Hoch am Wind

Immer weiter steigert sich das Gekreische des Windes, und im gleichen Tempo schlägt die Nadel des Windmessers aus. Böen von über 40 Knoten fallen über uns her, als wir uns der Südspitze von Dominica nähern, der Sonntagsinsel, so benannt, weil sie an einem Sonntag entdeckt wurde.

Fliegende Gischt, beim wilden Ritt

Das Wasser ist nur noch ein weißer Teppich, wir lassen uns von diesen Hammerböen beeindrucken, der Hexenkat nicht, der wird immer nur schneller, stoisch hält der Autopilot den vorgegebenen Kurs.

Seit heute früh sind wir wieder auf dem blauen karibischen Meer unterwegs. Nachdem noch eine massive Regenböe durchgezogen ist, lösen wir um 6 Uhr15 die Festmacherleinen von der Mooringboje und machen uns auf den 82 Seemeilen langen Weg nach Martinique.

Die Woche, die wir in der Inselgruppe, Les Saintes, verbracht hatten, war gespickt mit schönen Erlebnissen. Cornelias lang andauernde Bronchitis gehört wohl endlich der Vergangenheit an, zahlreiche kleine Ausflüge nach Terre-de-Haut, dem Hauptort, haben uns das Inselleben näher gebracht, der ausgiebige Spaziergang auf der Ilet à Caprit, dem kleinen Ziegeninselchen, bot uns ein paar tierische Erlebnisse, mit wild lebenden Ziegen, Katzen und Hühnern.

und dann gab es noch ein paar Schnorchelausflüge zu all den Schönheiten, sowohl tierischer als pflanzlicher Natur, die das karibische Gewässer zu bieten hat. 

Das Mooringfeld

Mit einer herausfordernden Wettervorhersage im Gepäck, haben wir, soweit es ging, uns und das Boot auf die Überfahrt vorbereitet, das Beiboot ist mit aller gebotenen Gründlichkeit fest an den Davits verzurrt, die Cockpitpolster sind weitestgehend in der Gästekabine verstaut, alles, was im Salon rumrutschen kann, steht entweder in der Spüle oder in verschlossenen Schränken und nicht zuletzt bekommt das Großsegel schon mal rein präventiv sein zweites Reff.

Squall im Anzug

Und warum der ganze Budenzauber? Obwohl der Wetterbericht sich eigentlich garnicht so arg anhört, wenn man ihn positiv deuten will; durchschnittliche Windgeschwindigkeit 17,2 Knoten, maximale Böen von 25 Knoten, die Wellen moderat, bis 1,7 Meter. Klingt ja eigentlich ganz nett, aber das Teufelchen, oder eher die Hexe, steckt im Detail, der Wind soll erstmal genau aus Ost kommen, unsere Richtung  zum Ziel ist präzise 162 Grad, also ein Kurs zwischen Amwind- und Halbwind, ist ja auch noch ganz nett, doch irgendwie trauen wir dem Braten nicht. Gestern hatte der Wind schon immer wieder mal eine südöstliche Komponente an den karibischen Messbojen. Dazu kommt, dass wir auf die Böen-Windgeschwindigkeit nochmal fünf Knoten Windspeed zur Vorsicht draufschlagen. Dann liest sich der Wetterbericht schon anders; Wind bis 30 Knoten, ein Kurs überwiegend Hoch am Wind und zwei Passagen zwischen den Inseln, in denen die atlantische Dünung durchgedrückt wird, bei abfallender Wassertiefe und Kapeffekten des Windes, d.h. der Wind dreht mit der topographischen Küstenformation, und wird auch von den abfallenden Steilküsten wie in unserem oben genannten Fall beschleunigt.

Die Hexe fliegt

Während der Reise hatten wir also zahlreiche Wetterphänomene, Wind von vorne, Wind von Steuerbord, Wind aus der Hauptrichtung von Backbord, Wind von 3-40 Knoten, flache See im Windschatten der Inseln und brechende Seen zwischen den Inseln. Alles kein Drama, es bleibt halt nur wenig Raum für optimistische Auslegungen der Wetterberichte, so nach dem Motto, ich suche mir die am besten klingende Vorhersage aus und segel danach. Das kann schief gehen.

Die “Skyline” von Martinique

Die Daten:
Samstag, 4. Februar 2023
Ilet deCabrit vor Les Saintes Terre-de-haut 06:20 – St. Pierre auf Martinique 16:00, 79 sm
Baro 1016, heiter bis wolkig, kühl, um 22 Grad, Wind meistens Ost zwischen 5 und 40 Knoten

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