25. Mai 2015, Pfingstmontag, Baro 1011, sonnig, Wind NW 3-4, ab 11:00 um 5
Saintes-Maries 08:35 – 16:00 Marseille, 44 sm
Wir sind früh wach, zahlen die Hafengebühr von 39 € incl. Touristentaxe und legen gleich ab. Draußen muss nach dem Großsegelsetzen direkt der Spi hoch, das zieht gut, bis wir schiften müssen. Dabei verwickelt er sich, leider, oder Gottseidank, denn während ich noch dabei bin, den Spi zu packen, frischt der Wind auf, und wir hätten ihn sowieso runterholen müssen.
11:30 Uhr: Der Wind frischt immer weiter auf, wir reffen zunächst die Fock, ziehen die Gummihosen an, und schlussendlich binden wir noch Reff zwei ins Groß. So ausgestattet, fahren wir wunderbar in die Bucht von Marseille, Port St. Louis liegt an Backbord.
12:40 Uhr: Der Wind lässt wieder nach, wir schütten erst Reff zwei aus, zehn Minuten später auch Reff eins und die Fock, ruhiges Segeln zum Mittagessen. Danach wird es so wenig, dass Volker schon ans Motoren denkt, aber bei den anderen Seglern weiter in der Bucht sehen wir, dass da noch Wind kommen muss. Es sind erstaunlich viele Segelboote unterwegs, vielleicht segeln die eine Regatta. Wie es aussieht, führen sie keine Nationalflagge, das könnte darauf hindeuten.
Wir haben Besuch an Bord. Schon am Vormittag kam so ein Urviech, und ruht sich immer noch unter der Sprayhood aus, und jetzt kam ein zweites angeflogen, das sitzt allerdings noch im Wind an der Außenseite, mal sehen, wie lange es sich da hält. Auch eine große Hummel hat sich auf unsere blaue Fockschot gesetzt, ich hab dann versucht, sie von dem doch eher gefährdeten Platz wegzuscheuchen, jetzt hat sie den grünen Wasserschlauch gewählt.
Larissa rief gerade an und erzählte, dass ganz Darmstadt in blau-weiß erstrahlt, es scheint keine anderen Kleiderfarben mehr zu geben. Nun war gerade auch die Siegesfeier der Lilien am Karolinenplatz mit Autokorso, Darmstadt im Ausnahmezustand. Wahrscheinlich steigen direkt die Immobilienpreise ;-))
14:30 Uhr: wir müssen weiter abfallen, um das Verkehrstrennungsgebiet, das die großen Schiffe nach Marseille führt, regelkonform rechtwinklig zu queren. Anscheinend sind wir die einzigen, die anderen Segler nehmen das nicht so genau, aber vielleicht haben die kein AIS, und denken, sie würden nicht gesehen. Danach sind es nur noch fünf Seemeilen bis zur Hafeneinfahrt.
Und wir sind im Sommer angekommen. Angefangen haben wir heute morgen mit (ich) Strumpfhose, Rock und langärmeligem Funktionspulli. Später kamen noch die Segelhose und eine Windjacke hinzu. Vor einer Stunde haben wir bereits Segelhosen und Windjacken ausgezogen, jetzt fallen auch Strumpf- und lange Hose (bei Volker). Funktionsshirt und Longsleeve, bis wir mit T-Shirt und kurzer Hose, und Spaghettiträgern und Röckchen (jetzt dürft Ihr dreimal raten) Richtung Marseille segeln.
In der Bucht macht leider der Wind schlapp. Zuerst fragen wir uns, warum der Segler vor uns auf dem anderen Bug fährt, dann merken wir, dass der Wind verschwindet und scheinbar aus allen Richtungen kommt. Zwei Meilen vor der Hafeneinfahrt ist er wieder da und wir können bis in den Hafen segeln.
In der Société Nautique Marseille werden wir freundlich empfangen, sie haben uns nach meinem morgendlichen Anruf einen Platz reserviert. Der Hafenmeister kommt aus Guadeloupe, aber die Hitze in Marseille macht ihm zu schaffen, er zeigt mir unseren Liegeplatz und hat auch sonst noch einige nützliche Tipps parat.
Nach demAufklaren und Abwaschen unserer Hexe machen wir uns auf – zu der hoch gelegenen Kirche “Notre Dame de la Garde”. Es geht endlos nach oben, erst winden sich die Straßen hoch, dann kommen noch unzählige Stufen dazu, ich bin fertig, als ich endlich oben ankomme. Aber wir werden belohnt mit einem großartigen Blick über das gesamte Tal, das Meer, die Inseln, das Stadion, unglaublich. Und auch die Kirche selbst ist wunderschön, mit reich geschmückten Kuppeln, Mosaiken, vielen Bildern, und einem Kreuzweg im Freien. Wie immer zünden wir eine Kerze an, (diesmal sogar zwei, weil ich nur ein 2-Euro-Stück im Portemonnaie hatte, und die kleinen Kerzen jeweils einen Euro kosteten), für die sicheren Überfahrten und die gesunde Heimkehr aller Segler.
Dann haben wir unten am Hafen noch ein Irish Pub gefunden für ein wohlverdientes Bier und einen Rosé und da hing doch wirklich so ein Schal (All the Best from Marseille to Trevor, Kay, Sarah and Ruben!)