Ein Sommer im Norden, Etappe 2, Tag 1

Donnerstag, 9. Mai 2024
Calheta / Madeira 15:00, 465 sm liegen vor uns
Baro 1015, sonnig, Wind am Hafen 2 kn, am Ende der Insel 19 kn, die See ca. 1-1,5 m

Die Palette möchte man nicht treffen!

Nach unseren Ausflügen auf der schönen Insel Madeira legen wir heute ab in Richtung Santa Maria. Die Windprognosen sind günstig, bei einem vorhergesagten Windwinkel zwischen 60° (bis Freitag Abend) und 80° (bis Samstag Nacht), sollten wir es gut schaffen, im Hellen auf Santa Maria anzukommen. Vorräte haben wir genügend an Bord, Fleisch ist in der Kühltruhe, Gemüse und Obst im Kühlschrank, und auch Brot, Butter und Eier sollten uns nicht ausgehen.

Zwanzig Minuten nach der Hafenausfahrt steht das Großsegel, noch müssen wir motoren in Lee der Insel. Aber kaum sind wir an der westlichen Ecke, schon sehen wir weiße Pferdchen, Schaumkronen auf dem Wasser. Dort kommt viel Wind, das Großsegel wird erst einmal auf Reff 1 eingebunden. Es werden tatsächlich bis zu 20 Knoten Wind, sehr spitz, Die Genua ist mindestens vier Umdrehungen eingerollt.

Chillen

Ab 17:00 Uhr lässt der Wind wieder nach, nun sind es nur noch 8-10 Knoten, zuerst wird die Genua voll ausgerollt, dann auch Reff 1 aus dem Großsegel ausgeschüttet. Als der Skipper von seiner Ausruhzeit erwacht, wird der Windwinkel so spitz, dass wir 20 Grad hätten abfallen müssen. „Nee, das ist nix, da kommen wir zu weit vom Weg ab!“ Also muss der Motor ran, und wir fahren unter Maschine gegenan. Das macht keinen Spaß, muss aber mal sein.

Splash!

Nach dem Abendessen, es gab Pizza, den Teig hatten wir noch aus den Resten der letzten Champagne-Friday-Feiern übrig, trotzdem lecker, überlegt es sich der Wind doch noch einmal. Seit 21:30 Uhr segeln wir wieder, das Reff im Groß ist ausgeschüttet. Mann, das ist wirklich viel angenehmer, auch bei den kurzen Wellen schlägt es längt nicht mehr so, wir segeln auf Kurs 305° mit 55° Windeinfallswinkel von Steuerbord. Nett!

So ähnlich setzt es sich in der Nacht fort, Volker refft irgendwann die Genua zwei Umdrehungen ein, wir kommen gut vorwärts.

Freitag, 10. Mai 2024
Auf See, Baro 2019, Sonne-Wolken-Mix; Wind um 14 kn aus N, die See 1,5 m, Wellenperiode 7 Sekunden

Sonnenaufgang

Um 07:21 Uhr geht die Sonne auf, wir sind auch wach, es gibt Kaffee (für mich) und Obst und Tee für uns beide. Wir haben wieder mal einen blinden Passagier, also hoffentlich ist sie nicht wirklich blind, die kleine Ringeltaube, die es sich auf unseren Solarpaneelen gemütlich gemacht hat.

Im AIS sehe ich das Signal von einem französischen Segelboot, das ist bestimmt die OKoume mit Regula und Thomas aus der Schweiz. Sie sind gestern ein paar Stunden vor uns los gefahren, aber es war klar, dass wir sie überholen würden, ihre RM ist ein viel kleineres Boot als unsere Hexe. Wir reden kurz über Funk, und geben den aktuellen Wetterbericht durch.

Intermar-Konferenz bei Echolink

Um 08:00 Uhr UTC probiere ich mein Glück mit der Intermar über Kurzwelle zu funken, aber da ist nur ein fernes Rauschen zu hören. Ich probiere es über Echolink, das ist die Internet-Version der Intermar-Funkrunde, dort verstehe ich alles glasklar, über Funk waren meine Rufe auch nicht zu hören, keiner hat reagiert. Fritz aus Schweden und der heutige Netcontrol Klaus-Dieter (wir haben vor Jahren zusammen die Prüfung zur Amateurfunk-Lizenz abgelegt) erklären im Echolink nachher noch, dass die Ausbreitungsbedingungen im Moment sehr schlecht sind. Na gut, dann probieren wir das morgen eben noch einmal.

Kurz nach dem Frühstück frischt der Wind auf, das freut uns, denn so werden die Meilen gefressen. Aber um 12:20 Uhr muss Reff 1 ins Großsegel, der Wind hat noch weiter aufgefrischt, auf 18 Knoten, das ergibt bei unserem Kurs hoch am Wind eine scheinbare Windgeschwindigkeit von deutlich über 20 Knoten, und ab eben dieser Zahl soll Reff 1 ins Großsegel, laut der Tabelle, die wir von Outremer bekommen haben. Es fühlt sich auch gleich besser an, das Boot schwankt nur noch wie ein buckelndes Pferdchen und nicht mehr wie ein gereizter Stier beim Stierkampf. Die schlagenden Segel beim Reffen haben unsere kleine Taube offensichtlich erschreckt, sie ist ganz aufgeregt ums Vorstag herum geflogen. Mal sehen, ob sie noch einmal wieder kommt.

15:00 Uhr: Vor 24 Stunden sind wir los gefahren, das Etmal beträgt 174 sm, die Logge zeigt nur 151 sm an, aber gemessen von unserem jetzigen Punkt auf der Seekarte sind es 174. Noch 293 sm bis Santa Maria.

Der Skipper und sin Fru
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