetzt wurde. Unseren Ausflug nach La Laguna haben wir vorzeitig beendet, weil wir klitsch-klatsch nass geworden sind. Ich denke, dass wir an einem sehr guten und sicheren Platz liegen, wir haben doppelte Festmacher-und Springleinen ausgebracht, um das Schiff zu sichern. Mehr gibt es nicht zu tun, wir sind heilfroh, dass wir jetzt nicht draußen auf dem Atlantik unterwegs sind.